Dienstag, 15. Juli 2008
Mit dem Gewissen vereinbaren
Was für eine seltsame Redewendung. Kann man das mit seinem Gewissen vereinbaren. Und wenn nicht? Und wenn doch? Und wenn ich nicht genau weiß, ob oder ob nicht? Und wenn mein Gewissen sich verändert und eine Entscheidung rückblickend in einem ganz anderen Licht erscheint. Zweifelhaft. Gewissensentscheidungen sind zweifelhaft. Man stelle sich mal die Moralvorstellung 1940 vor. Oder die 1970. Geschweige die moralischen Vorstellungen im Jahre 2000. Ob man alleine lebt. Oder später mit einer ganzen Familie. Wo man lebt ist auch nicht ganz unwichtig.
Mit meinem guten Gewissen vereinbaren, geht ebenso gut wie mit meinem schlechten Gewissen. Kannst Du das mit deinem Gewissen vereinbaren. Das ist doch wieder so eine rhetorische Frage, welche die Antwort selbst impliziert. Allein die Fragestellung nimmt doch vorweg, dass man das offensichtlich nicht so ganz mit einem 100% guten Gefühl über die Bühne bekommen will.
Der Zweifel an einer solchen Entscheidung scheint mir aber wichtig, als nur 100% Entscheidungen zu treffen, bei dem mein Gewissen blöd grinsend nickt. Ich finde das Gewissen kann so einiges ab. Das liegt da mit seinen reinen moralischen Vorstellungen auf der faulen Haut und wenn es ans Eingemachte geht, dann säuselt es etwas wie: Na! Achtung! Ist das auch gut für Dich? Pass auf! Du wolltest doch eigentlich...!
Gewissen. Gewissen - was ist das eigentlich genau. Es ist schon mal kein Organ. Obwohl man das glauben könnte, denn nicht wenige Menschen haben gar keins. Als ob das dazugehörige Organ fehlen würde. Es ist so ein Gefühl. Die Summe meiner Befürchtungen und Hoffungen zusammen genommen in einem Gefühlseintopf.
Aber man darf sein Gewissen nicht unterschätzen, sonst nimmt die Summe der schlaflosen Nächte überhand. Denn es kann einen offensichtlich ganz schön quälen. Da gibt es kein Mittel dagegen, außer sein Gewissen spürbar zu beruhigen. Schon komisch mit diesem Gewissen. Eigentlich werden Entscheidungen ohnehin emotional getroffen. Eigentlich lassen wir uns ohnehin fast ausschließlich von unseren Gefühlen leiten. Und dann kommt da noch der große Einfluss der Hormone dazu, somit sind wir eigentlich alle vor rationalem Hintergrund zeitlebens unzurechnungsfähig. Trotzdem werden wir von allen zur Verantwortung gezogen. Vor allem von unserem Gewissen.
Ich kann nichts wirklich vereinbaren, sondern nur für den Moment entscheiden. Nichts, was ich sage, denke, glaube und weiß, hat eine längere Haltbarkeit als H-Milch. Wie es der Zufall so will und das Glück und das Schicksals, haben einige Dinge in meinem Leben eine beeindruckend lange Haltbarkeit bewiesen. Aber das liegt mehr an meiner Sturheit. Und meiner Ungeduld. Und an meiner Gewissenlosigkeit. Das Leben und der Beruf und das Leben im Beruf scheint mir ein Weg entlang maximaler Plausibilität zu sein. Alles was ich mir ausdenke, ist aus der Summe aller meiner Befürchtungen und Hoffungen entstanden. Aus diesem Eintopf, den alle Gewissen nennen. Und man kann doch unmöglich ein Leben lang dasselbe essen. Das muss einem doch über kurz oder lang zum Halse raus hängen. Man stelle sich nur mal vor 86 Jahre lang Bohneneintopf.
Ich glaube, da liegt der Hase im Pfeffer, wenn ich diese Gewissenfrage stelle, gestellt bekomme oder andere diese gestellt bekommen. Ich kann doch nicht mein Leben lang dieselben Entscheidungen treffen. Allein schon, wenn man bedenkt, wie rot man mit 17 war und wie sehr sich die Farbe im Laufe eines Lebens verändert. Was ich für Musik mit 25 gehört habe und was ich heute höre. Alles verändert sich. Aber mein Gewissen soll dasselbe tun, ein Leben lang versuchen, eine moralisch richtige Entscheidung zu treffen. Das ist absurd. Dann würde man ja nie wichtige Grenzen überschreiten, um daraus wichtige und ebenso unwichtige Erkenntnisse ableiten zu können. Das Leben entlang dem guten Gewissen könnte ein Leben in der totalen Langeweile sein. Ein Leben ohne Mut, ohne Risiko. Und das schlimmste, ein Leben ohne Fehler. Vor allem die wichtigen großen. Das alles würde mir wirklich sehr fehlen.
Also, ich kann vieles mit meinem Gewissen absichtlich nicht vereinbaren. Aber ich komme immer wieder auf den mir so wichtigen Weg zurück. Können Sie das mit Ihrem guten Geschmack vereinbaren? Ist ebenso irritierend. Man muss sich doch mal ebenso schlechtes wie überragendes zugefügt haben, um überhaupt einen eigenen Geschmack entwickeln zu können. Alles entwickelt sich doch erst im Laufe eines Lebens - die Überzeugungen, die Meinungen, die Einstellungen. Einfach alles ist einer Entwicklung unterworfen. Wie soll ich also von Anfang an wissen, ob mein Gewissen denn Recht hat oder Unrecht.
Gewissenhaft wird man doch erst mit einem bestimmten Alter. Leider. Das ist der Moment, in dem das letzte Momentum Kind sich aus einem Körper verabschiedet. Traurig. Sehr traurig. Ich hoffe, ich bleibe bis zum Schluss ein gutes Stück weit gewissenlos.
Mittwoch, 4. Juni 2008
Nächste Runde
Das Leben hat was von einem Boxkampf. Die gute Nachricht, wenn es gut läuft mit ca. 90 Runden, die schlechte, man bekommt bis zum Schluss was auf die Mütze. Dieses ständige Austeilen und Einstecken in allen Varianten. Die überraschenden Treffer und die geglückten Ausweichmanöver, Gegenangriffe, Konter. Alles das kommt mir manchmal vor wie bei einem Boxkampf.
Eigentlich ist die Grundlage des Boxens nicht das Niederschlagen, sondern das nicht getroffen werden. Die Verteidigung ist die solideste Grundlage auch auf dem Lebensweg. Und das Einstecken können. Und das immer wieder Aufstehen wollen.
Der Gegner ist nicht immer derselbe, sondern es sind eine Vielzahl bis sehr viele. Aber sie versuchen immer dieselben Stellen zu treffen. Da, wo die vermeintlichen Schwächen sitzen oder da, wo man eine Stelle aus fehlender Aufmerksamkeit anbietet.
