Freitag, 25. April 2008
Moneypolieren
Man kann ebenso nicht nicht manipulieren, wie man nicht nicht kommunizieren kann. Es geht dabei nicht um die Tatsache, dass manipuliert wird, sondern mit welchem Ziel. Es gibt ehrenwerte Ziele und viele, welche genau das Gegenteil verfolgen. Beides ist dem Begriff nach aber als Manipulation zu bezeichnen.
Alles was ich sage, alles was ich mache ist zweckgebunden. Ich verfolge dabei mehr oder weniger vorder- oder hintergründig meine Ziele. Das muss ich nicht zugeben. Aber das verändert an der Tatsache nichts. Der Begriff der Manipulation ist so weitreichend, dass eigentlich nur die Menschen auffällig sind, die von sich behaupten, nicht, nichts und niemanden zu manipulieren.
Die Manipulation beginnt schon bei einem selbst. Wie man glaubt, wahrgenommen zu werden. Wie man sich wahrnimmt. Dann geht es weiter mit und in unserer Umwelt. Und so weiter und so weiter. Wir wollen glauben. Wir wollen glauben machen. Somit manipuliert ein Teil von uns immer die Wahrnehmung, mit dem Ziel, dass die Manipulation die gewünschte Wahrnehmung besser, schneller und genauer erzielt.
Die Art, wie wir Geschichten und Erlebnisse erzählen, steckt voller Manipulation. Wir lachen selbst an Stellen, damit für andere erkennbar wird, dass dies lustig sei. Wir überhöhen, verändern, lassen ganze Stränge der Wahrheit weg und setzen so eine gewünscht neue Wahrheit zusammen. Somit lügen wir nicht. Deshalb glauben auch viele, nicht zu manipulieren. Obwohl genau diese veränderte Darstellung eine zielgerichtete Manipulation ist. Ob wir das wollen oder nicht.
Somit ist Werbung und/oder Kommunikation sehr menschlich. Es ist die Art von Manipulation, die uns allen mehr oder weniger zu eigen ist. Wer also Werbung vorwirft, dass diese manipuliert, dann ist dieser Vorwurf richtig. Wer aber sich selbst von diesem Vorwurf distanziert und von sich behauptet, nicht zu manipulieren, dann ist das nicht richtig.
Über die Qualität und die Ziele von Manipulation könnte man vortrefflich streiten, denn hier gehen die Beweggründe bis in die tiefsten Abgründe. Aber auch das ist kein Phänomen der Werbung, sondern spiegelt sich ebenso in der Gesellschaft wieder. Somit beschreibt die Diskussion über die Manipulation in der Werbung die fehlende Diskussion über die Manipulation in uns Menschen.
Freitag, 11. April 2008
Resozialisierungsprogramm für Top-Manager
„Höchste Zeit“ denken jetzt sich viele. Ich auch. Man kann es kaum noch mit ansehen, wie sehr Top-Manager von der Spur abkommen. Eine Entwicklung, die bedrohlich erscheint, denn immerhin liegt unsere Wirtschaft in deren Händen. Also müssen wir uns auch kümmern.
Der klassische Top-Manager kann so gut wie alles, aber nichts mehr selbst. Wie auch. Es wird ihm fast alles abgenommen und den Rest delegiert er weiter. Bei einer Fehlfunktion des Druckers ist er hilflos und bestellt einen neuen, anstatt einfach Papier nachzulegen.
Müsste er eine Firmenreise selbst buchen, würde er seinen Schreibtisch bis auf weiteres nicht mehr verlassen. Seine sozialen Kontakte verkümmern, denn er sieht so gut wie nie seine Familie. Echte Freunde kennt er nicht. Somit stumpft der Top-Manager zusehend ab. Der Tribut an die geforderte Flexibilität macht Meinungen und Entscheidungen unmöglich.
Seine Beziehung zu den Unternehmen, in denen er verweilt, kann man nur als oberflächlich bezeichnen. Er hat schon Mühe, sich den Firmennamen zu merken, in der er gerade zur Untätigkeit verdonnert wurde.
Längst hat ihn das System zu einem Business-Söldner verkommen lassen. Beziehungen und Gefühle sind da nicht angebracht. Heute hier, morgen dort. Die Verhaltensauffälligkeiten des Top-Managers werden immer merkwürdiger. Der Drang, Grenzen zu überschreiten, die man besser nicht überschritten hätte, wird immer größer.
Viele seiner Verhaltensweisen muss man als asozial beschreiben, denn die Auswirkungen seiner Untätigkeit und seiner Einstellung zu den Dingen läßt keinen anderen Schluss zu. Aber auch hier ist der Top-Manager nicht der Täter, sondern das Opfer. Er ist das, wozu die Gesellschaft ihn gemacht hat. Er kann nicht anders, denn er weiß es nicht besser.
Somit wird es Zeit im großen Stil die Top-Manager wieder einzufangen und zu resozialisieren. So, dass sie ein funktionierender Teil unserer Gesellschaft sind. Sie müssen wissen und lernen, welche Auswirkungen ihr Verhalten hat. Und man muss ihnen Schritt für Schritt das Gehen in einer Gesellschaft wieder beibringen.
Denn der Top-Manager entfernt sich sukzessive von seiner eigenen Gesellschaft. Das fügt ihm und der Gesellschaft nur Schaden zu. Zudem wird das kriminelle Potential immer größer, je größer die Distanz zu der Gesellschaft wird, in der er agiert.
