Montag, 14. Mai 2007
Appentenzverhalten
Das sogenannte Übersprungverhalten gibt zum Ausdruck, dass auch unser Handeln nicht zweck- und/oder sinngebunden sein muss, sondern einem ganz anderen Zweck bzw. Sinn folgen kann. Dem man aus dem offensichtlichen Handeln nicht erkennen kann. Wenn zwei Hähne sich begegnen und sich eine Kampfhandlung anbahnt, dann picken die Hähne plötzlich nach Körnern auf dem Boden, die es nicht gibt. Diese Verhalten nennt man Übersprung- bzw. Appetenzverhalten. Warum erzähle ich das? Weil es dieselbe Erscheinung auch bei Menschen gibt.
Somit handeln wir ständig im Bewusstsein und bewerten und beurteilen auch das Handeln anderer fälschlicherweise im Bewusstsein, dass die erkennbare Handlung in unmittelbarem Zusammenhang mit dem eigentlichen Ziel stehen muss. Dem ist nicht so. Bei weitem nicht. Das wohl bekannteste Appentenzverhalten ist das Konsumverhalten. Ein inneres Bedürfnis, ein Verlangen lässt uns konsumieren. Obwohl dieses Konsumieren nicht dem eigentlichen Bedürfnis z.B. nach Anerkennung wirklich dienlich ist. Menschen, die über kurz oder lang in eine Sucht verfallen, haben vor allem dieses Übersprungverhalten völlig unterschätzt. Die ständige Wiederholung dieses Übersprungverhaltens hat die Sucht überhaupt erst ermöglicht.
Somit muss der Mensch lernen, die richtigen Schlüsse aus seinem Handeln abzuleiten. Wer das kann oder versteht, kann sich das im Wirkungskreis des Marketings z.B. stark zu eigen machen. Denn auf das Übersprungverhalten kann man sich immer beim Menschen verlassen. Man muss nur wissen, was eigentlich der Auslöser ist. Da gibt es total verrückte Zusammenhänge.
Damit sich der Mensch frei fühlt und unabhängig, steckte er sich Tabak in Papier eingerollt zwischen die Zähne, zündet das ganze an und inhaliert das, was verbrennt. Und das Verrückte daran ist, es funktioniert. Jedes mal. Bei jeder Zigarette ist dieser kleine Moment, den man mit sich selbst hat, als ob man da draußen steht und die Freiheit förmlich in sich aufsaugt.
Dienstag, 8. Mai 2007
Reich
Für wenn ist reich sein nicht gleich verbunden mit jeder Menge Geld? Als die Hunt Brüder zu viel vom Silbermarkt ihr Eigen nennen konnten, schaltete sich das Kartell ein. So wurden sie vor Gericht gezerrt. Der Anwalt der Kläger fragte: Wie viel Geld haben Sie auf dem Konto? Einer der Hunt Brüder antwortete: Keine Ahnung. Der Anwalt fragte nach: Sind sie reich? Einer der Hunt Brüder antwortet: Da wir unseren Kontostand nicht kennen, wird es wohl so sein.
So oder so ähnlich war der Wortwechsel. Auf die Frage nach Reichtum gibt es für uns nur eine Antwort. Die Antwort nach dem Geld. Dabei gibt es im weiten Feld der Reichtümer viele, die nichts mit Geld zu tun haben. Aber die zählen nicht. Auch wenn man jede Menge davon hat. Wer zum Beispiel reich an Glück ist, oder das von sich behauptet, der wird eher schräg als leichtgläubig angesehen. Was ist schon ein Glück gegen eine Million?
Somit fehlt im Sinne der Balance Strategie die emotionale Komponente vollkommen. Man lässt diese einfach weg. Keiner will von jemand anderem wirklich hören, wie reich er an Erfahrungen, Erkenntnissen, Entdeckungen, Liebe, Glück und allem anderen ist. Und wie er sich darum bemüht, diesen Reichtum auch wertzuschätzen. Damit muss man mal anfangen. Erst für sich und dann für andere. Dem materiellen Reichtum den emotionalen an die Seite stellen.
Und bitte dabei darauf achten, dass man nicht immer nur dann anfängt, vom emotionalen Reichtum zu erzählen, weil einem der materielle fehlt. Das gilt nicht. Das ist nur dagegenhalten. Das ist nur Neid und Missgunst. Im Sinne des Balance Marketing also völlig falsch. Nein, es geht darum, ein emotionales Bankkonto zu eröffenen. Eventuell in Form eines Reichtum-Buches. In dieses wird alles geklebt, geschrieben und gemalt, was man persönlich als großen Reichtum jenseites der materiellen Welt empfindet.
