• impressum
  • unternehmensberatung
  • christof hintze
  • maildirekt

Dienstag, 18. November 2008

Die Gedanken in meinen Kopf



Es sind oft zu viele. Sehr widersprüchliche. Und dann wiederum so klare. Dann sind da die ganz speziellen, die sich immer tiefer und tiefer in eine Materie vorbohren. Dann gibt es die allgemeinen, die eher oberflächlichen. Und immer und immer wieder die suchenden. Es gibt so unglaublich viele schöne und wundervolle Gedanken. Aber da sind auch die von der Art, die ich überhaupt nicht mag. Ich jongliere gerne in meinen, mit meinen Gedanken. Sehr gerne lasse ich Gedanken auch springen. Von einem zum anderen. Manchmal reise ich weit zurück. Nicht weniger oft versuche ich, weit nach vorne zu denken. Aber meistens denke ich im „Jetzt“. Ich will nichts verpassen und somit kreisen meine Gedanken zum überwiegenden Teil in der Gegenwart. Ich mache mir viele Gedanken, zu einigen Themen sicher viel zu viele. Ich weiß aber auch, dass es da Themen gibt, über die müsste ich mir wirklich mehr Gedanken machen. Sogar meine Ausreden zu diesen Themen machen mir Gedanken. Viele meiner Gedanken sind von der Neugierde getrieben. Nicht wenige auch von Ängsten. Aber auch Neid, Missgunst, Egoismus, Abneigung, Vorurteile, Bewerten und Vergleichen sind ein viel zu großer Teil meiner Gedanken.  Viele meiner Gedanken sind hoffnungslos naiv. Das sind meine Lieblingsgedanken. Oft rette ich die Welt in meinen Gedanken, oder wenigstens ein Land, eine Stadt, eine Firma oder einen Menschen. Aber es kann auch ein Hund sein oder ein Goldfisch. In Gedanken kann man so viel Gutes tun, ohne einen Finger krumm zu machen. Und man kann in Gedanken auch mal richtig fies und böse sein. In Gedanken wie gesagt. Es tut so gut, sich in Gedanken mal auszuschütten, auszuheulen und auszutauschen, was man in Wirklichkeit so nicht tun würde. Und dann verfolge ich gerne Gedanken. Ich erkenne sie erst und dann gehe ich ihnen nach. Manchmal verliere ich die Spur, aber meistens ist mein Ehrgeiz dann doch so groß, dass ich dem Gedanken dann doch auch die Schliche komme. Viele Gedanken drehen sich um den Trieb. Sie wissen, welchen ich meine? Nach meinem Gefühl taucht mir dieser Gedanke zu oft und zu unverhofft auf. Aber was soll man machen. Man kann Gedanken nicht wie einen ungeliebten Gast vor der Tür stehen lassen. Gedanken, die kommen wollen, kommen immer durch die Vordertür rein. Denken kann man nur alleine in seinem Kopf. So sehr man auch in einer Runde sitzt und Gedanken austauscht, die Wirklichkeit der Gedanken spielt sich nur im eigenen Kopf ab. Obwohl auch der Gedanke reizvoll ist, mit dem Kopf des anderen denken zu können. Man würde so viel mehr verstehen. Obwohl das nicht gehen würde, denn man müsste ja mit seinen Gedanken in den jeweils anderen Gedanken denken. Und das scheint unmöglich. Und wenn man nur in den Gedanken des anderen denken würde, dann würde man sich genau über die Dinge keine Gedanken machen, über die man glaubt, sich Gedanken machen zu müssen. Oder sie sind so anders, dass es einem selbst nicht auffällt. Somit denkt jeder für sich. Und der Austausch von Gedanken spiegelt nur einen Bruchteil der wirklichen Gedanken wieder. Denn wer kann schon seine Gedanken formulieren und das auch noch in vollem Umfang unter Berücksichtigung der kompletten Klaviatur der Gefühlswelt. Gedanken kann man zwar losgelöst formulieren, aber sie entstehen aus sehr komplexen Zusammenhängen. Und die kann man nicht übermitteln. Der Mensch muss damit leben, dass die Welt nur in seinem eigenen Kopf in seinen eigenen Gedanken so ist, wie sie ist. Und dass dieser Umstand vom Rest der Gedankenwelt stark abweichend ist. Es scheint das Übel der Menschheit zu sein, dass wir Gedanken nicht zusammenfügen können, nicht addieren können, nicht ergänzen. Wir können nur unseren eigenen Gedanken folgen. Und das ist nicht viel, wenn man bedenkt, wie viele brillante Gedanken jetzt in anderen Köpfen gedacht werden, welche unser Bewusstsein nie erreichen werden. Das ist echt ein menschliches Manko. Wir haben sie, können diese aber nicht zu einem „Über-Bewußtsein“ zusammenfügen, damit aus allen Gedanken etwas so viel Größeres entsteht, etwas, das sich der Einzelne hätte nie vorstellen könne. Es gibt Samenbanken und Blutbanken, aber keine Gedankenbanken. Mit dem Tod eines jeden Menschen sterben vor allem eins – wichtige Gedanken. Die für immer weg sind. Das ist wirklich fatal.  

Geschrieben von Christof Hintze in blue notes um 17:17 | Kommentare (0) | Trackbacks (0)
Tags für diesen Artikel: blue notes

Dienstag, 11. November 2008

Optimismus, Zuversicht und Mut


Tatendrang. Leidenschaft. Haltung. Glaubwürdigkeit. Ideenreichtum. Umsetzungskraft. Willenskraft. Überzeugungskraft. Positiver. Energiegeladener. Verbundenheit. Gemeinschaft. Offenheit. Kommunikativer. Höflicher. Zuvorkommender. Zuhörer. Hinschauer. Nachfrager. Meinungsbildner. Neugieriger. Bereitschaft. Fähigkeit. Selbstkritischer. Mitreißender. Begeisterungsfähiger. Echter. Familiärer. Lustvoller. Gerechter. Sensibler. Durchsetzungsvermögen. Lernfähiger. Zugänglicher. Verbindender. Brückenbauer. Grenzenzieher. Humanist. Gesünder. Würdevoller. Lebendiger. Unterhaltsamer. Eingreifender. Zupackender. Gebildeter. Mitmachender. Fantasievoller. Vorstellungskraft. Grenzgänger. Freundschaftlicher. Neudenker. Aufhörer. Loslasser. Teiler. Weitergeber. Annehmer. Zuverlässiger. Interessierter. Verantwortlicher.