Deshalb fordere ich ein umfangreiches Resozialisierungsprogramm für Top-Manager - ganz im Ernst - denn die Lage ist schon schwer genug. Der Manager muss ein sinnvolles akzeptiertes Mitglied unserer Gesellschaft werden. Das bringt schon seine Position mit sich. Die Verbindung zu dem, was wirklich wichtig ist, muss wieder hergestellt werden.
Sonst erleben wir weiterhin in nicht absehbarem Ausmaß unser wirtschaftlich blaues Wunder. Aber wie gesagt, sie sind nicht Täter sondern Opfer falscher Ziele. Somit bringt uns die Schuldfrage nicht weiter sondern nur die Auflösung des Problems. Ein Herz für Manager? Oder doch eher: Der Manager ist auch nur ein Mensch. Du bist Manager. Gib einem Manager deine Hand. Mensch Manager...
Seminare:
1. Daddy Cool: Ich bin dein Vater - Top-Manager erklären ihren Kindern, wer sie sind.
2. Der Chef mein Freund: Manager lernen die Namen ihrer Mitarbeiter auswenig.
3. Das schaffe ich schon selbst: Manager machen selbst Kaffee und buchen eine Reise.
4. Hallo ich bins: Manager rufen alte Freunde an und treffen sich mit denen.
5. Darf ich mal?: Manager gehen in die Produktion und packen mit an oder gehen in den Vertrieb und fahren mal mit.
6. BDE-Spiel: Manager lernen Bitte, Danke und Entschuldigung zu sagen.
7. Nein-Danke-Seminar: Manager haben genug und lernen auch mal "Nein, Danke" zu sagen
8. Wer, wie was?: Manager müssen selbst ihren Mitarbeitern erklären, was sie eigentlich den lieben langen Tag lang machen.
9. Oben ohne: Manger müssen ohne Krawatte ein Meeting besuchen.
10. Überraschung: Manger kommen mal früher nach Hause.
11. SWDDUMWDS: Sag was du denkst und mach was du sagst Seminar.
Das müsste erst mal reichen.
Ach einen habe ich noch:
12. Kannst du haben: Gib deine Stadionkarte, wenn du die eh nicht benutzt, doch einem Mitarbeiter weiter.
Dienstag, 8. April 2008
Wofür eigentlich?
Dagegen sein, egal gegen was, ist viel einfacher als dafür sein und Teil unserer Kultur. Wir wissen genau, wogegen wir sind. Wir sammeln Argumente und pflegen Vorurteile, wenn es gegen etwas geht. Die meisten Diskussionen werden auf der Basis wogegen geführt. In der Politik wissen alle sofort, wogegen sie sind. In der Wirtschaft wissen alle, wogegen wir uns schützen müssen.
Unsere gesamte Gesellschaft ist ein dagegen-Entwurf. Uns wird ständig beigebracht, wogegen wir sein sollen, wogegen man sein muss. Wir sind gegen viel und vieles. Die Positionen des dagegen sind schnell bezogen. Die Medien steuern ihren Teil zum dagegen sein bei. Sie feuern das dagegen sein an, wo sie nur können.
Ständig wird uns die Gewissensfrage gestellt: Du bist doch dagegen? Oder etwa nicht? Alles, was wir politisch wählen, ist maßgeblich gesteuert vom dagegen sein. Unser ganzes Verhalten bezieht sich oft auf die einfache Formel: Gegen etwas sein.
Ich bin gegen etwas, kann jeder sofort, ausführlich, voller Temperament und in epischer Breite und Länge beantworten. Ohne Punkt und Komma.
Dabei stellt sich doch nur eine Frage: Wofür? Wenn man das dagegen austauschen könnte in ein wofür, dann wäre es sicher besser um alles und uns alle bestellt. Denn das eine verhindert nur, schafft dabei aber nichts Neues oder Anderes. Es richtet sich nur am Verhindern aus. Das dagegen stoppt nur. Und dann bleibt dieses Nichts, diese Leere.
Ein konsequentes wofür hingegen würde schaffen, produzieren, erzeugen, entwickeln, gestalten, machen.
Also, wofür bist Du?
Mittwoch, 2. April 2008
Es war doch nur Spielgeld
Einer ganzen Generation hat das Spiel "Monopoly" offensichtlich den Verstand geraubt. Die denken bis heute, sie spekulieren nur mit Spielgeld. Und wenn das alle ist, wird einfach neues beschafft.
Ich bin fassungslos über das, was sich da gerade in der Bankenwelt abspielt. Und wie sich die Politik diesem Monopolygebaren gegenüber verhält. Die haben die ganze Zeit nur gespielt. Ausprobiert. No Risk, only fun. Zocken mit doppeltem Boden.
Über 400.000 mittelständische Unternehmen sind seit Basel II in die Insolvenz gegangen, weil sie nach dem neuen Rating nicht mehr kreditwürdig waren. Mir fehlen die Worte. Und nun bekommen die Banken auch noch das, was sie verspielt haben, von denen zurück, die sie vor die Tür gesetzt haben. Der Mittelstand, ohnehin verantwortlich für den Großteil der Steuereinnahmen und die meisten Arbeitsplätze, kommt für die Schuld und Schulden der Banken auf.
