Donnerstag, 31. August 2006
Blau
Blau ist meine Lieblingsfarbe. Natürlich gibt es tausend Gründe für Blau und ebenso viele gegen Blau und für Grün, Gelb, Schwarz oder Rot. Eine Lieblingsfarbe ist eine Lieblingsfarbe. Darüber kann man nicht streiten. Nicht mal diskutieren. Wenn jemand entgegnet: Meine Lieblingsfarbe ist aber Gelb. Dann muss man das akzeptieren.
Warum nicht immer so?
Die Lieblingsfarbe ist die intuitiv gefühlte und bevorzugte Farbe. Es ist die, in der und mit der man sich am wohlsten fühlt. Fast wie Geruch oder Musik. Wenn die Lieblingsfarbe einen umgibt, steigert das die emotionale Bereitschaft und rationale Fähigkeit. Das ist, wie wenn man in einem Fahrstuhl steht. Der zwei Minuten braucht, um oben anzukommen. Es ist viel schöner, wenn in diesem Musik läuft, die man schätzt. Als wenn man dumpf berieselt wird.
In Restaurants ist das auch sehr wichtig. Die Übereinstimmung von allen Sinnen. Warum nicht das bevorzugen, hinter dem man persönlich am meisten stehen kann. Ich würde mir nie ein rotes Auto kaufen.
Marken haben auch Lieblingsfarben. Und Lieblingsmusik. Und Lieblingsformen. Und Lieblingsgerichte. Und Lieblingsvorbilder. Und Lieblingsorte. Und Lieblingsmenschen. Marken haben auch einen bevorzugten Humor. Oder Lieblingsarten, zu kommunizieren. Die einen telefonieren lieber, die anderen schreiben lieber.
Es geht für Marken vor allem radikal darum, das zu tun, was die Marke am liebsten tun würde. Die meisten Marken würde gern viel mehr tun. Viel mehr lachen. Viel mehr amüsieren. Viel mehr machen. Man muss sie nur ihre Lieblingssachen machen lassen.
Aber wenn jemand Rot liebt und die Marke Blau ist, wird es schwer bis unmöglich. Daran den selben Spaß zu haben. Das ist wie Richard Claydermann im Fahrstuhl. Oder noch schlimmer, in der Warteschleife: Pour Elise. Furchtbar. Wenn das die Marke wüsste und sich wehren könnte.
Geschrieben von Christof Hintze
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Mittwoch, 30. August 2006
Gespaltene Persönlichkeiten
Erst dachte ich, was für ein nettes Spielzeug. Für meine Kinder. Als ich durch den Duty-Free-Bereich des Flughafens in Warschau schlenderte. Ich weiß genau, dass es eine solche Mamuschka auch bei uns zu Hause gab. Ob sie Mamuschka heißt, weiß ich nicht. Bei uns hieß sie nur so.
Dann habe ich mir das Objekt mal richtig reingezogen. Wie Grimms Märchen entdeckt man beim genauen Hinhören und -s ehen unglaubliche Grausamkeiten. Alles hat eine versteckte Botschaft. Man muss sie nur entziffern.
Das hier ist das Symbol für alle Schizophrenen. Alle, die mit mehreren Persönlichkeiten durchs Leben laufen. Alle Dr. Jeckyll und Mr. Hydes. Alle, die glauben, nicht nur Hans Müller, sondern zugleich auch Napoleon zu sein.
Multiple Persönlichkeiten. Wenn es ganz übel läuft, stecken da keine netten Persönlichkeitsvarianten in einem, sondern vom eigentlichen Temperament ziemlich abweichende. Warum ich das erzähle? Was das mit Marketing zu tun hat?
Ich wollte auch mal das Schlechte suchen dürfen, anstatt das Gute in einer Idee zu entdecken.
Manchmal muss das sein. Wenn man so viele Ideen verteidigt hat wie ich, überkommt einen schon mal die Lust, Grausamkeiten in Alltäglichem zu entdecken. Haben Sie schon mal über Müllbeutel nachgedacht? Oder über Tiefgaragen? Pizza? Entdecke das Unglaubliche – kann ich da nur sagen. Nichts macht mehr Spaß als eine haltlose Verschwörungstheorie. Wenn man ständig bei der Wirklichkeit bleiben muss.
Dienstag, 29. August 2006
Englische Sprichwörter – english speakwords
"The fish smells from the head." Mein Englisch ist schlecht. Mein Französisch auch. Aber manchmal mache ich mir den Spaß und übersetze deutsche Sprichwörter ins Englische und/oder Französische. Und bin mir sicher, dass es diese da nicht gibt. Und mich niemand verstehen wird.
