Montag, 28. September 2009
Ich kann zynische Menschen nicht ausstehen
Nur, weil die nicht 1.000 x gegen dieselbe Pumpe gerannt sind. Schalke-Fans, die über 50 Jahre nicht Meister werden konnten, sollten und durften sind, wenn es um das Thema Meisterschaft geht, durchweg zynisch. Der Ruhrpott ohnehin neigt zum Zynismus. Job? Job? Wat is dat dann, muss man da etwas arbeiten?
In der Werbung gibt es viele Zyniker. Die Häufung nimmt signifikant zu, wenn die Altersgrenze von 45 Jahren überschritten ist. Dann bekommt man nur noch zynische Bemerkungen zu hören, die Distanz schaffen sollen, aber eigentlich nur belegen, dass derjenige nicht mehr an das glaubt, was er macht und innerlich aufgegeben hat. Wie der Schalke-Fan.
Zynismus findet immer dann statt, wenn man die Wirklichkeit selbst nicht mehr ertragen kann. Und weil man selbst unfähig ist, sich dieser Situation zu entziehen oder die Wirklichkeit einfach so zu verändern, wie es sein sollte, deshalb gehen diese Zyniker allen auf den Geist. Gehörig.
Wenn mich einer fragen würde, ob ich zynisch bin, dann würde ich ganz klar antworten: Und wie! Denn nichts lässt einen die Wirklichkeit erträglicher werden und schöner ertragen als mit Zynismus. Zynismus ist die letzte Selbstbeherrschung, bevor man sich zu Gewaltanwendung hinreißen lassen würde. Man schlägt lieber mit Formulierungen als mit Fäusten. Der Gegenüber ist zwar oftmals platt, aber die eigene Nase nicht.
Freitag, 25. September 2009
Die Krise kommt erst noch
Mich fragt ja keiner. Aber meiner Meinung nach kommt die Krise erst noch, und zwar überraschender Weise erst nach der Wahl beginnend. Die Politik hat alles getan, die eigentlichen Auswirkungen auf den Zeitpunkt nach der Wahl zu verlegen, um stabile demokratische Verhältnisse zu haben, wenn es ans Eingemachte geht. Man stelle sich mal vor, wir hätten jetzt schon 5 Millionen Arbeitslose und zusätzlich tausende von Insolvenzen. Da würden sich viele dazu hinreißen lassen, die politischen Ränder zu wählen. Wir Deutschen neigen leider dazu.
Somit ist das schon in Ordnung, dass man alles getan hat, um die eigentlichen Auswirkungen und das Ausmaß der Krise zu verschieben. Denn die Krise hatte ja noch gar keine Gelegenheit, sich von ihrer wirklich üblen Seite zu zeigen. Das hat sie ab nächsten Sonntag dann drei Jahre lang. Bis dahin müssen die Politik und die Wirtschaft wieder die Kurve bekommen haben, um bei der nächsten Wahl wieder für geordnete demokratische Verhältnisse zu sorgen.
Somit wird es zudem leider, oder zum Glück, wieder eine große Koalition. Denn bei der größten Wirtschaftskrise seit 1928 scheint es nur logisch und angebracht, dass man durch diese besser gemeinsam geht. Somit kann keiner schuld daran sein und der Weg aus der Krise wird von allen gestaltet. Wenn die beiden das nicht schaffen, wer dann. Immerhin bringen CDU/CSU und SPD zusammen die meisten Wähler zustande. Der größte gemeinsame Nenner.
Nächstes Jahr wird es erstmal der Autoindustrie böse an den Kragen gehen, was einen unglaublichen Rattenschwanz nach sich zieht, bis hin zu den Medien, Zulieferern und vielen mehr.
Ich finde nicht, dass Politik die Aufgabe hat, die Wahrheit zu sagen. Denn diese könnte Reaktionen auslösen, die sicher keiner will. Politik muss zum einen weit vorausdenken und das daraus resultierende Handeln im Jetzt plausibel verkaufen. Und wenn das nicht gelingt, das Ding trotzdem durchführen. Politik muss nicht gefallen oder sympathisch sein, Politik muss richtig sein und gerecht.
Eigentlich muss man sich bei der Bewertung aller politischen Systeme, Meinungen, Richtungen und Einstellungen nur eine Frage selbst ehrlich beantworten: Ist das gerecht? Denn wir haben ein großes Bedürfnis, gerecht behandelt zu werden, gerecht zu handeln. Ungerechtigkeit können viele nicht ertragen. Für die Gerechtigkeit ist man bereit, zu verzichten oder etwas zu leisten. Natürlich gilt das nicht für alle Menschen, wie wir täglich sehen und miterleben können. Offensichtlich ist das Bewusstsein für „Gerechtigkeit“ schwer in Schieflage geraten.
Das Bemühen um Gerechtigkeit muss das politische Bestreben steuern und beeinflussen. Und wenn es offensichtlich wirklich an etwas fehlt, dann ist es genau diese Art der Gerechtigkeit und das aufrichtige Bemühen darum. Und daran beteiligen sich auch die Parteien. Darum die Sehnsucht nach gerechter Politik und nicht nach ausgleichender Ungerechtigkeit bestrebte Parteien.
Ich zum Beispiel habe kein Problem mit Bankern oder Managern. Da, wo Leistung gerecht verteilt wird und die Leistung eines Einzelnen so groß ist, dass dadurch das gute Ergebnis überhaupt erst zustande gekommen ist, da hat er das Recht auf ein großes Stück vom Kuchen. Aber da, wo diese Art der Gerechtigkeit keine Rolle spielt und der Kuchen vor den Augen der Öffentlichkeit immer und immer wieder ungerecht verteilt wird, da entsteht Zündstoff und Sprengkraft. Wie ich denke – mit Recht.
Dienstag, 17. Februar 2009
Das ganz große Marionettentheater
So setzt man da jemanden hin, der das für einen alles macht. Und das Beste daran, steuerrechtlich bringt so ein Geschäftsführer auch noch eine Menge Vorteile mit sich. Und das Thema Kündigungsschutz verhält sich auch sehr vorteilhaft für die jeweilige Interessengruppe. Es sind moderne Marionetten, nicht mehr. Die ohne Rechte und Befugnisse da sitzen und die Entscheidungen für andere treffen und umsetzen bzw. meistens durchsetzen müssen. Dafür werden diese Menschen ohne eigene Meinung und ohne Rechte wenigstens ordentlich entlohnt.