Die ist zynisch. Und wenn man sich die Größenordung vor Augen führt – pervers. Die einen spielen nur und für alle anderen ist die Lage ernst. Jeden Tag. So, nun bekommen die neues Spielgeld, halten eine kurze Zeit die Füße still und dann geht das Spiel von vorne los. Ich könnte mich so maßlos darüber aufregen, wenn ich nicht so viel Wichtigeres auf meiner Liste hätte.
Schade nur, dass genau diese Menschen nicht mal eine Sekunde spüren, wie es wäre, wenn das echtes Geld, echte Arbeitsplätze, echtes Vertrauen, alles mal echt gewesen wäre. Eine echt verpasste Chance. Das ist, wie mit dem berühmten ersten Fahrrad, das man sich von seinem eigenen Geld gekauft hat. Oder das man geschenkt bekommen hat. Welches hält wohl länger?
Donnerstag, 27. März 2008
Meckerting
Mir wird viel zu viel gemeckert. Was so alles wirklich schlecht ist, wäre mir nie eingefallen. Es ist eine Unart geworden, über alles und alle zu meckern. An nichts wird mehr ein gutes Haar gelassen. Bevor irgendetwas losgeht, muss erst mal gemeckert und gewettert werden. Meistens bleibt es dann beim meckern. Von allen Seiten bis ins Detail wird vieles schlecht geredet.
Das ist so eine Art Aufwärmphase. Damit der Motor der möglichen Produktivität ins laufen kommt, muss der erst mal warm gemeckert werden. Mich zieht das total runter. Bei mir würgt so ein Aufwärmprogramm die Lust und Laune gerade zu ab.
Ich kann mich daran nicht gewöhnen und will es auch nicht. Erst muss man sich anhören, was alles nicht geht. Dann warum alles nicht geht. Und wer daran schuld ist, warum alles nicht geht. Dass früher alles besser war. Und heute alles gar nicht mehr machbar ist. Was früher im Stadion und am Stammtisch die Regel war, hat sich flächendeckend ausgebreitet.
Wie soll aus so einem negativen Kaltstart etwas Schönes entstehen? Wenn man im Ruhrpott jemandem begegnet, sagt der meist: „Weißt Du, wer gestorben ist?“ Das ist doch keine Begrüßung. Furchtbar. Die Katastrophe als Einstiegsmodell für die Konversation.
Die Leute sitzen im Meeting und meckern. Wenn man dieselbe Energie, die man fürs meckern vergeudet, in alles Gute, Schöne, Positive investieren würde, was das für ein Kapital frei machen würde? Wahnsinn!
Wo man hinsieht und hinhört, wird gemeckert. Und immer berufen sich alle auf die Realität. Man muss der Realität ins Augen blicken. Man kommt an der Realität nicht vorbei. Realität?! Was ist das? Wenn alles subjektiv ist, die Wahrheit wie die Wirklichkeit, die Moral wie die Ethik, was ist dann Realität? Oder objektiv betrachtet: Es geht um die Stimmung, die Lust, den Mut, die Bereitschaft, die Motivation, der Intuition freien Lauf zu lassen. Da sind positive vibrations doch besser und hilfreicher, als dieses ganze kollektive runterziehen.
Vielleicht geht es vielen wirklich zu gut, so dass sie sich negative Szenarien selbst schaffen müssen. Denn eins ist mal klar: an Orten, an denen es Menschen nicht gut geht, ist die Stimmung oft besser als in vielen Meetings. Denkt mal drüber nach. Oder auch nicht.
Donnerstag, 13. März 2008
Menschen mit Einwegsichtweise
Es gibt Menschen, die sich über alles und alle aufregen. Ständig und überall. Die zu jedem Thema einen ans Kreuz bzw. an die Wand nageln. Ihr ganzes eigenes Dasein definiert sich über das unglaubliche Übel, das ihnen auf ganzer Lebenslänge widerfährt. Alle und alles andere sind Schuld, dass es so läuft wie es läuft. Eher bescheiden bis beschissen.
Die Politiker sind schuld. Die Manager. Die Banken. Die Schwiegereltern. Die Lehrer. Die Konzerne. Die Kirche. Die Fußballer. Die Interessenvertreter. Und das Wetter. Das Essen ist schuld. Die Straßen. Es gibt nichts, was dem Einwegsichtweisigen nicht aufstößt. Das Fernsehen. Die Zeitung. Alles wird seinem Anspruch nicht gerecht. Alles hindert ihn an seiner eigentlichen Bestimmung. Das Leben ist Schuld. Die Gesellschaft. Die Gesundheit.
Ihnen wird immer ganz übel mitgespielt. Alles scheint sich gegen diese Art von Menschen verschworen zu haben. Alles ist reine Schikane. Sogar das Mülltrennen oder der Strafzettel. Die Mineralölgesellschaften. Es ist eine kollektive riesige miese Verschwörung gegen alles, was richtiger, besser und angenehme wäre – für die jeweilige Person, aus Sicht der jeweiligen Person.
Das Klagen ist Dauerton geworden. Die Mundwinkel sind in dieser hoffnungslosen Einstellung eingefroren. Die Augen sind wässrig und ausdruckslos. Die Haut scheint leblos. Alles an diesen Menschen zeigt, wie schlecht diese drauf sind. Morgens. Mittags. Abends. Und sogar mitten in der Nacht.
Nichts scheint Freude zu machen oder zu bereiten. Alles drückt auf die Stimmung und jeder Vorfall bestätigt diese Einstellung. So sammelt man Beweise über Beweise, um Argumente für die eigene Lebenssituation parat zu haben. Alles hat Einfluss, alles ist Schuld. Sogar der Biorhythmus, der Elektrosmog, ...
