Dienstag, 9. Januar 2007
Die bestellten Gefühle
Es gibt ja so einiges, was Menschen so in sich hineinfressen und manchmal schaffen sie es, das alles auch nie rauszulassen. Auf der einen Seite ist das in Ordnung. Denn jeder hat das Recht, mit seinem Inneren so zu verfahren, wie er will. Auf der anderen Seite verbaut man sich aber auch eine Chance. Denn es könnte ja sein, dass man mit diesem Empfinden nicht alleine da steht. Sondern, dass es vielen ähnlich ergeht.
Also, Weihnachten und Silvester, Geburtstage und Feiern aller Art stellen mich immer wieder vor dieselbe Herausforderung, an der ich jedes Mal scheitere. Ein bestelltes Gefühl im richtigen Moment abzurufen. Ich bekomme das einfach nicht hin. Oder nicht mehr. Sondern ich bin so was wie der Miesepeter für bestellte emotionale Momente. Was ziemlich blöd ist. Weil man damit so eine Rolle einnimmt, die man gar nicht einnehmen will. Was die Situation noch zunehmend verschlimmert. Denn alle achten besonders auf einen.
Wie unter einem Fernglas wird die eigene Gefühlswelt von allen anderen beäugt. Die sind natürlich genervt, weil die jeweilige Inszenierung nicht zur vollen Entfaltung kommt. Und ich bin so eine Art JR Ewing für solche Momente. Das Schlimmste daran ist, dass ich aus dieser Falle nicht rauskomme. Sondern dass es immer blöder wird. Mir graut schon vor Trauerfeiern und ähnlichem. Denn auch da muss man seine Gefühle angemessen in Szene setzen können. Und zwar so überzeugend, dass diese ehrlich rüberkommen und nicht aufgesetzt. Was mich vor einige unüberwindbare Probleme stellt. Nun gut, ich werde das wohl ertragen und erdulden müssen und was am Schlimmsten ist, die Menschen um mich herum auch. Aber was soll man machen, wenn man auf Knopfdruck keine Weihnachtsstimmung abrufen kann?
Nichts, die Spülmaschine ein- und ausräumen, Tische decken und abräumen, Getränke liefern, Flaschen öffnen, Gemüse schneiden, Müll herunter bringen und so weiter. Alle mechanisch zu erledigenden Dinge sind ein Geschenk des Himmels für mich. Wenn alle freudetrunken Geschenke auspacken, räume ich das Papier auf. Oder die Spülmaschine ein. Ich hoffe nur, ich bin mit dem Problem nicht allein. Denn das wäre mir schon sehr peinlich.
Montag, 8. Januar 2007
Der Hofnarr
William Shakespeare hat ihm zum Durchbruch verholfen. Eine Figur manifestiert, die sich entlang der Realitäten hangelt. Begleitet von der drohenden Gefahr, dabei selbst Opfer der Realitäten und somit gehängt zu werden. Der Narr spricht aus, was sich niemand traut. Nicht mal zu erkennen. Diese Kultur ist leider ins Hintertreffen geraten. Denn der Narr weilt offensichtlich nicht mehr unter uns. Also nicht ausgerüstet mit dem Wagemut, mit dem Shakespeare ihn ins Leben gerufen hat. Der Narr, der nicht nach dem Mund redet. Der Nägel trifft und zwar auf den Kopf. Der aufzeigt. Der nicht wegsieht. Der beschreibt. Die großen Narren unserer Zeit, wenn sie nicht gehängt wurden, sind fast gänzlich ausgerottet. Ober haben nicht viel gemein mit dem eigentlichen Narren. Sondern sie machen sich zum Selbigen, nur um sich zu bereichern. Leider nicht an Realitäten und um Missstände aufzudecken, sondern nur im Gefallen. Man ist witzig wie nie zuvor. Die Komödiendichte ist geradezu gedrängt. Aber keiner dieser vielen Narren ist darauf ausgerichtet, den Spiegel vorzuhalten. Wir amüsieren uns köstlich. Was im Umkehrschluss uns alle zu Narren macht. Denn dem Narr bei Shakespeare ging es ähnlich. Er hat sich selbst immer köstlich amüsiert. Was man von seinen Zuhörern nicht uneingeschränkt immer behaupten kann. Somit wünsche ich mir wieder mehr Narren, die mir zeigen, was ich nicht sehen will, kann oder darf.