Denn der Stuhl auf dem diese sitzen, wird in der Regel nicht mal warm vom sitzen. Denn trifft die Interessengruppe eine falsche Entscheidung, dann fliegt der Geschäftsführer und der nächste rückt nach.
In der Politik verhält es sich genauso. Wer eine Interessengruppe vertritt und am besten ohne eigene Meinung ist, der wird es unweigerlich weit bringen. Eigentlich ist das allzu menschlich. Wer will schon immer dafür verantwortlich sein, was er den lieben langen Tag so macht. Darum hat man diese Lücke im System erkannt und gnadenlos ausgenutzt.
Die meisten Geschäftsführer dürfen alles, nur nicht selbstständig entscheiden. Die dürfen im eigenen Unternehmen nicht mal eine Tischlampe bestellen, sondern sie sind absolut weisungsbefugt. Was natürlich alle dementieren, allein schon wegen der steuerrechtlichen Situation. Wie gesagt, die Besteuerung von Geschäftsführern und auch die vertraglichen Gestaltungsmöglichkeiten kommen den Interessen dieser Interessengruppen sehr entgegen.
Sie können schalten und walten, wie sie wollen und das Schöne für sie, die anderen, die Falschen werden gehängt. Das ist so eine Art unternehmerische Fernsteuerung, die Menschen, die uns völlig unbekannt sind, in den Händen halten. Aber im öffentlichen Verständnis erscheinen diese Geschäftsführer wie echte Geschäftsführer. Jeder denkt, die wären verantwortlich, zuständig und hätten eine eigene Meinung. Glaubt mir, dem ist nicht so, und zwar bei weitem nicht.
Eine starke Interessengruppe hat viele Marionetten an vielen Positionen sitzen, eine schwache eben nur wenige. Somit geht es in diesem System darum, an möglichst vielen Stellen seine Marionetten sitzen zu haben, damit auch bei allen gleichzeitig der Kopf nickt oder schüttelt, wenn man an der einen Schnur zieht.
Was mich wundert ist, warum diese eigentlich kein Headset tragen müssen, in dem ihnen ständig in Echtzeit gesagt wird, was sie zu denken und zu tun haben. Was das Kosten sparen würde, die vielen Meetings, diese viele Zeit, diese Massen von E-Mails und was sonst noch. So eine Art echte Fernbedienung, die sofort auf jede Situation reagieren kann, im Interesse der Interessengruppe.
Wenn sich also jemand ständig wundert, was diese Menschen da so sagen und machen, werden sie jetzt sicher ein größeres Verständnis aufbringen. Somit ist ein unglaublicher Karriere-Schritt, wenn sie überzeugend darlegen können, dass auch sie für ordentlich Geld plötzlich keine eigene Meinung mehr haben und auch alle Rechte freiwillig an der Haken hängen.
Denn in der Regel gibt es so viele von diesen Positionen, da findet sich immer wieder ein Pöstchen, wenn man sein Geschäft gut gemacht hat. So sind diese Interessengemeinschaften. Gute Fernbedienungen legt man ungern aus der Hand.
Somit sollten Sie sich immer ein und dieselbe Frage stellen, wenn sie solche Menschen agieren sehen oder hören: Wessen Meinung vertritt er? Denn seine werden sie nie hören, wenn er überhaupt noch eine hat, eine hatte oder sich an so etwas erinnern kann.
Mittwoch, 21. Januar 2009
Was zählt und wer zahlt?
Eigentlich wollte ich mich aus politischen Themen raushalten. Aber eigentlich ist es kein politisches Thema. Das merkt man an dem, was die Politik einem da präsentiert. Eins vorneweg - die leben auf einem anderen Planeten als ich, auch diejenigen, welche beratend tätig sind.
Nehmen wir mal die Verschrottungs-Prämie von 2.500 Euro für ein Auto, das älter ist als acht Jahre. Nebenbei bemerkt, zahlen viele Hersteller bis zu 6.000 Euro über Schwacke-Liste für einen Gebrauchten, egal wie alt. Somit wird dieser Eingriff ein ganzes Feuerwerk an Angeboten mit sich bringen, denn die Hersteller werden sich jenseits der 2.500 Euro vom Staat nicht bitten lassen, dieses erbärmliche Angebot schlecht aussehen zu lassen.
Zudem gibt es da ein weiteres Problem. Acht Jahre alte Autos fahren und haben TÜV. Warum sollte man Autos verschrotten, die einwandfrei fahren? Womit wir zum nächsten Problem kommen. Wer fährt denn ein acht Jahre altes Auto? Und kann sich mit 2.500 Euro ein Neues leisten?
Eine solche Idee ist dermaßen an der Realität vorbei, dass ich glaube, die müssen das wissen. Ich glaube, die zielen auf etwas anderes ab, auf die Emotion. Der Konsument soll glauben, er bekommt viel, auch wenn er nichts bekommt. Das ist so wie einkaufen bei Aldi oder einkaufen bei Tengelmann. Für 80 Euro ist beim Aldi das Auto bis unter das Dach vollgestopft, beim Tengelmann hat man zwei Tütchen auf dem Beifahrersitz.
Die wollen gar kein Geld ausgeben, sondern nur so tun als ob. Denn leisten können wir uns das ohnehin nicht. Und so geht es weiter. Das mit dem Erlass der PKW-Steuer beim Kauf eines Neuwagens ist auch so ein Ding. Kein Mensch kauft wegen 150 Euro im Jahr ein Auto für 30.000 Euro. Wenn man schon bis zu 30% Rabatt vom Hersteller bekommt, bis zu 6.000 Euro für den Alten über Schwacke-Liste und... und... und... und die Leute kaufen noch immer keine Autos, dann scheint das andere Gründe zu haben und man müsste an anderen Rädern drehen. Nicht nur an denen, die offensichtlich locker sind.
Wie kommen sich denn da die ganzen Marketingabteilungen vor, wenn der Staat mal zeigen will, wie das geht mit dem Auto verkaufen. Die denken seit Jahren über nichts anderes nach - was man alles machen kann, um Menschen dazu zu bewegen, Autos zu kaufen. Und denen ist auch nichts eingefallen. Wie kommen sich die ganzen Werbeagenturen vor, die tausende Konzepte in die Wirklichkeit umgesetzt haben, damit jemand Autos verkauft. Mit dem gleichen ausbleibenden Erfolg wie die Hersteller selbst.