Es ist nicht so, dass der Mensch perfekt ist oder wäre. Es gibt immer etwas, woran er arbeiten könnte. Die Frage lautet nur: Warum, wenn alle negativen Eigenschaften Konjunktur haben? Somit ist eine Konjunkturspritze eine weitere Spritze für die falschen Eigenschaften und Werte. Es ist schon bezeichnend, es „Spritze“ zu nennen, wie bei Heroin-Abhängigen, denn die Konsumsucht lebt vom Konsumrausch. Und die erhält der Süchtige mit Hilfe einer Spritze.

Es wäre an der Zeit und stände uns gut, wenn wir unser Konsumsuchtverhalten mal ins Auge fassen würden, thematisieren und behandeln würden. Denn es gibt ein Leben und eine Welt neben der Sucht. Wie ich meine, ein erstrebenswertes und wesentlich schöneres Leben. Aber offensichtlich sind wir noch nicht so weit.


Geschrieben von Christof Hintze in blue notes um 07:51 | Kommentar (1) | Trackbacks (0)
Tags für diesen Artikel: blue notes

Donnerstag, 30. Oktober 2008

Stell dir vor


Deine Gedanken wären zu 80% auch die Gedanken aller Menschen um dich herum. Und nur 20% wären wirklich deine eigenen Gedanken. Also, wenn man zum Beispiel viel an nackte Tatsachen denken würde, so viel, dass es einem schon selbst auffällt, dann denkt man doch unweigerlich, nur man selbst denkt in der Häufigkeit und Dichte an das Thema. Was, wenn das alle um einen herum auch tun? Mein Gott wie peinlich. Oder man malt sich mal wieder aus, wie es ist, wenn man 5,3 Millionen Euro im Lotto gewinnt. Was man dann macht mit dem Geld. Oder über Ängste. Jetzt stellen wir uns mal vor, dass 80% der Ängste, die uns mehr oder weniger beschleichen, von anderen Menschen genauso wahrgenommen werde. Dass verrückte Gedanken, wenn diese mal abschweifen oder sich verselbstständigen, von anderen Menschen ebenso gedacht werden. Dass das, was man im Zug denkt oder im Meeting, sich ebenso bei anderen im Kopf abspielt. Wenn alles, was sich im eigenen Kopf abspielt, sich zu 80% auch in allen anderen Köpfen abspielt. Nein, das möchte ich mir dann doch nicht vorstellen. Es gibt Dinge, die will ich mir nicht vorstellen, auch wenn ich insgeheim weiß, dass diese sich so oder anders abgespielt haben müssen. Es gibt eine Reihe von Vorstellungen, über die ich mir keine Gedanken machen will und auch das könnten alle denken. Mein Kopf gehört mir, gilt also nur zu 20% mehr oder weniger. Und nicht mal das ist sicher. Denn wenn wir alle in derselben Umwelt leben, warum sollte im Kopf ein völlig anderer Film ablaufen? Die Vorstellung, dass bestimmte auch öffentliche Personen, eine zum überwiegenden Teil übereinstimmende Gedankenwelt haben, wäre doch – beängstigend. Warum sollten Menschen, die genau so sozialisiert sind wie man selbst, in völlig anderen Gedankenwelten leben? Das klingt zwar beruhigend aber unlogisch.


Geschrieben von Christof Hintze in blue notes um 08:22 | Kommentar (1) | Trackbacks (0)
Tags für diesen Artikel: blue notes

Donnerstag, 18. September 2008

Bankwahl






Wenn wir weit in unsere Erinnerung zurückgehen, dann finden wir da einen Moment, der sehr viel über die Persönlichkeit und den Charakter von Menschen aussagt. Einen Moment, der für die Einen tiefste Demütigung bedeutet und für die wenigen Anderen der Respekt und die Bestätigung ihrer Persönlichkeit und ihres Charakters.
Dem Großteil dazwischen wird dieser Moment nicht mehr viel bedeuten oder ist aus der Erinnerung gänzlich verschwunden. Von der 5ten bis zur 13ten Klasse trug es sich zu. Es geschah wöchentlich im Sportunterricht. Irgendwann kam der Moment, wo für die Zusammenstellung von Mannschaftssportarten 2 bis 4 Personen vom Lehrer bestimmt wurden, welche jeweils Mannschaften wählen sollten. Einer fing an und dann ging es immer der Reihe nach.

Somit lichteten sich allmählich die Reihen auf der Turnbank, denn mit jeder Wahl wurde ein weiterer Schüler einer Mannschaft zugeordnet. Bis nur noch einer übrig blieb, der dann der letzten Mannschaft mehr zugeteilt, denn durch eine Wahl zugeordnet wurde.

Über diesen Moment habe ich lange nicht sinniert, weil ich zu denen gehörte, die immer damit beauftragt wurden, eine Mannschaft zu bilden. Somit war mir die Demütigung des Letzten nicht bewusst. Obwohl mir von Zeit zu Zeit ins Auge fiel, dass es immer der- oder dieselbe waren.

Rückblickend frage ich mich, was mit den Gedemütigten passierte, was sich ihnen aufstaute, welches Trauma sie davon trugen. Oder ob das alles Woche für Woche spurlos an ihnen vorüber gegangen war? Ob in ihnen etwas entstanden ist, das für immer Rache geschworen hat für diese Demütigung? Ich denke ja. Genau diese Menschen haben sich in ihrer Fantasie ausgemalt, wie sie es allen heimzahlen können.

Zeit genug, perfekte Pläne zu schmieden hatten sie ja. Und der Stachel des Schmerzes saß sicher tief genug. So dass sie sich zeitlebens dafür revanchieren konnten – mussten. Ich nenne diese Menschen rückblickend „Torwarte“. Weil genau die als letztes Gewählten sich in der Regel im Tor aufstellen bzw. wiederfinden durften. Oder an anderen Stellen, an denen sie den Spielfluss so wenig wie möglich tangieren konnten.

Den Lehrern war das alles nicht bewusst. Anstatt das Ritual der Wahl ständig zu verändern, setzten sie diese Menschen Woche für Woche derselben Situation aus. Und als Dank dafür bekamen sie dann noch eine 5 in Sport.
Das Beispiel zeigt, was wir nicht sehen und nicht fühlen. Was wir anders wahrnehmen und anders empfinden, kann bei anderen Menschen ein Trauma auslösen. Und keiner bekommt das so richtig mit. Und alle wundern sich, was für Rachegelüste diese Menschen an der Gesellschaft haben. Dass sie es geradezu auskosten, wenn sie das alles Stück für Stück in ihrer Art der Gesellschaft zurückzahlen können. An welchen Positionen sitzen solche Menschen? Bis wohin haben sie es geschafft? Von welcher Warte aus zahlen sie es uns zurück?