Foto: Peter von Felbert
Menschen schaffen aus Meiderich rauszukommen, aber du bekommst Meiderich nicht aus den Menschen
Ich gebe ja zu, ich bin ein Zicke. Launisch und nehme vieles wirklich zu genau. Aber wenn jemand in einen erlesenen, exzellenten und sauteuren Jahrgangs-Champagner von Bollinger, den man zur Feier des Tages kredenzt hat, Eiswürfel wirft, und das in einem Rotweinglas, und dann wie wild schwenkt, dann würde ich diese Situation als grenzwertig bezeichnen. Ich entschuldige mich dann persönlich beim Bollinger. Denn das hat er nicht verdient. Die Geschichte könnte hier aufhören, aber eigentlich beginnt sie erst hier. Denn dieser Mensch erklärt mir noch unentwegt, dass dies der letzte Schrei sei. Und dass man das so macht. Hat er in GQ oder einem ähnlichen Magazin gelesen. Ich muss dann immer an mich halten. Sehr sogar. Um den Rahmen nicht zu sprengen. Es würde eine Menge daran hängen und zu Bruch gehen, wenn ich in genau diesem Moment despektierlich reagieren würde. Deshalb muss ich das aushalten. Ertragen. Und ich schaffe das auch. Wirklich. Oder sagen wir mal so, ich arbeite daran.
Aber in einen wohltemperierten 1988 Chassagne Montrachet 1er Cru, Wasser zu gießen, um eine Weißweinschorle daraus zu machen... Das geht zu weit. Oder?!
Der richtige Dreh
Es gibt ihn nicht. Nicht mal annähernd. Schon beim Versuch, nur das Richtige zu machen, sind ganze Gesellschaften und Kulturen gescheitert. Schulternzuckend sind diese in den eigene Ruinen in die ewigen Jagdgründe eingegangen. Obwohl sie alles richtig gemacht haben. Amüsant ist nur zu sehen, wie sehr trotzdem ganze Industrien noch heute darum bemüht sind, redlich glaubwürdig rüberzubringen, alles richtig zu machen. Vor dem Hintergrund der Zeitgeschichte wirklich lachhaft. Denn da trifft man unzählige Male auf Richtigstellungen von bis dahin Richtigem. Somit erscheint die Feststellung von Richtigkeit ebenso überflüssig wie die der Schuld. Zwei Eigenarten, die sehr viel Zeit und Raum einnehmen. Aber wenig bis gar nicht zielführend sind. Sogar die Mathematik hat in Sachen Richtigkeit ihr Fett weg. Die Medizin schon lange. Und eigentlich alle anderen Disziplinen auch. Trotzdem ist man bemüht, eine aufrecht zu erhalten. Wie die eine Wahrheit. So muss es doch eine Richtigkeit geben. Warum? Wenn Wahrheit wie Richtigkeit und Schuld fließende, sich ständig verändernde, ständig neue Übergänge gestaltende und neue Formen annehmende, nur begleitende Aspekte unseres Daseins sind, warum dann widmen wir ihnen eine so fehlerhafte und zugleich große Aufmerksamkeit? Ich behaupte, dass die falschen Antworten auf diese drei unwichtigen Fragen mehr angerichtet haben, als sie je Positives erschaffen haben. Die Ursache für einen Großteil des geltenden Übels beruht darauf, dass am falschen Ende nach Antworten gesucht wird. Bevor man zum Thema kommt, zur eigentlichen Lösung, muss man durch das undurchdringbare Dickicht von Wahrheiten, die keine sind, von Richtigkeiten voller falscher Annahmen und von Schuld, die eine Frage der Sichtweise ist.
Somit gibt es keinen richtigen Dreh. Sondern nur falsche Annahmen. Die sich Herausputzen zu Richtigem. Gut zu wissen für alle, die zweifeln. Zweifeln an der Richtigkeit. Das ist gut so. Denn sie existiert in der so vorgebrachten Form nicht. Somit kann man beruhigt recht von der Annahme ausgehen, dass es alle anderen auch nicht richtiger wissen. Sondern es ebenfalls nur eine von vielen Richtungen von Richtigkeit ist.
(Foto: Peter von Felbert)
You have to pay, just to make it today
In Anlehnung an den sicher schon in Vergessenheit geratenden HC Hammer Song, in dem man noch unbedingt beten sollte, damit alles auch wirklich so wird, wie man es sich wünscht, möchte ich gerne eine kleine Änderung anbringen: Pay. Zahlen, löhnen, berappen.