Aber sicher bin ich mir da nicht. The morning hour has gold in its mouth. Oder: If you think there will go nothing at all, there will be a light at the end of the tunnel. Give the ape no sugar. Auch schön ist: You never know, for what it good is. What Fritzchen not already learned has, learns Fritz nevermore.
Geschrieben von Christof Hintze
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Montag, 28. August 2006
Eine neue Schublade in jedem Haushalt
1988 gab es eine solche Schublade noch in keinem Haushalt. Aber dann kam die Digitalisierung und Handysierung unserer Welt. Alles wurde wireless. Plötzlich schossen Ladegeräte und Kabel aller Art nur so aus dem Boden. Alles musste mit allem verbunden werden können. Und jeder hatte seine eigenen, ständig wechselnden Standards. Mit jedem Produktgenerationswechsel blieb eine Menge Kabeladapterundladegerätschrott über. Der häufte sich schneller an als man in der Lage gewesen wäre, sich davon zu trennen.
Denn bis dato war nicht zu glauben, dass man davon nichts mehr, nie mehr, in keiner Form mehr würde brauchen können. Die Entsorgung geht einem bis heute nicht von der Hand. Und so wuchern in allen Haushalten diese Nichtsnutzschubladen. Ein Fall für ebay. Ein Fall für den Sondermüll. Aber, auf jeden Fall, ein Fall für eine dringend notwendige Verhaltensveränderung.
Das modernste Bild unserer Wegwerfgesellschaft liegt in dieser Schublade. Also. Hand auf´s Herz, wer hat nicht ein solche oder ähnliche?
Freitag, 25. August 2006
Als Geld noch richtig gefühlsecht war
Die D-Mark. Das geilste Stück Deutschland, das wir je hatten.
Alle Länder haben etwas. Etwas worauf sie stolz sein können. Also, die meisten. Wir Deutschen hatten nur die D-Mark. Mit nichts haben wir uns alle mehr identifiziert. Der Stolz unserer Geschichte wurde, wie allen bekannt, ja begrenzt. Und plötzlich gab es uns erst seit 1948. Währungsreform. Keine Trikolore. Keine Hymne wurde lauthals heraus geschrieen. Alles, was auch nur im Kleinsten patriotisch gedacht war, wurde immer nationalistisch interpretiert. Das Land der Sünder. Das Land der Täter. Das Land der Geschnittenen und Gemiedenen. Das Land der Aussätzigen. Nach den geschichtlichen Geschehnissen war das auch niemandem zu verdenken. Zwei Weltkriege. Im Zweiten allein 54 Millionen Opfer. Somit war das einzige, was alle sofort an uns wieder liebten und wertschätzen, die D-Mark. Nicht mal die WM 54 hat man uns gegönnt.
Und die Mark haben wir für die europäische Vereinigung weg gegeben. Geopfert. Hätten die Franzosen ihre Fahne dafür her gegeben? Wohl kaum. Die Engländer ihre Hymne? Mitnichten. Die Holländer ihr Orange? Nie. Somit hätten wir nie unsere D-Mark hergeben dürfen. Denn das war unsere Identität. Die einzige. Man hätte eine Währungsunsunion machen sollen, und wir hätte per europäischen Gesetz darauf bestehen sollen, dass wir zum Euro weiter Mark sagen dürfen. Das wäre nicht nur cool, sondern richtig und angemessen gewesen.
Deshalb hier noch mal ein schöner, erotischer und sehnsüchtiger Blick zurück. Als fette Geldbündel in der Tasche weit mehr als Geld wert waren:
Es kommt noch dicker:
Und jetzt wird allen feucht um die Augen:
Ich gebe zu, das ist hart. Wenn man das so unvorbereitet wieder sieht.
Alle Länder haben etwas. Etwas worauf sie stolz sein können. Also, die meisten. Wir Deutschen hatten nur die D-Mark. Mit nichts haben wir uns alle mehr identifiziert. Der Stolz unserer Geschichte wurde, wie allen bekannt, ja begrenzt. Und plötzlich gab es uns erst seit 1948. Währungsreform. Keine Trikolore. Keine Hymne wurde lauthals heraus geschrieen. Alles, was auch nur im Kleinsten patriotisch gedacht war, wurde immer nationalistisch interpretiert. Das Land der Sünder. Das Land der Täter. Das Land der Geschnittenen und Gemiedenen. Das Land der Aussätzigen. Nach den geschichtlichen Geschehnissen war das auch niemandem zu verdenken. Zwei Weltkriege. Im Zweiten allein 54 Millionen Opfer. Somit war das einzige, was alle sofort an uns wieder liebten und wertschätzen, die D-Mark. Nicht mal die WM 54 hat man uns gegönnt.