Alle anderen sind zu dumm oder zu blöde, es richtiger und besser zu machen. Sie wissen immer, wo es eigentlich lang geht. Nur niemand fragt sie. Niemand will wissen, was sie denken. Sie glauben, bei Jauch locker 1 Million gewinnen zu können – haben sich aber noch nie beworben. Sie wissen auch, dass es überall an anderen Orten noch schlechter ist, als an dem, an dem sie gerade verweilen. Alles was anders ist, was sich andere anders angeschafft haben, ist falsch. Nur was sie gemacht, entschieden oder gekauft haben, ist immer das Beste. So lang es im Wettbewerb steht.
Die Natur und Kultur der durch und durch negativen Menschen ist weiter verbreitet als man glaubt und sie verbreitet sich rasch. Eine Gesellschaft, in der die Einen immer nur auf den Anderen herumhauen, musste letztendlich eine solche Spezies hervorbringen. Die Negativisten. Die das Schlechte längst nicht mehr vom Guten unterschieden können. Die bis zum Rand voller falscher Meinungen sind, Halbwissen und Vorurteilen. Die immer genau wissen, was falsch ist, was nicht geht und was sicher nicht funktionieren wird. Die den vollkommenen Blick für das Negative habe. Deren Gedanken sich nur und ausschließlich um das Versagen und Verhindern drehen.
Beklagen. Anschuldigen. Vermiesen. Jammern. Befürchten. Bedenken. Ärgern. Nörgeln. Beschweren. Anklagen. Aufregen...
Was für ein erbärmliches Dasein, ohne Ausweg.
Montag, 18. Februar 2008
Über Form und Inhalt
Eine überflüssige und dumme Diskussion meinerseits.
Inhalt ist die wesentliche Substanz. Alle wirklich erstrebenswerten Werte stehen in enger unzertrennbarer Verbundenheit zu den Inhalten. Die Form definiert den Raum für die Inhalte. Die Form ist die Hülle für die Inhalte.
Die Konzentration gilt dem Inhalt. Das Streben, das Lernen, das Üben, das Arbeiten, das sich daran Reiben, das daran Verzweifeln, das Scheitern. Alles sollte sich ausschließlich und in erster Linie auf den Inhalt reduzieren. Wir sind dazu befähigt, alle Inhalte ständig zu verbessern.
Ist der Inhalt so vollkommen, dass er die eigenen Erwartungen überragt und übertrifft, erst dann gießt, hüllt, füllt oder steckt man ihn in seine Form. Denn eine Form ohne Inhalt ergibt eigentlich keinen Sinn. Weder einen zu erwartenden oder entsprechenden.
Die inhaltliche Auseinandersetzung tritt aber immer mehr in den Hintergrund. Meist begnügt man sich mit der Form, die Form genügt. Den Inhalt läßt dies vermissen. So sein als ob. Das ist die Maxime. Eine wie ich finde schlechte Maxime. Denn die nun geführte Auseinandersetzung ist eine völlig andere. Man muss selbst dahinter kommen, welche Inhaltslosigkeit sich hinter einer Form versteckt. Den akzeptierten und vorsätzlichen Betrug hinter der eigentlichen Form, die zur Fassade wird, zu entlarven. Wie wenig Inhalt verbirgt sich hinter der Form. Egal für welches Angebot, ob Produkt oder Dienstleistung - meine Gedanken kreisen ständig nur noch darum, was die Form nur vorgibt, wo sie mich in die Irre führen will, wo sie mich manipulieren will und was eigentlich dahinter steckt.
Wer oder was bescheißt einen weniger, ist zu einem Entscheidungskriterium geworden. Das weniger Schlechte genügt. Die weniger mindere Qualität überzeugt uns schon.
Der Inhalt musste letztendlich den Äußerlichkeiten weichen. Somit sind wir in einer inhaltslosen Gesellschaft angekommen, die sich nur noch über Formen definiert, über Formate, Äußerlichkeiten. Welche Worte man auch dafür benutzt, sie verdeutlichen, dass es nicht um das Eigentliche geht. Schade. Was für eine verpasste Chance unseres eigentlichen Intellekts. Eine geistig ständig unterforderte Gesellschaft.
Egal wohin man schaut, man sieht eine Gesellschaft voller Fassaden. Die nur so tun, wie sie sein sollten. Die Kopie der Kopie der Kopie der Kopie.
Wer von Inhalten redet, mit dem redet man nicht gern und nicht lange. Denn man kann oft nicht mitreden. Diskussionen, die mit Unwissenheit oder Halbwissen zu Inhalten geführt werden, finden schnell ihr jähes Ende. Als ich ein Kind war, ein junges Kind, in der Zeit, als ich noch nicht lesen und schreiben konnte, da nahm ich gerne einen Stift und ein Blatt. Ich machte Striche und Kringel auf ein Blatt und tat so, als ob ich schreiben würde. Und ich nahm ein Buch und brabbelte vor mich hin, so als ob ich lesen würde. Einige Zeit später, ich war der englischen Sprache noch nicht mächtig, sang ich Sinatra Songs mit. Das klang so ähnlich wie das, was da gesungen wurde, aber es war bei weitem kein Englisch.
