Freitag, 25. September 2009
Die Krise kommt erst noch
Mich fragt ja keiner. Aber meiner Meinung nach kommt die Krise erst noch, und zwar überraschender Weise erst nach der Wahl beginnend. Die Politik hat alles getan, die eigentlichen Auswirkungen auf den Zeitpunkt nach der Wahl zu verlegen, um stabile demokratische Verhältnisse zu haben, wenn es ans Eingemachte geht. Man stelle sich mal vor, wir hätten jetzt schon 5 Millionen Arbeitslose und zusätzlich tausende von Insolvenzen. Da würden sich viele dazu hinreißen lassen, die politischen Ränder zu wählen. Wir Deutschen neigen leider dazu.
Somit ist das schon in Ordnung, dass man alles getan hat, um die eigentlichen Auswirkungen und das Ausmaß der Krise zu verschieben. Denn die Krise hatte ja noch gar keine Gelegenheit, sich von ihrer wirklich üblen Seite zu zeigen. Das hat sie ab nächsten Sonntag dann drei Jahre lang. Bis dahin müssen die Politik und die Wirtschaft wieder die Kurve bekommen haben, um bei der nächsten Wahl wieder für geordnete demokratische Verhältnisse zu sorgen.
Somit wird es zudem leider, oder zum Glück, wieder eine große Koalition. Denn bei der größten Wirtschaftskrise seit 1928 scheint es nur logisch und angebracht, dass man durch diese besser gemeinsam geht. Somit kann keiner schuld daran sein und der Weg aus der Krise wird von allen gestaltet. Wenn die beiden das nicht schaffen, wer dann. Immerhin bringen CDU/CSU und SPD zusammen die meisten Wähler zustande. Der größte gemeinsame Nenner.
Nächstes Jahr wird es erstmal der Autoindustrie böse an den Kragen gehen, was einen unglaublichen Rattenschwanz nach sich zieht, bis hin zu den Medien, Zulieferern und vielen mehr.
Ich finde nicht, dass Politik die Aufgabe hat, die Wahrheit zu sagen. Denn diese könnte Reaktionen auslösen, die sicher keiner will. Politik muss zum einen weit vorausdenken und das daraus resultierende Handeln im Jetzt plausibel verkaufen. Und wenn das nicht gelingt, das Ding trotzdem durchführen. Politik muss nicht gefallen oder sympathisch sein, Politik muss richtig sein und gerecht.
Eigentlich muss man sich bei der Bewertung aller politischen Systeme, Meinungen, Richtungen und Einstellungen nur eine Frage selbst ehrlich beantworten: Ist das gerecht? Denn wir haben ein großes Bedürfnis, gerecht behandelt zu werden, gerecht zu handeln. Ungerechtigkeit können viele nicht ertragen. Für die Gerechtigkeit ist man bereit, zu verzichten oder etwas zu leisten. Natürlich gilt das nicht für alle Menschen, wie wir täglich sehen und miterleben können. Offensichtlich ist das Bewusstsein für „Gerechtigkeit“ schwer in Schieflage geraten.
Das Bemühen um Gerechtigkeit muss das politische Bestreben steuern und beeinflussen. Und wenn es offensichtlich wirklich an etwas fehlt, dann ist es genau diese Art der Gerechtigkeit und das aufrichtige Bemühen darum. Und daran beteiligen sich auch die Parteien. Darum die Sehnsucht nach gerechter Politik und nicht nach ausgleichender Ungerechtigkeit bestrebte Parteien.
Ich zum Beispiel habe kein Problem mit Bankern oder Managern. Da, wo Leistung gerecht verteilt wird und die Leistung eines Einzelnen so groß ist, dass dadurch das gute Ergebnis überhaupt erst zustande gekommen ist, da hat er das Recht auf ein großes Stück vom Kuchen. Aber da, wo diese Art der Gerechtigkeit keine Rolle spielt und der Kuchen vor den Augen der Öffentlichkeit immer und immer wieder ungerecht verteilt wird, da entsteht Zündstoff und Sprengkraft. Wie ich denke – mit Recht.