Und die Mark haben wir für die europäische Vereinigung weg gegeben. Geopfert. Hätten die Franzosen ihre Fahne dafür her gegeben? Wohl kaum. Die Engländer ihre Hymne? Mitnichten. Die Holländer ihr Orange? Nie. Somit hätten wir nie unsere D-Mark hergeben dürfen. Denn das war unsere Identität. Die einzige. Man hätte eine Währungsunsunion machen sollen, und wir hätte per europäischen Gesetz darauf bestehen sollen, dass wir zum Euro weiter Mark sagen dürfen. Das wäre nicht nur cool, sondern richtig und angemessen gewesen.
Deshalb hier noch mal ein schöner, erotischer und sehnsüchtiger Blick zurück. Als fette Geldbündel in der Tasche weit mehr als Geld wert waren:
Es kommt noch dicker:
Und jetzt wird allen feucht um die Augen:
Ich gebe zu, das ist hart. Wenn man das so unvorbereitet wieder sieht.
Donnerstag, 24. August 2006
Die Unternehmensflüsterer
So gut, dass niemand weiß, dass ich Unternehmensberatung Rumpelstilzchen heiß.
Die entsprechende Situation wird in diesem Artikel auf wiwo.de ausführlich geschildert.
Wenn Berater patzen
Es ist nicht mein Thema, mich über das Leistungsver- oder Unvermögen von Unternehmensberatungen auszulassen. Weil ich davon zu wenig Ahnung habe. Aber dieser Artikel gießt Wasser auf die Mühlen meines Unverständnisses, wie leichtgläubig und unkritisch gegenüber Beratungsleistungen Unternehmer sind.
Fast wie eine Mode ist es total schick, sich mit den Richtigen viel und lange zu umgeben. Der 500er Mercedes und die 2,5 Mio. € Tantiemen reichen schon lange nicht mehr aus. Mit der namhaften Unternehmensberatung am besten auf dem Golfplatz. Und dann wird in jeder Einleitung darauf hingewiesen: Wie ABC/XYZ (hoffentlich heißt so keine!?) uns überzeugend dargestellt hat ...
Diese Unternehmensflüsterer haben die guten Zeiten hinter sich und schwere vor sich. Die Schoßhündchen der Führungsriegen fallen langsam aber sicher in Ungnade. Der Entscheider ist wieder gefordert, selbst zu entscheiden. Denn jetzt wird langsam sichtbar, dass oftmals außer Honorar und Spesen wirklich nichts genesen ist. Somit ist es an der Zeit, dass es Unternehmensberatungen für Unternehmensberatungen geben sollte. Sind die nämlich mal nur leicht in Schieflage geraten, kippen die um wie ein nasser Sack Zement.
Die entsprechende Situation wird in diesem Artikel auf wiwo.de ausführlich geschildert.
Wenn Berater patzen
Es ist nicht mein Thema, mich über das Leistungsver- oder Unvermögen von Unternehmensberatungen auszulassen. Weil ich davon zu wenig Ahnung habe. Aber dieser Artikel gießt Wasser auf die Mühlen meines Unverständnisses, wie leichtgläubig und unkritisch gegenüber Beratungsleistungen Unternehmer sind.
Fast wie eine Mode ist es total schick, sich mit den Richtigen viel und lange zu umgeben. Der 500er Mercedes und die 2,5 Mio. € Tantiemen reichen schon lange nicht mehr aus. Mit der namhaften Unternehmensberatung am besten auf dem Golfplatz. Und dann wird in jeder Einleitung darauf hingewiesen: Wie ABC/XYZ (hoffentlich heißt so keine!?) uns überzeugend dargestellt hat ...
Diese Unternehmensflüsterer haben die guten Zeiten hinter sich und schwere vor sich. Die Schoßhündchen der Führungsriegen fallen langsam aber sicher in Ungnade. Der Entscheider ist wieder gefordert, selbst zu entscheiden. Denn jetzt wird langsam sichtbar, dass oftmals außer Honorar und Spesen wirklich nichts genesen ist. Somit ist es an der Zeit, dass es Unternehmensberatungen für Unternehmensberatungen geben sollte. Sind die nämlich mal nur leicht in Schieflage geraten, kippen die um wie ein nasser Sack Zement.