Wichtig ist auch, wer in meiner Ringecke steht und welche Absichten sie verfolgen. Ob sie an einen glauben oder besser noch von einem überzeugt sind. Es ist okay, immer im Ring zu stehen. Aber man muss vor allem wissen, wofür man da steht, einsteckt und austeilt, ausweicht und angreift.
Es gibt im wirklichen Leben leider nicht die Regelung mit den Gewichtsklassen. So kann es einem passieren, dass einem ein Übergewicht gegenüber steht. Die Ringpausen sind auch wichtig. Vieles von dem, was sich im Ring und drumherum abspielt, kommt mir oftmals vor wie im wirklichen Leben.
Die schmerzlichen Erfahrungen und die freudigen bis euphorischen. Das Lernen aus Niederlagen, aber die wichtigen Kämpfe auf keinen Fall zu verlieren. Der Wunsch, die Handschuhe an den Nagel zu hängen, aber es nicht tun zu können, weil damit ein Lebensabschnitt beendet ist. Falsche Freunde. Falscher Ehrgeiz. Falsche Taktik. Das ganze Falsche auf der einen Seite. Aber dann die richtigen Freunde, der richtige Ehrgeiz, die richtige Taktik auf der anderen Seite. Und beide voneinander unterscheiden lernen.
Das Falsche für einen selbst erkennen lernen. Wie das Richtige für einen selbst zu entdecken. Seinen Stil zu finden in seiner Gewichtsklasse. Über die Runden kommen. Ein Boxkampf ist das ganze Leben im Zeitraffer. Im übertragenen Sinne natürlich nur. Vielleicht mag ich das Boxen deshalb, weil hinter dem vordergründigen „Schlagen“ das Tiefgründige über die Runden kommen steht – in Würde. Beim Boxen kann man die Haltung eines Menschen sehen. Jeder. Man kann sich nicht verstecken.
Trotz aller Schieberei, welche die eigentliche Idee vom Boxen als Metapher ad absurdum führt. Aber auch das passt zu unserer Welt. Da gibt es welche, die werden in den Ring gestellt und dürfen gewinnen. Und andere müssen verlieren. Somit schließt sich der Kreis aus Gier und Neid auch beim Boxen.
Ich selbst habe nie geboxt. Weil ich nur das Boxen erlernen wollte, aber auf keinen Fall in den Ring steigen. Die Kunst der Verteidigung hat mich viel mehr angesprochen, als andere niederzustrecken. Wenn es irgendwie ging, bin ich jeder gewaltsamen Auseinandersetzung aus dem Weg gegangen. Auch das ist ein Spiegelbild meines Lebens. Ich steige nicht in einen Ring, um andere zu besiegen. Der Kampf interessiert mich nicht. Darum bin ich diesen Ringseilen bei der Arbeit und auch im Privaten immer so gut es ging ausgewichen.
Es gibt genug, die sich mit aller Gewalt und allen anderen Mitteln, ob erlaubt oder nicht, durchboxen. In solchen Ringen und Ringschlachten wäre ich sicher der falsche Mann am Platz. Ich bin eher der Typ, der ein Leben lang um den Sandsack tänzelt, die Beinarbeit verbessert, die Kondition und Beweglichkeit trainiert. Nicht um zu boxen, sondern nur um zu wissen, dass ich boxen könnte, wenn ich wollte, aber ich will nicht.
Mein Wunsch nach Harmonie und Gemeinschaft geht dann doch ein Stück zu weit, als dass ich bereit wäre, mein täglich Brot damit zu verdienen, Tiefschläge einzustecken und nicht zu wissen, ob ich überhaupt gewinnen darf. Die Interessen der anderen könnten immer wieder gegen meine verlaufen. Somit habe ich meine Boxhandschuhe für die großen und unwichtigen Kämpfe schon früh an den Nagel gehängt. Und ich erlebe mit, wie andere darunter leiden, daran kaputt gehen. Jeden Tag in diesen Ring der großen Ungerechtigkeit zu steigen. Jeden Tag die Marionette eines Promotors zu sein.
Es sind schon besondere Menschen, die das aushalten und sich in einer solchen Welt behaupten können, wollen, sollen und dürfen. Besonders ....
Foto: Nicole Kengyel
Dienstag, 29. April 2008
Bitte melden: Das note blog sucht einen Native-Speaker für die Übersetzung des Blogs ins Englische
Warum? Aus gutem Grund. Oft bekomme ich Anfragen, Hinweise und Vorschläge, das Blog doch nicht nur in Deutsch zu machen sondern auch in Englisch. Damit auch ein gewisser nicht geringer Rest der Welt meinen Überlegungen und Gedanken folgen kann, soll und darf.
Nach reiflicher Überlegung bin ich dazu gekommen, es zu tun. Deshalb suche ich einen Native-Speaker für englisch. Fangen wir mal einfach an. Andere Sprachen könnten, sollten und werden folgen. Somit wird das note Blog sukzessive, von hinten nach vorne erst mal auf Englisch aufgerollt. Und die neuen Beiträge erschienen schon in naher Zukunft gleich zweisprachig.
Wer fühlt sich angesprochen und aufgefordert, sich dafür zu engagieren? Bitte einfach per Mail bei mir melden info [at] note.info . Danke. Ich freue mich.
Denn wer die Welt verändern will, sollte nicht länger warten. Der kann damit zum Beispiel hier sofort anfangen. Wir sagen, was wir denken. In der stillen Hoffnung, dass einige das auch so sehen. Und andere sich davon überzeugen und mitreißen lassen.
Donnerstag, 31. Januar 2008
Vorsätze
Zugegeben. Dieser erste Monat war auch kein wirklich reines Zuckerschlecken. Aber wer schleckt schon gern Zucker? Keine Zigarette mehr angefasst, dafür aber auch keinen Freund mehr getroffen. Ein gemütlicher Treff ist ohne Rauch ja völlig sinnlos. Und dazu noch dieses lächerliche Rauchverbot. Da will man ja gleich gar nicht mehr weg gehen. Äh, Moment. Ich bin ja jetzt Nichtraucher. Also, das ist doch gut, dass nicht alles so verqualmt ist. Da könnte man ja glatt mal weggehen.
Aber halt! Natürlich kann man erst weggehen, nachdem man noch brav nach der Arbeit zwei Stunden Work-Out geworkt hat. Irgendwie müssen sich die 120 Euro Monatsbeitrag ja bezahlt machen. Und die 150 Euro Aufnahme-Gebühr und die 65 Euro Verwaltungskostenpauschale und die 58 Euro Neujahrszuschlag. Da man diesmal ja drei Monate durchhalten möchte, kommt man also auf einen Monatspreis von 571 Euro. Da muss man jetzt aber richtig ranklotzen. Mit Power-Wellness anschließend, also drei schwedische Saunagänge mit Gletscherwasserspülung, indischer Tantra-Massage und afrikanischer Sonnenbank, kommt man aus diesem Muskelofen nicht vor 23 Uhr raus.
Ganz klare Bett-Zeit. Denn was nützt die schönste Entschlackungskur, wenn man sie nicht mit ausreichend Schönheitsschlaf abrundet?
