Dienstag, 25. Oktober 2011
Das ist nicht witzig.
Wir leben wie im Film. Für die Öffentlichkeit. Etwa am Arbeitsplatz oder wo auch immer, wir bewegen und verhalten uns nur noch wie vor laufender Kamera. Wir posieren, gestikulieren, wir verbalisieren, wir stellen uns dar wie auf der Bühne.
Alles das, was das wirkliche Leben ausmacht, findet nicht mehr statt. Außer es fügt sich in den Dreh ein. Der Tod unserer Eltern passt da gar nicht gut ins Bild. Dabei hat doch jeder, der sich im Café in Szene setzt, einen Vater und eine Mutter. Aber die sind entweder da und bei Kräften, oder sie sind plötzlich weg. Aber das ist nur die graue Theorie.
In der Realität gibt es morbide Pflegefälle, plötzliche Notfälle, die jahrelange Versorgung erforderlich machen, die manchmal eine schiere Ewigkeit dauert. Aber, erstaunlich genug, nichts davon findet seinen Weg in die Öffentlichkeit.
Wenn Menschen leiden, krank sind oder sterben, dann passt dass nicht zur Inszenierung der schönen heilen Welt, in die wir Tag für Tag so viel Zeit investiert. Da muss alles passen, sitzen und klappen. Erfolg ist angesagt, den wollen wir vor Augen haben, den sollen wir darbieten.
Wie passen zu dieser Rolle so unappetitliche, das schöne Bild schwächende Aspekte? Sie werfen störende Schatten. Das ist so, als ob der Hauptdarsteller im Film kacken würden. Mit sound surround. Oder onanieren. Oder andere Dinge des daily life absolvieren würden, über die wir den gnädigen Mantel des Schweigens breiten. Popeln während der Autofahrt. Furzen im Flur. All das findet nicht statt.
Wir sind doch eigentlich Menschen ohne all diese Hässlichkeit. Wir sind straight, cool, sexy, entspannt, allwissend, sportlich und brutal erfolgreich. Tolle Ehe. Tolle Kinder. Tolle Hobbys. Alles toll.
Wenn da nur nicht diese Wirklichkeit wäre. Die einen Zeit, Geld und reichlich Nerven kostet. Und ganz neben auch noch die Gesundheit annagt. Ich habe einen Fall miterlebt von einem Menschen, dem ist innerhalb von sage und schreibe drei Wochen die Mutter gestorben, er hat den Job verloren, die Freundin ist ihm gestorben. Und dann ist er selber auch noch mit einer schweren Erkrankung, die ihn nun zeitlebens verfolgen wird, ins Krankenhaus eingeliefert worden. Nun ist er Single. Ohne Job. Krank und ohne Eltern. Und ich weiss jetzt schon, wenn ich ihm in der Stadt begegne, wird er rüberkommen wie alle anderen. Als wäre nichts gewesen. Lässig Antworten wird er geben: Gut, passt schon!
Da stimmt doch was nicht im System - oder?
Wir können nur existieren und überleben im System, wenn wir durchweg erfolgreich sind. Und wenn alles das, was wir ausstrahlen, diesen Erfolg sichtbar macht. Wer will schon mit Loosern zusammenarbeiten. Oder mit Menschen, die Probleme erleiden. Oder die Zeit, Geld und Nerven in etwas anderes investieren müssen, als in ihre Erfolgsstory. Menschen, die ihre Kinder erleben wollen, die ihre sterbenden Eltern begleiten wollen, die mit sich mal alleine seinen müssen, die nicht nur in Status und Ansehen investieren wollen, haben es auf Dauer nicht nur schwer. Sie haben schlichtweg keine Chance.
Die andern sind gesund und top fit. Sie verursachen weniger Kosten, weil sie ja keine Familie ernähren müssen. Sind total flexibel, weil sie ja keine Partnerschaft pflegen müssen. Deshalb ist es für die Karriere am Besten, wenn die Grosseltern entweder früh ableben oder einfach umfallen sind. Von Vorteil ist ebenso: keine Kinder und keine Beziehung. Nicht mal ein Hund. Am besten an nichts binden, von dem Du dich nicht innerhalb von 30 Sekunden trennen kannst.
Nicht rauchen. Nicht trinken. 5 x Sport die Woche. Keine Kosten verursachen. Und immer schön unter 40 bleiben. Und nur für den Erfolg leben. Dann könnte es klappen mit dem dauerhaften Erfolg. Wer die Regeln einhält, bekommt sogar einen Job. Der ist dann zwar beschissen bezahlt, aber das sieht einem ja keiner an, hinter der Sonnenbrille im Café. Und dass das alles auf Pump finanziert ist, fällt ebenfalls nicht auf. Den Schauspielern im Film gehört ja auch nichts von dem, was die so mit sich rumtragen, alles nur Requisite. Wie im wirklichen Leben, in dem alles zur Requisit gerät. Hauptsache die Inszenierung ist geil.
Das ist echt nicht zum Lachen.
Mittwoch, 19. Oktober 2011
Aufgaben erfüllen statt Arbeit verrichten
Achtung ein Tagtraum: Auf der einen Seite habe ich das ungute Gefühl, dass Viele immer mehr, in immer kürzerer Zeit für immer weniger Geld erledigen müssen. Sonst haut das mit der krankhaften Gewinn-Optimierung nicht mehr hin.
Auf der anderen Seite frage ich mich, warum arbeiten eigentlich noch so viele? Warum erledigen nicht die Maschinen und die Technik all die Arbeit für uns? Warum ist es nicht schon längst zum Privileg geworden, überhaupt noch arbeiten zu dürfen? Wäre es nicht unglaublich schlau, wenn man Prozesse so optimiert, dass diese den Menschen immer weniger benötigen?
Damit der Mensch zunehmend frei von jeglichem Arbeiten wird. Und dadurch erheblich wichtigeren Dingen nachgehen kann. Er kann sich um Kinder kümmern und um die Alten. Um Sprachen, Musik, Kunst und Kultur. Um seine Gesundheit und die anderer. Er kann sich und andere bilden, er kann dem Gemeinwesen dienen.
Er kann neue Interessen entwickeln und diesen intensiv nachgehen. Wenn wir schlau wären, dann würden wir uns doch keine Arbeit machen. Es ging doch nie um die Arbeit, sondern um das Geld das man mit dieser verdient. Die Arbeit hat für uns keinen Selbstzweck. Als ob dem Menschen nichts anderes einfiele, außer zu arbeiten!
Wenn man all seine Intelligenz, alle Ideen darauf konzentrieren würde, nicht den Gewinn zu optimieren - davon haben wir nämlich gar nichts - sondern die Produktivität. Am Ende dieser Nachdenklichkeit müssten nur ganz wenige Menschen überhaupt noch arbeiten. Und zwar deshalb, weil wir so produktiv sind, dass wir uns den wesentlichen viel wichtigeren Aspekten des menschlichen Daseins zuwenden könnten.