Mittwoch, 23. August 2006
Wortgewaltig
Was man nicht im Kopf hat, muss man sich halt auf einen Zettel schreiben.
Christof Hintze, 2006
Dienstag, 22. August 2006
Was sind das für Menschen?
Es gibt Menschen, die sammeln Schneekugeln. Menschen sammeln alles Mögliche. Aber ganz bestimmte sammeln Schneekugeln. Es sind meist weibliche Menschen. Irgendwann hatten sie mal eine. Dann wurden es mehr. Erst aus Versehen. Dann wurden Schneekugeln gezielt von überall mit gebracht. Gäste waren selig. Denn man wußte immer, was man mit bringen konnte. Und so kamen schöne, kitischige, witzige und seltsame zusammen. Ohne und einige auch mit Musik. Und die Krönung der Schneekugelwelt sind die fantastischen.
Dann ist Schluss. Man hat erstens zu viele. Keinen Platz. Und die Dinger stauben auch irre schnell ein. Und wenn Kinder dazu kommen, wird das Leben und vor allem das Überleben für die Schneekugeln sehr anstrengend. Das ist der Zeitpunkt, an dem sie in Kisten für lange Zeit verschwinden. Und nur einige wenige, die schönsten eben, geben einen Hinweis, dass irgendwo noch sehr viele schlummern.
Ich glaube, es sind Menschen, die sich weigern, einen Teil ihrer Kindheit abzulegen. Denen das spielerische Moment in ihrem Alltag immer noch wichtig ist. Die gern fantastische Geschichten träumen. Die an das Gute glauben. Deren Lebenstraum es ist, das Glück für immer wie in einer Schneekugel einzufangen.
Diese Geschichte widme ich dem 22. August. Und einem Menschen, der mich seit vielen Jahren aus einer Schneekugel anlächelt. Danke. Auch ich bemühe mich, das Glück fest zu halten. Und das sagt einer, der früher unter anderem alte Eierbecher gesammelt hat. Bitte fragt mich nicht, warum. Ich weiß es nicht.
Geschrieben von Christof Hintze
in 02 . Blickwinkel
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Als Fußbälle noch Eisenkugeln waren
Wenige könne sich noch daran erinnern. Aber Fußbälle waren in den 70ern mehr Kugeln. Ein Kopfball war immer eine besondere Herausforderung. Vor allem, wenn der Ball hoch und weit und zudem hart geschossen war, und der Aschenplatz vom Regen ganz schlammig. Wenn ein solcher Ball aus dem Strafraum bugsiert werden musste oder ins Tor, dann war eine schwere Gehirnerschütterung die logische Folge. Denn es waren mehr Eisenkugeln, die da gegen das Hirn schepperten.
Um die Schuhe war es nicht besser bestellt. Gegen die Fußballballettschühchen der heutigen Zeit waren das mehr Wanderschuhe. Oder Arbeitssicherheitsschuhe. Warum erzähle ich das?
Weil es aus Sicht von heute unvorstellbar erscheint, was damals an der Tagesordnung war. Auch wenn man selber leibhaftig dabei war. In der Werbung gab es eine unvorstellbare Zeit vor den Computer. Ohne Drucker. Ohne Scanner. Ohne Digicam. Ohne QuarkExpress und Adobe. Ohne alles, was heute da so täglich benutzt wird. Da standen nur Schreibmaschinen herum. Und Stapel von Papier. Das Telefax war gerade erfunden und Schwarz-weiß-Kopierer waren sehr teuer, aber sehr hilfreich. Da gab es Letraset und Fixogum. Da ging man noch in die Dunkelkammer.
Kurz gesagt: Auch in der Werbung, gab es damals im übertragenen Sinne nur Kugeln. Unglaublich, dass man mit den Mitteln überhaupt nur einen Katalog, geschweige denn eine Anzeige rechtzeitig und on budget fertig bekommen hat. Aus heutiger Sicht ist das unvorstellbar. Wenn ich nur darüber nachdenke: Eine Welt ohne Apple Computer und alles drum herum. Da bekomme ich Herzrasen, Panikattakten, Hautausschlag und Atemnot.