Warum das ganze? Ganz einfach! Man wird erkennen und sehen lernen, was die Leute wirklich anzieht, begeistert, überzeugt und für einen gewinnt. Das ist ein wesentlicher Bestandteil von guter Werbung, gutem Marketing und guter Kommunikation in der Zukunft. Wenn die Menschen die rationalen Werte nicht mehr so in den Vordergrund stellen und nach und nach durch emotionale anreichern wollen, dann sollte man wissen, was damit gemeint ist und was das genau ist.
Also, welche nicht materiellen Reichtümer vermitteln sie, ihr Produkt, ihre Marke oder ihre Dienstleistung?
Anmerkung:
Bei dem Wort "reich" muss ich immer an eine Otto Walkes Platte aus meiner Kindheit denken. Da gab es eine Passage, da erzählt Otto von dem reichsten Menschen der Welt, dessen Rasierpinsel ins Klo gefallen war. Und von da ab glaubte er, der unglücklichste Mensch auf der Welt zu sein. Dieser absurde Gedanke ist mir bis heute im Kopf geblieben. Denn schon als Kind dachte ich mir, das ist doch komisch, dass reiche Menschen offensichtlich wegen Lapalien schneller unglücklich sind. Will man dann wirklich so reich sein?
Anmerkung 2:
Vielleicht kommt das Reich ja von - Jetzt reichts aber wirklich.
Bild: Peter von Felbert
Freitag, 4. Mai 2007
Coffee to stay
In Neudeutsch heißt es eigentlich Coffee to go. Das ist Kaffee in Pappbechern, den man mitnehmen kann. Ist ein riesen Ding und ein riesen Markt. Wer was auf sich hält, der trägt mindestens einmal am Tag so einen San Francisco Coffeeshop Pappbecher vor sich her. Da werden ganz erlesende Kaffees zubereitet und dann in Pappbecher abgefüllt, die man immer lauwarm trinkt. Das erste Mal ist mir so ein Kaffeebecher auf der Straße in der Serive "Die Straßen von San Francisco" begegnet. Die Jüngeren unter euch können sich leider nicht mehr erinnern. Karl Malden und Michael Douglas spielten da die Hauptrollen in den 70ern. Seitdem kenne ich keinen amerikanischen Krimi, in dem nicht einer mit so einer Tasse im Freien steht und schlechten, lauwarmen Kaffee zu sich nimmt. Oder zumindest so tut.
Warum gibt es eigentlich nicht Bier to go? So in Dosen abgefüllt. Lauwarm, und man kann die Dose oben öffnen. Wär mal eine deutsche Idee. Warum machen wir den Amerikanern Dinge nach, die in der Sache völlig hirnrissig sind? Kaffeeläden? In Italien gibt es davon seit 2.000 Jahren ca. 34.000.000 Stück. Aber nun gut. Man gewöhnt sich an alles und gewöhnt sich alles auch wieder ab. Das ist das Gute. Denn Kaffee trinken soll eigentlich eine Pause bedeuten. Innehalten. Zusammenkommen. Also, warum dann to go? Wer will schon gehen beim Kaffee trinken? Aber so sind sie nun mal, die Amerikaner. Haben wieder nur die Hälfte mitbekommen, wollen aber den ganzen Weltmarkt.
Bild: Peter von Felbert
Donnerstag, 12. April 2007
Werbung - Quo vadis?
Wer nicht wirbt, der stirbt. Sagt man in der Werbebranche. Wer zuviel und falsch wirbt, stirbt aber auch. Das sagt man nicht nur in der Werbebranche. Somit gibt es Parallelen zwischen der Entwicklung der Ernährungsgewohnheiten in unseren Breitengraden und der Entwicklung der Werbung. Das Thema falsche Ernährung und Essstörungen kann man 1:1 auf die Werbung übertragen.
Somit kann ein Unternehmen durch falsche Werbung am Herzinfakt sterben. Zu fett, zu stressig und zu unbeweglich. Wenn ich den Jingel der Telekom höre, denke ich unweigerlich an einen Tinnitus. Und wenn ich das Marketingregiment der Controller mir so ansehe, denke ich unweigerlich an Bulimie.
Somit unterliegt die Werbung den gleichen Gesetzmäßigkeiten wie die gesunde Ernährung, der gesunde Lebenswandel in Bezug auf Unternehmen. Bewegung tut gut. Ausgewogene, ballastreiche Ernährung. Negativen Stress vermeiden. Viel Wasser trinken. Das Problem, das sich offensichtlich noch darstellt, sind die Fast-Food-Agenturen. Und die schlechten Essgewohnheiten. Welche zu ändern den Unternehmen den Angstschweiß auf die Stirn treibt. Wenn die nur biologisch hören, oder ökologisch, dann denken die sofort an nicht checken und verhungern. Die können sich nicht vorstellen, wie gut sich ein Unternehmen anfühlt, das durch und durch gesund ist. Was für eine positive Ausstrahlung von diesem Unternehmen ausgeht.