Wir wären so produktiv das wir ganz viel Zeit und Kapital zur Verfügung hätten. Und diese ganze Zeit und das viele Kapital investieren wir in das, was das Leben für alle besser macht. Die Frage die sich nur jeder stellen müsste wäre die, was er dazu tun könnte. Den Menschen, die Zeit ihres Lebens ausschließlich gearbeitet haben, fehlt es ganz entscheidend an Dingen, die sie wahrhaftig interessieren. Von der Arbeit zur Aufgabe. Ein Aufage erfüllen, die einen glücklich macht. Wir sollten uns darauf konzentrieren immer weniger zu Arbeiten und uns immer mehr wesentlich wichtigeren Aufgaben zu widmen.
Das ganze Leben eine grosse Herzensangelegenheit. Jeden Tag von der Hingabe und der Leidenschaft beflügelt. Vom Miteinander getragen. Immer dieses schöne kribbeln im Bauch, etwas sinnvolles zu tun.
Was für eine wunderschöne Vorstellung. So! Zurück an die Arbeit.
Donnerstag, 13. Oktober 2011
Bemeisen auf dem Holzweg.
Jeder kennt gewöhnliche Ameisen, aber kennt ihr auch die größeren Bemeisen? Bemeisen sind um einiges größer, kräftiger und seltener. Hat jemand schon mal Bemeisen gesehen? Willst du mal echte Bemeisen sehen? Dann schau bitte in dem Rucksack nach, den der Bär auf dem Rücken trägt, den ich Dir gerade aufgebunden habe.
Die Geschichte mit den Bemeisen ist leider wahr. Und kein Geringerer als ich selbst bin als 8-jähriger bei einer Wanderung durch den Wald, dieser Erzählung meiner Geschwister auf den Leim gegangen. Warum erzähle ich diese Geschichte? Weil ich verdeutlichen will, dass man uns allen viel erzählen kann, wenn der Tag lang ist.
Wer die Lüge, die Täuschung nicht als normales Werkzeug nutzt und einsetzt, um durch den Alltag und sein Leben zu marschieren, der glaubt erst mal das, was man ihm sagt. Wenn diese Lüge dann auch noch in der Zeitung steht. Oder in den Nachrichten zu hören ist. Oder von bekannten und respektierten Persönlichkeiten zu hören ist. Wer es von Experten hört. Wer es von Vertrauten hört.
Wer es hört, der glaubt es erst einmal. Keine Geschichte ist absurd genug, dass man nicht daran glauben könnte. Hier liegt der Hase im Pfeffer.
Wir gehen nicht grundsätzlich davon aus, dass man uns anlügt. Wichtige Teile der Wahrheit weglässt. Wesentliche Aspekte hinzudichtet. Und genau auf diese Prämisse baut unser ganzes gesellschaftliches, wirtschaftliches und politisches System auf. Die Menschen kaufen einem alles ab, auch wenn es noch so verrückt klingen mag. Das Allerbeste ist aber, dass der Mensch zudem noch vergisst. Oder Dinge aus der Vergangenheit verklärt, sie eher in einem positiven Licht sieht. Dazu kommt noch, dass der Betrogene sich auch noch schuldig fühlt und es ihm peinlich ist. Deshalb gibt er seine Erfahrung nicht weiter.
Den Menschen kann man, auf gut Deutsch gesagt, «verarschen» bis der Arzt kommt. Und am besten kann das der Mensch selbst. Und Menschen, die das können, die machen auch Gebrauch davon. Denn so funktioniert das System. Die einen geben alles mögliche vor und an und der überwiegende Rest fällt darauf rein.
Das macht er sogar gerne. Der Mensch hat damit kein Problem von vorne bis hinten verarscht zu werden. Insgeheim bemerkt er sogar, was da mit ihm geschieht. Aber die Trägheit, die Faulheit lassen ihn gewähren. In der Regel ist der Schaden nicht so groß, fällt er nicht so schlimm aus. Es ist ihm egal. Eigentlich zahlt der Mensch laufend dafür, dass er nicht behelligt wird. Dass er seine Ruhe hat. Dabei ist es ihm wurscht und egal, wenn er dabei beschissen wird.
Er will es nur nicht präsentiert bekommen. Man soll es ihm nicht sagen, beweisen oder zeigen. Und schon gar nicht vorrechnen. Das ist das Schlimmste. Das ist die Wahrheit und die ist nicht gelogen.
Die Politiker belügen uns und wir wählen sie trotzdem. Es ist so wie mit den Müllmännern - machen will den Job keiner - und einer muss ihn ja machen. Deshalb akzeptieren wir alles. Ist doch egal, Hauptsache man selbst muss es nicht tun.
Die Medien belügen uns und wir schalten trotzdem ein. Es ist so einfach den Fernseher einzuschalten. Das eigene Gewissen und/oder Gedächtnis einzuschalten fällt da wesentlich schwerer. Und wir glauben lieber, was wir vorgesetzt bekommen, statt uns eine eigene Meinung zu bilden. Lieber mit Lügen leben, als sich Mühe zu machen und hinter die Wahrheit zu kommen.
Niemand hat Interesse an der Wahrheit, einer Wahrheit, oder so etwas wie Wahrheiten. Deshalb können diese Wahrheitsapostel, die Gutmenschen, die Bekehrer, die mit wirklich guten Absichten, die können in der Regel einpacken. Das ganze Gerede über das, was wirklich passiert, das interessiert niemand. Zeitgeschichtlich sind über 5.000.000 Bücher verfasst worden. Aber der Mensch ist dadurch den Wahrheiten kein Stück näher gekommen.
Dieser ganze investigative Journalismus, was die jeden Tag aufdecken und entdecken. Hat sich was verändert? Der Wahrheit folgt doch prompt die nächste Lüge. Mit der wir dann erst mal besser leben können. Bis zur nächsten Wahrheit. Dann muss sich jemand wieder um eine neue Lüge bemühen.
Es lebe die Lüge. Die gut gemeinte. Gut gemachte. Gut getarnte. Die beste Lüge ist doch die, der nicht mal die Wahrheit etwas antun kann. Das ist die Champions League der Lügen. Das ist eine wahrhaftige Kunst, diese Form der Lüge. Die beherrschen in Wahrheit nur ganz Wenige.
Ach ja hier ein Bild von einer Bemeise: Das Bild von einer Bemeise. [Da hat doch einer die gleichen bescheuerten Geschwister gehabt wie ich, die nichts Besseres zu tun hatten, als ihren kleinen Bruder auf den Holzweg* zu führen.]
* Umgangssprachlich; kommt aus dem Holzfällergewerbe. Ein Holzweg ist ein Weg im Wald, der dem Transport von geschlagenen Bäumen dient und mitten im Wald endet. Wenn ein Wanderer diesem Weg irrtümlicherweise gefolgt ist, so kam er nicht am Ziel an, sondern musste umkehren. Daher der Begriff "auf dem Holzweg sein".
Mittwoch, 12. Oktober 2011
Vielleicht
Vielleicht steht unser System an einem Scheideweg, einer Kreuzung? Kann aber auch sein, dass dies jede Gesellschaft immer irgendwie glaubt und dann geht es trotzdem so weiter wie immer. Keine Ahnung.