Wie haben Mensch so leben können und vor allem überleben? Wahnsinn. Fahrlässig und aus heutiger Sicht unverantwortlich. Das Witzige ist nur, dass wir in 20 Jahren das selbe über die heutige Zeit sagen werden. Und das ist noch verrückter, dabei haben wir alles und das auch noch perfekt. Was soll da noch kommen. Der Handybeamer? Der Gedankenausdruck? Oder die Ideenprojektion direkt aus dem Hirn auf eine Leinwand? Oder die Konzepttelepathie? Oder ...?!?! You never know.
Berechtigte Zweifel an der Intelligenz
Auf der einen Seite ist es in unserer Branche lebensnotwendig, überzeugend zu sein und keine Zweifel zuzulassen. Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die wirklich keinerlei Zweifel haben und gänzlich davon überzeugt sind, auf jeden Fall richtig zu liegen. Diese Menschen sind von zu Haus aus im Vorteil. Denn sie hegen keine Zweifel. Ich glaube, Herr Altbundeskanzler Helmut Schmidt hat es mündlich auf den Punkt gebracht: "Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel."
Somit sind die Intelligenten im Hintertreffen, weil sie berechtigte Zweifel zulassen. Der Dumme aber nicht. Der glaubt so sehr und voller Überzeugung auch an den dümmsten Einfall, dass ihm nicht zu helfen ist. Somit ist das Erzielen und Erreichen nicht immer eine Frage der Intelligenz.
Sondern, wenn ich mich so umblicke, auch eine Frage der nötigen Dummheit.
Somit sind die Intelligenten im Hintertreffen, weil sie berechtigte Zweifel zulassen. Der Dumme aber nicht. Der glaubt so sehr und voller Überzeugung auch an den dümmsten Einfall, dass ihm nicht zu helfen ist. Somit ist das Erzielen und Erreichen nicht immer eine Frage der Intelligenz.
Sondern, wenn ich mich so umblicke, auch eine Frage der nötigen Dummheit.
Freitag, 18. August 2006
Aufgeschnappt
Präventiv-haltlose Gewalt ist unmöglich und Weglaufen geht nicht. Der Ausweg ist Kommunikation.
Wo? Wenn ich das doch nur wüsste.....
Geschrieben von
in Wilde Thesen
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09:45
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Leichtmatrosen
Irgendwie leben wir in einer Welt, in der immer mehr Leichtmatrosen das Sagen haben. Am Riesensteuer stehen. Das so groß ist, dass man die Kleinen fast nicht sieht. Die Richtung ist eigentlich vorgegeben. An den Rudern dieser Gesellschaft stehen immer mehr Herr Unerfahren und Frau Fahrlässig. Keiner weiß genau, wie sie dahin gekommen sind. Eventuell haben sie in einem Preisausschreiben gewonnen oder in einer dieser Fernsehsendungen wie "Deutschland sucht den Vorstandsvorsitzenden". Keiner weiß genau, wo die zuvor zur See gefahren sind. Plötzlich stehen die da. Mit Kapitänsmützen, die ihnen über die Ohren bis auf die Oberlippe rutschen. Aber 4 Streifen. Oder 4 Sterne. Und immer im feinen Zwirn.
Und so drehen sie an den großen Rudern der Supertanker diese Gesellschaft. Und sie kurbeln überraschend mal nach da und plötzlich nach dort. Um schon wieder doch nach da zu kurbeln. Und auf Deck, da steht die Mannschaft. Wechselt Blicke. Und denkt, was macht der Leichtmatrose da. Wenn der die Richtung wechseln will, von einem Schiff, das eigentlich auf Kurs liegt, dann muss der lange das Steuerrad in eine Richtung einschlagen, bis das ganze Ding überhaupt mal anfängt, nur einen Strich vom Kurs ab zu weichen. Aber bevor es überhaupt nur den Anschein hat, dass sich etwas richtungsweisend ändert, grinst da schon wieder der nächste Leitmatrose von der Brücke.
Das erinnert mich an Legoland. Da können Kinder auf einem Legoschiff mal Kapitän sein. Und wenn man sich eine Weile dort hinsetzt. Sieht man die Vorstände der Zukunft an sich vorüber gehen. Wie sie da kurbeln und Anweisungen über Bord schmeißen. Herrlich. Den ernsten Blick, den sie jetzt schon dabei machen, der wird sie ein Leben lang begleiten.