Ich glaube, die Leute würde keinen 100 Euro Schein für 50 Euro kaufen, wenn es ihn gäbe. Kaufen hat viel mit Lust zu tun, mit Emotionen. Das mit dem Geld wird brutal überbewertet. Es liegt nicht am Geld, sondern daran, dass kollektiv dem Konsumenten gerade die Kauflust versaut wird. Und obendrein fühlt sich der Konsument auch noch verarscht. Und gegängelt. Nun kauf doch endlich, du Konsumvieh. Nun wähl mich endlich, du Wahlvieh.
Deshalb darf sich nicht wundern, wer mit seinen Bürgern umgeht wie mit dummen Kühen. Die Frage, die sich nur stellt, ist, wann kommen die dahinter? Kommen die überhaupt dahinter? Oder wer sagt es ihnen?
Konsum ist ein Verhalten, das zur Befriedigung von persönlichen emotionalen Bedürfnissen dient. Wer konsumiert, macht das aus Lust und um sich selbst Anerkennung zuteil werden zu lassen. Es ist nicht rational, sondern emotional. Somit sollten die Krisenbewäligungs-Verantwortlichen mal in Ideen denken, die emotionale Wirkung entfalten.
Donnerstag, 15. Januar 2009
Die große Ausrede
An allen Ecken und Enden reiben sich viele die Hände. Denn mit der Krise kann man eine Reihe von Missgeschicken schön verpacken und loswerden. Ja, die Krise. Damit hat ja keiner rechnen können und keiner weiß, wie es weiter geht. Wie lange sie dauert. Und wie einschneidend sie sein wird. Und so reiben sie sich die Hände und werfen alles über Bord, schreiben alles ab, setzen alles vor die Tür, was man vorher angerichtet hat.
Und das schönste, der Staat vergoldet so ein Denken und Handeln auch noch. Mit so einer großen Ausrede im Rücken ist alles möglich, da kann man endlich mal schalten und walten, wie lange nicht. Bei der Menge von Brandherden fallen so ein paar selbstgelegte doch nicht weiter auf.
Die Krise ist kein rationales Ereignis sondern ein emotionales Verhalten. Es wirkt sich zwar sehr rational aus, aber der Wegbereiter ist rein emotional. Somit kann auch der Weg aus der Krise nur emotional vonstatten gehen. Aber diese Werkzeuge beherrscht von den Unverantwortlichen nun mal keiner. 1.000 Kindergärtnerinnen würden die Krise innerhalb von 6 Monaten besser in den Griff bekommen, als diejenigen, die jetzt am Hebel sind und bleiben wollen und werden.
Die Wirtschaft, die Politik und die Medien müssten sich zusammensetzen und einen emotionalen Redaktionsplan der positiven Impulse definieren. Und diesen dann gemeinsam in die Tat umsetzen. Wie man das im Hintergrund bewerkstelligt, muss ja keiner wissen. Wie es sich anfühlt, wie es aussieht und wie es wirkt, ist entscheidend.
Die rationalen Impulse verpuffen, denn diese sind wirkungslos, weil keine emotionale Komponente damit verbunden ist. Diese Einfälle können auch nur von den Unverantwortlichen kommen, die eine große Mitverantwortung für diese Misere tragen. Wer nur an Zahlen, Daten und Fakten glaubt, nur an Umsatz, Gewinn und Profit, der kann auch nur mit diesen wirkungslosen Werkzeugen hantieren.
Ich möchte da mal ein Beispiel heranziehen. Als alle in Öko, Müsli und ohne Zucker gedacht haben, in ohne Farbstoffe und ohne Glutamate, da ging ein Eishersteller hin und brachte ein fettes dickes Eis auf den Markt mit dem Namen Magnum. Ein großer Erfolg. Wie kann das sein? Rational ist nur schwer bis unzulänglich zu erklären, aber emotional hat da jemand richtig gelegen und es hat funktioniert.
Somit sollten sich die Verantwortlichen mal nach anderen neuen, besseren Wegen umsehen. Wenn da nur nicht diese so wirkungsvolle Waffe der großen Ausrede wäre, die alles verhindert und lähmt.
Mittwoch, 17. Dezember 2008
Meine Bank ist krank
Mein Mitleid mit Banken geht eigentlich gegen Null. Ebenso verhält es sich mit meinem Mitleid gegenüber Autoherstellern. Mein Mitleid gilt den vielen Menschen, die für ihre Fehler bezahlen müssen. Denen keiner verzeiht und aus der Misere hilft. Die nicht mehr hoch kommen. Ich empfinde den Eingriff der Politik als absurd, pervers und katastrophal. Und die Bitten der Banken und Autoindustrie empfinde ich nicht anders. Zudem, was denken und machen die anderen Industrien, wenn man der Autoindustrie Geld gibt. Die Schlange wird lang und teuer – es ist das Ende der freien Marktwirtschaft. Wir kehren zurück zu etwas, was wir mit aller Macht los werden wollten. Deregulierung war der Ansatz, der gescheitert scheint. Nun ist wieder Regulierung angesagt.
Da wird alles über einen Kamm geschert. Was ist mit den vielen Konzernen, die sich nicht verzockt haben, die eine solide mutige und erfolgreiche Arbeit geleistet haben. Was ist mit denen? Die sind ja gleich dreifach verarscht. Erst nimmt sie keiner wahr, weil sie nicht risikoreich und sexy genug sind. Dann geben Ihnen die Banken keine Unterstützung, weil die kein Geld haben und das, was sie bekommen, gerade für sich brauchen. Und so gehen diese Unternehmen wieder leer aus.
Was denken diese Vorstände, die bei Einladungen immer an den hinteren Tischen sitzen mussten, mit denen niemand das Gespräch suchte. Gott wie langweilig. Was machen Sie? Hm, ich hole mir mal ein Getränk.
Vielleicht leben wir ja nicht alle in derselben Gesellschaft. Es scheint offensichtlich zwei zu geben. Ich bin ein ganz kleines Licht. Ich war nie Gewinner und nie Verlierer bei diesen Wellenbewegungen. Aber ich bin ein ganz guter Beobachter und ich beobachte, dass wir alle schon lange eine doppelte Staatsbürgerschaft haben. Der Grad der Ungerechtigkeit, der da zutage tritt, ist so groß, dass Herr Messner da einen unglaublichen Berg übersehen hat, der alle 8.000er mickrig aussehen lässt.