Ich glaube von weit oben, von viel weiter oben, als man es gemeinhin glaubt. Wir werden regiert, geführt und geleitet, gemanagt, befohlen und unterwiesen von Menschen, die bis zuletzt auf der Bank saßen. Und deren einziger Antrieb ist es – Das zahle ich euch zurück.

Wie ich darauf komme? Weil ich es an deren Stelle genau so tun würde. Aber ich bin nicht an deren Stelle, sondern auf der anderen Seite. Und das könnte der wesentlich kürzere Hebel in unserer Gesellschaft sein. Und am Längeren sitzen die Torwarte.  

Geschrieben von Christof Hintze in blue notes um 07:43 | Kommentare (2) | Trackbacks (0)
Tags für diesen Artikel: blue notes

Dienstag, 9. September 2008

Abhängig


Wie abhängig man ist, stellt man erst genau in dem Moment fest, wenn man etwas nicht mehr hat. Oder etwas nicht mehr geht. Oder etwas nicht mehr da ist. Bis dahin ist einem die Abhängigkeit nicht bewusst. Zudem glaubt man in einem Anflug von Überheblichkeit, dass es schon nicht so schlimm sein wird.

Wenn zum Beispiel mein DSL nicht mehr geht, keine Internetverbindung mehr möglich ist und keine E-Mails mehr die Seiten wechseln können, dann bricht ein System zusammen. Dann geht nichts mehr. Dann wird einem bewusst, wie abhängig man wirklich ist. Erstes Indiz ist die sofort aufkommende Aggressivität. Fast wie bei einem Junkie, dem man das Dope wegnimmt. Was heißt hier fast, es ist wie.

In meinem Fall verhindert das ein ganzes Geschäftsmodell und ich muss sofort umdenken. Kein DSL ist für meine Arbeit, wie keine Luft bekommen. Wie lange kein DSL? Die Verantwortlichen wissen auch nicht, woran es liegt, dass kein Signal meinen Rechner erreicht. Es gibt auch keine verbindliche Aussage. Das kann schnell gehen oder dauern. Nichts Genaues weiß man nicht.

Außer Kontrolle. Das kommt noch dazu. Es gerät außer Kontrolle. Wann meinem Geschäftsmodell wieder Luft zugeführt wird, weiß man nicht. Schnell erscheint einem das Geschäftsmodell wie das eigene Lebensmodell. Das bringt mich um. Wenigstens um den Verstand.

Und dann kommen mir zwei Gedanken in den Kopf. Das ist doch ein guter Grund, einfach mal alles andere zu machen, für das man kein DSL benötigt. Oder einfach mal die Seele baumeln zu lassen. Oder den Standort zu wechseln. Einen Übergang zu konstruieren. Der meinen Zugang sicherstellt. Beides ist denkbar, somit auch machbar. Aber es ist schon ein seltsames Gefühl, wenn einem eine technische Abhängigkeit so vor Augen geführt wird. Es ist eigentlich nicht gut. Es sicher nicht gesund. Ich fühle, dass ich diese Art von Abhängigkeiten mehr und stärker reduzieren muss. Es kann nicht sein, dass ein nicht eingehendes Signal so einen Einfluss auf mein Leben nimmt. Da muss ich an meiner Gelassenheit arbeiten oder an einer technischen Option, die mich unabhängiger macht.

 
 
Geschrieben von Christof Hintze in blue notes um 08:03 | Kommentare (3) | Trackbacks (0)
Tags für diesen Artikel: blue notes

Freitag, 25. Juli 2008

Persönlich beleidigt


„Da bin ich jetzt aber persönlich beleidigt.“ Diesen Satz habe ich nicht oft, aber im Laufe eines und in diesem Fall meines Lebens schon mal hier und da vernommen. Mein Tun oder eben Nichttun, hat dazu geführt, dass jemand sich zu diesem Ausspruch aufgefordert fühlt.

Dabei ist der Status „beleidigt sein" doch immer persönlich. Warum dann noch mal darauf hinweisen? Hinweisen, wie tief der Stachel sitzt. Die Gründe, die zu solchen Aussagen führen und auch die Personen, welche diese Aussage getätigt haben, haben persönlich viel miteinander gemein. Sie nehmen viel zu viel persönlich. Dazu sind es meist Menschen, die nachtragend sind. Und es sind Menschen, die wirklich glauben und davon überzeugt sind, dass man im Leben weiter kommt, in dem man die anderen mit Vorwürfen überschüttet.

Die Situationen waren es zum überwiegenden Teil nicht wert. Sondern sie haben aus der berühmten Mücke den ebenso berühmten Elefanten gemacht. Aber das schlimmste an diesen Situationen sind die Situationen selbst. Peinlich. Was soll man antworten, wenn jemand sagt "Ich bin persönlich enttäuscht."? Ist mir doch egal, was du bist. Oder lös dein Problem und lass mich damit in Ruhe. Überprüfe mal Deine Erwartungshaltung. Deine Bewertung der Situation ist völlig unverhältnismäßig. Aber im Laufe der Zeit hat man gelernt, diese Provokation an sich vorüber ziehen zu lassen.

Wenn jemand nicht das bekommt, was er will, dann darf er natürlich enttäusch bis hin zu beleidigt sein. Aber das Anderen zum Vorwurf zu machen, verändert die Ausgangssituation überhaupt nicht. Das Nachher bleibt wie das Vorher. Nur die Stimmung ist den Bach runter.

Aber so sind Sie nun mal die Menschen. Anstatt in erster Linie mal ihren eigenen Rucksack zu tragen, stopfen sie anderen Menschen noch ihren Mist mit rein.  
Geschrieben von Christof Hintze in blue notes um 08:55 | Kommentare (0) | Trackbacks (0)
Tags für diesen Artikel: blue notes

Mittwoch, 23. Juli 2008

Vollkontakt mit der Vergangenheit


Manchmal passiert es. Da wird man auf einmal voll mit seiner Vergangenheit konfrontiert, wenn sich jemand von damals meldet und das so ca. 20 Jahre her ist. Dann muss man erst mal nachdenken. Was war damals. Wie war es. Und was ist alles heute.