Aber dann können wir uns morgen treffen. Wenn jetzt nur nicht diese blöde Artischocken-Diät wäre. Und außerdem ist Alkohol die nächsten drei Monate sowieso tabu. Wir wollen doch mal beweisen, dass wir weder mit noch ohne Alkohol ein Problem haben. Und sich mit Freunden in einem Nichtraucher - Restaurant treffen, in dem man dann keinen Wein oder wenigstens ein Bierchen zischen kann? Also ich weiß nicht. Dann doch lieber noch eine Runde Tae-Bo-Yoga im Schweiß-Palast.
Weil Essen gehen geht ja nun mal gar nicht. Oder hast du schon gehört, dass man vom Schweinshaxen-Essen schlank wird? Das ist nämlich das Dumme an dieser Artischocken-Diät. Man darf alles essen, außer Artischocken. Allerdings nur in homöopathischen Dosen. Dazu ausreichend Bewegung. Was ich ja glatt machen würde in diesem Jogginghosenverein. Wenn nur nicht dieser brutale Muskelkater wäre, der selbst das Rauchen wehtun ließe, wenn man nicht schon lange Nichtraucher wäre.
Grundsätzlich glaube ich, der Fasching ist ein ganz schlechter Zeitpunkt, um mit den Alkohol-Flatrates aufzuhören.
Freitag, 18. Januar 2008
Lebenszeit
Es ist abends, kurz vor acht, es regnet in Strömen, dunkel, trüb, kühl. Das Heizgebläse dröhnt seit einer Stunde, weil ‚ohne’ alles beschlägt. Jetzt stehe ich schon gute zehn Minuten. Auf zwei Spuren von Süd nach Nord und zwei Fahrspuren von Nord nach Süd. Tatzelwurmfahrt. Tatzelwurmrast. Machen Drachen Pause?
Mir schießen die verrücktesten Gedanken durch den Kopf. Wie hieß noch der Film mit Mikael Douglas? Als er sein Auto im Stau einfach stehen lässt und Amok laufend durch Downtown LA zieht. Na ja, dort hatten sie auch schönes Wetter.
Warum arbeiten die, die jetzt nach Süden fahren nicht im Norden und vice versa? Ist es das, was wir uns verdient haben? Abends im Tatzelwurm-Stau zu stehen, im Regen, mit dröhnendem Gebläse? Warum sitze ich jetzt nicht auf der Terrasse in Paradies Island und schaue dem Sonnenuntergang beim Kitschbildmalen zu?
Was war denn der Grund, dich selbstständig zu machen? Weil du klar gesagt hast, bevor du jemals wieder für eine dieser Pappnasen arbeitest, arbeitest du lieber als Tagelöhner biblischen Sinnes oder gleich gar nichts mehr. Da ist dir deine Lebenszeit zu schade. Du hast ja nur diese eine. Zumindest aktuell gesehen.
Doch, halt! Sei ehrlich. Nach dem fünfzigsten Sonnenuntergangskitschbild, was hast du da gedacht? „Ich stünde doch gern mal wieder im Stau. Regen, Kälte. Büroluft.“ Stimmt’s?
Ich fürchte, es gibt so Menschen wie mich, die immer das wollen, was sie gerade nicht haben. Deren Motor ist die Unzufriedenheit. Kaum hat man sich gesetzt, schon überlegt man, wo man als nächstes hingehen könnte. Ist man dort, möchte man hier sein. Macht man das, denkt man an das, was man nicht macht.
Natürlich habe ich dieses Phänomen inzwischen in den Griff bekommen. Da wäre mir ja die Lebenszeit zu schade. Jetzt konzentriere ich mich ganz auf das, was ich gerade tue und tue das gern. Sonst lasse ich es einfach sein. Nur Pause machen, darf ich jetzt nicht mehr, oder im Stau stehen, oder darüber nachdenken, was ich gerade mache.
Sonst ziehen auf einmal bunte Bilder von einem Sonnenuntergang vorbei. Oder von einem Amok laufendem Michael Douglas. Oder von einem Tatzelwurm im Regen.
Mittwoch, 28. November 2007
No Name
Im Laufe der Jahre haben sich mehrere hundert Visitenkarten angesammelt. Diese verteilen sich vereinzelt und in Haufen auf viele Orte, Schubladen und andere mehr oder minder gepflegte Ordnungssysteme.
Manchmal mache ich mir den Spaß und fliege so über und durch alte Visitenkarten und versuche mich zu erinnern, wer sich hinter welcher Karte verbirgt. Wie derjenige damals aussah, was er heute ist und so weiter. Bei ca. 80% fällt mir nichts mehr ein, kein Gesicht, nichts. Auch die Firmennamen sagen mir nichts mehr. Dann grüble ich eine Zeit lang nach, wer das wohl gewesen sein könnte.
Heute in der Zeit des Internets könnte ich mich auch auf ganz andere Weise auf die Suche machen. Aber ich denke mir, wenn mir schon so nichts dazu einfällt, dann wird das seinen Grund haben. Somit mache ich mich mehr an den Karten zu schaffen, mit denen ich vor allem eine positive Assoziation verbinde. Der gehe ich dann in Gedanken und hin und wieder auch mal im Internet nach. Aber dies sind wenige, nur ca. 5% aller Möglichen. Dann gibt es da noch einige, bei denen mir noch heute der Schauer den Rücken herunter läuft.
Auch hier denke ich dann vereinzelt darüber nach, wie schlecht es dem wohl heute ergehen würde. Bei dem Mist, den der damals schon verzapft hat. Aber dann schrecke ich doch zurück, weil ich nicht plötzlich dem Gegenteil meiner miesen Erwartungshaltung begegnen will.
Und ganz wenige, wirklich ganz wenige, motivieren mich doch mal, den Kontakt wieder herzustellen. Aber die kann man an einer Hand abzählen. Somit sind weit über 80% aller Visitenkarten, die mich je erreicht haben, für die Katz gewesen. Mit reiflicher Überlegung hätte ich einem Großteil schon damals anvertrauen können: „Die können sie mal locker stecken lassen, die brauche ich wirklich nicht.“ Aber das macht man nicht. Das verbietet der Anstand.
Was schade ist, dass sich die analogen Visitenkarten für Leute wie mich nicht weiter entwickelt haben. So dass auf einer Visitenkarte der Ort, der Anlass, das Datum steht, an dem diese überreicht wurde. Am besten noch mit Bild. Das würde die Quote sicherlich leicht anheben, eventuell auch stärker.
Denn man kann sich im Laufe eines Leben unmöglich diese vielen Menschen wirklich merken. Was wirklich schade sein könnte. Somit verlasse ich mich auf den Zufall, die Intuition und darauf, dass andere ein besseres Gedächtnis haben. Und mich hoffentlich in guter Erinnerung.
Aber sicherlich sitzen die ebenso erinnerungslos vor meinen Karten. Es ist schon wichtig, eine Story bei jemandem hinterlassen zu haben. Eine Geschichte, die sich sofort mit einem selbst verbindet. Die eine Brücke baut zu mir. Eine Brücke, die sich nicht auf Daten und Fakten bezieht, sondern eine emotionale Kettenreaktion auslöst, die dann zu meiner Person führt. Auch noch nach Jahren.