Jeder Bäcker muss sich der Realität stellen. Das ist im Grundgesetz so verankert. Und nun das. Gibt es da noch ein zweites Grundgesetz? Habe ich da was übersehen? Was soll schlimm daran sein, dass die Automobilbranche den Bach herunter geht? Wovor haben die Angst? Was befürchten die? Oder die Banken. Eine neue Bank zu gründen, kostet nur einen Bruchteil als die alten zu sanieren. Und das Geld wäre da und nicht weg. Wenn da eine neue Automarke entsteht, die dann Autos baut, welche von den Käufern angenommen werden, wäre das denn so schlimm?
Da wird gutes Geld in schlechtes Geschäft gesteckt. Das kann sich eigentlich niemand leisten. Nur die. Sie wissen schon, die anderen in unserer Gesellschaft mit dem anderen Grundgesetz. Alles, was ich da höre und lese und was da vorgeschlagen und gemacht wird, macht mich fassungslos. Und ein gutes Stück weit wütend.
Konsumgutscheine? Haben die einen Knall? Um den Konsumrausch, die Konsumsucht zu entfachen. Das sinn- und ziellose Konsumieren anheizen. Das ist ja so, als ob der Drogenhandel in Schieflage gerät, weil die Konsumenten sich von der Sucht sukzessive entfernen. Und denen fällt nichts besseres ein, als zu sagen: Buy 3 get 1 free. Ich bin empört über so eine Sicht der Dinge.
Wie wäre es denn mal mit Relevanz. Mit Märkten, Branchen, Produkten und Dienstleistungen, in welche Menschen gerne investieren, weil diese keine Konsumsucht weiter anheizen, sondern weil sie Primärbedürfnisse spürbar befriedigen? Wie wäre es denn, wenn die Politik, die Industrie ihrem Denken mal eine andere Richtung verleiht, in etwas wie „Wollen“. Wer braucht Banken? ich brauche ein elektronisches Zahlungsmittel – das war es. Aber ich brauche keine Bank. Meine Bank braucht mich und mein Geld, aber ich brauche keine Bank. Dann dereguliert doch mal die Banken.
Warum kann nicht jeder Mensch einfach ein elektronisches Konto – ohne Bank dahinter – haben. Mehr brauche ich nicht, nur die Möglichkeit, Geld von A nach B zu transferieren oder aus einem Automaten rauszuholen. Ich denke, die Zeiten der Banken haben sich überlebt. Soll die Bundesregierung doch hingehen und ein Zahlungssystem für seine Bürger erstellen. Jeder Bürger hat da sein Konto. Ohne Zinsen, ohne Kredite, ohne Dispo, ohne alles. Aber er kann am System teilnehmen, weil es sein Grundrecht ist. Und dann. Wenn er dann gierig wird, dann kann er mit seinem Geld zu einer Bank gehen, und wenn er habgierig ist zu einem Investment Banker. Das ist dann sein Ding und sein Risiko.
Tut mir echt leid. Ich sehe das eher biblisch. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Wer im Markt untergeht, der geht eben unter. Über die Spielregeln kann man gerne reden, die kann man auch festlegen. Aber wen betrifft das denn? Ist denn jetzt jeder Vorstand ein „Betrüger“ oder ein „Weichei“. Also mich verwirrt das alles sehr. Allein die Zahlen, die da täglich genannt werden, wer da alles Ansprüche geltend macht.
Mal ehrlich – wir helfen den Banken und der Autoindustrie und... und... und. Mit Milliarden. Merkt da noch einer was? Das kann doch nicht sein. Das klingt ja fast wie bei der versteckten Kamera oder wie so ein völlig absurder Traum, aus dem man kopfschüttelnd aufwacht. Ich denke nur immer an das schöne schwer verdiente Geld, dass man jetzt an die Fersen dieser Leichtfüße heftet. Was glauben die denn, wohin die damit laufen? Und ich denke an die Millionen von Menschen und mittelständischen Unternehmen die zehnmal am Tag Lösungen schaffen müssen, Entscheidungen treffen müssen und richtig agieren und reagieren müssen, damit sie gut schlafen können. Und mit diesem guten Gefühl durch die Firma und das Leben gehen können: Ich habe mein Bestes getan – hoffentlich reicht das aus.
Kneift mich mal jemand.
Mittwoch, 5. November 2008
Can we?
Ein Supertag, ein tolles Gefühl. Nach acht endlos langen Bush Jahren, wurden Ypsilantis Lügengeschichten kurz vor knapp gestoppt. Und der Sohn eines kenianischen Einwanderers fand Kennedys Schuhe und stürmte darin mit Siebenmeilenschritten auf den höchsten Gipfel.
Warum ich diese Ereignisse in einem Atemzug nenne? Weil sie mir etwas deutlich machen. Während in den USA noch immer mit Pathos, mit Seele und mit Herz das große Ganze beschworen wird, geht es in unseren fortschrittlichen Bundesländern doch immer nur um den Sesselerhalt eines kleinen Provinzfürsten, sei es in Hessen, in Bayern oder demnächst in einem anderen Theater.
Als Hubertus Heil, der war mal so etwas wie SPD Generalsekretär - oder ist er es immer noch? - egal, als er kürzlich auf einem Parteitag „Yes, we can!“ in den konsternierten Saal rief, da wurde doch die ganze Peinlichkeit deutlich. Wir können eben nicht.
Jeder, der bei uns seine Position mit etwas mehr Begeisterung als eine gehämmerte Büroklammer vertritt, wird doch mehr als argwöhnisch angesehen. Wer eine Idee entwickeln will, sollte gleich seinen Kulturbeutel packen, den er in der Isolation braucht und wer gar eine Vision an eine Wand malen will, wird bestenfalls als Graffitisprayer eingebuchtet.
Heimlich haben wir natürlich überwiegend mit Obama mitgefiebert. Aber öffentlich frohlocken? “Bei uns am Tisch werd’ fei ned g’redt oder g’lacht!“wird dem beschieden, der fragt, ob da noch ein Platz frei sei.
Nein, ein Platz ist bei uns selten frei - und wenn nur ungern. Und können? Können tun wir schon gleich gar nichts.
Was uns fehlt, ist schlicht die Euphorie, das Träumen und das Schwärmen!
Und diejenigen, die uns träumen und schwärmen lassen.