Immer wieder im Leben traf ich auf Situationen, die mir verdeutlichten, was ich nicht kann. Die mich dazu führten, dies können zu wollen oder es zu lassen. Aber nicht so zu tun als ob. Das ist vorbei. Heute kann fast jeder alles. Nur ich, ich kann so vieles nicht. Oder so schlecht, dass ich es nicht mache. Ich stelle mir immer und immer wieder nur eine und die selbe Frage: "Ist denen das nicht unglaublich peinlich, zu wissen, dass sie etwas nicht können und nur so tun als ob, dass dies mal jemand herausbekommt oder man das offensichtlich sofort erkennt?" Anscheinend nicht.
Und was für eine Vergeudung von Lebenszeit - statt nur eine einzige Sache vollkommen zu können, ein Leben lang etwas nur zu behaupten.
Freitag, 30. November 2007
Firmen, bei denen ich nicht anklopfen muss: Matratzen CoXXXXd*
In jeder Stadt gibt es einen oder mehrere von diesen Matratzenläden. Sie sind das Epizentrum des Hardselling. Hier kann man dem schwarzen Loch der Wertschöpfung ins kalte alles verschlingende Auge blicken.
Die Fensterdekoration zieht sich durch wie ein grausamer Faden aus Stacheldraht, durch die ganze Republik und wie man lesen kann, auch über die Grenzen hinaus. Die Hinweisschilder sind so erbärmlich, dass mir jedes Mal der Atem stockt. Und sie sagen hier und über die Grenzen hinaus allen immer dasselbe:
Matratzen sind eigentlich nichts wert.
Du zahlst immer und überall zu viel.
Du wirst überall woanders auch beschissen.Lass dir nichts erzählen von Komfort, Qualität oder so einem Mist.
Wir ziehen dich wie jeden anderen über den Tisch.Auch wenn wir sie dir schenken würden, hättest Du das schlechte Gefühl, zuviel bezahlt zu haben.
Wir machen gerne den Markt kaputt.
Wenn wir es nicht machen, macht es ein anderer.
Auf Qualität scheißen wir.
Wir haben Spaß daran, deine Wahrnehmung im Stadtbild zu quälen.Die Nachbarn sind uns doch völlig egal.
Deine Matratze fällt in nur 48 Stunden auseinander.Wir haben keinen blassen Schimmer von Matratzen.
Den Nachlass haben wir in jede Matratze vorher mit eingerechnet, wir sind doch nicht blöd.Uns fallen noch viele Tricks ein, wie wir auch dich hinters Licht führen.
Unsere Matratzen kommen alle aus China.Auf Mitarbeiterschulungen können wir verzichten, die halten eh nicht lange durch.
Wir sehen nur insolvent aus.Komm bloß nicht rein und stell dumme Fragen.
Kauf du Sau und verpiss dich.
Das ist nur eine kleine Liste, ein kurzer Ausschnitt zu meinen Assoziationen, wenn ich so etwas sehe. Und mir ist es auch egal, wenn der Chef einen 600er fährt. Das ist Marketingverhalten, das auf dem Prinzip des Nestraubes aufbaut. Man entzieht dem Markt mit aller Gewalt das, was eigentlich den Wert des Marktes ausmacht – Qualität. Bis nichts mehr da ist. Einen Claim hätte ich für das Unternehmen, natürlich geschenkt. Ich glaube nicht, dass es da einen Euro zu holen gibt für Ideen.
Matratzen CoXXXXd*: Komm - nun kauf schon, gib zu - du willst es doch auch. Komm!
* Mein Anwalt gab mir den Rat, den Namen besser unkenntlich zu machen.
Dienstag, 4. September 2007
Meine 3 D-Days
Ich kann und will nicht näher darauf eingehen. Aber ich war heute Morgen schon um 06.00 Uhr hell wach. Das ist ein klares Zeichen das etwas sehr in Bewegung ist in mir. Zudem habe ich sehr unruhig geschlafen. Die Gedanken haben mich nicht zur Ruhe kommen lassen. 100erte von Plänen gingen mir durch den Kopf.
Mir bleiben 3 Tage um etwas mir sehr wichtiges zu bewahren. Emotional sehr wichtiges. Nichts Privates. Es ist wie immer in den letzten 5 Jahren eine schwere Ausgangssituation und ich vertraue wie die letzten 5 Jahre darauf, dass es am Ende wieder glimpflich ausgeht.
Ich müsset lügen wenn mich etwas emotionale so aufgewühlt und betroffen gemacht hätte ich der letzten Zeit. Ich habe nur meine Worte und ein paar Argumente, am Wesentlichen fehlt es mir. Aber ich gebe alles, da mit ich einen Teil meines Traums, meiner Vision nicht verliere.
Wenn wir doch nur 2 bis 3 Kunden mehr in und München hätten. Wenn wir doch nur mal zur Ruhe kommen könnten. Wenn wir doch nur wenigstens das bekommen würden was wir fest glauben verdient zu haben. Aber es sind und bleiben schwere Zeiten, für Menschen und Agenturen mit Ideen. Haltung. Und dem Wissen darum das man am falschen Ende nicht sparen darf.
Ich komme mir oft vor wie Don Quichote bei seinem Kampf gegen die Windmühlen. Vielleicht bin ich es auch? Es wäre mal wieder Zeit für ein positives Wunder. Ist da draußen eins? Wir könnten dich jetzt wirklich gut gebrauchen. Drückt mir bitte alle die Daumen.
Das ist eine Liebeserklärung der völlig anderen Art. Vielleicht ist das Wort Liebe ein wenig zuweit gegriffen, nennen wir es - sehr große Zuneigung.