Also, zügelt und kontrolliert eure Werbegewohnheiten. Werbt gesund und bewegt euch mehr. Mehr auf die Kunden und Mitarbeiter zu. Die fetten Jahre sind nicht nur vorbei, sie sind ein Zeichen auch dafür, wer mit der Zeit gehen kann und wer stehen bzw. auf der Strecke geblieben ist. Es ist Aufgabe aller Verantwortlichen in einem Unternehmen, für das Unternehmen so zu sorgen, dass es zeitgemäß in Erscheinung tritt.
Also weniger auf die Aufmerksamkeit achten, mehr auf die Werbewirkung. Nicht die Menge, also mehr Werbung, ist gesund für das Unternehmen, sondern die richtige Werbung. Wer will schon von einem fetten, alten Unternehmen was kaufen, das raucht, nach Schweiß stinkt, schlecht gekleidet ist, Mundgeruch hat, trinkt und kurzatmig ist? Das durch und durch ungesund aussieht und sich nicht keinen Zentimeter bewegt? Vor allem nicht in den Wünschen und Bedürfnissen auf den Kunden zu?
Bild: Peter von Felbert
Dienstag, 10. April 2007
Kunst = emotionale Qualität
Meine Definition über die Kunst lautet: Kunst ist gleich emotionale Qualität. Qualität im Allgemeinen basiert fast ausschließlich auf numerischen Werten. Sogar Rotwein muss in Punkten bewertet werden, damit wir Qualität manifestieren können. Ebenso gibt es tausende von Rangreihen und Tabellen und Zertifikaten, bis hin zu Auszeichnungen aller Art, die Qualität numerisch für uns greifbar machen. Testsieger oder Verlierer. Somit ist Qualität solange subjektiv, bis jemand ihr eine numerische Zuordnung gibt.
Da es aber laut meiner Theorie neben allen numerischen Werten ebenso einen emotionalen geben soll, so gibt es auch eine emotionale Qualität. Das ist die Art von Qualität, die keinerlei numerischer Herleitung bedarf, sonder die wir nur fühlen können. Es gibt emotionale Qualitäten in allem, was wir sind und tun. Wir sind dem einen mehr zugeneigt und dem anderen weniger. Die Erklärungen sind ebenso haarsträubend wie die der numerischen Qualitäten. Denn letztendlich bleiben beide subjektiv. Denn die Qualität ist nicht nur abhängig von dem, der sie herstellt, oder dem, der sie bewertet, oder dem, der sie vertreibt, sondern auch von der Fähigkeit und Bereitschaft zur Wahrnehmung.
So kann hohe Qualität stark abfallen bei Menschen, die sich der Qualität nicht bewusst sind. Und niedrige Qualität kann sehr hoch bewertet werden von Menschen, die sich den einzelnen höheren Qualitätsstufen und -Niveaus nicht bewusst sind. Die Kette der Qualitätswahrnehmung hat deshalb viel von Stille-Post.
Es gibt ein Feld, in dem wir diese emotionale Qualität erkennen können. In der Kunst. Denn was dem einen gefällt, muss dem anderen noch gar nicht gefallen. Was wertvoll ist, dem ergeht es ähnlich. In der Kunst ist das von hoher Qualität, was teuer verkauft wird. Aber in uns drin bemerken wir intuitiv, dass hier die Schere weit auseinander geht. Und dem ist auch so. Keine Welt spiegelt so sehr die Gegenwart von emotionaler Qualität wider, wie die der Kunst. Hier spüren wir, was wir schön finden und was nicht. Was uns nachdenklich macht, irritiert oder zum Lachen bringt. Was uns schockiert bis hin zu auf- und erregt. Wir können uns diesen Gefühlen nicht entziehen.
Schreiten wir durch eine Ausstellung, dann bauen wir zu jedem Gemälde eine emotionale Beziehung auf. Von kurzer Dauer oder länger. Tiefer oder oberflächlicher. Aber wir können unmöglich so tief in das Kunstwerk eindringen, wie wir es oft eventuell gerne möchten. Das bleibt schon dem Künstler vorbehalten. Aber die Existenz der emotionalen Qualität ist hier spürbar bis hin zu greifbar. "Das ist doch keine Kunst!" "Das hätte ich auch gekonnt!" Diese Äußerungen zeigen, wie stark Kunst uns emotional erreicht. Aber auch das fassungslose Hineintauchen in Gemälde voller Bewunderung drückt dieses abstrake Gefühl aus.