Aber wenn man sich das kollektive Versagen von Politik, Wirtschaft und Medien ansieht, dann kommt der Gedanke auf, dass es doch so nicht weitergehen kann. Aber vielleicht kann es auch doch. Vieleicht ist es wie immer nach der ersten Aufregung schon bald wieder ruhig und es geht so weiter wie immer.
Ich verfolge seit vielen Jahren einen Gedanken, der mich abhält und abgehalten hat, mich mehr zu engagieren. Das, was mich abhält und abgehalten hat, ist das, was jetzt offensichtlich wird. Ich möchte da niemanden anklagen. Die Menschen sind nicht so geboren, man hat das aus ihnen gemacht. Somit liegt das Versagen schon in der Kindheit, in der Schule. Hier wurden falsche Ziele und falsche Werte vermittelt.
Es ist offensichtlich, dass persönliche Interessen immer mehr in den Vordergrund gerückt wurden und dass man diese mit allen Mitteln und auf allen Wegen erreichen darf. Das hat zu einer starken Veränderung in unserer Gesellschaft geführt. Es ist die Zeit der Egoisten.
Und wer diese Einstellung nicht teilt und unter der Haut sitzen hat, der steht einer solchen Einstellung wehrlos und hoffnungslos gegenüber. Da gibt es eine Reihe von Menschen, die haben ein Denken und Handeln legitimiert, das vielen anderen völlig fremd ist. Somit muss man sich entschieden, ob man da mitmachen kann und will oder nicht.
Ein Unternehmen zu kaufen, nur mit der Absicht verbunden, dieses auszupressen und möglichst viel für sich selbst herausholen zu wollen, das muss man mögen. Die meisten Unternehmer sind deshalb zum Unternehmer geworden, weil sie etwas Nachhaltiges schaffen wollten. Etwas, das auf lange Sicht funktioniert. Aber das ist Nostalgie. Heute würden die meisten für eine schnelle und hohe Rendite alles tun.
Somit ist das Bestreben nach Verbesserung und Qualität verblasst. Für den persönlichen Erfolg wird alles geopfert, vor allem die Moral. Scheiß auf die Moral, wenn es Geld bringt. Das Versagen liegt meiner Meinung nach bei den Ideologen. Die Politik hat nicht mitbekommen, dass es nicht mehr um Ideologien geht, nicht mehr um Links und Rechts und Mitte. Die Politik hat sich irgendwann nur noch mit sich selbst beschäftigt. Es ging nur noch um das Vorankommen in einer Partei und wie viel Prozente man auf welchen Wegen erlangt. Die Politiker sind die Eltern einer Gesellschaft. Die Kinder schauen diesen alles ab. Die Politik muss sich vorbildlich verhalten, sonst legitimiert sie ein solches Denken und Handeln, wie es uns heute dorthin führt, wo wir uns nun befinden.
Die Politik hat mit Steuerhinterziehung, mit Spendenaffären, mit Lügen, um Wahlen zu gewinnen, und all den vielen anderen Verfehlungen ein Denken legitimiert, das sie heute verurteilt. Das ist ähnlich kurz gedacht, wie wenn Eltern selber Kette rauchen, ihren Kindern aber das Rauchen untersagen.
Die Spitze der Poltik, Medien, Wirtschaft und Gesellschaft klüngelt zudem derart häufig zusammen, dass wir davon ausgehen müssen, sie tauschen sich darüber aus, wo und wie man sich für die eigenen Ziele am besten am System bereichern kann. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Menschen sich in der Schweiz und in Lichtenstein die Klinke in die Hand gegeben haben, ist sehr groß.
Die Vorbilder werden ihrer Verantwortung nicht gerecht und haben sich die moralische Führung entreißen lassen. Oder wie ein Fussballtrainer unlängst bemerkte: Der rote moralische Faden ist gerissen.
Das größte Problem ist die personelle Besetzung. Da sägt keiner an dem Ast, auf dem er sitzt. Ganz im Gegenteil: es wird von allen alles unternommen, damit für alle alles so lange weitergeht wie nur möglich. Das mag auch die unfassbar abstoßende Habgier erklären. Somit scheint es aber doch eine letzte Chance auf einen Wandel zu geben. Denn wenn diese Entwicklung weitergeht wie bisher, dann werden die Auswüchse immer perverser und unerträglicher geraten. Und das kann dann nicht mehr folgenlos bleiben.
Somit steht ein kompletter Wechsel bevor. Das auf dem Kopf stehende System muss wieder auf die Füße gestellt werden, zurück auf den Boden der Tatsachen. Ich denke, es geht letztendlich um Fragen der Moral. Eine Moral, welche die Gemeinschaft – erlebbar – in den Vordergrund rückt. Denn als Gemeinschaft haben die Menschen oftmals Großes erreicht. Und es war zusammen auch immer schöner. Wie sehr uns das Gemeinschaftsgefühl abhanden gekommen ist und fehlt, sieht man an den vielen Communities im Internet. Wenn wir den Menschen retten wollen, und darum geht es in erster Linie, geht das nur unter Wahrung moralischer Gesichtspunkte. Denn ohne den Menschen können wir die Moral nicht retten. Und ohne diese Moral können wir das Bewusstsein nicht ändern. Und ohne das richtige Bewusstsein können wir die notwendigen Neuerungen und Veränderungen weder einleiten noch umsetzen.
Somit geht es um die moralische Rettung des Menschen. Weg vom 100 %-Egoismus hin zu einem Gleichgewicht aus Altruismus und Egoismus. Nur, mit denen, die sich da gerade am Start in pole position befinden, ist ein neues und andersartiges Startmanöver sicher nicht zu machen. Somit müssen das Übel und das Leiden noch dramatisch anwachsen, bevor der Mensch bereit ist, seine inneren Haltungen und gedanklichen Positionen zu überdenken. Was nichts kostet, ist eben auch in diesem Fall nichts wert. Aber bei den Auswüchsen, die uns da täglich präsentiert werden, kann es nicht mehr so lange dauern, bis die Zeit dafür gekommen ist.
Ich denke jeden Tag, ich sitze im falschen Film.
Bemerkung: Diesen Beitrag habe ich am 30. Dezember 2010 geschrieben, einen Tag vor Silvester.
Donnerstag, 6. Oktober 2011
Wirklich?!
02.06.2007 zum ersten Mal erschienen. Zum Gedenken an Steve Jobs:
Manchmal stelle ich mir die Frage, was ich wirklich brauche. Gebrauche. Nutze. Was mir nah ist. Näher als ich mir selbst bin. Für was ich meine, ich bereit wäre zu sterben. Oder was mir wirklich fehlt. Auf was ich nicht mehr verzichten kann. Auf was ich aber sofort verzichten könnte. Was überflüssig ist. Was das kosteten würde. Auf was ich an mir selbst getrost verzichten könnte. Welche Gabe, oder Eigenschaft ich gerne hätte. Wieviel Energie Dinge binden. Welche Aufmerksamkeit viele Aspekte meines Lebens verlangen. Was alles überflüssig war, ist und sein wird. Wie lange ich etwas nicht mehr gebraucht habe. Und wo ist es eigentlich? Was ich schon alles im Sack habe, in meinem Leben. Was darin noch fehlt. Wie wichtig es mir mal war. Dabei ist es mit heute ganz schnuppe. Oder wie wichtig mir Dinge geworden sind, die mir lange völlig unwichtig waren. Mit wie wenig ich auskommen könnte. Mit wie viel mehr ich entspannter leben könnte.