Einige der schönsten Dinge können mit dem nötigen Kleingeld wirklich Wirklichkeit werden. So liegt zwischen Vorstellung und Realität oft einfach nur ein Betrag X. Für viele nicht der Rede wert, die haben Träumen, aber in der Regel diese Art der Träume nicht. Und für die vielen anderen unerreichbar und unerschwinglich.
Man stelle sich mal vor, nicht wir wären die Auserwählten, sondern alles Voraussetzungen, die wir lieber ungenutzt lassen, stünden zum Beispiel den Indern in vollem Umfang zur Verfügung. Also, 50 Millionen Mitglieder im IFB. Indian Football Bund. Und so weiter. Was glauben wir eigentlich, in welcher Statistik wir überhaupt noch auftauchen würden. Länder wie uns würde man nur noch liebevoll "die roten Laternen" nennen.
Somit ist das, was wir vorfinden, ein außerordentliches Privileg. Was wir aber als solches nicht betrachten. Somit stellt sich zunehmend weniger die Glaubensfrage, sondern die immer lauter werdende Finanzierungsfrage. Und in Ländern wie Indien verhält es sich genau anders herum. Da werden die Glaubensfragen zunehmend besinnlicher gestellt, weil man sich alles mehr und mehr leisten kann.
Schon seltsam. Aber ich prophezeihe, dass zum Beispiel viele Inder an Positionen auftauchen werden, die für uns heute noch unvorstellbar sind. Skispringer, Eisschnellläufer und Synchronschwimmerinnen. Uns bleibt dann zum Glück noch das Beten, den das Zahlen haben andere fest im Griff.
Foto: Peter von Felbert
Donnerstag, 4. Januar 2007
Freundschaft
Erst letztens sagte Jürgen Klinsmann einen sehr sinnigen Satz über Freundschaft, der mir zu denken gab: Freundschaft kann vor allem da entstehen, wo keine gegenseitigen Abhängigkeiten anzutreffen sind. Er hat es etwas anders ausgedrückt, aber ungefähr so gemeint. Ich glaube, er sprach von Nutzen oder so was. Aber der Inhalt ist mir in Gedanken geblieben. Und dann fiel mir auf, was man über die Jahre alles als Freundschaft und/oder Bekanntschaft wahrgenommen hat. Wie oft genau diese Abhängigkeit oder der gewünschte Nutzen im Vordergrund stand. Wie oft man sich genau in diesen Fällen ständig gegenseitig die Freundschaft versichern musste. Wie anstrengend diese Arten von Freundschaften oft waren. Man musste diese regelrecht pflegen und bewusst aufrecht erhalten. Denn man versprach sich davon oder profitierte durch diese von etwas. Klinsmann hat das durchschaut. Deshalb unterscheidet er zwischen möglichen und unmöglichen Freundschaften. Das erscheint mir sehr logisch. Somit werden Zweckgemeinschaften oft fälschlicherweise als Freundschaften bezeichnet. Was zu emotionalen Problemen führt. Denn es wird ständig ein Gefühl eingefordert, das keiner einbringen kann. Weil es unbegründet wäre. Das macht es komplizierter. Ich konnte das zeitlebens durch meine rasanten Richtungs- und Ortswechsel sehr gut beobachten. Denn es überlebten nur die richtigen Freundschaften. Und die sind wie von einem anderen Stern. Aus einem anderen Universum. Ohne Neid, ohne Nutzen, ohne Geld, ohne Drohungen, ohne Verpflichtungen, ohne Abhängigkeiten. Alles nur aus freien Stücken. Es sind wenige. Sehr wenige. Aber das ist sehr gut so. Denn so viel Freundschaft, wie viele denken, hat kein Mensch zu geben geschweige zu verschenken.
(Foto: Peter von Felbert)
Mittwoch, 3. Januar 2007
iPhone kommt. Und wie. Gewaltig. (Vielleicht)
Die Süddeutsche tappt zwar auch noch im Dunkeln, aber die Gerüchte verdichten sich. Das iPhone kommt. Und ich sage Euch, die Menschen werden in Massen ihre alten Handys einfach zertreten, verlieren um an das neue Apple zu kommen. Die werden zu Gravis pilgern, in Schlangen warten und 499€ hinblättern. Und dabei ein Gesicht machen, als ob sie gerade das "Ja-Wort" ausgesprochen und die ewige Liebe damit verbunden hätten. Den Chip aus dem alten Handy reißen, den Chip in das neue iPhone stecken und das alte Ding einfach liegen lassen, oder im nächsten Mülleimer versenken. Bei ebay werden auf einen Schlag ca. 8 Millionen Handys zum verkauf angeboten werden. Welche alle die 1€ Grenze bis auf weiteres nie überschreiten werden. Mit zittrigen Händen werden die Menschen es in Händen halten und herumzeigen wie den Erstgeborenen. Und darauf aufpassen wie auf ihr Augenlicht. Wenn es jemals einen angekündigten Branchen-Killer gab, dann der. Tragt es mit Fassung. Es ist ein würdiger Nachfolger. Ich bin so was von geil darauf und ich werde es haben, vor euch allen. Und ich werde euch alle damit anrufen von meinem weißen, geilen iPhone mit 80 Gig Video iPod, UMTS Breitband mit 8Mbit up- & download. Und allem verdammten geilen Schick-Schnack der noch so dazu gehört. Es wird schlimm für euch und ein großer Moment für mich. Verdammt habe ich feuchte Finger.