Dienstag, 21. Oktober 2008
Willkommen im Land, in dem jeder die Flöhe husten hört
Was kann einem kollektiv pessimistischen Land Schöneres und Dankbareres passieren, als das, was die Finanzwelt da auf dem silbernen Tablett präsentiert. Die Nachrichten fliegen wie Tauben in den Mund.
Und da sitzen sie dann in den Redaktionen und in den Talkshows, Sondersendungen, Specials, Extras und Sonderausgaben und können ihren Pessimismus in epischer Breite wie einen Kuchenteig genüßlich ausrollen. Und diese Betroffenheit. Diese unglaubliche Betroffenheit. Diese Anklagen. Diese Plädoyers. Dieses Abrechnen. Dieses geballte Wissen. Dieses, Wege aus der Krise aufzeigen. Dieses unendliche Beschreiben des eigentlichen Problems. Dieses ewige Zusammenfassen und auf den Punkt kommen. Oder diese vielen, die noch mal an die Stelle zurück wollen, oder einen Gedanken aufgreifen und weiterführen. Dieses ungläubige endlose Kopfschütteln und Schulterzucken. Diese verschränkten Arme vor der Brust.
Dieses insgeheim, ich habe es ja immer gewusst. Das Richtigstellen. Das historische Heraufbeschwören. Dieses Schwarzmalen. Diese schweren Bedenken. Dieser dunkle Tunnel ohne Licht. Die Schuldigen immer und immer wieder benennen. Diese große Ungerechtigkeit. Die Empörung. Die Ungläubigkeit. Diese Fachmänner. Die Analytiker. Die Warnungen. Dieses unglaubliche schlechte Gewissen, das sich ausbreitet wie eine Schlechtwetterfront, die aufzieht. Die Ausweglosigkeit. Die Hilflosigkeit.
Auf allen Seiten. In allen Blättern. Auf allen Kanälen. Der Dax rauf und runter. Talfahrten. Hoffnungsschimmer zertreten.
Es ist die schönste Jahreszeit aller Zeiten für Pessimisten. Eine solche Vorlage von historischem Ausmaß muss man nutzen, darin muss man sich einfach suhlen. Und wie schön, wie dankbar, man kann den Amerikanern so wunderbar einen mitgeben. Haben wir es nicht immer schon alle gewusst, dass wir die besseren Amerikaner sind? Die Blüte der Pessimisten. Nach der Steinzeit, der Eiszeit, der Bronzezeit, der Eisenzeit, der Atomzeit und der Digitalzeit nun die Pessimistenzeit.
Darf ich mit einem berühmten Sprichwort diesen Monolog beenden: Der Pessimist ist der einzige Mist, auf dem aber auch gar nichts wächst.
Einen habe ich noch:
Treffen sich ein Optimist und ein Pessimist. Sagt der Pessimist, also mal ehrlich, schlimmer als das alles kann es nicht werden. Antwortet der Optimist: Und ob.
Und noch ein kleiner Hinweis in eigener Sache. Wenn ich in den zurückliegenden Jahren nur einen einzigen Tag mit der Einstellung an das herangegangen wäre, was vor mir lag, wäre ich sicher sofort und mit Recht gescheitert. So geht das nicht. So wird das nichts. Aber es ist die Hoch-Zeit der Pessimisten, da muss der Optimist die Füße unterm Tisch ruhig halten und den Ball flach spielen. Denn niemand in dieser Landschaft möchte jetzt ernsthaft hören: Auch das geht vorüber. Das will keiner hören. Erst am Ende der Ausweglosigkeit wird es wieder die Aufgabe der Optimisten sein, das Ding wieder in die richtige Richtung zu drehen. Erst wenn die letzte Energie verpufft ist, dann braucht es neue und positive Energie. Und die kommt sicher nicht von denen, die ständig und überall die Flöhe husten hören. Ganz sicher nicht.
Freitag, 17. Oktober 2008
Warum?
Dumme Frage. Weil es so ist. Die eigentliche Frage lautet „Warum nicht anders?“ Keine so dumme Frage. Weil niemand einen anderen Weg sieht, kennt oder überzeugt ist, dass es einen anderen gibt. Weil er nicht weiß, wie es anders geht. Weil er keinen anderen Weg beschreiten kann, soll oder darf. Weil es ihm zu viel Arbeit ist, einen anderen Weg einzuschlagen. Weil er das Ungewisse auf einem neuen Weg befürchtet. Weil ihm nichts einfällt. Weil er keine Zeit dazu hat. Weil er sich an seine Vorstellungen klammert. Weil der neue Weg nicht von ihm ist. Weil der neue Weg sich noch nicht bewiesen hat. Weil es alle anderen auch so falsch machen. Weil man nicht der Erste sein will. Weil man es nicht anders gelernt, gemacht, beigebracht bekommen hat. Weil man sich nicht durchsetzen kann. Weil man darauf wartet, dass jemand sagt, dass es losgeht. Weil man es sich eigentlich bequem gemacht hat. Weil keiner 100-prozentig weiß, ob der neue Weg denn auch der Richtige ist. Weil man es einfach nicht versteht, sich aber nicht traut es zuzugeben. Weil man nie weiß, wann der richtige Zeitpunkt ist, einen neuen oder anderen Weg einzuschlagen. Weil man befürchtet, für einen neuen Weg die falsche Truppe zu haben. Weil man große Bedenken hat. Weil man gehört hat, dass der Weg eventuell gefährlich sein könnte. Weil man mit dem alten schlechten Weg besser klar kommt, als mit einem neuen, ungewissen. Weil man einfach Angst hat, Neuland zu betreten. Weil man nicht die Verantwortung dafür übernehmen will. Weil man die Entscheidung unentwegt vor sich her schiebt.
Wie man sieht, gibt es viel mehr gute Gründe, alles beim Alten zu lassen, auch wenn es nicht läuft wie gewünscht, als neue Wege zu beschreiten. Nur für den Fall, dass sich jemand die Frage wirklich stellt „Warum?“ und „Warum nicht anders?“ Der Mut zur Veränderung ist wesentlich kleiner, als die große Angst, sich von alten Vorstellungen verabschieden zu müssen. Also, lieber weiter so.
Montag, 13. Oktober 2008
Was schicken die einem da alles?
Ich bin so weit. Ich bin so weit, dass ich mein Konsumverhalten danach ausrichte, wie wenig mir der Hersteller auf deutsch gesagt "auf den Sack geht". Je weniger, desto größer die Chance, dass ich vom Interessenten zum Käufer werde.