Das Gleichgewicht der rationalen und emotionalen Qualität ist im Laufe der Zeit in Schieflage geraten. Wie sollte es auch anders sein, wenn die emotionale Qualität völlig unterdrückt und somit ins Hintertreffen gerät? Ausdruck dieser Schieflage ist der Kunstmarkt, dieser ist unkontrollierbar geworden. Es hat sich ein Rudel gebildet. Was die Kritik und das Geld in die Höhe hebt, ist wertvoll. Alles andere wertlos. Nicht unser Gefühl bewertet, sondern, wie beim Wein, lassen wir es zu, dass andere unsere Gefühle bewerten. Was der Kunst nicht zuträglich ist. Denn eigentlich lebt sie von der totalen Freiheit der emotionalen Qualität. Somit bewundern, sehen und kaufen wir oftmals das, was man uns dafür vormacht. Das spüren wir.
Und weil es jeder spürt, dass man ihm nichts vormachen kann, deshalb komme ich zu dem Schluss: Kunst = emotionale Qualität. Diese Theorie läßt sich 1:1 auf viele andere Qualitäten übertragen, auch in der Geschäftswelt. Und weil wir das spüren, müssen wir lernen, es zu wissen und in unserer täglichen Begegnung mit Qualitäten uns immerzu Fragen: Wie wirkt diese Qualität abseits aller numerischen Bewertungen auf mich? Qualität ist nicht nur ein Ziel, sonder auch ein Gefühl, das den Anspruch an die Qualität bestätigt. Und in den meisten Fällen, bei denen von Qualität die Rede ist und diese sich auch noch über Zahlen versucht zu beweisen, fehlt es an der nötigen Portion emotionaler Qualität.
Freitag, 16. März 2007
Die Schnecken-Beobachtung
Sollten Sie mal die Zeit finden. Zudem noch am richtigen Ort. An einem Ort, an dem eine Schnecke sich auf eine Reise begeben hat. Dann legen Sie sich ins Gras und beobachten aufmerksam die Schnecke. Dabei müssen Sie sich nicht beeilen. Sie haben Zeit, denn die Schnecke dürfte es nicht fertig bringen, Sie zu überlisten. Schalten Sie das Handy aus. Und machen Sie es sich bequem im Gras. Jeden Meter, den die Schnecke geschafft hat auf ihrer großen Reise, kriechen Sie dann hinterher. Beobachten Sie die Schnecke genau. Dabei wird Ihnen nicht entgehen, wie mühsam der Weg ist. Das Haus zudem geschultert. Trotzdem kommt die Schnecke offensichtlich an. Evolutionsgeschichtlich kann man es kaum glauben, dass Schnecken überleben konnten. Aber sie haben. Weil sie, wie wir Menschen, unappetitlich sind. Und ebenso wie wir Menschen eine Schleimspur hinter sich herziehen. Die Schnecke ist der geborene Bausparertyp. Kaum ist sie da, zahlt die Schnecke keinen Euro Miete, sondern bezieht sofort ihr Eigenheim. Ziemlich spießig. Dann streckt die Schnecke, bevor sie eine Schritt wagt, ihrer Fühler in alle Richtungen aus. Die Schnecke ist so vorsichtig wie wir Menschen. Die Schnecke ist die artenreichste Tierart. Dem steht der Mensch sicher nicht weit hinterher, aber kommen wir auf 43.000? Na, egal. Aber ich finde, man kann von der Schnecke etwas lernen. Es geht auch ruhiger. Der Beweis, dass es mit aller Gemütlichkeit auch geht. Und wie. Die Schecke verbreitet sich dabei wie die Karnickel bzw. wie wir. Vom Sex der Schnecke können wir uns ohnehin eine Scheibe abschneiden. Die lässt sich Zeit und Zeit und Zeit...
Ich glaube in meinem nächsten Leben wäre ich gerne eine Weinbergschnecke im Bordeaux.
Freitag, 9. März 2007
Weil wir alle mehr wollen und eigentlich auch verdient haben
Wer kennt das nicht, das Gefühl, dass man selbst bei weitem noch nicht da ist, wo man eigentlich hingehört. Eigentlich ist es eine Krankheit, nie anzukommen, nie zufrieden sein zu können. Immer mehr zu wollen und auch glauben, verdient zu haben. Das Rad dreht sich somit immer schneller und wird dabei immer größer. Das Rad, an dem wir drehen und vor allem das Rad, das an uns dreht. Die Enttäuschung ist unvermeidlich. Vor allem wird sie zu einem Wegbegleiter. Wen man auch fragt, wer antwortet schon: "Ich bekomme echt zu viel und weiß gar nicht womit ich das alles verdient habe?" Die Grenzen der Gier sind noch oben endlos offen. Wenn es einem gelingen würde, diese negativen Begleiterscheinungen zu eliminieren und den Blick auf das Erreichte frei zu bekommen. Und somit das negative durch ein positives Gefühl zu ersetzen. Das wäre ein riesen Schritt. Denn der Gier würde der Sinn folgen. Somit würden wir uns nicht mehr fragen: "Wie viel mehr?", sondern: "Was habe ich davon?" Und für ein bisschen weniger hätten wir viel mehr. Viel mehr vom Leben. Viel mehr von dem, was uns wirklich wichtig ist. Aber das bleibt sicher vorerst mal nur ein Traum. Ist aber ein schöner.
