Montag, 8. Januar 2007
Der Hofnarr
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William Shakespeare hat ihm zum Durchbruch verholfen. Eine Figur manifestiert, die sich entlang der Realitäten hangelt. Begleitet von der drohenden Gefahr, dabei selbst Opfer der Realitäten und somit gehängt zu werden. Der Narr spricht aus, was sich niemand traut. Nicht mal zu erkennen. Diese Kultur ist leider ins Hintertreffen geraten. Denn der Narr weilt offensichtlich nicht mehr unter uns. Also nicht ausgerüstet mit dem Wagemut, mit dem Shakespeare ihn ins Leben gerufen hat. Der Narr, der nicht nach dem Mund redet. Der Nägel trifft und zwar auf den Kopf. Der aufzeigt. Der nicht wegsieht. Der beschreibt. Die großen Narren unserer Zeit, wenn sie nicht gehängt wurden, sind fast gänzlich ausgerottet. Ober haben nicht viel gemein mit dem eigentlichen Narren. Sondern sie machen sich zum Selbigen, nur um sich zu bereichern. Leider nicht an Realitäten und um Missstände aufzudecken, sondern nur im Gefallen. Man ist witzig wie nie zuvor. Die Komödiendichte ist geradezu gedrängt. Aber keiner dieser vielen Narren ist darauf ausgerichtet, den Spiegel vorzuhalten. Wir amüsieren uns köstlich. Was im Umkehrschluss uns alle zu Narren macht. Denn dem Narr bei Shakespeare ging es ähnlich. Er hat sich selbst immer köstlich amüsiert. Was man von seinen Zuhörern nicht uneingeschränkt immer behaupten kann. Somit wünsche ich mir wieder mehr Narren, die mir zeigen, was ich nicht sehen will, kann oder darf.
Foto: Peter von Felbert