Must, need, nice to have. Was man jetzt tun müsste. Was man sofort lassen sollte. Dann überschlage ich in meinem Kopf welche Summen ich für was sinnlos verprasst habe. Wie groß die Summe sein müsste die mir per Zinsen ab sofort ein geldsorgenfreies Leben gewährleisten würde. Dann denke ich in Bergen und Massen von Gütern, die ich in meinem Leben verbrauchen werde. Wie viel Zeit ich verschlafe. Wie viel Zeit ich arbeitend verbringe. Wie lang mein Bart wohl wachsen würde, wenn ich mich nie rasieren würde. Wie lange ich wohl leben könnte. So pendele ich zwischen meiner Verlustangst und meiner Gier nach mehr Lebensqualität hin und her, hin und her.
Ich ertappe mich wieder einmal dabei, wie ich alles in meinem Leben versuche zu quantifizieren und zu qualifizieren, zu bewerten, numerisch einzuordnen. Rangreihen rasen durch mein Hirn. Tops und Flops. Mit dem immer selben Ergebnis - Das bringt doch nichts. Man kann aus seinem Leben keinen Businessplan machen. Und dann denke ich an die Worte von Steve Jobs: Stay hungry, stay foolish (Danke noch mal an Timo und den Geistesblitz, sonst wären diese Worte eventuell an mir vorüber gegangen). Dann geht ein breites Lächeln über mein Gesicht und ich mache genau das, was ich genau in diesem Moment am liebsten tun würde. Wunderbar!
Freitag, 21. Mai 2010
Überschätze die Menschen, überschätze dich selbst, überschätze die Welt
Samstag, 1. Mai 2010
Programmierung, die kleinen Voreinstellungen fürs Leben
Diese Programmierung besteht aus drei unterschiedlichen Strukturen. Das gibt es die erbliche bedingte. Also das, was man von der Stunde „Null“ schon mit im Gepäck hat, bevor die eigentliche Show des Lebens beginnt.
Dann kommt die Sozialisierung von außen hinzu. Auch ein großes Kapitel. Also was widerfährt dem Individuum von der Stunde „Null“ bis zum eigentlichen Abschluss und der endgültigen Formung der Persönlichkeit, des Charakters und somit des Individuums.
Zum guten Schluss gesellt sich noch die Sozialisierung von innen hinzu, was den persönlichen Interessen, Begegnungen, Begabungen, Talenten, Faulheit, Zufall, Glück, Pech, Krankheiten und allem anderen entspringt oder eben nicht.
Somit wird das Individuum in seiner endgültigen Form von diesen drei Parametern geformt, geschmiedet und gestaltet. Diese Form wandelt sich zwar nur noch minimal, aber sie wandelt sich zeitlebens durch den Einfluss dieser drei Parameter. Wenn man nach 25 Jahren zu einem Klassentreffen kommt, bemerkt man nach nur fündf Minuten, dass alle Verhalten und Rollenspiele wie früher sind. Es hat sich kaum was verändert.
Problem. Man nimmt die negativen Dinge ebenso kritiklos mit wie die positiven. Das Bewertungssystem macht gerade in jungen Jahren da noch keinen Unterschied. Das bildet sich erst im Laufe der Zeit raus. Somit legitimieren sich zum Beispiel Gewalt, Stress, Alkoholkonsum, falsche Ernährung, fehlende Bewegung und alles weitere für das gesamte Leben. Wer einem, mehreren oder allen diesen negativen Einflüssen nicht ausgesetzt wird, der ist zwar nicht davor gewappnet, aber er muss eine schwierige Phase durchlaufen, er muss sich überwinden. Er muss dem negativen bewusst den Vorrang gewähren.
Das tun nicht viele Menschen. Ebenso verhält es sich mit positiver Programmierung. Auch diese legitimiert den Gebrauch für das zukünftige Leben. Nun wird unser Leben, unsere Persönlichkeit vor allem durch die negativen Programmierungen negativ beeinflusst. Wir wissen aber erst nicht, dass diese negativ sind. Denn als sie in unsere Persönlichkeit gepflanzt wurden, war wie gesagt das Wertesystem noch nicht ausgebildet.
Dann verharmlosen wir diese negativen Aspekte unserer Persönlichkeit. Dann verteidigen wir diese negativen Aspekte unserer Persönlichkeit. Dann kaschieren wir die negativen Aspekte unserer Persönlichkeit. Dann erklären wir diese. Dann, wenn noch Zeit bleibt, bekämpfen wir diese. Dieser Prozess, Negatives bewusst nicht weiterzugeben an Generationen danach, ist nicht weit verbreitet. Deshalb zieht sich eine Großzahl menschlicher Probleme über Generationen hin und werden auch noch lange fester Bestandteil des Menschen sein.
Es ist nicht nur schade, sondern es ist absolut ernüchternd, dass die menschliche Intelligenz nicht dazu ausreicht, einen Bruch mit diesem Verhalten zu vollführen, denn es würde Raum für das Positive schaffen. Man würde viel weniger Aggressionen und Konfrontationen haben. Bestimmte Konflikte wären ausgestorben. Aber wie gesagt, es ist Teil des Menschen, dass er dazu nicht oder nur minimal im Stande ist. Das verwundert, wenn man bedenkt, mit wie viel Aufwand er alles unternimmt, um technische Mängel zu beseitigen oder Entwicklung voran zu treiben. Aber bei sich selbst ist er dazu nicht im Stande. Ich meine, das liegt darin, dass das Individuum noch nicht akzeptiert in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. So sein wie. Übereinstimmung mit. Das Verstecken, Verkleiden und Verändern der Persönlichkeit hin zu einem „Ideal“ ist immer noch weit verbreitet. Man selbst zu sein, ist noch nicht so weit verbreitet. Aber es ist nicht ausgeschlossen, dass auch diese Entwicklung mal vollzogen werden könnte.
Wenn man bedenkt, was schon alles in der Mitte der Gesellschaft endlich angekommen ist und welches Übel man an den Rand gedrängt hat, dann stirbt auch hier die Hoffnung zuletzt.
Mittwoch, 14. April 2010
Von wegen Paradies
Somit ist dieses ewige Bestreben nach Perfektion, nach Vollendung, nach Vollkommenheit von dem Umstand begleitet und dann? Was kommt danach? Ich spiele auf dem Handy gerne Five Duce, dass ist Kniffel auf englisch. Zur Entspannung ist das wunderbar. Es ist ein Glücksspiel, das auch eine taktische Dimension hat. Das perfekte vollkommene Spiel würde bedeuten, dass man 1, 2, 3, 4, 5, 6 Kniffel wirft. Dann einen 3 und 4 Pasch mit 6er Kniffel. Dann ein Full-House, kleine und große Straße, den Kniffel überhaupt und auch bei der Chance einen 6er Kniffel. Somit bräuchte ich 13 Kniffel für das vollkommene Spiel. Mehr geht nicht. Das bedeutet, die maximale möglich Punktzahl beträgt 1.614 Punkte. 95% aller Spiele erzielen weniger als 300 Punkte. Aber ebenso mehr als 150 Punkte.