Montag, 5. März 2007
Fremd
Alles, was uns fremd ist, dem begegnen wir mit Distanz. Das liegt in der Natur der Sache. Das war mal gedacht zum Schutz. Was wir nicht kennen, ist nicht Bestandteil unseres Daseins. Somit könnte es dasselbe gefährden. Schon sehr früh wird man an alles mögliche herangeführt, damit diese Dinge uns bekannt sind. Und nicht fremd. Somit scheint "bekannt" für unsere positive Wahrnehmung eine zentrale Rolle zu spielen. Wenn nicht sogar die zentrale Rolle.
Das Fremde hat sich verselbstständigt. Weil wir alle Gefahrenherde der natürlichen Art weitesgehend im Griff haben. Ausgerottet sozusagen. Aber der Instinkt schlummert immer noch in uns. Somit wittern wir in allem Fremden weit aus größere Gefahren, als es eigentlich zu erwarten wäre. Wir projezieren unsere natürliche Schutzhaltung auf alles mögliche. Somit gehen sogar häufig Gefahren von Dingen aus, dass man nur darüber den Kopf schütteln kann.
Diese Entwicklung kann man sich sogar zu eigen machen. Für sich nutzen. Man muss nur die Angst vor dem Fremden schüren. Damit muss natürlich ein Zweck für einen selbst verbunden sein. Aber Angst zu schüren muss man wollen. Ich will das nicht. Ganz im Gegenteil. Ich will möglichst viel Fremdes zu Bekanntem machen. Das ist so eine Art innerer Auftrag. Denn ich versuche in allem umzusetzen, was ich mache. Denn die Energie, die man aufwendet für eine unbegründete Angst vor etwas Fremden, was alles andere als gefährlich ist, kann man für viel schönere und sinnvollere Dinge einsetzen.
Hinter das Fremde schauen, nicht um es sich zum Freund zu machen, sondern um dieses Gefühl der Befürchtung dem Fremden gegenüber erst gar nicht aufkommen zu lassen. Denn in einigem Fremden stecken wirklich Gefahren. Aber nicht, weil es jemand sagt, sondern weil ich es entdeckt habe.
Donnerstag, 1. März 2007
The Good One
Es geht um die Guten und die Anderen. Es ist kein Bestandteil der natürlichen Selektion, dass es die Guten schaffen. Ein Ziel oder eine Position erreichen. Ganz im Gegenzteil. Wer weit kommen will oder sollte, dem stehen ungeahnte Hindernisse entgegen. Im Lauf der Jahre sind mir sehr viele tolle Menschen begegnet. Und einige davon begleiten mich. Aber ich kann nicht sagen, dass es die Guten meistens bis nach ganz vorne geschafft haben. Die Guten sind alle die, denen es um das bessere Ergebnis vor allem geht. Die Menschen sehen und mit einbeziehen. Die Rücksicht nehmen, aber klar in der Sache bleiben. Die sich selbst nicht bevorteilen wollen. Sondern – wenn überhaupt – am Erreichten teilhaben wollen. Die einfach höflich sind, zuvorkommend, auch mal nachsichtig. Die mit nichts drohen, was sie ohnehin nicht bereit wären, einzusetzen. Die Bitte sagen können und Entschuldigung.
Montag, 19. Februar 2007
Politik im Spiel
Man spricht in der Wirtschaft im Allgemeinen davon, dass "Politik" im Spiel ist, wenn Macht vor Leistung und/oder Ergebnis geht. Sobald Machtmissbrauch eingesetzt wird, um Interessen durchzusetzen, die dem eigentlichen Unternehmensziel nicht dienlich sind. Zudem auch nicht dem betriebs- und volkswirtschaftlichen Ziel. Dann redet man von Politik. Wenn Strippenzieher, die sich in einem Punkt alle gleichen – sie haben von der eigentlichen Aufgabe, die sich ihnen stellt, keine Ahnung – sich zum Erhalt ihrer Pfründe der Politik bedienen, dann hat das nichts mit Demokratie zu tun, mit Konsens oder Einvernehmlichkeit. Sondern immer mit Machtmissbrauch zur Bewahrung und/oder Erreichung der ganz eigenen Interessen. Die zumeist bedeuten: Mehr Geld oder größerer Machtbereich. Somit hat der Begriff Politik einen schweren Imageschaden erlitten. Könnte man annehmen. Die andere Politik müsste sich dieser weit verbreiteten Interpretation eigentlich vehement entgegenstemmen. Tut sie aber nicht. Denn da, wo der politische Missbrauch von Macht am größten ist, sind die gleichen Charaktere von der anderen Seite mit von der Partie. Deshalb keine Aufregung, sondern eher Verständnis und Übereinstimmung. Da war Politik im Spiel. Wie oft habe ich früher diese Äußerung gehört? Unzählige Male. Seit einigen Jahren in meinem Einflussbereich nicht mehr. Denn genau davon habe ich mich gewollt entfernt. Diese Menschen sind mir unheimlich und unsympathisch. Und glaubt mir, es geht auch ohne. Ganz ohne. Es geht nicht ganz ohne Politik, aber die möchte ich verstanden wissen im eigentlichen Sinne des Wortes. Da ist in meinem Leben kein Platz für Missbrauch.