Und so drehen sie an den großen Rudern der Supertanker diese Gesellschaft. Und sie kurbeln überraschend mal nach da und plötzlich nach dort. Um schon wieder doch nach da zu kurbeln. Und auf Deck, da steht die Mannschaft. Wechselt Blicke. Und denkt, was macht der Leichtmatrose da. Wenn der die Richtung wechseln will, von einem Schiff, das eigentlich auf Kurs liegt, dann muss der lange das Steuerrad in eine Richtung einschlagen, bis das ganze Ding überhaupt mal anfängt, nur einen Strich vom Kurs ab zu weichen. Aber bevor es überhaupt nur den Anschein hat, dass sich etwas richtungsweisend ändert, grinst da schon wieder der nächste Leitmatrose von der Brücke.
Das erinnert mich an Legoland. Da können Kinder auf einem Legoschiff mal Kapitän sein. Und wenn man sich eine Weile dort hinsetzt. Sieht man die Vorstände der Zukunft an sich vorüber gehen. Wie sie da kurbeln und Anweisungen über Bord schmeißen. Herrlich. Den ernsten Blick, den sie jetzt schon dabei machen, der wird sie ein Leben lang begleiten.
Donnerstag, 17. August 2006
Heimliche Liebe
In vielen Gesprächen offenbaren mir Menschen ihre heimlichen Lieben. Warum mir? Denke ich dann oft. Sie erzählen mir ganz freimütig, was sie wirklich denken, wie sie wirklich ticken. Aber?!? Aber sie können eben nicht anders. Oder noch nicht. Dann erzählen sie, was sie alles tun – wenn, dann. Und wie unabhängig sie sind. Sie können alle jeden Augenblick einfach los lassen. Das würde ihnen nichts ausmachen. Aber?!?! Wie sehr sie sich verbiegen und verstellen müssen, um im Dschungel der Businesswelt überleben zu können. Wie sehr sie das ganze Affentheater verabscheuen. Wie sehr sie ganz anders sind als all die anderen. Aber?!? Ich höre mir das an. Alles. Und hier und da nicke ich, zeige Verständnis. Unterstütze alle Gedanken der Freiheit. Und so verurteilen wir die dunkle Seite der Macht und was sie aus den Menschen macht. Aber!?!? Dann kommt die Phase, in der sich die Übereinstimmungen wie ein ganzer Wasserfall ergießen. Aber?!? Geht nicht. Kann man nicht machen. Ist Politik im Spiel. Haben wir immer so gemacht. Die letzte Phase dieser Gespräche endet dann immer mit den selben guten Vorsätzen, man müsste mal, man sollte mal. Und dann geht man auseinander.
Was ist das, was Menschen dazu anhält, in einer zweiten Welt zu leben? Und nicht in ihrer eigenen. Was ist es, das diese Menschen glauben macht, sie wären etwas anderes in dieser zweiten Welt? Und was ist es, dass sie mir das alles erzählen? Wenn Männer zu Prostituierten gehen, machen sie das mehrheitlich, um sich mal mit einer Frau ungezwungen unterhalten zu können. Also, was Männer als ungezwungen empfinden. Und sich ebenso ungezwungen körperlich zu verhalten? Prostiuierte können ein Lied davon singen, wie Männer ihr wirkliches Herz bei ihnen ausschütten. Prostituierte fragen sich bestimmt dann immer: Warum erzählen die das alles mir und nicht ihrer Frau, Freundin, oder wenigstens einem Freund?
Die Antwort scheint mir so einfach wie klar: Wir schütten unser Herz da aus, wo wir uns am schuldigsten fühlen. Der Mensch idealisiert alles aus anderen Welten, weil er sich in seiner so gar nicht frei und sicher fühlt. Deshalb ergeht es so bestimmt auch Animateuren, die sich ständig anhören müssen, was die Urlauber eigentlich und viel lieber jeden Tag machen würden. Überall, wo der Mensch zur Ruhe kommt und sich schuldig fühlt, erzählt er allen, was er eigentlich für ein Mensch ist, aber es nicht sein kann. Aber?!? Nichts, aber.
Mich wundert nur, ich bewundere sogar mit welcher Kraft und Energie sie diese ganzen falschen Vorstellungen und Versprechen ertragen können. Jeden Morgen beim Blick in den Spiegel. Denn ganzen Tag bis in den Schlaf. Und dann wird man von diesem Doppelleben auch noch im Traum begleitet. Ich hätte einfach nicht die Kraft und die Energie und ich habe gar nicht die Möglichkeiten, ein solches Doppelleben zu führen, geschweige denn aufrecht zu erhalten. Ich bin froh, dass ich mit meinem einen so einigermaßen klar komme.