Und man bemerkt schon beim überfliegen der letzten 20 Jahre, wie sehr der Mensch heute ein anderer ist als der von damals. Der Vorteil beim Kontakt per Mail und Telefon ist, dass man sich nicht sieht. Somit fällt das äußerliche Altern und der körperliche Verfall weg. In meinem Fall bin ich darüber nicht ganz unglücklich.

In der Vergangenheit war alles schöner. Das abgleichen mit der Realität ist nicht leicht. Was hatte man doch für Träume, für Vorstellungen, Einstellungen und Meinungen. Die Welt lag noch vor einem und zu Füßen. 20 Jahre später sieht das anders aus und fühlt sich anders an. Die Zeit hat Spuren hinterlassen. Vieles hat sich nicht bewahrheitet und nicht erfüllt.

Wenn man so einen Zeitsprung macht, erschrickt man vor sich selbst. Wie man damals drauf war. Welchen Eindruck man auf Menschen gemacht hat. Der Spiegel, in den man schaut, ist für die Länge des Gespräches 20 Jahre jünger. Das ist nicht immer ein gutes Gefühl. Denn es verrät einem auch, was alles anders gelaufen ist. Was absehbar war und man nicht in der Lage war zu verändern und zu verhindern.

Die vielen verpassten Chancen. Aber auch das große Glück, das man hatte. Wenn einen die Vergangenheit mal einholt, dann kommen alte Gefühle wieder hoch. Will man das? Die Konfrontation mit damals ist zwar sehr bewegend, aber nicht nur schön. Zwei Leben laufen unabhängig voneinander weiter. Und plötzlich treffen sie noch mal aufeinander.

Natürlich versucht man, seinen Lebensweg und sein Lebenskonzept unter ein gutes Licht zu stellen. Aber man bemerkt schon während des Gesprächs, das man der Versuchung nur schwer widerstehen kann, dem anderen auch was zu verkaufen. Warum nur? Ist doch alles ganz gut gelaufen. Nach einer so langen Zeit vergleicht und bewertet man. Schade eigentlich. Man ist so damit beschäftigt, einen guten Eindruck zu hinterlassen, dass man über die Oberflächlichkeit nicht hinweg kommt. Was soll man auch erzählen nach 20 Jahren? Was interessiert mich an einem Menschen, den ich 20 Jahre nicht erlebt habe.

Das Schöne ist, dass jemand nach einem Ausschau gehalten hat. Nach einem gesucht hat. Das ist irgendwie ein schönes Gefühl. Da hat sich jemand an einen selbst erinnert. Und man würde ja nicht Kontakt suchen, wenn die Erinnerung der Horror wäre. Das schmeichelt einem. Aber die spürbare Distanz der 20 Jahre ist schwer zu durchdringen und zu überwinden. Das ist eigentlich schade. Man bemerkt, dass einem jetzt die Gemeinsamkeiten fehlen. Und die, die es gab, liegen lange zurück. Die fehlende Kommunikation steuert ein weiteres nicht erquickliches Moment bei.

Man trifft jemanden wieder, aber irgendwie beginnt es fast bei Null. Ist schon seltsam, wenn einem die Vergangenheit so unerwartet einen Besuch abstattet. Das wird mich sicher noch eine Zeit beschäftigen - bis der aufgewirbelte Staub der Vergangenheit sich wieder gelegt hat.
Geschrieben von Christof Hintze in blue notes um 07:40 | Kommentare (0) | Trackbacks (0)
Tags für diesen Artikel: blue notes

Montag, 19. Mai 2008

Allein




Man kommt allein zur Welt und verabschiedet sich von dieser auch ganz allein. Allein das müsste einem zu denken geben. Wir sind oft allein. Mit uns allein. Oft sehe ich Männer allein Rennrad fahren. In den meisten Autos sitzen Menschen ganz allein. Viele Büros setzen Menschen allein in ein Zimmer. Vieles können wir auch nur allein machen. Einiges wollen wir nur allein machen. Und wenig aber nicht unerhebliches dürfen wir nur alleine machen.

Ich schreibe völlig allein. Allein mit meinen Gedanken. Allein mit meiner Tastatur. Ich glaube, die natürliche Sehnsucht nach Gemeinschaft ist so groß, weil wir in Wirklichkeit viel allein sind. Vor allem ungewollt. Die meisten Entscheidungen treffen wir allein. Die meisten Gedanken tauschen wir mit uns allein aus. Auch Befürchtungen, Vorfreude, Trübsal und große Erfolge machen wir mit uns allein aus.

Auch wenn viele Menschen um uns sind, sind wir meist allein. Allein die Distanz zu unserer Umwelt nimmt ständig zu. Im Flieger sitzen 180 Menschen allein auf dem Flug von München nach Düsseldorf. Ich steige ein und kenne niemanden und ich steige aus und kenne niemanden. Im Zug sitzen 400 Fahrgäste meist völlig allein. Es ist seltsam aber Wirklichkeit - sogar unter vielen Menschen sind wir auf uns allein gestellt.

Manchmal beobachte ich völlig unbekannte Menschen. Und dann fällt mir auf, dass diese isolierte mir unbekannte Person ein Eigenleben hat. Mit allem, was dazu gehört. Tanten, Onkel, Glück, Urlaub, Wohnung, Opa, Liebe, Enttäuschungen und allem, was zu einem Menschen dazu gehört. Dann fällt mir auf, dass jeder Mensch ein komplexes und komplettes Eigenleben hat und das über Generationen hinweg. Wahnsinn denke ich dann immer.

Dieser Mensch, der da ganz alleine steht, der war Weihnachten vielleicht bei seinen Schwiegereltern. Oder schon mal in Tibet. Der könnte auch schon mal mit dem Fallschirm abgesprungen sein. Alles ist möglich. Aber alles das behält er für sich allein. So gehen wir an unzähligen Geschichten vorbei, die wir nie erfahren werden.

Ganze Städte sind voller solcher Menschen und Geschichten und ich kenne nicht mal eine Geschichte, geschweige eine Person. Wenn es diese Stadt nicht geben würde, würde es mir nicht mal auffallen. Und das gilt nicht für Deutschland, sondern insbesondere für den Rest der Welt.

Ich kenne sogar Millionenstädte nicht. Wahnsinn, denke ich mir dann. Diese vielen mir völlig unbekannten Menschen. Dann wird mir klar, wie allein man letztendlich doch ist. Und bleibt. Und allein sein eigentlich nicht das Problem sein kann, sondern das Gefühl von ungewollter Einsamkeit.

Geschrieben von Christof Hintze in blue notes um 07:33 | Kommentare (0) | Trackbacks (0)
Tags für diesen Artikel: blue notes

Mittwoch, 30. April 2008

Wie oft soll ich es denn noch sagen?