Donnerstag, 15. Februar 2007
Ausgangsposition
Es ist eine schlechte Angewohnheit, immer davon auszugehen, dass man über den Tisch gezogen wird. Es ist aber ebenso eine schlechte Eigenschaft, immer davon auszugehen, dass alle nur das Beste wollen. Somit ist jede Verhandlung immer von der persönlichen Ausgangsposition geprägt. Somit stellt sich immer dieselbe Frage: Ist der Verhandlungspartner ein Positiver oder ein Negativer? Dahinter zu kommen, ist sehr schwer. Denn man unterliegt emotional einer Art Wirklichkeitsverzerrung. Man sieht, was man sehen will. Man projeziert das, was man selbst sehen will. Als Bestandteil einer Verhandlung sich dieser weitestgehend objektiv zu entziehen, gelingt vielen nicht. Somit muss man sich bei Verhandlungen auf seine Intuition verlassen. Denn alles, was ist, oder einem begegnet, muss nicht der Wirklichkeit und der Wahrheit entsprechen. Das Gesagte und Gezeigte sollte zur Entscheidungsfindung nur verhältnismäßig wenig beisteuern. Wichtig ist das gute Gefühl dabei. Oder wenn man ein schlechtes hat, trotz aller Vorzüge und Vorteile, den Deal nicht zu machen. Wir sehen nämlich, ohne zu sehen. Wir spüren, ohne zu berühren. Unsere Wahrnehmung geht viel weiter und tiefer als die Vernunft vermuten lässt. Wir spüren mehr, als wir wissen. Somit ist das ständige Appellieren an die Intuition und den daraus resultierenden Glauben die beste und sicherste Verhandlungsführung. Es geht nicht darum, wie sich die Dinge objektiv darstellen. Es geht nicht um Zahlen und Werte, sondern um das sichere und gute Gefühl – das ist es. Informationen und Argumente können dieses Gefühl überlagern und verfremden. In der Regel hat man in Verhandlungen schon innerhalb der ersten 20 Sekunden eine Entscheidung getroffen. Dieser gilt es auf den Grund zu gehen. Und nicht langwierig und zermürbend darüber zu sinnieren, warum, wieso und weshalb. Auch wenn Parameter sich ändern, bleibt die Grundeinstellung zur Entscheidung. Will man etwas eigentlich nicht, und der Preis ist jetzt so günstig, dass man sich dazu hinreißen läßt, es nun doch zu erwerben, wird mit dieser Entscheidung trotz des guten Preises immer ein schlechtes Gefühl einhergehen. Deshalb ist das eine schlechte Entscheidung. Zahlt man mehr, als es wert ist, aber man will es unbedingt, wird einen trotzdem immer ein gutes Gefühl bei dieser Entscheidung begleiten. Somit kann man es drehen und wenden, wie man will. Und Preispolitik erscheint in diesem Spiegel noch unsinniger. Denn es geht nicht um die numerischen Werte, die eine positive Verhandlungsgrundlage schaffen, sondern darum, wie derjenige dazu steht. Wenn einer nicht will, dann wird der Preis ihn nicht überzeugen. Und alle, die wollen, denen ist der Preis ziemlich egal. Also gilt es, einen poitiven Verhandlungspartner emotional für sich zu gewinnen. Dann geht alles andere wie von selbst. Überzeugen können, statt überreden müssen.