Diese Storys müssen am besten aus dem Leben sein, stark mit meiner Person verbunden sein. Das Involvement, welches diese Story darstellt, muss an den relevanten Kundennutzen gekoppelt sein. Man gibt jemandem seine Karte, weil man will oder derjenige was wollte. Ist da keine gute Story, dann ist da schnell nichts mehr.
Somit sollte man jedem, dem man seine Karte in die Hand drückt, vorher eine richtig gute Story reingedrückt haben. Wenn man merkt, dass die gesessen hat, dann kann man auch seine Karte übergeben. Sonst kann man sie stecken lassen und sich sparen. Glaube ich. Denke ich. Nein, weiß ich.
Donnerstag, 22. November 2007
Musik nach Normen
Wenn ich Musik höre, dann reagiert mein Gehirn sofort. Ist diese im Einklang mit meinen Normen? Ist sie das nicht, dann mag ich die Musik nicht. Sie kann aber auch zu leise oder zu laut sein. Oder es ist die richtige Musik am falschen Ort. Oder am völlig falschen Ort die richtige Musik. Es kann aber auch eigentlich die richtige Musik sein, aber irgendwas ist anders an ihr.
Meine Normen reflektieren mein empfinden, wenn ich Musik höre. Diese Normen sind gelernt. Niemand wird geboren mit einem Musikgeschmack oder Verständnis. Wie auch. Sondern die Sozialisierung, die Umwelt prägt unseren Musikgeschmack. Und das ist ein ständiges erfüllen oder nichterfüllen von Normen. Es ist wie ein Zug. Die Weichen der Umwelt führen uns in einen Bahnhof und das stellt dann unseren Musikgeschmack dar.
Ich höre jetzt schon den Aufschrei. Was ist mit Mozart und den ganzen hochbegabten dreijährigen, die Geige spielen. Hochbegabte langweilen sich in der Gegenwart von normalen Menschen. Sie nutzen zum Beispiel die Geige, um ihren Drang zu kanalisieren. Dabei geht es in erster Linie nicht um die Musik, sondern um das Ventil. Hochbegabte sind schnell gelangweilt. Sie müssen sich somit selbst beschäftigen, sich selbst Aufgaben und Ziele setzen, die allesamt jenseits der Vorstellungen von normalen Menschen verlaufen.
Ich rede von ganz normalen Menschen, die Musik gehört haben. Und die heute eine bestimmte Musik bevorzugen, weil diese sich ideal mit ihren Normen deckt. Die Musik vertont den eigenen Film vom eigenen Leben. Wenn ich zurück denke, dann gibt es Musikstücke, die wie eine Zeitreise Gefühle und Bilder in mir hervorrufen.
Es gibt Musik, die meine Stimmung untermalt. Manchmal bin ich in Situationen, da fällt mir ein, welche Musik am besten zu dieser passen würde. Musikgeschmack entwickelt sich entlang der Normen. Ich liebe Jazz. Soul. R&B. Funk. Aber eigentlich Jazz. Ich höre lieber keine Musik, als Musik, die ich nicht mag. Ich liebe die Ruhe. Die Stille. Außer sie wird mit Jazz ausgemalt.
Deshalb mag ich diese Berieselung nicht. Wenn irgendwo Musik läuft, die ich nicht mag und gegen die ich mich nicht wehren kann, die ich nicht abstellen kann. Man könnte mich mit schlechter Musik foltern, ich würde alles gestehen für Stille. Musik ist ein Interesse meines Lebens. Nur eins. Aber meine Normen sind da relativ festgefahren. Es ist Jazz. Ganz einfach Jazz.
Das macht mir das Leben und die Auswahl einfach. Denn im Jazz ist zu über 80% alles schon komponiert und gespielt worden. Somit greift man beim Jazz immer auf etwas zu, was einem wohlbekannt ist. Das ist gut zu wissen. Ich muss und ich will nicht ständig Neues oder Anderes hören. Weil ich weiß, was ich eigentlich hören will. Das ist das schöne an Normen. Vor allem, wenn man das Glück hat, dass diese kultiviert sind.
Menschen, die Jazz hören, sind sich da meist sehr ähnlich im Gemüt. Gibt es einen Massenmörder, der behauptet hat, immer Chet Baker gehört zu haben? Gibt es einen Diktator, der gerne Ella Fitzgerald gelauscht hat? Das schöne am Jazz ist, dass Menschen, die wirklich gerne Jazz hören, meist gute Menschen sind.
Denn das würde sich keiner antun, Jazz zu hören, damit andere denken, er sei gut. Das wäre sicher zu anstrengend. Somit sagen die Musikhörgewohnheiten viel über die Menschen aus. Denke ich. Sagen viel aus über die Normen, nach denen diese leben. Jazz muss man hören wollen und können. Ich weiß das nur zu genau. Darum würde ich Gäste nie mit Jazz quälen. Jazzhörer sind deshalb von Natur aus rücksichtsvoll. Sie befürchten ständig, andere mit ihrer Musik zu belästigen.
Somit soll und kann jeder hören, was er will. Soll er auch. Muss er auch. Wir hören das, was mit unseren Normen übereinstimmt und das sind viele und vor allem sind diese längst erwachsen. Ach ja, ich höre auch andere Musik, wie Klassik, oder Rock ’n’ Roll oder Rock. Es muss nur gut sein. Ich kann gute Musik aus allen Stilrichtungen gut hören. Was ich nur nicht hören kann und mag, ist schlecht gemachte Musik.
Leider höre ich das. Manchmal wünsche ich mir, dass ich darüber hinweg hören könnte. Aber ich kann nicht. Schlechte Musik quält mich. Auch im Jazz.
Donnerstag, 15. November 2007
Tempolimit
Das ist jetzt aber sehr hilfreich, wenn mich ein Mercedes-Sprinter mit 186 km/h von der Mittelspur rammt. Eigentlich waren es ja nur 134 km/h. Soll mich da nicht so anstellen! Blöd, wenn der Wahlinder Rangar Yageshwar zeigt, dass ab 100 km alle Sicherheitssysteme wie Airbag, Gurt oder Knautschzone zu dem mutieren, was sie bei hohen Geschwindigkeiten sind: Salz-in-die-Augen-Streuer der Politik und Industrie.
Neben Nepal ist Deutschland das letzte Paradies dieser Erde, wo man(n) noch ungehemmt seine Pferdestärken auf den Asphalt bringen darf. Wobei es im Himalaja eher eine theoretische Frage sein dürfte, ob die nächste Serpentine noch 130 verträgt.
Die 80-jährige Gehirnwäsche unserer Regierungspartei, der Autolobby, zeigt Wirkung. Unser aller Existenz steht auf dem Spiel, wenn wir unsere 2-Tonnen-Geländewagen und 280- Km-Spitze- Boliden nicht mehr auf unseren Teststrecken von A1 bis A9 ausfahren dürften. Kein amerikanischer Filmstar würde jemals mehr einen Porsche kaufen, der nicht zuvor bewiesen hätte, dass man auch heute noch die Avus mit 220 Stundenkilometer bewältigen kann.
