Montag, 8. Januar 2007
Der richtige Dreh
Es gibt ihn nicht. Nicht mal annähernd. Schon beim Versuch, nur das Richtige zu machen, sind ganze Gesellschaften und Kulturen gescheitert. Schulternzuckend sind diese in den eigene Ruinen in die ewigen Jagdgründe eingegangen. Obwohl sie alles richtig gemacht haben. Amüsant ist nur zu sehen, wie sehr trotzdem ganze Industrien noch heute darum bemüht sind, redlich glaubwürdig rüberzubringen, alles richtig zu machen. Vor dem Hintergrund der Zeitgeschichte wirklich lachhaft. Denn da trifft man unzählige Male auf Richtigstellungen von bis dahin Richtigem. Somit erscheint die Feststellung von Richtigkeit ebenso überflüssig wie die der Schuld. Zwei Eigenarten, die sehr viel Zeit und Raum einnehmen. Aber wenig bis gar nicht zielführend sind. Sogar die Mathematik hat in Sachen Richtigkeit ihr Fett weg. Die Medizin schon lange. Und eigentlich alle anderen Disziplinen auch. Trotzdem ist man bemüht, eine aufrecht zu erhalten. Wie die eine Wahrheit. So muss es doch eine Richtigkeit geben. Warum? Wenn Wahrheit wie Richtigkeit und Schuld fließende, sich ständig verändernde, ständig neue Übergänge gestaltende und neue Formen annehmende, nur begleitende Aspekte unseres Daseins sind, warum dann widmen wir ihnen eine so fehlerhafte und zugleich große Aufmerksamkeit? Ich behaupte, dass die falschen Antworten auf diese drei unwichtigen Fragen mehr angerichtet haben, als sie je Positives erschaffen haben. Die Ursache für einen Großteil des geltenden Übels beruht darauf, dass am falschen Ende nach Antworten gesucht wird. Bevor man zum Thema kommt, zur eigentlichen Lösung, muss man durch das undurchdringbare Dickicht von Wahrheiten, die keine sind, von Richtigkeiten voller falscher Annahmen und von Schuld, die eine Frage der Sichtweise ist.
Somit gibt es keinen richtigen Dreh. Sondern nur falsche Annahmen. Die sich Herausputzen zu Richtigem. Gut zu wissen für alle, die zweifeln. Zweifeln an der Richtigkeit. Das ist gut so. Denn sie existiert in der so vorgebrachten Form nicht. Somit kann man beruhigt recht von der Annahme ausgehen, dass es alle anderen auch nicht richtiger wissen. Sondern es ebenfalls nur eine von vielen Richtungen von Richtigkeit ist.
(Foto: Peter von Felbert)