Dienstag, 13. Februar 2007
George Harrison Effekt
George Harrison ist einer der Beatles gewesen. Eigentlich wurde er sein Leben lang an den Rand der Musikgeschichte gerückt und gedrückt. Denn vor ihm waren die Über-Egos John und Paul. Die werfen so große Schatten, dass kein Licht bleibt. Es bleibt kaum Luft zum Atmen. Ich habe viele Beatles Platten. Das weiße, das blaue und das rote Doppelalbum. Und Let it be und ... John und Paul haben so viele Songs geschrieben, dass auch hier kaum auf einer Platte Platz war für einen anderen. Somit komme ich nun zum George Harrison Effekt: "Here comes the sun" ist mein absoluter Beatles-Lieblingssong. Er ist absolut zeitlos. Denn er ist der einzige, den ich seit fast 40 Jahren immer wieder mal gerne höre. Er könnte heute geschrieben sein. Alle anderen Songs, bis auf einige wenige, gehören in eine andere, längst vergangene Zeit. Für mich ist "Here comes the sun" eine der wesentlichsten Kompositionen der Popgeschichte. Wenn George Harrison das lesen könnte, würde er sich bestimmt freuen. Denn gerade ihm ist bei weitem nicht die gebührende Anerkennung zuteil geworden. Wenn jemand einen solchen Titel ins Leben rufen kann, was hätte noch alles von ihm komponiert werden können, wenn diese beiden Über-Beatles nicht gewesen wären, oder weitaus weniger dominant? Die Antwort werden wir nie erfahren. Ob, wie bei einem Eisberg, die wichtigsten Kompositionen eventuell immer unter der Oberfläche bleiben werden? Was mir nur aufgefallen ist: dass Dominanz oft Raum, Zeit und auch alles andere geradezu für sich einnimmt. Bei den Beatles ist dabei zum Glück so viel Wunderbares herausgekommen. Was man vom Rest der Welt und unseres Alltags nicht immer sagen kann. Oder gerade im Gegenteil. Oft lässt Dominanz andere Qualitäten nicht wachsen, gedeihen und sich entwickeln. Der Lautere, Stärkere, Schnellere, Bestimmtere setzt seine Ansichten in der Regel wesentlich häufiger um als der Überlegte, der reifen lassen will, der Ruhige, Zurückhaltende und der sich selbst nicht so wichtig nimmt. Somit ist unsere Welt weitesgehend von den Dominanten gepägt. Wie sähe unsere Welt wohl aus, wenn Dominanz keine Rolle spielte? Ich spüre, das sie wesentlich besser dastünde.
Freitag, 26. Januar 2007
Darf ich eben mal schnell?
An Flughäfen kann man besonders gut eine bestimmet Spezies von Menschen beobachten. Habe ich eigentlich schon mal erwähnt, dass ich es liebe, Menschen zu beobachten? Ich bin geradezu süchtig danach. Oft stiere ich so genau, lange und intensiv hin, dass der Beobachtete es bemerkt. Und das nicht unbedingt als sympathisch empfindet, sondern eher als unangenehm, als Anmache oder Spionage. Aber egal, zurück zum Thema. In der freien Wildbahn des Flughafens kann man besonders schön die Businessflieger beobachten. Sonst leben diese ja auch sehr zurückgezogen im tiefen Dschungel der Büroraumwelten. Da sieht man nichts von denen. Aber auch gar nichts. Manchmal hört man etwas, oder liest. Aber an Flughäfen, da müssen sie raus. Ins Freie. Raus aus ihrer Deckung und sich in der freien Wildbahn behaupten. Meine Beobachtungslieblingsspezies sind die Schnelleren. Wenn ich einen erspähe, dann kann ich den Blick nicht mehr abwenden. Auch auf die Gefahr hin, dass dieser denkt, ich sei sicher schwul oder von der Konkurrenz. Das ist mir egal. Wäre ja auch nicht weiter schlimm. Mein Blick haftete an dieser besonderen Spezies wie der von Kindern an der Eistüte. Denn sie sind mehr als drollig. Unablässig versuchen diese alles, um schneller zu sein. Es gibt nichts, was diese nicht mit aller Gewalt schneller wollen. Schneller telefonieren. Schneller beim Check-in. Schneller bei der Kontrolle... (Dieser Beitag geht beim nachfolgenden Link weiter)
"Darf ich eben mal schnell?" vollständig lesen
Mittwoch, 24. Januar 2007
Mit Druck umgehen
"Mit dem Druck muss man umgehen können." Sagen einige. "Den Druck muss man aushalten können." "Der steht ganz schön unter Druck." Viele Formulierungen drehen sich um den Druck. Den Druck, unter dem Menschen stehen. Dem Druck anderer, dem eigenen Erwartungsdruck, dem öffentlichen Druck. Von allen Seiten kann Druck auf einen ausgeübt werden. Dabei soll Druck negativ sein und positiv. Die einen brauchen den Druck. Die anderen können mit Druck gar nicht umgehen. Die einen suchen geradezu den Druck. Die anderen weichen ihm aus wann, wo und wie es nur geht. Der Druck. Was ist das eigentlich genau? Hallo Druck. 5 Kilo Druck. Ist Druck gelb, blau oder braun? Ist Druck rund, oval oder eckig? Hat Druck einen Vornamen? Peter Druck? Nee, der heißt doch Struck. Ist Druck warm oder kalt? Laut oder leise? Mal ehrlich, gibt es jemanden, der jemals persönlich einem Druck begegnet ist? Der ein Meeting hatte und mit am Tisch saß der Druck? Ich glaube ja, Druck ist nur eine Erfindung, eine Einbildung. Druck ist so eine Art unbegründetes Schuldgefühl. Oder unkonkrete Angst. Druck ist nicht da, aber man spürt ihn. Das ist schon seltsam, denn so vieles geschieht mit dem Hinweis auf den berühmten Druck, obwohl es diesen physisch nicht gibt. Und psychisch scheint Druck auch nichts weiter als eine Fatamorgana zu sein. Je näher man dem Druck kommt, desto weiter entfernt er sich von einem. Ein Hirngespinst. Druck ist das, was man zulässt. Obwohl man es auch lassen könnte. Man kann nämlich Druck abauen. Wie Steinkohle? Siehe da, auch beim Abbauen ist vom Druck nichts zu sehen. Der geht, wie er kommt. Unsichtbar.