Ziviler Ungehorsam
Für alle, die es nicht wissen: Seit Januar 2002 ist eine fette Krise über unser Land hinweggerollt. Die wiederum in ihrer destruktiven, zerstörerischen Tragweite von vielen Nebenschauplätzen zusätzlich angeheizt wurde. Der 11. Spetember hätte vielleicht ausgereicht. Aber wir hatten da noch das Theater mit dem EURO. Basel II. Die Wiedervereinigung. Das Zerbersten der New Economy-Blase. Der Absturz der Börse. Das Aufkommen des Share Holder Value. Die Flut der Controller. Das Aufkommen der Selbstbedienungsmentalität im Management. Das müsste es eigentlich gewesen sein. Aber sicher sind mir ein paar katastrophale Nebenschauplätze jetzt entgangen. Oder ich habe diese verdrängt.
Alle, die sich zu diesem Zeitpunkt im Mittelstand aufgehalten haben, wissen, wovon ich rede. Alle anderen müssen jetzt einfach lesen und glauben. Jedenfalls kam es ganz dicke von allen Seiten. Ich persönlich habe diesen Ausnahmezustand noch dadurch gekrönt, in dem ich Vater von Zwillingen wurde und meine Frau deshalb kein geregeltes Einkommen mehr erhielt. Wenn schon, denn schon.
So gibt es bis zum Januar 2002 einen Lebensabschnitt, den ich gerne als Double-Income-No-Kids bezeiche. Und ein Jahr später als Double-Kids-No-Income. Das Dumme an Katastrophen von einem solchen Ausmaß ist, dass man diese in ihrer Tragweite völlig unterschätzt. Nachher ist man schlauer. Und währenddessen sind um einen herum alle viel schlauer. Aber wer mitten drin steht, der denkt nur: Was für eine riesen Scheiße. Und dann fängt man an, sich an das Überleben zu machen. Was den Alltag völlig verändert. Die Post ist nur noch grün, grau und gelb. Und man muss sie regelmäßig quittieren. Das Wort Liquidität erringt einen Stellenwert wie Wasser nach zwei Wochen ohne in der Wüste. Alles ändert sich. Dramatisch, aber man reagiert darauf träge, ungläubig und fassunglos. Was das Ausmaß noch zusätzlich verschlimmert. Aber wer in der Scheiße steckt, für den ist die Tiefe nur noch ein Detail.
In dieser Zeit werden einem von allen Seiten die Kerzen ausgeblasen und die Stecker herausgezogen. Und zwar so lange, bis du aufgibst und zum Amtsgericht trottest und eine Marke ziehst. Mit der du dann endgültig dein Schicksal für die nächsten 6 Jahre besiegelst. Insolvenz. Ständig kamen mir diese erlösten Menschen entgegen, die mir versicherten, wie befreiend es sei, loszulassen. Hör auf zu schwimmen, wenn du sowieso ertrinkst. Aber ich konnte nicht. Habe es nicht fertig gebracht. Ich war zu feige. Ich hänge zu sehr am Leben um das Selbige an den Haken zu hängen, auch wenn es nur symbolisch ist. Nein, das kommt mir nicht in die Tüte. So einfach kann man es sich nicht machen. Jetzt erst recht.
Schön, aber wie? Wenn alle den Hahn zudrehen, einem in den Rücken fallen, die Pistole auf die Brust setzen. Wenn alle nur ihre Forderungen geltend machen wollen. Wenn die Spielregeln sich innerhalb eines Spieles grundsätzlich verändern. Ruhe, dachte ich mir. Immer mit der Ruhe.