Danke.
Montag, 20. August 2007
Schuld. Schuldfrage. Schuldgefühl.
Eine der noch wirksamsten Methoden ist das Verteilen von Schuld. Es gibt in der menschlichen Natur den unliebsamen Umstand, dass die einen sich immer schuldig und zuständig und verantwortlich fühlen. Und andere wiederum sich genau das zunutze machen. Weil sie diesen inneren Druck, das Unwohlgefühl nicht kennen, nutzen sie diesen Umstand für das persönliche Weiterkommen.
Das heißt im Klartext, die einen nutzen das Verantwortungsgefühl der anderen aus. Woher das kommt, ist relativ leicht erklärt, aus der jeweiligen Programmierung und Kindheit. Somit muss man Menschen nur in verschiedenen Situationen beobachten. Wenn was passiert, müssen die einen erst die Schuldfrage klären. Und dann einen Schuldigen finden. Bis dahin haben diese in der Sache nichts geleistet.
Die andere Spezies hält sich mit sowas nicht auf und schreitet sofort zur Tat. Um etwas zur Regelung oder Lösung beizutragen. Keinen Moment verwenden diese Gedanken und Zeit an die Schuldfrage.
Auf diesem emotional hochwirksamen Prinzip baut der Grossteil unseres ganzen Systems auf. Die einen lieben es, die Schuld anderen zu geben, weil diese dann für sie springen. Um bloß nicht schuld zu sein. Die Schuld als Antrieb.
Was sind das für Menschen, die so agieren? Die diese emotionale Lücke so schamlos für das eigene Weiterkommen ausnutzen? Die ihren persönlichen Erfolg auf der Vergabe von Schuldgefühlen begründen. Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht.
Mir tun diese lebenslänglichen Schuldgefühlträger für andere immer leid. Aber man kann ihnen unmöglich helfen. Es ist Bestandteil ihres Charakters. Aber man kann ihnen unmöglich einen Vorwurf machen oder einen Hinweis geben, ohne nicht das nächste Schuldgefühl vom Zaun zu brechen. Mit bleibt nur Mitgefühl und Mitleid. Aber auch das verdecke ich und verstecke ich, um nicht wieder ein Auslöser zu sein.
Ein verflixt hoffnungsloser Fall. Denn nichts langweilt mich mehr und interessiert mich zugleich weniger als die Schuldfrage. Somit war meine Karriere als Angestellter vor langer Zeit auch schnell beendet. Es war mir unmöglich, auf die Schuldgefühlverteiler angemessen zu reagieren. So lag ich da, wie ein Löwe im Zirkus und der Dompteur gibt sich alle Mühe, mich zu Kunststückchen zu motivieren und aufzufordern, und ich liege nur da und denke mir, was will der, soll der doch selbst durch diesen bescheuerten brennenden Reifen springen.
Wenn es Tabletten gegen Schuldgefühle gäbe, würde das gesamte System einstürzen. Deshalb gibt es keine. Und wird es auch nie welche geben. Somit ist das einzig wirksame Mittel gegen diese Verhaltensstörung in der Erziehung begründet. Und in der Programmierung. Wir können ja alle mal anfangen.
Donnerstag, 7. Juni 2007
Der Spaminator
Ich habe gerade Mal einen flüchtigen Blick in meinen Spamkasten geworfen. Was bin glücklich dass ich kein DOS-Rechner habe. Als Mac-User bleibe ich wenigstens ein wenig verschonter. Aber trotzdem, die werden immer dreister, mehr und aggressiver. Bin mal gespannt, wann der Rechtsstaat sich diesen kriminellen Seelenfischern mal annimmt. Schade. Das jede Idee, ist noch so gut und schön, ein verstecktes Problem im Rucksack gleich mit sich zu bringen scheint. Das sich einem erst zeigt, wenn es schon zu spät ist. Also, das ist der Blick in meinen Spam-Kasten der letzten Tage:
Montag, 7. Mai 2007
Erratomanie
In einer Tageszeitung entdeckte ich ein interessantes Krankheitsbild aus der Psychologie: Erratomanie - es bezeichnet den krankhaften Zwang, alles falsch zu machen. Eine mir bis dato unbekannte Zwangserkrankung. Mit deren Entdeckung mir nun aber vieles klar wird. Als ich das Thema vertiefen wollte, half alles googeln nichts, ich habe nichts dergleichen gefunden. Somit bleibt die Frage offen, bin ich einer Ente aufgesessen, und das zu Ostern? Hat mir da einer einen Bären aufgebunden, und das genau zu dem Zeitpunkt, wo sich alles um Hasen dreht? Man weiß es nicht. Denn kann man dem geschrieben Wort, auch einer Tageszeitung, noch Glauben schenken, und das am Tag der Auferstehung?
Nehmen wir mal an, es gibt die Krankheit Erratomanie. Dann würde ich mal behaupten, dass man sofort 150.000 Psycholgogen mit der Bekämpfung beauftragen müsste. Wenn jeder sich um 10 Patienten kümmern könnte und die Therapie in einem Zeitraum von 3 Jahren Früchte tragen würde, dann wäre das Problem aller Probleme so in 9 Jahren gelöst. Das wären so ca. 4,5 Millionen Geheilte. Was dem Standort Deutschland einen Wettbewerbsvorteil von unermesslichem Ausmaß zuteil werden ließe. Und man müsste sofort Tabletten herstellen. Und natürlich auch das ganze in Saftform, zum Inhalieren und für ganz schwierige Fälle zum Spritzen. Erratoforte oder Erratoangin oder so ähnlich. Darin enthalten sind sämtliche Wirkstoffe, die den fehlerbehafteten Stoffwechsel im Gehirn beseitigen.