Um beim Beispiel zu bleiben. Wer unter 150 Punkte wirft, erlebt die Hölle, wer über 300 wirft, bewegt sich auf das Nirvana zu. Mein höchstes Spiel beträgt unglaubliche 704 Punkte. Gespielt am 01.02.2010. Es war nur ein Spiel von sehr vielen.
Trotzdem reizt es den Menschen, diese Latte höher und höher zu legen. Auch wenn es nicht oder nur lange nicht gelingt. Wir wollen immer höher hinaus – warum? Denn das Blöde am perfekten Spiel ist, dass man es danach nicht mehr spielt. Wer das Maximum erreicht hat, der hat nichts mehr zu erreichen. Somit ist es von Vorteil, wenn wir dieses nie erreichen, um den Reiz, die Motivation aufrecht zu erhalten.
Es gibt immer einen der reicher, schlanker, schlauer oder was auch immer ist. Aber warum messen wir uns ständig? Warum bewerten wir ständig? Warum liegen wir ständig im Wettbewerb? Wenn nicht mit uns selbst, dann mit anderen? Warum ist das ganze Leben ein großer Wettbewerb?
Es ist genau dieses Verhalten, was das Leben miteinander zu kompliziert macht. Würden wir das lassen – was natürlich nicht geht – aber nur mal hypothetisch gedacht, würden wir diesen Wettbewerb der Religionen, Menschen, Systeme, Ideologie, Dogmen, des Wissens, der Meinungen und allem anderen einfach lassen und den Wettbewerb wandeln in eine Art gemeinsamen brüderlichen produktiven und konstruktiven Umgang miteinander, was wäre dann?
Mein Gefühl sagt mir, dass der Mensch alles unternimmt, um überlegen zu sein. Alles. Er denkt wirklich, der Zweck heiligt die Mittel. Dabei lenkt das ab von den wesentlichen Dingen. Wäre das etwa das Paradies? Die völlig vollendete Langeweile, wenn alle Menschen nicht mehr im Wettbewerb zueinander stehen. Niemand mehr Überlegenheit anstrebt, sondern wie bei einer schönen Fahrradtour das gemeinsame Erlebnis im Vordergrund steht, gemeinsam loszufahren und gemeinsam anzukommen. Wenn der Langsamste das Tempo angibt und niemand ihn dafür drangsaliert, sondern eventuell unterstützt.
Natürlich genießt gerade der Wettbewerb seinen besonderen Reiz. Die Lust etwas zu erlernen. Etwas zu können und das besser als andere. Oder sogar am besten. Aber ein Gefühl sagt mir, so schön dieses Bestreben auch ist, es lenkt ab von dem, was wirklich wichtig ist.
Freitag, 9. April 2010
Der unbändige Wunsch nach Anerkennung
Und wenn die Anerkennung nicht von außen kommt, dann holt man sie sich von innen. Mit den sichtbar negativen Ergebnissen. Wenn man den ganzen Tag gearbeitet hat, aber nicht das Gefühl der Anerkennung einem zuteil wurde, dann entwickelt man Verhaltensweisen und Rituale, die dieses Defizit ausgleichen.
So gönnt man sich zum Beispiel eine Flasche Wein. Und isst dazu etwas Leckeres. Diese Art der Selbstbestimmung und die damit verbundene Freiheit, sich selbst als Anerkennung etwas Ggutes zu tun, ist nur der direkte Weg in die Falle. In die Falle einer Verhaltensauffälligkeit, die dann zur Verhaltensstörung wird und in einer Sucht enden kann. Bei alldem geht es aber nur um dieses Gefühl, das man so sehr vermisst.
Bekommen diese Menschen zu wenig Anerkennung? In der Regel ist das nicht so. Es verhält sich wie bei allen anderen Menschen auch. Aber in der Sozialisierung gibt es da eine Störung. Oft gab es zu viel Anerkennung für zu wenig. Vor allem in der Kindheit. Kinder wurden für alles mögliche über den Klee gelobt. Die Unverhältnismäßigkeit von Anerkennung bringt das psychische Wertesystem in Schieflage. Nun ist das Kind aber schon in den Brunnen gefallen. Wer kennt keine Menschen in seinem Umfeld, die mit solchen Verhalten zu kämpfen oder darunter zu leiden haben. Meist trifft beides zu.
Aber das Beenden oder Einschränken von solchem Verhalten bringt die Angst mit sich, auch diese Art der Anerkennung von innen zu verlieren. Deshalb hören Menschen damit nicht auf. Es ist paradox, aber Menschen gehen lieber lebensbedrohliche Risiken ein, anstatt einem gesunden Menschenverstand folgen zu können.
Somit hilft auch keine falsche Anerkennung. Die Menschen sind nicht blöd. Das merkt ja jedes Kind. Sondern wenn die Menschen nicht das Glück finden, etwas zu machen, was ihnen ein gesundes Verhältnis zu echter Anerkennung vermittelt, dann wird und kann sich nichts ändern. Somit müssen sie lernen, mit diesem Gefühl richtig umzugehen. Man muss akzeptieren, die Schuld nicht in der Vergangenheit zu suchen. Denn eigentlich war es ja nur gut gemeint. Da wussten es Menschen einfach nicht besser. Es lag kein bewusstes Handeln vor, das absichtlich dieses Störung hervorrufen sollte, sondern ganz im Gegenteil, da wollten Menschen einem eigentlich etwas Gutes tun.
Und so zieht sich das dann durch ein ganzes Leben. Nichts ist gut genug. Sogar am Lob hat man was auszusetzen. Es kommt zu spät oder von der falschen Person. Man wird im Laufe der Jahre unfähig, Anerkennung zu erkenne, zu sehen und anzunehmen.
Was das Rad der Verhaltensstörung nur schneller drehen lässt. Somit wird die Wesensveränderung immer umfangreicher. Die Dosis dessen was man macht um sich selbst Anerkennung zu zollen wird größer und größer. Und sie wird im sozialen Kontex eines Miteinanders absurder. Man zieht sich immer mehr in sich und auf sich selbst zurück.
In der Falle. Wo ist der Ausweg? Wie kommt man aus diesem Hamsterrad wieder heraus? Was unterbricht diese Kettenreaktion? Einfach gesagt: professionelle Hilfe. Wer an sich selbst erkennt, dass sein Verhalten unnatürlich und besorgniserregend ist, dem kann man helfen. Mein Hinweis an Menschen, die solche Menschen kennen und schier verzweifeln, weil sie es nicht schaffen, etwas dazu beizusteuern, was dieses Verhalten verändert: Man kann nichts machen. Nichts. Außer da zu sein, wenn der Hilferuf kommt. Und dann wirklich da zu sein.