Und so bin ich auf Verständnis getroffen an Stellen, von denen ich es nie geglaubt hätte. Und habe auf die Fresse bekommen aus Ecken, von denen ich es ebenfalls nie erwartet hätte. Aber ich möchte an dieser Stelle über die Wichtigen schreiben, die einfach nicht ihren Job gemacht haben, um mir den Rücken freizuhalten. Die alle Grenzen ausgebotet haben, Grenzen überschritten haben, sich selbst in Gefahr brachten, weil sie mir helfen wollten. Es gibt sie da draußen. Und ich sage euch, da, wo jeder glauben würde, von da kannst du keine Unterstützung erwarten. Aber genau von da. Da traf ich auf offene Ohren. Und warf meine ganze Glaubwürdigkeit in die Waagschale. Und siehe da, das Projekt Nussschale im Ozean begann langsam tragfähig zu werden. Weil alle mitspielten. Gerne würde ich Ross und Reiter nennen. Aber ich befürchte, die würden noch heute einen höllischen Ärger bekommen.
Danke. Ich möchte an dieser Stelle "Danke" sagen. Denn ihr sitzt da, von wo alle erwarten, dass da der Spaß aufhört. Da geht nichts. Mit denen kannst du nicht reden. Falsch. Der Ton macht auch oder gerade bei diesen Menschen die Musik. Klarheit. Ansagen. Clear Instructions. Wer hier Vertrauen bricht oder missbraucht, der kann sich mehr als warm anziehen. Hier ist absolute Präzision angesagt. Absprachen und Kommunikation auf höchstem Niveau.
Dass es die note noch gibt und dass es ihr besser geht denn je, ist ein großer Verdienst von Menschen, die in Institutionen sitzen, von denen man das nie erwarten würde.
Deshalb kann ich nur jedem raten, den es mal erwischt. Greift zum Hörer. Redet. Klartext. Gewinnt die für Euch, von denen Ihr am meisten befürchtet. Bei mir hat das fantastisch funktioniert. Natürlich habe ich auch unglaubliche Mitarbeiter und ebenso fantastische Kunden, aber wenn ich ehrlich bin: Deren Engagement und Unterstützung hätte nicht ausgereicht, damit der Schalter nicht umgelegt wird.
(Foto: Peter von Felbert) -
Diplomatie
Auch dieser Begriff wird von vielen völlig falsch verstanden und interpretiert. Nicht der Kleinere und Schwächere und Ärmere muss sich leider mit den Mitteln der Diplomatie begnügen. Weil er nicht die Wahl der Waffen hat. Sondern die Mittel der Diplomatie stehen allen gleich gut zu Gesicht. Denn das Ziel der Diplomatie ist es aus einer Mücke keinen Elefanten zu machen. Oder die Kirche im Dorf zu lassen. Auf jeden Fall immer das kleinere Übel zu wählen und in Kauf zu nehmen, statt eine Lawine loszutreten. Diplomatie ist im wahrsten Sinne des Wortes aber eigentlich auch eine Waffe, mit der man Konflikte lösen kann. Ebenso wie ein Großteil der asiatischen Kampfkunst in der Regel darauf beruht, in erster Linie den Kampf zu meiden, in zweiter die Kunst der Verteidigung zu beherrschen und erst zum Schluss gibt es die Option des Angriffs. Wenn alles andere zuvor versagt hat. Und das drohende Übel weitaus größer ist, als es mit einem entschlossenen Eingreifen zu beenden.
Wie ich in den letzten Tagen schmerzlich erfahren musste, haben auch viele Blogger diese Reihenfolge falsch herum in ihrem Kopf. Da wird sofort angegriffen, aufgerüstet und zurückgeschlagen. Danach werden obligatorisch mit dem Blick auf die Verwüstung Entschuldigungen, Verteidigungen und Rückzugsoptionen in Betracht gezogen. Und ganz am Schluss, wenn das berühmte Kind im Brunnen liegt, wird nach der Diplomatie gerufen.
Ich kann Herrn Koffi Annan sehr gut verstehen, wenn er sich über diesen Missbrauch erregt und die Verdrehung der Reihenfolge immer und immer wieder anklagt. Aber in den Köpfen der Menschen herrscht noch ein verdrehtes Bild. Und so können wir täglich in der Tagesschau bewundern, zu welchen herausragend dummen Entwicklungen das führt. Für meinen Teil beginnen alle Nachrichtensendungen, seit dem meine Augen das Licht des Fernsehers erblickt haben, mit der grausamen Aufzählung und Darstellung genau dieser verdrehten Welt.