Es müsste auch für Sofortentscheidungen oder Entscheidungen von besonderer Tragweite sogenannte Turbo- oder Speed-Präparate geben, die einen vor schlimmen Fehler bewahren. Da tut sich vor mir ein riesiger Markt auf. Ein unermesslicher Markt. Ein Milliardenmarkt. Man könnte die Wirkstoffe den Nahrungsmitteln zufügen. So gibt es Erratoburger oder Erratobier. Wahnsinn. Sollte es dieses Krankheitsbild und den dazugehörigen Namen fälschlicherweise nicht geben, dann kann man die ganzen Ausführungen über den Haufen werfen. Obwohl, vielleicht sollte man mal jemandem nachgehen, der keine Ahnung davon hat, betroffen zu sein. Einige Probanden würden mir da auf Anhieb einfallen: Alle vom BVB und vom HSV, die gesamte Riege von der FDP und ein Großteil aus der SPD. Bei den Gewerkschaften und Vorständen fallen mir auch viele sofort ein, die man mal in einer Studie in Sachen Erratomanie ganz genau beobachten sollte.
Zwanghaft Fehler machen müssen. Mensch, dass da noch keiner früher drauf gekommen ist. Die Armen sind alle psychisch krank. Nicht zurechnungsfähig. Die können nichts dafür. Das sind Opfer, nicht Täter. Opfer einer heimtückischen Krankheit. Denen muss geholfen werden, schon in unserem Interesse. Oder sagen wir mal so, nur in unserem Interesse.
Es liegt was in der Luft
Und das ist kein Kaffeegeruch. Sondern etwas, was wir nicht sehen und nicht riechen. Aber es ist da. Es sind alle Arten von elektromagnetischen Wellen. Die uns mannigfach umgeben und durchdringen. Somit kann man zwei Positionen beziehen: die der absoluten Unbedenklichkeit und die des absoluten Risikofaktors. Nichts ist einfacher, als eine der beiden Positionen einzunehmen. Ein Dogma ist in diesem Fall nicht besser als das andere. Denn man weiß überhaupt nicht, woran man ist. Der Nutzen dieser Wellen überlagert die Risikoannahme. Ebenso wie der Genuss beim Rauchen. Eigentlich wussten alle, dass rauchen ungesund sein muss. Aber so recht glauben wollte das niemand. Somit ist es von wesentlichem Vorteil für die Nutznießer, wenn einem theoretischen Schaden, egal welchen Ausmaßes, ein größerer Nutzen vorweg eilt.
Wir sind so lange nicht einsichtig, bis wir es nicht mehr sein müssen. Weil die Gesetzeslage es für uns regelt, oder wir einfach nicht mehr von dieser Welt sind. Ich habe keine Ahnung, welche Gefahr von diesen Wellen ausgeht. Alle Nachrichten und Informationen kann ich nicht für voll nehmen, weil immer dogmatische Interessen dahinter stehen. Ganze Gemeinden stemmen sich gegen Funkmasten. Und auf der anderen Seite gibt es da Gemeinden, die neben Kindergärten diese genehmigen. Beide Seiten gehen in der Argumentation bis zum Letzten. Vom Nichts bis zum Tode. Von Tumoren ist die Rede. Von heißer Luft auf der anderen Seite. Keine Studie hat je den Nachweis geliefert, dass eine Gefahr von diesen Wellen ausgeht.
Keine Darstellung und/oder Erklärung beruhigt mich mehr als sie mich beunruhigt. Denn zwischen diese beiden Extremen könnte es eine Gewissheit geben. Eine Wahrheit. Und allein diese würde unsere Welt auf den Kopf stellen. Wie war es denn mit der Fleischtheke vor 30 Jahren? Oder mit den Zutaten, kurz Konservierungsstoffe genannt? Mit dem Asbest? Mit all den vielen, unbedenklichen Dingen? Man wird misstrauisch. Vor allem dann, wenn man alles von vornherein ausschließt. Aber es kann genauso viel wie nichts dran sein. Hoffen tun wir alle auf nichts. Aber insgeheim befürchten wir das Gegenteil. So ist der Mensch: Keine Einsicht, kein Wandel, keine Veränderung von sich aus, solange der endgültige Beweis nicht erbracht ist. Und auch der lässt viele weiter rauchen.
Bild: Peter von Felbert
Montag, 30. April 2007
Kann ich mal Ihren Businessplan sehen?
Wie die Zeiten sich ändern. Früher saßen sich Menschen gegenüber. Der eine hatte eine Idee. Der andere hörte aufmerksam zu. Entweder war er von der Idee überzeugt, oder nicht. Somit war hier Schluss, oder es ging jetzt los. So einfach war das. Heute interessiert sich keiner mehr für eine Idee. Eine Idee?! Was soll das sein? Was ist das? Heute legt man einen Businessplan hin. Und den schaut sich jemand an. Und dann ist entweder Schluss, oder es geht los. In dem Businessplan sind nur Zahlen. Die alle zeigen, wie schnell man wieviel Geld verdienen kann. Und das über Jahre hinaus. Ein Businessplan ist todsicherer als der andere. Denn da steht es doch, schwarz auf weiß. Erfolg auf der ganzen Linie. Das Geschäft? Die Idee? Zu kompliziert. Das versteht doch keiner. Und wer soll und will das alles schon verstehen? Somit müssen nur die Zahlen stimmen. Dann werden plötzlich Dinge realisiert, das glaubt kein Mensch.