Es ist wie bei Diäten. Der Wunsch eines Menschen abzunehmen, ist groß. Der Grund, warum man dick wird, ist aber wie beschrieben einfach. Man isst nicht aus Hunger, sondern um ein Bedürfnis nach Anerkennung zu befriedigen. Somit kann man eine zeitlang dieses Bedürfnis mal hinten anstellen. Aber nach der Diät klopft dieses wieder an der Vordertür an und kommt auch durch diese wieder hinein, denn die Anerkennung einer Diät ist nicht von Dauer. Was einem am Anfang einen Schub verleiht, ebbt ab. Und nun? Nun ist auch diese Anerkennung erloschen. Also fällt man in alte Verhaltensmuster zurück.
Der Ausweg ist nicht die Diät, das Abnehmen und besser aussehen. Der Ausweg ist die Veränderung der Verhaltensauffälligkeit – Essen und Trinken als Anerkennung. Begreifen, dass dies ein falsches, dummes und nicht funktionierendes Ritual ist, das das eigentliche Problem sukzessive verstärken muss. Somit ist der Weg der falsche in die genau falsche Richtung.
Es geht allein um den angemessenen Umgang mit der Anerkennung. Wer diese aus sich selbst schöpfen kann, darf sich glücklich schätzen. Wer auf Anerkennung von außen in immer höheren Impulsen angewiesen ist, der ist übel dran. Also, was denkst Du wirklich über dich? Nur du? Beobachte dich. Reflektiere dich. Vergleiche dich. Wer würdest Du gerne sein? Wie würdest Du gerne gesehen und verstanden werden? Welcher Mensch würdest du gerne sein, wenn du dir diesen wünschen könntest? So, und nun verhalte dich auch so. Konstant, konsequent, kontinuierlich und kreativ.
Es ist nichts passiert, es gibt nichts zu sehen, machen sie weiter als ob nicht geschehen ist...
Schon beeindruckend wie es eine ganze Branche weg spült. Und alle üben sich in Gelassenheit. Das ist nicht irgendeine Agentur. Das war „DIE“ Agentur. So kann es gehen. Was machen die jetzt mit den ganzen Nägeln und Löwen? Alles für die Katz.
Dienstag, 6. April 2010
Viel vorgenommen
Und im Café auf gleich noch einen freien Tisch. Das wird ja immer besser. Früher nachmittag, München 22 Grad und Sonne und im Café ist gleich ein Tisch frei. Als meine Fokussierung nachlässt schaue ich mal rechts und links. Rechts neben mir sitzt ... Hallo?! Rechts neben mir sitzt Sebastian Schweinsteiger. Heute ist doch Champions League. Aber stopp, er ist ja gesperrt. Macht er sich also einen entspannten Tag am Gärtnerplatz. Cool.
Egal, ich genieße die Sonne, den Cappuccino und den Tisch. Heute habe ich eine Reise in die Vergangenheit unternommen - und eine in die Zukunft. Alles an einem Tag. Das bedeutet, dass ich geistig ganz schön unterwegs war. Zuerst begab ich mich auf eine Reise weit zurück. Ich war in einem Skateboardladen. Dazu muss man wissen, dass ich in meiner Jugend Skateboarder in Köln war. Und das ich eine lange Zeit auf der Domplatte zugebracht habe. Unsere Pilgerstätte war ein Laden auf der Ehrenstraße in München. Das Blue Diamond.
Wie oft haben wir unser paar Mark dahin getragen und sind nur mit paar Aufklebern raus. Alles darin war so unendlich begehrenswert, aber ich hatte einfach nicht die Kohle. Damals war ich so 15 Jahre. Skateboard war mehr eine Einstellungssache. Natürlich auch ein Sport, aber eigentlich war es ein Statement. So versuchte ich heute in dem endlos geilen Skateboardladen der Neuzeit mitten in München ein wenig ins Gespräch zu kommen. [Boneless Longboards & Clothes, Herzogspitalstraße 11, 80331 München http://www.boneless-muenchen.de ]
Die Zeitreise war unglaublich, ich fühlte mich wie damals, nur das mir die Preise so mikrig vorkommen. 4 Rollen kosteten um die 30 EUR. Heute denke ich na und. Damals wären das 60 Mark gewesen. Bei 20 Mark Taschengeld und Ausgaben von 50 Mark pro Monat undenkbar. Vieles von damals gibt es heute noch. Aber weit aus mehr hat sich verändert. So versuchte ich ein wenig meine Erinnerungen ins Spiel zu bringen, was mich aber unglaublich alt machte. Egal. Ist halt so.
Jedenfalls habe ich meinem Sohn ein Skateboard gekauft. Ein richtiges. Ein ordentliches. Nichts so ein Sportladen-Klump. Und bei der Vorstellung das ich mit meinem Sohn gemeinsam Skateboard fahren könnte, viel mir auf, dass mir eins fehlte. Somit habe ich mir gleich eins mit gekauft. Was für ein geiles Gefühl. Der Laden ist wirklich toll. Alles da. Und die machen das sofort. 15 Minuten später standen zwei Fertige vor mir. Eins geiler als das andere. Es gibt heutzutage Tüten für Skateboards. Witzig. Lange, flache Tüten in die ein Skateboard passt. So eine Art Baguette-Tüte für Skateborads. Der Laden hängt voll, mit allem, was das Skater-Herz höher schlagen lässt. Wie gesagt ich stand da quasi in meiner eigenen Vergangenheit. Schön. Ein wunderbares Gefühl. Und mein Entschluss den Traum von damals ein Stück weit wieder aufzunehmen und einfach weiter zu träumen fand ich auch toll.
Somit werde ich meinem Sohn und mir ein Board schenken und dann werden wir zusammen skaten. Vorab muss ich ein wenig üben, damit die Tricks von damals einigermaßen wieder funktionieren. Oder ich muss schnell raus bekommen, welche noch gehen. Mal schauen, ob ich das Skateboard wieder zu einem Teil meines Lebens mache. Wie damals. Muss nicht sein, kann aber.
Aber einen Traum, der soweit zurück liegt, einfach wieder aufzunehmen ist schon irre. Wenn mein Sohn nicht danach gefragt hätte, wäre ich selber nicht drauf gekommen. Wozu Kinder alles gut sind! Das Personal im Laden ist wirklich aufmerksam. Und irgendwie schaffen Sie es einen nicht alt aussehen zu lassen. Also nicht so alt wie man ist. Aber die Einstellung, die Typen sind damals wie heute identisch. Am liebsten hätte ich dem Besitzer erklärt wie sein Leben nun weiter geht, aber ich habe mich zurück gehalten.
Denn ich hatte einen Termin. Ein Termin, der gedanklich eine Reise in die Zukunft war. So fuhr ich los, noch ganz beseelt von der Zeitreise zuvor. Angekommen musste ich nun völlig umdenken. Plötzlich unterhielten wir uns darüber wie es in Zukunft sein könnte. Auch hier erlebte ich die selbe Faszination in mir. Komisch, ob ich zurück oder nach vorne blicke, das Gefühl ist gleich schön. So beschrieb ich ausführlich und sehr detailliert wie ich mir die Zukunft in meinem Geschäft vorstelle, dabei ließ ich immer einfließen, was davon schon Realität ist - und was als nächstes kommt.