Geht es euch auch so? Es gibt Themen, bei denen kommt man nicht so richtig, bis gar nicht vorwärts, geschweige denn voran. Da kann man reden und machen, was man will. Nichts geht. Oder wenn, dann in so kleinen Schritten, dass man diese selbst unmöglich wahrnehmen kann. Im 1.000stel Millimeterbereich.



Das wirklich anstrengende und nervende daran ist die ständige Wiederholung. Diese Endlosdiskussionsschleifen. Man hört sich schon selbst reden. Man kennt schon alle Sätze, die folgen werden. Jedes Argument liegt da fein säuberlich aufgereiht. Und man weiß, dass keins das Ziel treffen wird. Scharfe Munition, die sich als Platzpatronen entpuppen wird. Wieder und wieder.

Man variiert mal die Taktik, die Reihenfolge, den Tonfall, die Choreografie. Im Ergebnis bleibt aber alles gleich. Man kommt in der Sache keinen Millimeter voran. Und so stellt man sich wieder und wieder. Schlacht um Schlacht. Gefecht um Gefecht. Bedenkt und überdenkt. Schleift und poliert die Argumente. Hin und wieder gesellt sich eins dazu. Einige fallen wegen schwächlicher Wirkungserwartung raus.

Und so ziehen Jahre ins Land. Und man fragt sich zu den immer selben Anlässen – und? Schüttelt leicht resigniert den Kopf, zuckt mit den Schultern und denkt sich „Das wird schon!“ „Das muss!“ Die Zustimmung anderer, auf dem vermeintlich richtigen Weg zu sein, kann man auch nicht mehr hören. Man nickt nur, noch dankend und zwingt sich ein Lächeln dabei ab. Nett, als mehr kann man das nicht mehr empfinden.

Weiter, weiter, weiter. Scheitern, scheitern, scheitern. Die Zeit kommt und dann muss man nichts mehr sagen. Ich hoffe nur, ich erlebe die mir bestimmten Aspekte in meinem Leben noch. Und das nichts mehr sagen, hat nichts mit meinen Ableben zu tun. Denn es gibt da eine Reihe von Aspekten, die ich wirklich am eigenen Leib noch erleben will.

Es geht dabei nicht um Recht haben. Es geht dabei nicht um Anerkennung. Es geht dabei um Selbstverwirklichung. Auf dem für sich richtigen Weg durchs Leben gegangen zu sein. Nicht falschen Versuchungen aufgesessen zu sein. Es würde mich einfach freuen, wenn ich zu Lebzeiten hier und da ankommen könnte.

Ich will nicht mehr überreden müssen, sondern ohne Worte überzeugen können. Ich will nichts mehr verkaufen müssen, sondern anbieten können. Vollkommen verstanden, respektiert und akzeptiert zu sein. Angekommen zu sein, an den Orten, nach denen man sich immer gesehnt hat. Das wäre es.

Foto: Peter von Felbert

Geschrieben von Christof Hintze in blue notes um 17:44 | Kommentar (1) | Trackbacks (0)
Tags für diesen Artikel: blue notes

Easy




It´s so easy. Ich wünsche mir die Entdeckung der Einfachheit. Das große Reduzieren, Weglassen, Loslassen, Minimieren. Die Abschaffung der Präsenzkultur. Das Verbot der Unwichtigkeit und Nebensächlichkeit. Die Einführung der Konzentration auf das Wesentliche. Das große Freischaufeln, um den Blick für das Wichtige freizulegen. Das Unterlassen von Hinhalten, Floskeln, Geschwätz und Meetings, die keiner braucht.



Das Untersagen von allem, was nicht dem eigentlichen Primärnutzen dient. Die Einführung von Pflichtterminen mit sich selbst, mit seinen Freunden und seiner Familie. Das Einführen von Gemeinsamkeitspflege. Gemeinsam kicken gehen. Grillen. Wandern. Fahrradfahren. Auf ein Konzert gehen. Alles erlaubt und erwünscht, was auf Gemeinsamkeiten beruht.

Das Unterlassen von alleine Fernsehschauen. Von Feindseligkeit. Von Vorurteilen. Von Intoleranz. Der Umbau vom Home-Office zu einem Gästezimmer. Die Begünstigung von Familienreisen und Reisen mit Freunden. Alles was dazu führt, dass Menschen miteinander etwas erleben, oder mehr erleben, sollte grundsätzlich steuerlich begünstigt werden. Und durch preisliche Nachlässe attraktiver gemacht werden.

Wer nicht über das Jahr verteilt eine bestimmte Anzahl Tage mit Freunden gemeinsam gekocht und gegessen hat, wird steuerlich zur Kasse gebeten. Gemeinsam Sport machen mit Freunden wird von den Krankenkassen so bewertet, dass dadurch die Beiträge sinken. Wer sein Eigentum Freunden oder anderen leiht, oder zum Gebrauch zur Verfügung stellt, wird Gemeinschaftssteuer begünstigt.

Förderung der Gemeinschaft durch Förderung von Gemeinsamkeiten würde so viel, so viel schöner, gesünder und besser machen. Zudem wären alle wesentlich besser drauf und motivierter. Der rege Austausch des Miteinanders würde zu einer völlig neuen Lebens- und Arbeitsqualität führen. Raus aus der Anonymität des Alltag, rein in das große Miteinander, Mitdenken und Mitmachen.

Denn die Qualität einer Gesellschaft wird maßgeblich dadurch positiv beeinflusst, wie sehr alle daran mitwirken. So einfach könnte es sein. Denn dieses Mitwirken wird einem an allen Ecken ganz schön schwer gemacht und vermiest. Das sollte ein Ende haben. Ich bin überzeugt das eine Welle des „mit...“ uns alle viel ausgeglichener und zufriedener machen würde.

Machen wir unsere eigenen Probleme zu einem offenen Thema. Und rennen nicht jeder jeden Tag mit unseren eigenen Rucksäcken voller Probleme herum. Reden wir darüber. Nehmen Hilfe an. Finden neue, gemeinsame Wege zur Lösung. Wir haben das „Wir“ aus den Augen verloren. Das ist und tut nicht gut, jedem Einzelnen.

Also, einfach das „Wir“ und das „Mit“ zurück in den Mittelpunkt eines jeden Einzelnen und der gesamten Gesellschaft rücken. Dann könnte es wirklich so werden, wie wir es uns alle eigentlich wünschen. Ein Land der offenen Tür. Menschen mit offenen Armen.