Wem sollten wir Deutsche zujubeln, wenn nicht ein finnischer Fahrer in einem englischen Auto, aber mit deutschem Geld Weltmeister einer Veranstaltung wird, die so sinnlos ist, wie die samstägliche Autopolitur. Da rasen erwachsene Männer 300 Kilometer mit größtmöglichem Spritverbrauch in speziellen Hochgeschwindigkeitsmaschinen, nur um nach einundeinhalb Stunden dort anzukommen, wo sie zuvor losgefahren sind.
In den aktuellen Werbespots der Autoindustrie mutieren ihre inzwischen alle gleich aussehenden Karossen zu märchenhaften Einhörnern, die auf leeren Küstenstrassen dahincruisen. Unser aller Traum von Freiheit und Abenteuer, Weite und Heldentum.
Wie kann man diese pittoreske Idylle nur stören wollen? Mann ist, was er fährt.
Wozu denn noch den 120.000 Euro- Schlitten leasen, wenn mich ein sturer Pfälzer auf der verzweifelten Jagd nach Wählerstimmen einbremsen will? Wo sollen denn die Japaner ihre Jamabuzzi oder so ähnlich, das Motorrad, das über 300 km/h schafft, ausfahren können? Dann sollen doch die Chinesen und Koreaner unsere Fabriken übernehmen. Dann lohnt sich doch das Leben eh nicht mehr?
Es ist übrigens nur ein Gerücht, dass BMW in München jetzt zurückschlägt. Die europäische Transportaufsicht wird dafür bezahlt, die S-Bahn so effektiv zu stören, dass wieder mehr Kunden genervt aufs Auto wechseln. Trotzdem merkt man schon die Wirkung: Letzte Woche habe ich mit dem Auto für die 75 Kilometer von Rosenheim zurück nach München zwei Stunden gebraucht. Mensch, Söder! Nicht einmal rechnen kannst du. Das waren nie im Leben 134 km/h!
Sonntag, 4. November 2007
Selbstzweifel - Selbstverzweiflung
Das wirklich seltsame an Selbstzweifeln ist, dass es wirklich egal ist, aus welchem Holz man auch geschnitzt ist, ob man Selbstbewusstsein literweise getankt hat oder nicht. Es reduziert sich zwar auf wenige Auslöser, aber es gibt diese. Somit kann wirkliches Selbstbewusstsein sich eventuell da am besten entfalten, wo man auf diese Art und Form von Auslösern nicht mehr trifft.
Denn Selbstzweifel sind im Großen und Ganzen negative unbegründete Schuldgefühle. Schuldgefühle, die plötzlich in einem aufsteigen, wie bunte Luftballons, die mit Gas gefüllt sind und die man auf einmal loslässt. Natürlich gibt es auch begründete Selbstzweifel, aber die haben ihren Auslöser in einem selbst. Somit bedarf es keinem externen Auslöser.
Aber es gibt diese. Und diese Selbstzweifel können einen emotional natürlich in eine tiefe Krise stürzen. Nur dadurch, dass sie da sind. Und man kann diese nicht auflösen. Kein Handeln beseitigt diese Art von negativen und destruktiven Selbstzweifeln. Somit denke ich, dass man diesen einfach aus dem Weg gehen muss, so gut es geht. Dann tauchen diese seltener auf und das Selbstbewusstsein kann sich wunderbar entfalten.
Ein Langzeitstudie hat zum Beispiel ergeben und somit bewiesen, dass Kinder aus sozial schwächeren Elternhäusern sich nur zu einem ganz geringen Teil als Abschluss das Abitur wünschen. Im Gegensatz zu Kindern aus gutbetuchten Elternhäusern, die zum überwiegenden Teil wie selbstverständlich das Abitur anvisieren.
Somit kommen da einige Parameter zusammen. Die einen Eltern trauen ihren Kindern nicht mehr zu, als sie selbst im Stande waren zu erreichen. Da sie schmerzlich selbst miterlebt haben, wie der Schulweg der Einen sich von denen der Anderen trennt und was das für die Persönlichkeit bedeutet. Hier die Verlierer raus aus der Schule und hier die Gewinner bitte weiter zum Abitur.
Somit haben diese Eltern fehlendes Selbstbewusstsein und Selbstzweifel. Dieser Cocktail führt dazu, dass sie ihre Kinder dadurch beschützen wollen, sich nicht zu hohe Ziele zu setzen, um diese vor dem Scheitern zu schützen.
Die wohlhabenden Eltern pumpen ihre Kinder von Anfang an auf mit Selbstbewusstsein und lassen dabei keine Selbstzweifel aufkommen, dass das Abitur eines der Durchgangstore sein wird, die man auf dem Weg zum Erfolg einfach passieren muss.
Geht man mal davon aus, dass beide Kinder die gleichen Voraussetzungen mitbringen, so zeigt das Ergebnis aber deutlich, das der Ausgang maßgeblich durch die Eltern geprägt wurde. Deshalb mag ich die Fremdauslöser von Selbstzweifeln nicht und setze lieber auf Selbstbewusstsein. Und lasse nur die Selbstzweifel zu, die aus mir selbst erwachsen, aus meiner Selbsteinschätzung.
Ich weiß, wovon ich rede, denn ich erwehre mich ständig diesen Attacken und weiche ihnen so gut aus, wie es geht. Auch wenn es manchmal menschlich sicher schmerzlich ist, aber man lebt wesentlich besser. Wer auf seinem Lebensweg die Kontinente wechselt, muss damit leben, von denen, die zurück bleiben, nicht verstanden zu werden. Und dass diese in einem immer und immer wieder Selbstzweifel auslösen. Außer man kommt mit Unmengen von Reichtümern zurück. Dann verstehen alle alles natürlich sofort und haben das immer kommen sehen.
Für mein Leben versuche ich mich auf dem Kontinent, auf dem ich mich zur Zeit befinde, so gut einzurichten, wie es mir möglich ist. Ohne dabei meine Herkunft und mein eigentliches Ziel aus den Augen zu verlieren. Mit dieser Einstellung ist man aber ziemlich alleine. Aber lieber damit alleine, als sich ständig diesen Attacken auszusetzen. Fühle ich.
Der Horizont anderer ist eben nicht meiner. Und ich habe und werde mich nie am Horizont anderer orientieren. Nicht weil ich nicht will, sondern weil ich nicht kann. Denke ich.
Dienstag, 30. Oktober 2007
Glauben oder vom Glauben abfallen
Was soll man noch glauben? Was kann man noch glauben? Was darf man noch glauben? Was will man noch glauben? Was muss man noch glauben? Haben wir den Glauben an den Glauben verloren? Oder gewinnen wir gerade den Glauben zurück? Wer glaubt überhaupt noch an etwas?