Ist es nicht toll, was man mit Fantasie und Vorstellungskraft alles erleben, sehen und beschreiben kann. Manchmal liebe ich mein Gehirn, was mir das alles erst möglich macht. Es beeindruckt mich sogar. Denn innerhalb von sagen wir mal 3 Stunden ca. 40 bis 59 Jahre Zeitsprung, voller Emotionen, voller Bilder und Gefühle. Wahnsinn. Und das ohne Hilfsmittel, die gegen das Betäubungsmittelgesetz verstoßen würden.
Was für ein Tag. Und jetzt sitze ich hier im Café, Schweinsteiger neben mir und heute Abend sitze ich im Stadion. Auch so eine seltsame Zusammenkunft. Der Mann, der auf den Platz gehört, sitzt plötzlich hier und ist heute Abend nicht da, wo er eigentlich hingehört.
Dienstag, 30. März 2010
Der alte Mann und das Schreiben
Gibt es nicht. Der Text könnte hier enden. Tut er aber nicht. Denn beim Tiefflug durch die Talkshows in der Nacht bin ich bei so einem älteren Herren hängengeblieben. Ich kannte Ihn nicht, aber die erlauchte Runde und das Publikum vermittelten mir den Anschein, er wäre bekannt. Da saß der über 70jährige und erklärte der Welt, was gutes Schreiben bei redaktionellen Texten ausmacht. Was einen guten Text von einem schlechten unterscheidet. Der Kernsatz war der Einstieg und die Überschrift. Der Einstig muss „pfiffig“ sein, um die Leser in den Text zu ziehen und beim lesen zu halten und die meisten Schreiberlinge befolgen das nicht. Darum soll man sein Buch kaufen oder seine Seminare besuchen, um zu lernen, wie man Überschriften schreibt, pfiffige Einstiege und interessante Texte.
Da saß ich nun vor dem Fernseher und dachte mir, lieber alter Mann, was redest du da für einen Blödsinn. Dieses Schreiben, von dem du da redest, das gibt es nicht mehr. Das war gedacht für Tageszeitungen und für eine Medienlandschaft, Lesegewohnheiten und eine Lebenszeit, die weit hinter uns liegen. Die geprägt waren von dem Wunsch der Manipulation. Man wollte Menschen über Kniffe, Tricks und Handwerk dazu verleiten, Informationen und Botschaften zu verinnerlichen, die bestimmten Interessen dienlich waren.
Somit neigt sich diese Epoche dem Ende. Denn Authentizität, Glaubwürdigkeit, Offenheit, Ehrlichkeit und Klarheit leben vor allem davon, dass man dieses Repertoire locker stecken lassen kann und sollte. Das zu schreiben, was man wirklich denkt, ist das Ziel und das, was die Menschen erkennen und erlernen müssen. Warum also „pfiffig“? Warum Überschriften, die dazu verleiten, in den Text einzusteigen? Das alles sind Hilfsmittel einer aussterbenden Epoche.
Grundsätzlich denke ich, wer nichts zu sagen hat, sollte auch nichts sagen oder schreiben. Und wer was zu sagen hat, der sollte das tun und wie er das macht, ist mir völlig egal. Es geht um den Inhalt und nicht um die Verpackung. Die Äußerlichkeiten haben so maßgeblich unsere Vergangenheit gestaltet, dass man davon ausgehen muss das dieser Reiz als Reiz seine Wirkung verliert. Viel mehr, es langweilt noch brutaler wenn mich eine Überschrift verführt und der Einstig eines Textes verleitet und ich am Ende des Textes denke – Und? Jetzt? Was? Das ist ja wie Vorfreude auf honigmelonenartige Brüste und dann hält man einen Wonderbra mit Silikonfüllung in Händen. Das ist enttäuschend. Ich glaube, solche Formulierungen wie die am Schluss dieses Textes, wünscht sich der Herr ganz an den Anfang. Mir ist das egal, dann mache es lieber falsch, denn diese Art von Konstruieren langweilt mich.
Sonntag, 28. März 2010
Unvollkommene Betriebsanweisung für ein anderes Leben
Bevor man etwas ändert, sollte man genau wissen, was man ändern will, warum man es ändern will und welches Ziel man damit verfolgt. Wer mit dem Bier trinken aufhören will und anstatt Bier Wein trinkt, der hat zwar was geändert und mit etwas aufgehört, aber es kommt so ziemlich auf dasselbe raus.
Somit zäumt man auch dieses Pferd am besten von hinten auf. Das heißt, wie soll dein Leben sein, so dass es genau so ist, wie du es dir wirklich wünschst. Und lege dabei keinen Wert auf materielle Dinge, sondern primär aufs ideelle und emotionale. Das heißt, wenn du dir mehr Zeit wünschst, dann ist das eine Sache. Aber wofür? Eventuell hast du keine Zeit, weil du mit Zeit ohnehin nichts anzufangen wüsstest. Somit ist das Klagelied nur das Echo dessen, was alle sagen. Viel Stress, wenig Zeit. Aber nimmt man den Menschen den Stress und gibt ihnen Zeit, füllen sie das entstandene Vakuum nur mit neuem Stress und somit wieder zu wenig Zeit aus.
Aber will man wirklich mehr Zeit mit seinen Freunden verleben. Oder mehr Zeit mit sich, weil man lesen, sich fortbilden, Klavier lernen, eine Sprache dazu lernen will. Weil man Sport betreiben will. Oder mehr im Garten arbeiten. Zeit soll gefüllt werden, ob mit Anspannung oder entspannt.
Somit haben zwar viele den latenten Wunsch, etwas zu ändern, aber fehlende Interessen verhindern ein konsequentes Handeln. Somit bezeichne ich das lieber als „Leiden auf hohem Niveau“. Was gibt es schöner als eine erfüllte Zeit zu haben und voller Zufriedenheit mit der nötigen Müdigkeit und der damit verbundenen Bettschwere in dasselbe plumpst und sich schon auf den nächsten Tag freut.
Was ist schlecht an Stress, solange dieser nicht negativ und ausdauernd ist? Ich denke, dass die wichtigen Dinge, die man im Leben ändern sollte, sehr einfach sind. Sie erscheinen einem nicht so wichtig. Sie sind nicht ständig präsent. Wer die Chance haben will auf möglichst viele erfüllte Tage, der muss nicht nach mehr oder anderem streben, sondern vor allem nach weniger und beständig.
Es ist die Kunst des Weglassens. Die Kunst des Loslassens. Und das Wenige muss sich auf einem idealen optimalen Niveau abspielen. Nicht die Masse macht glücklich, sondern die wirkliche Befriedigung eines relevanten Bedürfnisses. Keiner hegt den Wunsch, viel Medizin zu nehmen, um gesund zu werden, sondern am liebsten würden wir keine oder so wenig wie möglich zu uns nehmen. Wenn man genau hinschaut, verhält es sich mit vielen Dingen in Wirklichkeit so.