Achtung! Das war nur ein Tagtraum von mir. Natürlich ist das alles völliger, naiver, unrealistischer Quatsch. Aber ich dachte einfach mal so. Wahnsinn. Wir ?! Dass ich nicht lache. Mit?! Prust.

Foto: Peter von Felbert

Geschrieben von Christof Hintze in blue notes um 13:35 | Kommentare (0) | Trackbacks (0)
Tags für diesen Artikel: blue notes

Dienstag, 29. April 2008

Als Träume noch Flügel hatten




Es gab schon mal oder schon immer - und zum Glück schon wieder Dinge, welche durch eine solch sinnliche Ästhetik meine Aufmerksamkeit erregen, dass die Funktion völlig ins Hintertreffen gerät. Es ist ein schönes Gefühl, wenn die Logik offensichtlich aussetzt.



Wenn Erklärungen einem sogar selbst fadenscheinig erscheinen. Weil einem einfach die Worte dafür fehlen. Wie soll man das auch erklären, wenn man es nur fühlen kann. Beschreiben Sie mal jemanden "Wärme und Kälte", der beide nicht spüren kann. Beschreiben sie mal Sonnenaufgang und Sonnenuntergang jemanden der nicht sehen kann.

Die Ratio zu überwinden, macht mir sehr viel Spaß. Dort wo alle Beweise, Gründe, Fakten und Analysen aufhören, fängt der Spaß bei mir erst richtig an. Wer in diese Gefilde vorstößt, der begibt sich auf einen emotionalen Ritt auf den eigenen Sinnen.

Foto: Peter von Felbert

Geschrieben von Christof Hintze in blue notes um 22:38 | Kommentare (0) | Trackbacks (0)
Tags für diesen Artikel: blue notes

Freitag, 25. April 2008

Der Goldfisch


Im Garten befindet sich ein Teich. Kein Grund zum Neid, es ist ein kleiner. Gerade groß genug, dass man ihn guten Gewissens als Teich bezeichnen kann. Umringt von der Natur, wenig bis gar nicht gepflegt, sich selbst überlassen, hat es sich der Teich den natürlichen Umständen entsprechend schön gemacht.

Der Wasserstand ist mal bis zum Rand, aber auch schon mal bedenklich tief. Im Winter gefriert der Teich, so dass das Eis bis zum Boden reicht. Er ist voller Blätter und allem, was sonst noch so Hals über Kopf in ihn fiel. Einige größere Steine liegen auf seinem Grund. Und auch dies und das, was da nicht so richtig reingehört. Ein Sammelbecken eben.

Er scheint aber kerngesund. Denn in ihm schwimmt, man kann es kaum glauben, wenn man es nicht mit seinen eigenen Augen gesehen hat, ein Goldfisch. Es ist sein Teich. Das wird einem klar, wenn man ihn so beobachtet, denn er ist das größte Lebewesen weit und breit und sicher auch der Teichälteste. Er ist allein - als Fisch. Er macht dabei aber keinen gelangweilten oder depressiven Eindruck, soweit ich das beurteilen kann.

Dieser Eindruck ist aber auch mehr von meinem tiefen Wunsch geprägt, dass er sich hoffentlich pudelwohl fühlt in seinem Teich. Man will ja nicht auch noch ein schlechtes Gewissen haben wegen eines einzigen Goldfischs. Obwohl ich nicht ganz unschuldig an der misslichen Lage seines Singledaseins bin. Aber die Geschichte ist zu traurig, als dass ich sie hier kundtue. Eine schwarze Minute in meinem Leben. Ich habe ihn wirklich nicht gesehen, den Anderen - wirklich. Es bricht mir noch heute das Herz, seinen besten Freund auf dem Gewissen zu haben.

Jahre lebt er schon hier. So zieht er seine Bahnen und Kreise. Mir scheint es ein ganz besonderer Kerl. Denn jedes Jahr gehe ich mit absoluter Sicherheit davon aus, dass er diesen Winter nicht überlebt hat. Denn er verschwindet, wenn es ihm zu kalt wird. Er zieht nicht in den Süden. Und er wechselt auch nicht sein Revier gegen ein wohltemperiertes Aquarium. Er buddelt sich ein. Er macht sich ein Bett unter Blättern tief im Morast.

Dann ist er weg und ward nicht mehr gesehen, über Monate hinweg. Und wenn wir alle überzeugt sind, dass er in die ewigen Jagdgründe gewechselt hat, das Zeitliche gesegnet hat, und wir sinnierend vorm Teich stehen und rekapitulieren, wie hart der Winter ja auch war und wie lang und wie alt er wohl gewesen sei, steinalt sicher, dann passiert wieder das Wunder vom Teich am Haus Hagebutt.

Plötzlich eines Morgens ist er da und schwimmt umher, als ob nichts gewesen wäre. Erwacht aus seinem Winterschlaf, hat er es mal wieder geschafft. Unglaublich, aber wahr. Da schwimmt er. Und er scheint sogar ein Stück gewachsen. Das glauben wir jedes Jahr und zwar in einem Maße, dass er eigentlich schon die Ausmaße eines Delphins haben müsste.

Es liegt sicher an unserer Freude, dass der Herr des Teichs wieder seinen Thron eingenommen hat. Stolz zeigen wir ihn jedem, der ihn auch eventuell nicht sehen will. Es ist ein Wunder für uns. Denn letztes Jahr wollten wir seiner Einsamkeit ein geselliges Ende bereiten und wir kauften vier Goldfische für jeweils knapp unter 2 €. Ließen uns erklären, wie man diese im Teich aussetzt, damit auch alles seinen glücklichen Verlauf nimmt.

Weit gefehlt. Diese verwöhnten Goldjungs haben bei den ersten kleinen klimatischen Veränderungen gleich die Lebensgeister verlassen. So schwammen sie einer nach dem anderen nur noch auf dem Rücken. Verzogen. Verwöhnt. Domestiziert. Nicht fähig, allein zu überleben. Und unser Goldfisch ist so eine Art Bruce Willis wie in Stirb niemals Teil 3. Eventuell war er sogar genervt von diesen Weicheiern. Sicher haben die tagein tagaus gejammert. Oh, ist das kalt hier. Oh, ist das dunkel hier. Oh, das mag ich nicht essen. Oh, ist das aber dreckig und unaufgeräumt hier.