(Foto: Peter von Felbert)
Montag, 15. Januar 2007
Fluss-Prinzip
Das Schöne am menschlichen Fehlverhalten ist, dass man sich schon vorher ansehen kann, wie es nachher ausgehen wird. Denn alle Fehler sind oft schon älter und schon mal gemacht worden, nur an anderen Stellen als an denen, wo man gerade selbst ist. Dafür bedarf es nur der äußerst seltenen Fähigkeit der interdisziplinären, assoziativen, transzendentalen Wahrnehmung. Nehmen wir uns das Beispiel der Flüsse in der zivilisierten Welt. Der Mensch hat mal kurzer Hand das biologische Gleichgewicht mehr als durcheinander gebracht, in dem er die Fließgeschwindigkeit erhöht hat. Flussbetten begradigt. Auslaufzonen und Überlaufbecken gebaut. Dämme gebaut. Er hat Flüsse verschmutzt und sich deren ganze Naturlichkeit untertan machen wollen. Mit dem beeindruckenden Ergebnis, dass kein Leben mehr in den Flüssen war. Dass regelmäßig Hochwasser die Anwohner wegspülte. Mit den Flüssen flossen zunehmend tot bringende Katastrophen durchs Land. Der ehemalige Lebensspender hat sich durch den Eingriff des Menschen ins Gegenteil verkehrt. Nicht, dass der Mensch daraus gelernt hätte. Nein, er bekommt einfach zu oft nasse Füße und neuerdings steht das Wasser zu vielen bis zum Hals. Somit wird nun die 180 Grad Kehrtwende eingeläutet. Alles soll wieder wie früher werden. Fisches, sauberes Wasser, eine gesunde, klare, eine sprudelnde, fließende und frische Lebensader durch unser Dasein. Die wir gleichzeitig als Transportweg benutzen. Der Mensch muss also notgedrungen schwer zurück rudern. Diese Analogie läßt sich 1:1 auf viele Entwicklungen übertragen. Die Fließgeschwindigkeit ist gleichzusetzen mit unserer Entwicklungsgeschwindigkeit. Wir erhöhen an allen Ecken und Enden die Geschwindigkeiten und somit auch die Massen, die transportiert werden. Die Fluten dieser Konsumgesellschaft haben längst Opfer gekostet. Das Begradigen der Flussbetten ist das Mainstreamen des Angebots. Alles muss konsumfreundlicher werden. Alles muss schneller zu konsumieren sein. Immer mehr fließt immer schneller an uns vorüber. Die Hochwasser der Konsumgesellschaft spülen dann Tausende von Arbeitslose in die Arbeitsämter. Ganze Konzerne werden aus dem Land gespült. Immer mehr tote Geschäftsmodelle treiben mit den Konsumflüssen und so weiter und so weiter.
Somit kann sich jeder ansehen, wie es weiter geht. Und es gibt Anlass zur Hoffnung. Denn im Rhein schwimmen schon wieder Fische. Wenige, aber es werden mehr. Und viele Flüsse werden aufwendig wieder zurück in ihren natürlichen Verlauf entlassen. An vielen Stellen hat der Mensch angefangen, zu verstehen, dass man Naturgesetze nicht auf den Kopf stellen sollte. Aber noch mal: nicht weil wir schlauer sind. Sondern nur, weil wir nasse Füße bekommen. Deshalb stellt sich immer die Frage: Was sind die nassen Füße im übertragenen Sinne? Gibt es keine nasse Füße, gibt es keine Veränderung im Bewusstsein.
(Foto: Peter von Felbert, Motiv: Alpen)
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