Vielleicht wird sie deshalb als richtig empfunden? Vielleicht hat unsere Gesellschaft nicht nur Probleme mit Gewalt in Spielen, sondern auch in der Tagesschau? Denn anstatt die richtige Reihenfolge zu befolgen, fordern alle sofort immer das Gegenteil.
Und dabei bitte ich zu beachten, dass nicht nur fast jeder Krieg mit einer Lüge begonnen hat. Sondern fast alle anderen Konflikte beruhen auf dem selben Umstand, dass sich viele vor den Karren von wenigen spannen lassen, um die eigenen Interessen umsetzen zu können. Auch das müsste eigentlich vielen klar sein, trotzdem tappen sie immer und immer wieder in dieselbe Falle der verdrehten Tatsachen.
Die Diplomatie scheint für viele die Waffe der Schwächlinge zu sein. Für alle, die keine echten Waffen besitzen, nutzen oder einsetzen können. Diplomatie ist so eine Art Weicheier-Fraktion, die ständig diskutieren und das Problem aus der Welt reden will. Dabei ist Diplomatie das genaue Gegenteil. Sie ist die höchste Form der Kampfkunst. Sie ist der Sieg ohne Schwert. Sie ist die Niederlage ohne Blutvergießen. Die Diplomatie ist das Höchste, was der Mensch mit dem Geiste zu leisten im Stande ist.
Denn die Diplomatie ist die einzige Form, die sich immer der Gefahr bewusst ist, was passiert, wenn sie nicht funktioniert. Die Gewalt macht sich keine Gedanke darüber. Deshalb beherrschen auch so wenige die Diplomatie. Weil sie den Kopf einsetzt und nicht das Adrenalin oder das Testosteron. Der Mensch neigt aber leider dazu, immer die letzte Option als erstes zu benutzen.
Dienstag, 2. Januar 2007
Schlüssel-Schloss-Prinzip
Jeder glaubt, dieses Prinzip zu kennen. Klingt ja auch logisch. Der Schlüssel öffnet eine Tür. Dafür muss er nur im Schloss herumgedreht werden und die Tür lässt sich öffnen. Wenn es der richtige Schlüssel für das richtige Schloss ist. Was bei diesem Bild aber auch zu berücksichtigen ist, ist, dass nicht nur die schönen, wünschenswerten und angenehmen Dinge des Lebens so zum Leben erweckt werden. Nein, auch alles andere, bis hin zu zutiefst Abscheulichem. Dann nennt man es die Büchse der Pandora öffnen. Aber im Prinzip ist dasselbe gemeint.
Mit einem Schlüsselreiz kann eine Reaktion bis hin zur Kettenreaktion ausgelöst werden. Der Mensch neigt zu diesen Kettenreaktionen im positiven wie leider auch im negativen Sinne. Der Mensch lernt dabei nie wirklich dazu. Er schreckt nur für eine kurze Zeit zurück. Aber dann benutzt er dieselben Schlüsselreize wieder. Und öffnet ständig Türen, die besser verschlossen blieben.
Für die Werbung bedeutet das, nur die positiven Schlüsselreize zu verwenden. Das ist mehr als ratsam. Denn wenn man sich die Geschichte, die ältere oder jüngere, ansieht, dann fällt auf, dass der Mensch zu einer sehr oberflächlichen, vereinfachten und primitiven Wahrnehmung neigt. Auch mit diesem Umstand gilt es angmessen umzugehen. Denn der Mensch macht das nicht aus Absicht, sondern weil die Menge der Informationen nicht gänzlich zu verarbeiten ist. Deshalb baut er Filter, um die Menge zu reduzieren und aus dem Reduzierten das Wesentliche für sich herauszunehmen.
Diese Methodik macht sich sie dunkle Seite des Schlüssel-Schloss-Prinzips zu Eigen. Und das sehr wirksam. Je einfacher die Opfer-Täter-Zuordung, je größer der Unterschied zwischen diesen beiden, um so besser die negative gewollte Verbreitung. Aus dieser dunklen Seite der Kommunikation und Wahrnehmung kann die andere sehr viel lernen. Sehr viel. Auch sie muss die Botschaften positiv vereinfachen. Und nur in die richtigen, gewollten Bahnen leiten. Es geht. Sehr gut. Viele negative Beweise zeigen das deutlich.
Man muss dieses Prinzip nur für wirklich Erstrebenswertes nutzen, anstatt diese einfache Methodik weiter in falschen zu Händen belassen.
(Foto: Peter von Felbert)
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