Glaube ist nicht Wissen. Sondern er fühlt sich so an wie Wissen, ohne es letztendlich genau zu wissen. Aber dem Bedarf es beim Glauben auch nicht. Somit ersetzt der Glaube das Wissen oder das Wissen den Glauben. Obwohl man einem Herren namens Sokrates, seines Zeichen Philosoph, nachsagt, er hätte gesagt „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“.
Womit die Glaubensfrage ebenso dasteht wie die Wissensfrage. Vor allem. Und vor dem Nichts. Nichts genaues weiß man nicht. Wenn Wissen Macht ist, dann ist Glauben das auch. Mit Blick auf die Geschichte kann ich die Machtfrage aber eher dem Glauben zugestehen. Wissen belastet eigentlich mehr. Menschen, die viel wissen, sind in der Regel seltsame Zeitgenossen.
Ähnlich wie Menschen, die viel glauben. Auch die treten meist seltsam in Erscheinung. Ich sitze zwischen den Stühlen. Ich glaube viel, wenn ich wenig weiß. Und ich glaube wenig, wenn ich viel weiß. Aber ein Teil in mir glaubt. Oft. Viel. Ständig. Stark. Ein anderer Teil in mir sammelt Wissen. Aber es bleibt nicht. Es hat oft keinen Bestand, verliert schnell an Wert. Man weiß eben nie, wann man sein Wissen braucht. Wissen ist wie sammeln. Man sammelt und sammelt Wissen und Informationen, getrieben von der Angst, darauf sicher mal zurückgreifen zu müssen. Und dann ist man froh, dass man es greifbar hat.
Obwohl Wissen im Stress oft nicht greifbar ist. Es liegt dann auf der Zunge, aber kommt nicht raus. Der Gedanke ist zum greifen nahe. Aber man greift und greift ins Leere. Man weiß, dass man es weiß, aber man kann das Wissen nicht abrufen.
Aber auch Zweifel am Glauben sind gestattet. Wenn man sieht, was so passierte, passiert und passieren wird, dann kann man nachvollziehen, dass der eine oder andere vom Glauben abgefallen ist. Somit scheinen Glauben und Wissen sich näher zu sein, als man im Allgemeinen glauben mag und wissen kann.
Montag, 29. Oktober 2007
Seele gesucht. Seele gefunden.
Was ist eine Seele? Wo ist die Seele? Wer hat eine Seele? Was sagt einem die Seele? Die Seele beschäftigt mich von Anfang an. Nichts, neben der Hölle, ist mystischer als die Seele. Als Kind dachte ich über die Beschaffenheit nach. Wie ein Organ sollte sie in meinem Körper ihr Wesen und Unwesen treiben. Der Ort muss in der Nähe des Herzens sein, aber manchmal auch ein gutes Stück tiefer, auf Höhe des Solarplexus und in der Magengegend. Oft versuchte ich, meiner Seele auf die Schliche zu kommen. Es gelang mir nicht. Irgendwie scheint sie überall zu sein. In jeder Zelle. Die Seele ist so etwas wie die ursprüngliche reine Definition meines Ichs. Der eigentliche Plan von meiner Person. Der dann durch die Umwelt hier und da geändert wird. Ob gut, ob schlecht.
Somit ist die Seele die ursprüngliche Idee meines Lebens. Menschen, denen man nachsagt, sie hätten keine Seele, leben offensichtlich nur wenig bis gar nicht nach dem ursprünglichen Plan des Lebens. Sie leben offensichtlich einen anderen Plan, der in unserer aller Leben überhaupt nicht auftaucht. Eine gute Seele lebt den ursprünglichen Plan in großer Übereinstimmung.
Somit kann es die Seele geben. Es kann aber auch sein, dass es diese eigentlich nicht gibt, sondern dass mit der Seele eher das Gewissen eines Menschen gemeint ist. Ist aber auch egal. Die Botschaft, diese mystische Botschaft, die mit der Seele verbunden ist, zieht mich bis heute in ihren Bann.
Es ist wie die eigene Suche nach dem heiligen Gral. Mit den Attributen, die im Allgemeinen mit der Seele verbunden sind, mit diesen können die einen viel, andere nur sehr wenig anfangen. Mir scheint es so, als ob mit der Definition einer Seele ein Bündnis verbunden ist - sein Leben auf eine besondere Weise zu leben.
Eigentlich ein gutes Bündnis, wenn dieses nicht schon so lange und so oft missbraucht worden wäre. Eine gute Seele von Mensch - das ist oft der Anfang von einem üblen Ende. Die Seele könnte auch die Energie sein, unsere Lebensenergie, wie so eine Art von KW Messung in uns selbst. Die PS mit denen wir durchs Leben schreiten. Die Wattzahl mit der wir leuchten. Es gibt eine Art von Energie, die von bestimmten Menschen ausgeht. Aber das sind nicht immer auch gute Seelen. Ganz im Gegenteil.
Meine Seele ist aber offenbar und letztendlich die meine. Diese ist nicht übertragbar. Aber sie soll, so behaupten nicht wenige, auch nicht verlorengehen. Nun dann. Seele, wo steckst du? Wie bist du drauf? Was führst du im Schilde? Du großes Geheimnis meines Lebens.
Freitag, 5. Oktober 2007
Bewusst werden
In der Neukundenakquise ist es wie im wirklichen Leben. Ein Single versucht alles, um kein Single zu sein. Dafür gebraucht er verschiedene Strategien. Am Anfang ist er noch gelassen. Der richtige Partner wird schon kommen und auftauchen. Denkt er.
Aber es passiert nichts. Also entschließt sich der Single, an Orte zu gehen, an denen vermeintlich viele Singles sind. Denn da scheinen die Chancen größer auf den richtigen Partner zu treffen. Aber hier ist die Konkurrenz besonders groß. Und die Mittel, die eingesetzt werden, sind auch nicht von schlechten Eltern.
Es kommen zwar ein paar kurze, flüchtige Begegnungen zustande, aber nicht das, was man sich tief im Inneren erhofft hat. Nun wird der Single langsam nervös. Er beginnt mit der Kaltakquise. Aber auch hier bemerkt er schnell, dass die Erfolgsaussichten nicht rosig, sondern eher schwarz sind.
Nun bekommt der Single langsam Panik. Ständig ist er eingeladen auf Hochzeiten - alleine. Und die Eltern werden auch schon ganz unruhig. Nun fallen ihm plötzlich Umstände auf. Verhaltensweisen. Erwartungen. Und Ansprüche. Er beginnt, Verzweiflungstaten zu begehen und stürzt sich in Beziehungen, die zum Scheitern verurteilt sind, bevor sie richtig losgehen. Oder noch schlimmer. Er klammert sich an Beziehungen, die keine sind.
Davon abgeschreckt, zieht er sich zurück. Besinnt sich auf sich selbst. Investiert in sich. Plötzlich ist er nicht mehr einsam. Sondern ständig beschäftigt. Mit sich selbst. Er erkennt, dass er seinen eigenen Interessen nachgehen kann. Und entdeckt neue. Anstatt sich ständig auf die Suche zu begeben, nach irgend jemandem, ist er jetzt auf seinem eigenen Weg. Er hört auf, zu akquirieren. Bemerkt dabei aber nicht, dass er gerade anfängt, richtig zu akquirieren. Und zwar in der höchsten Form. Er entwickelt etwas neues – Anziehungskraft.