Die waren auf das harte Leben in der freien Wildnis ungenügend bis unzureichend vorbereitet. Manchmal denke ich, ob er die Jungs kurze Flosse um die Ecke gebracht hat, damit wieder Ruhe einkehrt und das Gejammer aufhört. Zuzutrauen wäre es ihm. Wer in einer solchen Umwelt Jahr für Jahr überlebt, dem ist alles zuzutrauen.

Jedenfalls ist der kleine große Goldfisch zu einem echten Familienmitglied geworden. Und zu einem Vorbild. Er steht für das weitermachen, durchhalten und durchsetzen. Nicht jammern, machen. Mach das Beste daraus. Er ist der wirklich harte Kerl in unserer Runde. Und wenn ich mal wieder zweifle, dann denke ich an den Goldfisch. Den einen, der seiner Umwelt einfach trotzt. Der einfach nicht klein- und nicht unterzukriegen ist. Ein toller Kerl.

Leider kein Goldfisch Foto von Peter von Felbert

Geschrieben von Christof Hintze in blue notes um 00:35 | Kommentare (0) | Trackbacks (0)
Tags für diesen Artikel: blue notes

Donnerstag, 17. April 2008

Abstand – Die unselige und unnötige stetig wachsende Distanz


Abstand halten. Es mausert sich zu einem immer größeren, negativen Einfluss zwischen den Menschen. Der zunehmende Abstand. Man distanziert sich, um nicht tangiert zu werden. Dabei ist dieses Tangieren, die Berührung mit der Wirklichkeit anderer Menschen eigentlich ziemlich wichtig. Denn wenn man das Leben der Anderen nur noch aus Beschreibungen, vom Lesen, oder aus dem Fernsehen kennt, dann kennt man eigentlich nicht viel.

Die Begegnung mit einem Menschen kann das eigene Leben verändern. Die Begegnung mit anderen Meinungen, die eigene Meinung revidieren. Aber wenn Distanz da ist, ist der Abstand zu groß, um eine Erkenntnis aus der Begegnung zu gewinnen. Das übersehen die Menschen und lassen die Distanz weiter anwachsen.

Mir fällt das auf, wenn ich mich Flugzeug, im Restaurant oder in anderen öffentlichen Räumen bewege. Die Menschen schotten sich voneinander ab. Man unterhält sich nicht mit einem Unbekannten. Sondern man verhält sich so, dass man auch bloß nicht gestört wird. Man hat Kopfhörer auf. Ist versunken in sein Handy, oder einen Lesestoff. Man starrt in die Ferne.

Anstatt ein angeregtes Gespräch mit einem Unbekannten zu führen, grenzt man sich ab. Um komischerweise kurz nach der Landung, noch im Bus vom Flugzeug zum Terminal, gleich zu Hause anzurufen und zu sagen: „Schatz, ich bin gelandet“. Dabei bewegt alle Menschen so viel, dass gerade aus der Begegnung mit dem Unbekannten ganz neue Sichtweisen und Ansichten entstehen könnten. Unlängst wartete ich auf einen Freund in einem Café. Am Nebentisch saß jemand auch alleine. Ich habe ihn gefragt, ob wir uns einfach mal so unterhalten sollen, oder ob er mir den Sportteil aus der Tageszeitung gibt. Er nahm das erste Angebot an. Und wir unterhielten uns über 30 Minuten sehr interessant. Er stellte aber fest, dass ihm so was noch nicht passiert sei und er selbst den Mut nicht aufbringen würde. Einfach jemanden anzusprechen. Ohne Vorder- oder Hintergründiges.

Auch im Flieger oder im Zug mache ich häufig die Erfahrung, dass die Menschen darüber irritiert sind, dass sich jemand einfach nur so mit ihnen unterhalten will. Ich für meinen Teil habe gelernt, dass jede Begegnung die Chance mit sich bringt, von der Sichtweise eines Anderen zu profitieren. Und nichts ist interessanter als die Lebensgeschichten von Menschen, die man vorher noch nie getroffen hat und zu 99% nie mehr wieder sehen wird. Das verändert die Kultur und die Gestaltung des Gespräches enorm.

Probiert es mal. Man trifft auf so interessante Geschichten, die einem selbst nie einfallen würden. Wenn ich meiner Frau davon erzähle, lacht sie immer und sagt: „Wen hast du denn da wieder kennen gelernt?“

Wer es schafft, die wachsende Distanzierung zu überwinden und anderen Menschen auch nur für 30 Minuten näher zu kommen, ich bin überzeugt, der erfährt auch Nützliches für sein eigenes Leben.
Geschrieben von Christof Hintze in blue notes um 07:23 | Kommentare (0) | Trackbacks (0)
Tags für diesen Artikel: blue notes

Mittwoch, 19. März 2008

Positionskrämpfe


Ich befinde mich zum Glück in der wunderbar komfortablen Situation, dass ich mich meist voll und ganz der Sache widmen kann. Hat aber auch lange gedauert, um an diesen Punkt zu gelangen. Und vor mir liegt auch noch ein gutes Stück, das es zu gehen lohnt.

Doch das Ziel, das Ende aller Positionskämpfe miterleben zu können - sie einfach nach und nach aus seinem Leben zu verdrängen - ist einfach wundervoll. Leider ist einem das von Anfang an nicht klar. Man denkt, das müsste so sein, weil es alle machen. Durchsetzungskraft. Überzeugungskraft.

Und dann kommt einem bei den ganzen Kämpfen immer mehr und immer öfter eine Frage in den Sinn: Worum ging es eigentlich noch mal?

Und die Antwort fällt richtig schwer. Oft weiß man nachher gar nicht mehr, was vorher eigentlich Sache war. Somit fällt auf, dass es meist nicht um die Sache ging, um die es eigentlich gehen sollte. Sondern dass es nur um Positionskämpfe geht. Das macht das Business nicht einfacher. Vor allem, wenn es ergebnisorientiert ist. Dann kann das übel ins Augen gehen. Weil bei einem solchen Affentanz in der Regel hinten nichts raus kommt.

Wenn man ohnehin nur aufwandbezogen abrechnet, dann ist das eine gängige Methode. Wirkt immer wie ein kolossaler Aufwand.

Im Laufe der Zeit haben ich das Schwert für die Positionskämpfe immer mehr stecken lassen. Und habe es lieber für die Sache ins Feld geführt. Das Schöne daran ist der Gewinn an Lust. Der Gewinn an Qualität. Und der Gewinn an gemeinsamen Erlebnissen. Die sonst spurlos an einem vorüber gezogen wären.