Meetings in Unternehmen ersetzen den Wunsch nach sozialen Kontakten. So alleine am Arbeitsplatz und im Büro ist ja zeitweise ganz nett. Aber wenn Menschen zusammen kommen, dann löst das etwas in uns aus. Nur blöd, wenn das Meeting dann so instrumentalisiert wird, dass außer sozialem Kontakt dabei nichts mehr herauskommt. Das kann man an vielen Stellen unserer Gesellschaft beobachten. Die Zusammenkunft hat mit dem, was man da macht, eigentlich nichts zu tun. Man trifft sich nicht zum grillen, um wirklich nur zu essen.
Unser Bedürfnis, Dinge gemeinsam zu erleben, ist spürbar groß. Wir nutzen viele Gelegenheiten, um diesen Bedarf zu befriedigen, bemerken aber, dass die Qualität leidet. Somit fehlt uns vor allem deshalb Zeit, weil wir diese in falsches Verhalten investieren mit dem immer gleichen unbefriedigten Ausgang. Wenn wir das ändern, dann ändern wir alles. Das ist wie eine Kettenreaktion. Man muss nicht viel ändern, man muss nur das Wenige aber richtig ändern. Zum Beispiel die Wertschätzung. Wenn man die Wertschätzung sich selbst gegenüber auf ein hohes Niveau stellt und passend zu diesem sich entsprechend allem und allen anderen gegenüber verhält, dann treten alle die Veränderungen ein, die wir uns insgeheim wünschen. Denn wie sollen ganze Tage für uns die reinste Erfüllung sein, wenn wir nicht die nötige Wertschätzung aufbringen? Nicht uns selbst gegenüber und allem und allen anderen? Das ist unmöglich und das zeigt das Bild unserer Gesellschaft. Uns fehlt es fundamental an Wertschätzung.
Denn aus dieser entspringt all das, was wir uns als Zutaten für einen erfüllten Tag, eine erfüllte Woche, Monate, Jahre bis hin zu einem erfüllten Leben wirklich wünschen sollten. Diese Qualität der Wertschöpfung entspringt der gelebten Wertschätzung. Glaube ich.
Montag, 22. März 2010
Inspirationsantrieb
Aber wir leben nun mal in einer Welt, die wir selbst geschaffen haben. Eine Welt, in der genau diese beiden Aspekte einfach zu kurz kommen müssen. Ein Großteil unseres Tages ist verplant, ebenso ein Großteil unseres Denkens. Wir werden weitestgehend dadurch angetrieben, Systeme aufrecht zu erhalten, die wir selbst konstruiert haben. Dabei bedarf es keiner Inspiration oder Intuition, sondern man muss es einfach aushalten, durchhalten und machen.
Diese Systeme, die wir selbst erschaffen haben, haben sich längst verselbstständigt und verlangen uns weitaus mehr ab, als eigentlich nötig wäre. Das ist wie mit der Verwaltung in Krankenhäusern. Die machte mal 10% der Personals innerhalb eines Krankenhauses aus, dann hat sie sich mit sich selbst beschäftigt und immer mehr Raum und Platz eingenommen. Heute sind mehr Menschen in der Verwaltung tätig als am Patienten. Und so verhält es sich in vielen Systemen. Keiner hat diese reguliert, zur Raison angehalten. Diese haben so einen Aufwand in Form von Selbstbeschäftigung entwickelt, dass wir uns ständig zusätzlich damit beschäftigen müssen.
Die Menschen schaffen sich Verantwortungen auch da, wo es keiner bedarf. Und mit denen müssen sich dann alle anderen zusätzlich beschäftigen. Das ist der Tod für die Inspiration. Man muss sich das so vorstellen. Man lebt in einer Beziehung und die Inspiration sagt einem, dass jetzt körperliche Nähe sehr schön wäre. Aber so einfach ist das nicht. Da muss erst ein Antrag gestellt werden. Jetzt will der eine aber sofort. Das geht ja gar nicht, deshalb wird natürlich umgehend ein Arbeitskreis einberufen, der über den Sofortantrag entscheidet.
Jetzt muss die Zusammensetzung dieses Gremiums so sein, dass alle Interessengruppen gleichermaßen vertreten sind. Und eine Agenda muss her. Jetzt wird im Arbeitskreis darüber debattiert. Man stellt fest, dass es verschiedene Positionen gibt, die in jeweiligen Arbeitsgruppen erörtert werden müssen.
Aber auch hier kommt die eine oder andere Gruppe nicht an das gewünschte Ziel. Deshalb holt man sich externe Berater hinzu und Mediatoren. Die Ergebnisse werden zusammengetragen und eine Empfehlung wird ausgesprochen, wie man mit dem Sofortanantrag nach körperlicher Nähe in diesem einen besonderen Fall verfahren sollte.
Das wird in einem 234 Seiten umfassenden Bericht der eigentlichen Behörde übergeben. Diese folgt der Empfehlung und stimmt somit dem sofortigen körperlichen Näherkommen zu. Dieser Beschluss wird dem einen Partner zugestellt, was dem anderen natürlich noch die Option eröffnet, Einspruch einzulegen. Aber das ist nicht nötig, denn der andere schläft schon.
Das eigentliche Problem ist ...
Denn die Stärke von Deutschland liegt zum Beispiel darin, dass wir an so viele andere Länder grenzen und somit der Warenaustausch ein ganz anderer ist. Zudem haben wir sechs Monate im Jahr Scheißwetter. Was bleibt einem da anderes, als zu arbeiten? Dann haben wir da diesen emotionalen Wettbewerb mit allen anderen Ländern auf der Welt. Es ist uns in die Wiege gelegt, wie beim Fussball, dass wir immer den Anspruch haben, Weltmeister zu werden. Und nur dieser Titel genügt unseren Ansprüchen. Wir haben zwei Kriege verloren, auch das treibt uns an. Es gibt viele gute Gründe, warum wir so sind, wie wir sind, aber „Das eigentliche Problem ...“ ist sicher keiner davon.
Was für eine Energie da aufgebracht und vergeudet wird, immer das Risiko, die Gefahr, die Bedrohung, den Fehler und alles andere Negative zuerst und lange ins Visier zu nehmen. Da wundert es einen echt, dass überhaupt dabei was rauskommt. Oder es zeigt deutlich, was möglich wäre, wenn wir das einfach umdrehen würden in ein Denken und Handeln, das von Chance, Stärke, Möglichkeiten und Lösungen angetrieben wäre. Wenn wir das einfach umdrehen würden.
Oh mein Gott, was machen wir dann mit der ganzen Zeit, die uns übrig bleibt wenn wir nur noch in Lösungen denken und handeln. Vor allem, wenn es wieder sechs Monate mieses Wetter gibt. Ich bin überzeugt, wenn uns hier einfallen würde, was man da Tolles machen könnte, erst dann würden wir das lassen. Bis dahin sitzen Massen von Menschen in Meetings, in den alles gesagt wurde, aber noch nicht von allen. In denen man sich ausgiebig und ausführlich mit dem Problem auseinandersetzt, in allen erdenklichen Formen. Beschäftigungstherapie ist das. Und das wirklich Wahnsinnige daran ist, dass die meisten wirklich überzeugt sind, das muss so sein. Es geht nicht anders. Unglaublich.
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