Denn im Umfeld seiner Interessen, seiner Leidenschaften, seiner Qualitäten, seines Charakters, seiner Persönlichkeit tauchen plötzlich Menschen auf, die Gemeinsamkeiten haben. Die ihm Anerkennung zollen. Und die ihn ehrlich bewundern. Die gerne mit ihm kommunizieren und anders herum. Und immer wieder stellt er fest, dass nach allen Treffen und Zusammenkünften immer etwas Wertvolles hängen bleibt. Und wenn es nur ein schöner Gedanke ist. Die Vorfreude auf neue Zusammenkünfte wächst.
Und wenn er sich vollkommen frei fühlt. Und vollkommen ausgefüllt. Wenn er sich in seinem Leben so richtig eingerichtet hat. Voller Energie ist und positiver Ausstrahlung. Dann passiert es. Dann ist er da, der Partner. Der eine Richtige.
Es nützt also nichts, zu versuchen, etwas darzustellen. Oder etwas vorzugeben. Worte allein reichen nicht aus, zu überzeugen. Alle Äußerlichkeiten verbauen lediglich den Blick in die Person. Parfum vernebelt den Geruch. Coole Sonnenbrillen lassen den so wichtigen Blickkontakt nicht zu. Klamotten verhüllen die Persönlichkeit. Statussymbole lenken ab vom Charakter.
So wie im wirklichen Leben. So ist es auch im Geschäft. Wer nach dem richtigen Geschäftspartner sucht, der muss nicht alles unternehmen, um dem möglichen Richtigen zu gefallen. Sondern der muss vor allem sich selbst treu und nahe sein. Denn die Richtigen entdecken die Richtigen, an den richtigen und wesentlichen Merkmalen. Nicht an Äußerlichkeiten, Oberflächlichkeiten und bloßen Worten. Die Richtigen erkennen einen am Handeln.
Wer keine Bindung, Verbindung oder Partnerschaft will, für den sind diese unwichtigen Attribute die wichtigsten Werkzeuge. Wer den geschäftlichen One-Night-Stand verfolgt, für den sind diese ganzen Werkzeuge des Scheins sehr wirkungsvoll.
Wer aber die Absicht hat, eine Geschäftspartnerschaft einzugehen, der sollte aufhören, sich zu verstellen, sich zu verkleiden, sich in falschem Umfeld in Szene zu setzen. Der kann das alles lassen. Und sich dem zuwenden, was er ohnehin am liebsten macht. Er selbst sein und kein anderer. Nur so kann das entstehen, was man sich erhofft. Nur so.
Welche Rolle Empfehlungen dabei spielen? Eine große. Das wissen wir alle. Wie viele Freunde, Partner und Bekannte hat man dadurch gewonnen, weil man empfohlen wurde, oder jemand diese empfohlen hat. Das ist so, wenn man sich weitesgehend unter Menschen befindet, die eine ähnliche Haltung wie man selbst haben.
Also, wenn Sie Neukunden wollen. Nicht nur für eine Nacht, sondern für eine längeren Zeitraum, dann seien Sie vor allem Sie selbst. Mit allen Stärken und Schwächen. Verfolgen Sie ihre Interessen. Drücken Sie ihre Haltung aus. Zeigen Sie sich. Damit die Richtigen Sie entdecken können. Und seien Sie nichts, was Sie nicht sind. Das kostet Sie nur Geld, Aufwand, Zeit und führt nicht zum Ziel. Das andere führt zum Ziel und Sie sparen sich eine Menge Geld, Zeit und Aufwand. Es gehört Mut dazu, konsequent man selbst zu sein. Aber wenn man mal auf den richtigen Weg gekommen ist, fällt es einem leichter und leichter.
Seien Sie wie ein Maler. Malen Sie keine Bilder, von denen Sie glauben, dass sie Anderen gefallen müssten. Sondern fangen Sie an, Bilder zu malen, die vor allem Ihnen selbst gefallen. Ob man damit Geld verdienen kann? Keine Ahnung. Aber die Frage ist, wollen Sie als Jazzliebhaber als Schlagersänger im Möbelhaus enden, weil man mit Schlager mehr Geld verdient? Oder wollen Sie lieber ihren letzten Auftritt in einem Jazzkeller haben und Sie haben ihr Leben damit verbracht, sich mit Ihrer Musik zu umgeben. Eventuell mit weniger Geld. Viel weniger. Aber Sie haben immer Ihre Musik auf den Lippen gehabt. Oder Ihre Bilder gemalt. Ihr Essen gekocht...
Muss man Künstler sein, um sein Leben lieben zu können? Ich glaube nicht. Man muss nur genügend Lebenskünstler sein. Und der vollen Überzeugung, dass es ein absolutes Privileg ist, sein Leben lang das zu tun, was man von Herzen her wirklich tun wollte. Und das es ein verschwendetes Leben sein könnte, wenn man dieses Privileg nicht genutzt hat. Und ein Leben lang wie in einem anderen Körper für falsche Ziele gelebt hat.
Donnerstag, 27. September 2007
Kritikfähig
Mir wird nachgesagt ich sei nicht kritikfähig. Dem gesellt sich noch hinzu, ich wäre unbelehrbar, ungeduldig, ungerecht, unberechenbar. Zudem sei ich zu dominant. Ein Egoist. Würde anderen nicht zuhören und diese nicht ausreden lassen. Würde mich über Meinungen anderer einfach hinwegsetzen. Könnte andere Personen neben mir nicht gelten lassen. Dann würde ich Menschen oft beleidigen, wäre wirklich frech. Und meine Aussprache und Formulierungen wären oft unpassend. Größenwahn wäre da noch. Verlust der Realität. Ein schlechter Kaufmann soll ich auch sein, also nicht mit Geld umgehen können. Und das mit meiner Rechtschreibung wäre wirklich unerträglich. Und ob mir dies und vieles andere nicht unangenehm oder sogar peinlich wäre? Meine Ideen wären nicht durchdacht. Oder nicht neu. Oder man kennt diese bereits irgendwo her. Meine Ideen wären zu wage und strategisch zu wenig unterfüttert. Zudem ist meine Performance, also das was der eigentlichen Idee folgt, nicht das Gelbe vom Ei. Ich kenne eigentlich keine Entscheidung in meinem Leben, die ich getroffen habe, die nicht jemand kritisiert hat, außer er hatte einen geldwerten Vorteil davon. Nichts ist wirklich gut genug. Nichts ist vollkommen durchdacht. Für einige bin ich ein Spinner. Vielleicht sogar für viele. Nicht wenige hassen mich geradezu oder können ihre Abneigung mir gegenüber kaum verbergen. Für die bin ich einfach nur ein Affe und ein Idiot. Ach ja großkotzig und arrogant soll ich auch noch sein. Selbstverliebt und rücksichtslos.
