Was soll man noch glauben? Was kann man noch glauben? Was darf man noch glauben? Was will man noch glauben? Was muss man noch glauben? Haben wir den Glauben an den Glauben verloren? Oder gewinnen wir gerade den Glauben zurück? Wer glaubt überhaupt noch an etwas?
Glaube ist nicht Wissen. Sondern er fühlt sich so an wie Wissen, ohne es letztendlich genau zu wissen. Aber dem Bedarf es beim Glauben auch nicht. Somit ersetzt der Glaube das Wissen oder das Wissen den Glauben. Obwohl man einem Herren namens Sokrates, seines Zeichen Philosoph, nachsagt, er hätte gesagt „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“.
Womit die Glaubensfrage ebenso dasteht wie die Wissensfrage. Vor allem. Und vor dem Nichts. Nichts genaues weiß man nicht. Wenn Wissen Macht ist, dann ist Glauben das auch. Mit Blick auf die Geschichte kann ich die Machtfrage aber eher dem Glauben zugestehen. Wissen belastet eigentlich mehr. Menschen, die viel wissen, sind in der Regel seltsame Zeitgenossen.
Ähnlich wie Menschen, die viel glauben. Auch die treten meist seltsam in Erscheinung. Ich sitze zwischen den Stühlen. Ich glaube viel, wenn ich wenig weiß. Und ich glaube wenig, wenn ich viel weiß. Aber ein Teil in mir glaubt. Oft. Viel. Ständig. Stark. Ein anderer Teil in mir sammelt Wissen. Aber es bleibt nicht. Es hat oft keinen Bestand, verliert schnell an Wert. Man weiß eben nie, wann man sein Wissen braucht. Wissen ist wie sammeln. Man sammelt und sammelt Wissen und Informationen, getrieben von der Angst, darauf sicher mal zurückgreifen zu müssen. Und dann ist man froh, dass man es greifbar hat.
Obwohl Wissen im Stress oft nicht greifbar ist. Es liegt dann auf der Zunge, aber kommt nicht raus. Der Gedanke ist zum greifen nahe. Aber man greift und greift ins Leere. Man weiß, dass man es weiß, aber man kann das Wissen nicht abrufen.
Aber auch Zweifel am Glauben sind gestattet. Wenn man sieht, was so passierte, passiert und passieren wird, dann kann man nachvollziehen, dass der eine oder andere vom Glauben abgefallen ist. Somit scheinen Glauben und Wissen sich näher zu sein, als man im Allgemeinen glauben mag und wissen kann.