Somit weiche ich Positionskämpfen aus. Ich stelle mich diesen nicht mal. Diese negative Energie lasse ich geschmeidig an mir vorüber gleiten. Meine Konzentration gilt mehr und mehr der Sache an sich. Es ist auch befreiend, sich mit einer Sache auseinandersetzen zu dürfen, als sich mit Menschen in anderer Angelegenheit auseinandersetzen zu müssen. Das macht Kräfte frei. Und lässt die Energie nur so fließen. Und die Ideen sprudeln nur so aus einem heraus.
Geschrieben von Christof Hintze in blue notes um 19:25 | Kommentare (0) | Trackbacks (0)
Tags für diesen Artikel: blue notes

Montag, 17. März 2008

Warum 80% aller gestellten Fragen die eigentliche Antwort implizieren?


Die Frage war früher ein probates Mittel, um auf eine Wissenslücke eine hilfreiche Antwort zu erhalten. Welche man dann für sich nutzen konnte. Das war früher. Heute hat sich die Frage zu einem Mittel der Rhetorik gewandelt. Sich damit ins Spiel zu bringen. Die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Da alle gerne alles beantworten, kommt man sehr gut in ein Gespräch mit der Frage: Ich hätte da mal eine Frage. Oder auch sehr schön: Die Frage, die sich eigentlich stellt, lautet doch... Oder: Ich habe da mal eine dumme Frage.... Oder: Nur mal so in die Runde gefragt...

Sofort kann man sich der Aufmerksamkeit aller gewiss sein. Man darf diesen Einstieg nur nicht zu oft verwenden, dann schwindet die Wirkung. Die Frage nicht zu stellen, um eine Antwort zu erhalten, sondern ausschließlich, um die Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen.

Dann wird die Frage gerne benutzt, um die eigene Antwort vorweg zu nehmen. Sie wollen doch nicht wirklich? Habe ich das richtig verstanden? Es kann doch nicht angehen, dass...

Instinktiv beantworten wir immer gerne Fragen. Deshalb die beschriebenen Reaktionen. Dabei sind es eigentlich keine Fragen. Der Unterschied wird erst im Laufe eines Lebens klar. Immer häufiger hört man auf, Fragen zu beantworten. Und man selbst fragt auch immer weniger.

Die Frage als Werkzeug ist stumpf geworden. Nicht nur, weil es die meisten Fragen nicht wert sind, gestellt zu werden. Sondern auch, weil sich die Qualität der Antworten im Sinkflug befindet. Denn die meisten haben sich ein Repertoire von Antworten bereit gestellt. So eine Hand voll. Und die passen immer und müssen überall reichen.

Somit durchlebt ein wesentliches Kommunikationsmerkmal eine echte Krise. Bleibt nur zu wünschen, dass es sie bald überwindet. Doch hören Sie sich mal konzentriert Fragen und Antworten an. Und lassen sich diese durch einfaches, halblautes Wiederholen auf der Zunge zer- und durch den Kopf gehen.

Man kommt aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus. Meine aktuelle Lieblingsantwort auf alle möglichen Fragen liefert mir die Kanzlerin: „Da müssen wir nach einer gemeinsamen Lösung suchen.“ Was für eine „One fits all“ Antwort – wunderbar.




Geschrieben von Christof Hintze in blue notes um 07:09 | Kommentare (0) | Trackbacks (0)
Tags für diesen Artikel: blue notes
« vorherige Seite   (Seite 3 von 8, insgesamt 114 Einträge) » nächste Seite
Als PDF ansehen: Kategorie blue notes | Dieser Monat | Vollständiges Blog
Facebook Christof Hintze
Folge ChristofHintze auf Twitter

kommentare

Christof Hintze zu Zerreißprobe
Fr., 30.03.2012 11:24
Das ist ein Testkommentar, wei l ich mal prüfen wollte ob es funktioniert.
Christof Hintze zu Teil 1. Das Spiel. La partie. [Das Buch]
Mi., 12.10.2011 21:59
Danke. Vielen Dank. Ich war le ider einige Zeit nicht mehr au f meiner eigen [...]
Monika Wenn zu Der alte Mann und das Schreiben
Mi., 28.04.2010 08:10
Bild. Bild dir deine Meinung. Allein eine Überschrift und ic h bin auf 180. [...]
U. Ziegler zu Der unbändige Wunsch nach Anerkennung
Sa., 24.04.2010 10:42
Klingt plausibel. Ist so! Und ja - die Wenigsten können das. Sich reflekti [...]
Sigriddiva zu Von wegen Paradies
Do., 15.04.2010 11:21
Ich spiele auch gerne Kniffel. Offline, zu zweit, in tosende n Schlachten m [...]

themen

  • 01 . Hintze rettet die Welt. (1)
  • 02 . Blickwinkel (109)
  • blue notes (114)
  • Fight-Club (93)
  • Gleichgesinnte (141)
  • Schmarrnintelligenz (59)
  • Spontaneitäten (102)
  • Weltberühmtes (22)
  • Wilde Thesen (114)
  • 03 .Marketing, Management, Werbung, Kommunikation (11)
  • 10 + 1 Marketinggebote (11)
  • Balance Marketing (57)
  • Business Lösungen (62)
  • Human Marketing (51)
  • Management Denkanstöße (97)
  • Marketing Denkanstöße (115)
  • Marketing Lektion (88)
  • Vorbildlich (75)
  • Werbergeschichten (12)
  • Wunderbare Welt der Logos (14)
  • Zeichen, Typo und Symbole (35)
  • Fotografie, Bilder, Grafiken (8)
  • Berge (21)
  • Deutschland ein Sommermärchen (96)
  • Flora (22)
  • Freunde (20)
  • Markengesichter (11)
  • Menschen (16)
  • Weite Welt (114)
  • Hausbesuch (9)
  • Blog Betriebsanleitung (19)
  • München (53)
  • note werbeagentur Plakat-Serie (24)
  • Werkverzeichnis (37)
  • Hintze und Sigl LIVE (4)
  • Impressum (1)
  • myWhitelist (14)
  • Paradigmenwechsel (52)
  • Schriftstücke
  • Berühmte Worte (82)
  • Das Spiel (5)
  • Einschreiben (8)
  • note blog book (5)
  • Wortkunst (29)

Alle Kategorien

sammlung

  • Juli 2022
  • Juni 2022
  • Mai 2022
  • Das Neueste ...
  • Älteres ...

Blog abonnieren

  • XML RSS 1.0 feed
  • XML RSS 2.0 feed
  • ATOM/XML ATOM 1.0 feed
  • Add to Google