Neben lästigen Kundenkarten, Sonderangeboten, Aktionswochen, Kundebefragungen und Gewinnspielen gibt es noch eine Seuche – Newsletter. Denkt denn jeder Hersteller da draußen, er ist alleine auf der Welt? Was glauben die, welche Informationen wirklich von Nutzen sind? Ich lese aus Prinzip keine Newsletter, die per E-Mail kommen. Ich ärgere mich lieber darüber, dass wieder drei oder vier in mein Postfach gerutscht sind.
Warum informiert mich jemand unaufgefordert, wenn ich gar nicht informiert werden will. Ständig diese Flut von unwichtigen Informationen. Dabei komme ich an jede Information, wenn ich will. Zwar meist ebenso unqualifiziert wie die Informationen in den Newslettern, aber was soll es.
Mich machen die wahnsinnig. Wie jeder Hersteller da sitzt und felsenfest davon überzeugt ist, dass genau sein Newsletter auf fruchtbaren Boden fällt. Dieses Impuls-Gelaber, dass man so einen Kaufimpuls setzt und die Leute dann aufgrund des Newsletters plötzlich völlig unüberlegt Dinge kaufen, die sie mehr oder weniger brauchen. Was ist das denn für ein Anspruch, dem Kunden nichts verkaufen zu können und deshalb unterjubeln zu müssen. Was für ein winziges Selbstwertgefühl, sich nur über die Hintertür zum Kunden vordrängeln zu können. Und viele machen da auch noch mit.
Ich behaupte mal, dass die erfolgreichsten Unternehmen der Welt das alles nicht nötig haben. Denn die haben in den Magnetismus ihrer Marke investiert. Welcher eine Anziehungskraft bewirkt, die ohne diese ganzen kleinen Hintertüren auskommt. Weil der Kunde gerne selbst durch die Vordertür geht.
Denkt mal drüber nach.
Donnerstag, 9. Oktober 2008
Die nächste Blase bitte hier hin
Das mit den Blasen erlebe ich nun in der Form zum zweiten Mal. Aber ich war beide Male nicht dabei. Mist. Wie gerne hätte ich mir hundefutter.de oder wasserkisten.de ausgedacht. Jeweils 40 Millionen VC bekommen. Und dann – Jump. Die Idee hat zwar nicht funktioniert, aber ich um 15 Millionen mehr im Futter. Oder jetzt. Warum bin ich nicht Vorstand von so einer amerikanischen Investment-Bank. Und dann schreien alle – Fly. Und ich bin raus und um 120 Millionen fetter im Futter. Diese Blasen gehen alle spurlos an mir vorüber. Ich bin nicht mal Verlierer einer solchen Blase. Wie damals, als alle monatelang mit Tränen in den Augen berichten konnten, wie es ihre Depots zerlegt hat. Wie viel da den Bach herunter ist. Und ich Idiot habe ein halbes Jahr vor dem Börsenabsturz alle Aktien verkauft. weil ich das Geld dringend brauchte. Alle haben mir den Vogel gezeigt. Aber was soll man machen, wenn man kein Depot, sondern Bares braucht. So blieb mir die Anteilnahme verweigert. Kein VC und kein Depot in Trümmern. Drei Jahre konnte ich nicht mitreden. Das ist frustrierend.
Und dann kurze Zeit später passiert das Ganze wieder und wieder gehöre ich nicht zu den Gewinnern und nicht zu den Verlierern. Da war kein Geld wirklich übrig am Ende eines jeden Monats die letzten sagen wir mal sechs Jahre. So dass ich keine dieser spekulativen Investments mein eigen nennen kann. Und zum Bankvorstand hat und wird es nie reichen. Obwohl, wenn es nichts mehr zu holen gibt, könnte ich zukünftig weit oben auf der Liste stehen.
Warum nicht mal eine Blase genau in meinem Gebiet Werbung? Warum investieren nicht alle plötzlich wie blöde in Werbung und kaufen sich in jede Agentur ein für 220 Millionen? Ich wäre gut, wirklich gut – bei Anne Will. Wenn ich allen erkläre, wie die Welt sich wirklich dreht. Wenn alle in meiner Welle schwimmen wollen, sollen und müssen. Wenn wir nur noch über die Mengen der „Nullen“ reden, die eine Zahl vor sich her schiebt.
Idee für eine Weihnachtskarte für sagen wir mal 400.000 Euro. Obwohl, man könnte die auch versteigern. Da könnte mehr dabei rausspringen. Präsentationshonorar nicht unter acht Millionen Euro. Und dann pumpt sich die Blase auf und alle schreien irgendwann – Raus. Und weg bin ich mit 250 Millionen mehr Schotter unterm Arm. Da kann man es doch gar nicht abwarten, bis die Blase endlich platzt, damit man was hat vom Geld. Bis dahin ist das doch voller Stress. Die Öffentlichkeit, die Wirtschaft, die Auszeichnungen, die Vorträge, die Reden, die Auftritte, die Termine, die Shootings, die Interviews, die Stunden beim Friseur und dem Herrenausstatter. Die ewigen Stunden im Flugzeug. Die viele Zeit, die man mit Menschen verbringen muss, mit denen man, wenn man die Wahl hätte, nicht mal zwei Etagen im Fahrstuhl fahren wollte. Die vielen teuren und edlen Essen mit Menschen, mit denen man eigentlich nicht seinen Tisch teilen will. Und die Anfeindungen. Der Neid. Die Missgunst. Und die Presse. Diese Pessimisten, die jeden Tag einem was von einer Blase erzählen.
Wenn ich es mir so recht noch mal überlege, dann wünsche ich mir die nächste Blase doch so wie die zuvor. Spurlos. Im positiven wie im negativen Sinne. Kein Gewinner und kein Verlierer sein, ist mir dann doch lieber.
Mittwoch, 8. Oktober 2008
ACHTUNG: Vorwurfsmaschine
Es gibt diese in zwei Ausführungen. Männlich und weiblich. In der Regel ist diese um oder über 40 Jahre. Es gibt auch jüngere Exemplare, aber das ist die Ausnahme. Zur Vorwurfsmaschine wird man, weil man der festen Überzeugung ist, dass alle anderen alles schlechter machen als man selbst. Dass alle anderen ungerecht zu einem selbst sind. Dass alle anderen einen nicht verstehen. Und weil alle anderen nicht wissen, wie alles besser geht, nur man selbst weiß es.