Vor dem Hintergrund, dass die Kritik an anderen Menschen immer zugleich auch die Reflektion, die Spiegelung seiner selbst ist, habe ich gelernt, damit umzugehen. Der Eifersüchtige, der einem Partner das Leben zur Hölle macht, projektiert seine eigene Bereitschaft fremdzugehen auf die andere Person. Obwohl diese keinen Grund oder Anlass dazu gibt, muss diese sich ständig den Vorwürfen des Fremdgehens aussetzen. Die meisten eifersüchtigen Menschen, die ich im Laufe meines Lebens kennengelernt habe, haben aber selbst nichts anbrennen lassen. Somit wollten diese sich selbst nur vor dem Schmerz schützen, den sie glauben, anderen zuzufügen, wenn es herauskommt. Was es in der Regel tut. Mal ehrlich, ein krankhaft eifersüchtiger Mensch, der einem ständig haltlose Vorwürfe macht und selbst nichts anbrennen lässt, warum sollte es ein Verlust sein, wenn man diesen verliert? Oder was ist die Kritik der Eifersucht wert?
Somit bin ich nicht nicht kritikfähig, sondern ich bin dahinter gekommen, dass ein Großteil aller Vorwürfe, die man so an den Kopf geworfen bekommt, einen ganz anderen Hinter- und Beweggrund haben, als es vordergründig den Anschein hat. Der Hintergrund ist oft sehr einfach bis hin zu trivial zu bezeichnen. Es sind in der Regel: Minderwertigkeitskomplexe, Geltungsdrang, Eitelkeit, Neid und Missgunst. Was soll auf einer solchen Kritik gedeihen? Welchen Wert hat eine solche Kritik?
Absolut kritikfähig bin ich immer genau dann, wenn ich weiß, dass jemand an der Sache interessiert ist und auch nur genau daran interessiert bleibt. Mit der Zeit lernt man, das zu unterscheiden. Sollte man das lernen. Die Unterscheidung dieser beiden Formen der Kritik bemerkt man sehr schnell, wenn man will und kann. Und man spürt ebenso schnell den Unterschied. Auf der einen Seite geht es weiter, auf der anderen nicht.
Mittwoch, 19. September 2007
Unter Druck
Unter Druck gerät man nicht, man begibt sich unter Druck. Denn der Druck entsteht von außen und wirkt nach innen. Man könnte theoretisch ausweichen, aber man macht es nicht. Das ist wie mit einem Frosch, den man in einen Topf mit kaltem Wasser setzt und dann die Heizplatte aufdreht. Es wird langsam wärmer, so langsam, dass er sterben wird. Er empfindet die steigende Hitze nicht als lebensbedrohlich.
So ähnlich verhält es sich mit uns. Wäre das Wasser heiß, würden wir sofort ausweichen. Aber der Druck, den wir empfinden, wenn wir welchen empfinden, ist der, den wir selbst zulassen. Und den wir dann ertragen müssen, bis hin zum nicht mehr aushalten können.
Unklarheiten. Inkonsequenz. Schlecht organisiert. Unverhältnismäßigkeiten. Anspruchsdenken. Ständiges bewerten. Hoffen. Nicht hinsehen. Nur glauben. Sich entziehen. Nicht verantwortlich zeigen. Unregelmäßig. Nicht konstant. Nicht machen. Schlechte Kommunikation. Fehlende Anerkennung. Und viele Gründe mehr, führen schleichend dazu, dass der Druck steigt und steigt. Ablenkung.
Ich weiß, wovon ich rede. Denn ich gerate in Zyklen immer wieder in diese Situation, großen selbstempfundenen Druck ertragen, aushalten und abbauen zu müssen. Unter diesem Druck macht man dann auch noch Kardinalfehler. Man verliert. Man beschuldigt diejenigen, die man dafür gerne verantwortlich machen würde. Aber die verstehen nur Bahnhof. Der Druck entlädt sich auf einmal und trifft dabei die Falschen.
Man selbst darf den Druck eigentlich erst gar nicht entstehen lassen. Dafür muss man wissen, was man kann und will. Und was andere können und wollen. Und man muss sich eine Konstellation wählen, die dafür Sorge trägt, dass dieser negative Druck in einem nicht steigen kann. Warnsysteme einführen. Kontrollinstanzen. Damit das System, das man sich schafft, diesen entstehenden Druck schon im Ansatz verhindert. Man selbst schützt im Gegenzug andere dafür mit seinen eigenen Stärken, Fähigkeiten und der dafür notwendigen Bereitschaft. Das wäre der Deal. Der aber nicht, selten oder nicht immer gelingt. Dieses Ungleichgewicht in mir gilt es zu bekämpfen.
Somit sollte man sich die besten Voraussetzungen schaffen, eine für sich selbst optimale Arbeits- und Lebensqualität umsetzen zu können. Aber das ist leichter gesagt als getan. Wenn da nicht dieser unglaubliche Druck wäre, könnte man einfacher einen klaren Gedanken fassen. Unter Druck leidet alles. Und zwar negativ.
Aber was nützt einem das große Wissen, wenn man es nicht umsetzen kann? Nichts. Aber es macht zumindest Hoffnung, dass es sich eines Tages doch so ergibt. Wenn ich doch nur so handeln könnte, wie ich denke.
Mittwoch, 5. September 2007
Lebenslügen
Wer hat die nicht? Oder wer glaubt sie nicht zu haben? Oder ist sich sicher keine zu haben? Die Lebenslügen begleiten mich durchs Leben. Kleiner und Größere. Die Wirklichkeit ist eben oft nicht passend. Dann macht man sie eben passend. Sie sind eben da. Problematisch wird die Lebenslüge eigentlich nur dann, wenn man diese selbst, als solche erst nicht mehr erkennen will und dann irgendwann nicht mehr erkennen kann.
Die eine oder andere hilfreiche Lebenslüge ist somit in eine andere Wahrheit übergegangen. Das ist nicht gut. Aber man hat sie so oft erdacht, wiedergegeben dass sie eigentlichen keinen Unterschied mehr zur eigentlichen Wahrheit macht. Was ist schon Wahrheit?
Ich finde jeder sollte zwar seine Lebenslügen haben, die helfen über vieles hinweg. Nur wie gesagt, man muss vorsichtig mit ihnen sein. Die Lebenslüge neigt dazu sich zu verselbstständigen und die Seite zu wechseln. Und da kann sie wirklich außerordentlich gefährlich werden. Also die Lebenslügen immer auf der richtigen Seite behalten.
Denn auf der falschen Seite kann sie anfangen, viele Wahrheiten zu verdrehen und viele Wirklichkeiten zu verzerren. Wer anfängt seinen eigene Lebenslügen zu glauben, der fängt an den wichtigen Bezug zur Wirklichkeit zu verlieren und dass kann richtig böse enden. Und man weiß nicht mal mehr warum. Wo fängt die Lüge an, wo hört sie auf? Wer kann einem das nachträglich noch genau sagen?
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