So einfach kann man ganz große Geschäfte machen. Bloß keine Idee. Wichtig ist, dass der Gewinn vor Steuern natürlich deutlich über 25 % liegt. Der Return of Investment zum Greifen nahe. Das auf einen solchen Businessplan noch keiner vorher gekommen ist. Früher habe ich wirklich noch gedacht, Ideen würden unsere Welt verändern und mein Leben. Wirklich. Ich dachte, wenn man eine gute Idee hat, dann geht alles wie von selbst. Denn jeder will von einer guten Idee profitieren. Gott, war ich naiv. Bis ich endlich verstanden habe, dass jeder nur seine Ideen umgesetzt sehen will und andere nur dazu dienen, um sie in der Luft zu zerreißen und die eigenen in einem besseren Licht darstellen zu können. Bis ich endlich dahinter kam, dass niemand wirklich ein Interesse hat an Ideen, denn die machen Arbeit, man muss sich bewegen. Und das nicht nur im Geiste. Bis ich dahinter gekommen bin, dass alle wollen, dass ich deren Ideen verwirkliche und niemand wirklich Lust hat, meine Idee Wirklichkeit werden zu lassen. Bis ich dahinter kam, nicht mehr von Ideen zu sprechen, sondern nur noch von Zahlen. Mensch, das hat gedauert und ich glaube, das hält noch an.
Denn ich kann das einfach nicht glauben. Wie blöd muss man sein, bis die alle dahinter kommen, dass nichts einfacher ist, als einen Businessplan zu schreiben, der alles verspricht, aber komischerweise nichts hält. Aber die fleißigen Businessplan-Schreiber bekommen immer eine ordentliche Scheibe ab. Von der Pleite. Auf zum nächsten Businessplan. Man müsste mal eine Webseite machen, auf der die ganzen Businesspläne von fulminant gescheiterten Investitionen veröffentlicht sind. Wer die geschrieben hat. Was der heute macht. Und wieviel er eingesteckt hat. Dass man ohne Ideen so viel einfacher, so viel mehr Geld verdienen kann, ja, das hätte ich nie gedacht.
Bild: Peter von Felbert
Freitag, 27. April 2007
Hör mal, ich kenn da jemanden
Also, früher war einiges anders. Wenn man da jemandem etwas gesagt hat, oder versprochen, dann hat man das auch so gemacht, oder rechtzeitig Bescheid gestoßen, dass es nicht hinhaut. Dann schlichen sich die Schwätzer, Behaupter und Kenner unter uns. Und die Unsitte der Unzuverlässigkeit verbreitete sich in Windeseile. Ein Mann, ein Wort? Das gibt es so gut wie nicht mehr. Abmachung per Handschlag? Ausgestorben. Zusagen? Abmachungen? Niemand fühlt sich mehr dem gegenüber verpflichtet, was er das so sagt. Das sind nur noch theoretische Annahmen. "Ich ruf dich nächste Woche an!" Dieser Satz bedeutet nichts, aber auch gar nichts. Außer eventuell: "Ich habe auf dich Arschloch jetzt überhaupt keinen Bock und komme so am besten aus der Nummer raus." Schön ist auch: "Wir müssen mal was zusammen machen!" Wenn das einer vor 15 Jahren gesagt hätte, dann hätte man automatisch den Grill angeworfen und zwei Bier aufgemacht. Heute heißt das eher: "Wenn Du denkst, dass ich mir mit Dir Arschloch die Zeit um die Ohren haue, dann hast Du dich aber getäuscht!"
Floskeln über Floskeln überschwemmen das Land. Hinter fast jedem Satz versteckt sich ein fast völlig anderer Hintergedanke. "Das sagt man halt so", höre ich dann oft. Dann gibt es noch weitere unsinnige Formulierungen: "Ich kenn da jemanden!" Das bedeutet: "Die Scheiße kannst du selbst auslöffeln." Oder: "Ich habe keinen blassen Schimmer." Sehr schön ist auch: "Ich habe irgendwo gelesen..." Damit will jemand sagen: Bevor du mir wieder nicht glaubst, tue ich einfach so, also ob irgendein schlauer Kopf das behauptet hätte. Auch gut ist: "Ich bin da dran!" Ha, dass ich nicht lache. Nichts ist passiert, gar nichts, absolut gar nichts. Und so geht das weiter und weiter. Die Welle des Geschwafels ist nicht aufzuhalten.
Das geht so weit, dass man keinen geraden Satz mehr sagen darf, denn den versteht keiner. Bloß nichts Direktes oder Offenes, das verwirrt die Menschen total. Die suchen sofort nach dem miesen Hintergedanken. Ich habe mir im Laufe der Zeit auch eine Floskel zu eigen gemacht: "Gute Idee, ich denk mal drüber nach!" Ist die nicht geil?! Das ist doch der Hammer. Die bedanken sich sogar dafür. Oh, er denkt über meine Idee nach. Vielleicht wird was draus. Dabei habe ich die schon im Kopf entsorgt und direkt in den kleinen Kopfmülleimer hinter dem rechten Ohr geworfen.
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