Zwei Leben zu führen, muss einfach anstrengender, komplizierter und härter sein, als nur eins. Eventuell erzählen sie mir deshalb immer wieder die selben Geschichten. Weil ich einer bin, der in ihren Augen zum Glück nur ein Leben zu führen hat. Ich bin nur Mr. Jekyll und nicht auch noch Mr. Hyde.
Was ist das, was Menschen dazu anhält, in einer zweiten Welt zu leben? Und nicht in ihrer eigenen. Was ist es, das diese Menschen glauben macht, sie wären etwas anderes in dieser zweiten Welt? Und was ist es, dass sie mir das alles erzählen? Wenn Männer zu Prostituierten gehen, machen sie das mehrheitlich, um sich mal mit einer Frau ungezwungen unterhalten zu können. Also, was Männer als ungezwungen empfinden. Und sich ebenso ungezwungen körperlich zu verhalten? Prostiuierte können ein Lied davon singen, wie Männer ihr wirkliches Herz bei ihnen ausschütten. Prostituierte fragen sich bestimmt dann immer: Warum erzählen die das alles mir und nicht ihrer Frau, Freundin, oder wenigstens einem Freund?
Die Antwort scheint mir so einfach wie klar: Wir schütten unser Herz da aus, wo wir uns am schuldigsten fühlen. Der Mensch idealisiert alles aus anderen Welten, weil er sich in seiner so gar nicht frei und sicher fühlt. Deshalb ergeht es so bestimmt auch Animateuren, die sich ständig anhören müssen, was die Urlauber eigentlich und viel lieber jeden Tag machen würden. Überall, wo der Mensch zur Ruhe kommt und sich schuldig fühlt, erzählt er allen, was er eigentlich für ein Mensch ist, aber es nicht sein kann. Aber?!? Nichts, aber.
Mich wundert nur, ich bewundere sogar mit welcher Kraft und Energie sie diese ganzen falschen Vorstellungen und Versprechen ertragen können. Jeden Morgen beim Blick in den Spiegel. Denn ganzen Tag bis in den Schlaf. Und dann wird man von diesem Doppelleben auch noch im Traum begleitet. Ich hätte einfach nicht die Kraft und die Energie und ich habe gar nicht die Möglichkeiten, ein solches Doppelleben zu führen, geschweige denn aufrecht zu erhalten. Ich bin froh, dass ich mit meinem einen so einigermaßen klar komme.
Zwei Leben zu führen, muss einfach anstrengender, komplizierter und härter sein, als nur eins. Eventuell erzählen sie mir deshalb immer wieder die selben Geschichten. Weil ich einer bin, der in ihren Augen zum Glück nur ein Leben zu führen hat. Ich bin nur Mr. Jekyll und nicht auch noch Mr. Hyde.
Mittwoch, 16. August 2006
The Wall
Der Mauerfall. 9. November 1989. Es ist früher Abend. Mein Vater ruft mich an und sagt am Telefon: Die machen die Mauer auf. In meiner Familie weiß jeder sofort, was damit gemeint ist. Meine Eltern sind mit drei Kindern 1961 aus der DDR geflohen. Haben von Ost- nach West-Berlin rüber gemacht. Nur mit dem, was sie am Körper hatten und in einem Koffer.
Diese Mauer hat unsere Familie getrennt. Das erste Mal durften meine Eltern und wir Anfang der 70er Jahre rüber. Meine Oma durfte uns ab und zu besuchen. Die Mauer ist schuld, dass ich keine Verwandschaft habe. Keine Verbindung zu Omas, Opas und allen anderen. Die Mauer ist an vielem schuld. Sie hat das Leben meiner Eltern, meiner Geschwister und meins negativ beeinflusst. Jedes Jahr sind wir rüber, haben alles versteckt, wo und wie es ging. Haben diese schrecklichen Schikanen wieder und wieder über uns ergehen lassen.
Die Welt da drüben war, so als ob man denen wesentliche Elemente vorenthalten würde. Elemente, die vieles im Westen erst möglich machen würden. Ganze Farben und Gerüche fehlten. Bücher, Schallplatten, Fernsehen, Radio, Klamotten bis hin zur Schokolade und zum Kaffee. Feste Elemente meines Lebens fehlten hier. Die gab es nicht oder man durfte sie nicht haben.
Ich fand das verrückt. Und dann war da noch mein Onkel, der nur zwei Jahre älter war als ich. Aus zweiter Ehe meines Opas, der hieß genauso wie ich. Wir haben uns dann immer unsere Pässe angesehen. Und uns vorgestellt, wie es wäre auf der anderen Seite. Ich kam mir immer überlegen vor. Ich dachte immer, wir sind besser und bei uns ist alles besser. Weil die sich auch so verhalten haben. Besuch aus dem Westen.