Somit entwickeln sich Menschen zu Vorwurfsmaschinen, die wie die Ballmaschine auf dem Tennisplatz einen Vorwurf nach dem anderen den Menschen an den Kopf oder vor den Latz knallen.
Denn diese Menschen können alles zu einem Vorwurf umformulieren. Alles. Wirklich alles. Die Vorwurfsmaschine nährt sich durch die Provokation, welche diese auslöst. So spürt sie, dass sie noch ein Teil der Gesellschaft ist. Zwar kein geliebter, aber wenigstens einer, den man nicht so einfach übersehen und übergehen kann.
Wer eine oder mehrere Vorwurfsmaschinen in seiner unmittelbaren Nähe hat, der ist echt übel dran. Wie geht man um mit Vorwurfsmaschinen? Wie stellt man diese ab?
Hier eine kleine Anleitung: Die 10 Gebote im Umgang mit Vorwurfsmaschinen
1. Nicht füttern – Möglichst nichts äußern, keine Bewegung, aber auch nichts in Gegenwart einer Vorwurfsmaschine machen, was in einen Vorwurf umgewandelt werden kann.
2. Nicht konfrontieren – Die Vorwurfsmaschine lebt von der Konfrontation. Lässt man diese aus und an sich vorbei oder vorüber ziehen, verliert die Vorwurfsmaschine an Kraft. Die Geschosse fliegen nicht mehr, sie kullern schon bald nur noch.
3. Nicht diskutieren – Die Vorwurfsmaschine liebt es, in einer Diskussion eine ganze Runde energetisch zu entsaften, mit ungeheuerlichen Bedenken, kritischen Äußerungen und unglaublichen Behauptungen. Deshalb jede Diskussion abwürgen, egal wie.
4. Nicht rechtfertigen – Die Vorwurfsmaschine liebt es, Menschen plötzlich in eine Angriffs- und somit Rechtfertigungsposition zu bringen. So kann sie eine Person vor allen anderen förmlich hinrichten. Somit gilt, nie rechtfertigen. Alles so wie es ist, im Raum stehen lassen.
5. Nicht entschuldigen – Die gute Schule der Entschuldigung wird von der Vorwurfsmaschine brutal missbraucht. In der Entschuldigung sieht diese keine Größe, sondern es offenbart sich vor ihr eine Schwäche, in der sie dann sofort bohrt, tief und tiefer. Somit gilt, nicht entschuldigen.
6. Nichts anmerken lassen – Die Vorwurfsmaschine wartet nur darauf, dass sie Verbindungen gegen sich herstellen kann und diese als Vorwurf formulieren kann. Somit darf sich eine Gruppe nicht anmerken lassen, dass sie sich längst der Situation perfekt angepasst hat.
7. Nicht entgegenkommen – Wichtig ist, dass man einer ausgewachsenen Vorwurfsmaschine nicht einen Millimeter entgegenkommt. Das Reichen des kleinen Fingers kostet einen den gesamten Arm plus Schultergelenk.
8. Nicht argumentieren – Darauf hat die Vorwurfsmaschine nur gewartet, dass jemand so blöd ist und anfängt zu argumentieren. Vor allem echte Argumente, die sogar einen selbst überzeugen würden, werden von Vorwurfsmaschinen mit Vorliebe zerdrückt, wie ein Käfer mit dem Absatz eines Cowboystiefels.
9. Nichts beweisen – Sogar Beweise zerschellen an der ignoranten Wand von Vorwurfsmaschinen, wie Schiffe im Sturm an einem Riff. Kein Beweis und ist er noch so belegt, hält einer echten Vorwurfsmaschine stand. Dazu ist dieser jedes Mittel recht. Jedes.
10. Nicht lachen – In Gegenwart einer Vorwurfsmaschine nicht über dieselbe lachen. Das spornt, ja treibt diese unglaublich an. Sobald man ihr das Gefühl der Lächerlichkeit zuteil werden lässt, läuft die Vorwurfsmaschine zu Hochform auf und schaltet in den Intrigengang. Und dann wird es erst richtig schlimm.
Diese zehn Gebote im Umgang mit Vorwurfmaschinen sind umgehend anzuwenden, wenn man keinen schlechten Tag haben will.
Donnerstag, 19. Juni 2008
Denn sie wissen nicht, was sie tun
Ich weiß nicht, was gerade los ist. Aber aus irgendeinem Grund fühlen sich viele Unternehmen dazu aufgerufen und befähigt, ein Unternehmensleitbild aus dem Boden zu stampfen und somit ins wirkliche Leben zu rufen.
Da wird mit großem Aufwand alles formuliert, das leiten soll. Anleiten. Ableiten. Durchleiten. Überleiten. Wir Werbefuzzis werden natürlich nicht mit ins Boot geholt. Wir denken und handeln für ein solches Thema viel zu trivial. Wir dürfen bis auf weiteres mit Krümeln versuchen, Kommunikation zu gestalten. Wenn es aber mal einen Kuchen gibt, bleibt für uns nichts übrig. Hier geht es wirklich um Qualität in der Sache. Da können nur Unternehmensberater zur Seite stehen. Die sich das größte Stück vom Kuchen abschneiden dürfen.
Das Ergebnis ist oft ebenso verblüffend wie erschreckend. Auf einer DIN-A4-Seite ist alles zusammengedampft worden, was leiten soll. In die richtige Richtung. Glaubt mir, gerne würde ich euch ein paar Kostproben kredenzen. Aber das würde mich den einen oder anderen Kunden kosten. Denn in den erlauchten Gremien, die so etwas formulieren, sind auch Leute vertreten, die da keinen Spaß verstehen.
Was auffällt, ist das sinnlose Appellieren an Verhaltensweisen, was so formuliert natürlich wirkungslos verpuffen muss. Oder auch die ganz großen Worthülsen, die überall immer wieder auftauchen. Das Schöne und wirklich Lustige aber ist, dass die Formulierungen so etwas von generisch sind, dass man sie wirklich für alles benutzen und einsetzen kann. Alles.
