Dienstag, 9. September 2008
Abhängig
Wie abhängig man ist, stellt man erst genau in dem Moment fest, wenn man etwas nicht mehr hat. Oder etwas nicht mehr geht. Oder etwas nicht mehr da ist. Bis dahin ist einem die Abhängigkeit nicht bewusst. Zudem glaubt man in einem Anflug von Überheblichkeit, dass es schon nicht so schlimm sein wird.
Wenn zum Beispiel mein DSL nicht mehr geht, keine Internetverbindung mehr möglich ist und keine E-Mails mehr die Seiten wechseln können, dann bricht ein System zusammen. Dann geht nichts mehr. Dann wird einem bewusst, wie abhängig man wirklich ist. Erstes Indiz ist die sofort aufkommende Aggressivität. Fast wie bei einem Junkie, dem man das Dope wegnimmt. Was heißt hier fast, es ist wie.
In meinem Fall verhindert das ein ganzes Geschäftsmodell und ich muss sofort umdenken. Kein DSL ist für meine Arbeit, wie keine Luft bekommen. Wie lange kein DSL? Die Verantwortlichen wissen auch nicht, woran es liegt, dass kein Signal meinen Rechner erreicht. Es gibt auch keine verbindliche Aussage. Das kann schnell gehen oder dauern. Nichts Genaues weiß man nicht.
Außer Kontrolle. Das kommt noch dazu. Es gerät außer Kontrolle. Wann meinem Geschäftsmodell wieder Luft zugeführt wird, weiß man nicht. Schnell erscheint einem das Geschäftsmodell wie das eigene Lebensmodell. Das bringt mich um. Wenigstens um den Verstand.
Und dann kommen mir zwei Gedanken in den Kopf. Das ist doch ein guter Grund, einfach mal alles andere zu machen, für das man kein DSL benötigt. Oder einfach mal die Seele baumeln zu lassen. Oder den Standort zu wechseln. Einen Übergang zu konstruieren. Der meinen Zugang sicherstellt. Beides ist denkbar, somit auch machbar. Aber es ist schon ein seltsames Gefühl, wenn einem eine technische Abhängigkeit so vor Augen geführt wird. Es ist eigentlich nicht gut. Es sicher nicht gesund. Ich fühle, dass ich diese Art von Abhängigkeiten mehr und stärker reduzieren muss. Es kann nicht sein, dass ein nicht eingehendes Signal so einen Einfluss auf mein Leben nimmt. Da muss ich an meiner Gelassenheit arbeiten oder an einer technischen Option, die mich unabhängiger macht.
Geschrieben von Christof Hintze
in blue notes
um
08:03
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Zitat:"Da muss ich an meiner Gelassenheit arbeiten oder an einer technischen Option, die mich unabhängiger macht."
*Unabhängigkeit" ein schönes Wort das Träume weckt. Nur leider unereichbar. Um bei deinem technischen Problem zu bleiben, z.B. zusätzlich Sat-DSL oder eine UMTS-Card fürs Notebook.
Nur, um es mal auf die Spitze zu treiben: Diese Optionen gleichzeitig zu nutzen um unabhängig zu sein, funktioniert. Doch machen sie wirklich unabhängiger ?
Sie verursachen zusätzliche Kosten, zusätzliche Kosten verursachen den Druck auf zusätzlichen Umsatz, zusätzlicher Umsatz zu erzeugen heißt mehr *Abhängigkeit*.
Die Logik dahinter deutet daraufhin das:
Versuche ich mich von irgend etwas unabhängig zu machen, mache ich mich gleichzeitig wieder von etwas anderem abhängig oder abhängiger.
Ich hoffe meine wirren Gedanken kann einer verstehen. Ich bin es nicht gewohnt diese auch noch in schriftliche Worte zu fassen. Aber da ich deinen Blog sehr gerne lese und er mich immer wieder anregt über gewisse Dinge im Leben nachzudenken, komme ich einfach manchmal nicht daran vorbei hier den einen oder andern Kommentar (meine wirren Gedanken) abzugeben.
Gruß Stephan
P.s. Sollte dies hier nicht erwünscht sein oder ich totale sch..., schreiben, kurze mail reicht
Wahrscheinlich funktioniert das sogar. Aber dafür fehlt mir "NOCH" der Mut. Denn Du hast natürlich Recht, an jeder Lösung heftet ein neues Problem. Somit muss man wohl dazu übergehen, Lösungen so zu beseitigen, dass damit verbundene Probleme aller Art, erst gar nicht mehr auftauchen können. Kein Handy, kein Akku Problem. Kein Handy kein Funkloch...
Kommunikátionsproblem hatten wir auch keine.
Mann sind wir alt geworden :-)