Meine DDR Geschichte ist lang. Jedenfalls sagt er am Telefon: Du, die Mauer ist offen. Ich habe aufgelegt. Den Fernseher angemacht, und da kletterten Menschen auf die Mauer. Und Trabbies fuhren über die Grenze und die Menschen gingen über die Grenze. Massen von Menschen gingen zu Fuß einfach von Ost- nach Westberlin. In dem Moment, wenn ich diese Zeilen schreibe, schießen mir wieder die Tränen in die Augen. Es ist nach der Geburt meiner Kinder der ergreifendste Moment in meinem Leben. Obwohl – einer ist da noch. Als Genscher in Prag auf dem Balkon steht und den Tausenden in der Prager Botschaft verkündet, dass die Ausreise genehmigt ist. Gott, habe ich da geheult.
Der Fall der Mauer ist ein wichtiger Meilenstein in meinem Leben. Bis dahin habe ich an die Unüberwindbarkeit von Mauern gedacht. Alle Arten von Mauer, bis in die Köpfe. Doch nun wusste ich, dass jede Mauer fallen kann. Schade nur, dass meine Familie aus den neuen Ländern und ich sich bisher nicht näher kommen konnten. Die Trennung und die Entfernung war dann doch zu lang. Obwohl ich neidisch bin auf solche intakten Familien, wie man sie hier in Bayern oft antrifft. Alle Tanten, Onkel, Omas, Neffen usw. alle im Umkreis von ein paar Kilometern. Aber daran ist diese verdammte Mauer schuld. Sie hat meine Generation auf immer getrennt.
Um mit Willy Brand zu enden. Jetzt wächst zusammen, was zusammen gehört. Aber es wächst langsam. Sehr langsam. Das wollte keiner hören. Aber mit dem Blick zurück, auf nunmehr 17 Jahre, kann ich behaupten: Bis etwas wieder zusammen wächst, dauert offensichtlich genau die Zeit, die es getrennt war. Also 28 Jahre. Das sind jetzt noch 11 Jahre. Obwohl man nicht weiß, ab welcher Trennung man rechnen muss. Eventuell auch ab der Besatzung von 1945, dass würde bedeuten: Nicht 11 Jahre, sondern noch 27 Jahre. Nach der Stimmung zu urteilen, könnte das eher stimmen. Oder muss man die Zeit der Nazis mit einberechnen?
Montag, 14. August 2006
Meines erste echte Invasion
Space Invader. Wir schreiben das Jahr 1980. Der Logbucheintrag lautet: Den Rekord knacken. Einsatz: Eine Mark. Ort: Eiscafe "Venezia". (Wieviel Prozent aller Eiscafes heißen eigentlich "Venezia""? Egal!) Vor mir steht ein schwarzes Ungetüm. Auf Sichthöhe ein Monitor. In Griffhöhe die Bedienungselemente. Für die linke Hand zwei und für die rechte Hand ein Druckknopf. Links kann man navigieren, das heißt nach rechts und links fahren, und mit dem rechten Druckknopf feuern. Die Bedienungselemente sind in Grün gehalten. Der Rest des Trümmers in schwarz. Dumpfe rhythmische Geräusche einer drohenden Invasion sind zu vernehmen. Auf dem Bildschirm läuft eine Animation. Space Invader Schriftzug und Spielszenen werden gezeigt und gezeigt und gezeigt.
Ich werfe 1 Mark in den Schlitz. Der unten rechts ist, so auf Kniehöhe. Das Spiel beginnt .... Ca. 1 Stunde und 35 Minuten später habe ich den neuen Rekord. Ich trage meine Initialen ein: Pirat. Das wars. Der Punktestand leuchtet auf und die Rangliste. Ganz oben steht: Pirat. Der Punktestand 9.999.354 Punkte. Die Invasion wurde erfolgreich abgewehrt.
Ich gebe zu. Ich gestehe, ich war ein Videospielautomaten-Junkie. Ich habe einen Großteil meiner Freistunden und, die ich blau bemacht habe, damit verbracht, Videospiele zu beherrschen und in allen Rekordlisten ganz vorne zu stehen.
Meine Videospiel-Drogen hießen:
Space Invader
Asteroix
Hyper Olympics 1 und 2
und einige mehr ...
Kein Wunder also, dass aus mir nichts Anständiges geworden ist. War aber eine geile Zeit.
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