Machen Sie sich mal den Spaß, nehmen Sie sich ein Leitbild und tauschen Sie den Firmennamen einfach mal aus, mit was Sie wollen. Sie werden sich wundern, das passt immer. Ich frage mich, was soll ein Leitbild überhaupt? Was soll und kann es bewirken. Bei den Mitarbeitern, aber auch in der Außenwirkung bis hin zum Kunden? Was ich da zu lesen bekomme, liest sich immer wie ein Marschbefehl. An Menschen, denen es offensichtlich an gesundem Menschenverstand fehlt. An Orientierung. An Wissen. An Erfahrung. An Gemeinschaftssinn. An allem. Diese Leitbilder entmündigen geradezu die Menschen, an die sie gerichtet sind. Sie degradieren Menschen und reduzieren Menschen auf die reine Funktion.
Ich würde mal gern ein richtiges Leitbild für ein großes Unternehmen machen dürfen. Das sich an alle richtet. Und klar zeigt, wo es lang geht:
Der Titel lautet: The Rock ‘n Roll Company.
Der zentrale Leitgedanke lautet: „We will rock you“
Und dann würde ich nur Zitate aus großen Rock-Songs verwenden. Oder so was wie: "Shut Up 'N Play Yer Guitar" Und ich würde Rock-Konzerte veranstalten. CD-Editionen damit verbinden. Das erste Leitbild das „laut und geil“ ist. Dann würde ich einen fetten Rock-Song komponieren lassen, der das gesamte Leitbild auf den Punkt bringt. Den Vorstand würde ich auf einer Bühne fotografieren lassen, wie bei einem Rock-Konzert vor 80.000 begeisterten Fans rsp. Kunden.
Ach, ich träume wieder. Also, zurück zur Realität. Zurück in die Reihe.
Dienstag, 3. Juni 2008
Die Neukundenakquise – Das üble Geschäft mit der Verzweiflung
Irgendwann erwischt es fast alle. Entweder am Anfang, am Ende, mitten drin oder immer wieder mal. Die zwei schlimmen „K's“ sind ausreichend bis hin zum Überfluss da: Kosten und Kapazitäten. Aber es fehlt an Kunden und Aufträgen. Wie konnte das nur passieren. Und plötzlich muss alles ganz schnell gehen - die Neukundenakquise.
Alles was man weiß, bekommt man noch mal und noch mal vorgesetzt. Geistiges wiederkäuen. Und warum man nicht konstant, kontinuierlich, konsequent und kreativ seine Neugeschäftsaktivitäten verfolgt hat. Ja dann. Ja dann – was dann?
Kopfschütteln. Schulterzucken. Die Tage ziehen ins Land. Und wieder passiert eigentlich nichts, außer dass die beiden schlimmen „K's“ Gesellschaft bekommen haben und zwar teure, die auch noch völlig unproduktiv Kapazitäten verschlingt.
Eine Datenbank muss her. Ein professionelles Akquisemanagement. Eine Positionierung. Eine Strategie. Ein USP. Ein Flyer. Ein Internetauftritt. Eine Idee mit Pfiff. Und viele Werbemittel und -maßnahmen. Dreistufiges Mailing mit Nachfassaktion und E-Mail Newsletter und Angeboten, dass sich die Balken biegen.
Zu teuer. Zu langsam. Zu wenig innovativ. Zu eingefahren. Oh mein Gott, wie ist man nur so weit gekommen. Und wenn alles nicht funktioniert hat, dann lag es da dran, dass man einfach zu spät reagiert hat. Wir haben zwar alles richtig gemacht, aber wir sind zu spät dran. Und dann zieht die Karawane weiter und hinterlässt einen fassungslosen Kunden.
Der nun in seiner Verzweiflung, verbunden mit einer ordentlichen Existenzangst, das Heft selbst in die Hand nimmt. Und das macht, was er kann, was er ist, was man ihm abnimmt, was er versteht, was er will....
Und siehe da, einige Zeit später hat man wieder keine Zeit für Akquise, weil einfach zu viel zu tun ist. Und dann denkt man mal nach, was da eigentlich so passiert ist, woran das lag und es macht sich der Gedanke bereit, dass es eventuell ein normaler wirtschaftlicher Zyklus war. Die kommen und gehen, werfen einen um und dann muss man eben wieder aufstehen. Oder man bleibt eben liegen.
Aber diese Krisenparasiten sind schon was Furchtbares. Das hätte man sich wirklich ersparen können. New Business Manager, dass ich nicht lache. Da geht es einem schon schlecht und die machen die Lage noch dunkler und finsterer. Womit man alles sein Geld verdienen kann.
Also, wenn Sie keine Kunden haben, dann besorgen „SIE“ sich welche. Und wenn die Kosten zu hoch sind, dann senken „SIE“ diese eben. Und wenn einer mit viel Geld wenig für sie tun will, dann geben „SIE“ ihm einen Tritt – von „MIR“. Danke!
Foto: Peter von Felbert
Montag, 5. Mai 2008
Es können doch unmöglich alle die erste Geige spielen
Die Summe des sinnvollen Führungspersonals ist begrenzt. So wie jedes Orchester nur jeweils eine erste Geige braucht. Aber das genügt offensichtlich nicht. Somit gibt es in der Wirtschaft viele erste Geigen. Und es werden ständig mehr. Es gibt in einigen Firmen fast mehr erste Geigen als alles andere, hat man den Eindruck.
Die Arbeit müssen die Praktikanten und die Auszubildenden machen und wer sich sonst für wenig bis nichts ins Zeug legt. Aber erste Geigen gibt es im Übermaß und Überfluss. So lässt man sich auch klangvolle Namen einfallen, damit die ersten Geigen sich auch fühlen wie erste Geigen. Die Amerikaner haben das Problem einfach gelöst. Alle "Möchte-gern-erste-Geigen" heißen Vize Präsident. Und alle echten ersten Geigen heißen CEO.
Somit ist nur abzuwarten, bis die "Möchte-gern-erste-Geigen" hinter den Schwindel kommen und darauf bestehen, sich auch CEO schimpfen zu dürfen. Dann lassen sich die Amerikaner sicher wieder etwas einfallen das funktioniert. Wir hier sind da nicht so schlau. Die Bezeichnungen aller Geigen ist so kompliziert, dass man nicht mehr weiß, hat man es mit dem Hausmeister oder dem Geschäftsführer zu tun.
Auch du bist eine erste Geige. Ganz bestimmt. Ganz sicher. Also, da hätten wir dann noch eine erste Geige und noch eine und noch eine und noch einen. Wie klingt eigentlich Musik, wenn nur erste Geigen spielen? Das klingt so, als ob eine Fußballmannschaft mit elf Oliver Kahns spielen würde – furchtbar.
Foto: Peter von Felbert
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