Freitag, 19. März 2010
Eine lückenlose Aufklärung
Wenn jemand mir zurief „Lass uns telefonieren!“ Dann dachte ich früher „Lass uns telefonieren!“ Aber dem war beinichten so. Denn „Lass uns telefonieren“ bedeutet eigentlich, ich habe keine große Lust, jetzt mit dir zu kommunizieren. Darum schiebe ich das auf, auf ein Telefongespräch in unbestimmter Zukunft, in der Hoffnung, dass auch das in Vergessenheit gerät.
Auch schön ist „Mensch, wir müssen uns echt mal wiedersehen“. Auch diese Formulierung bedeutet genau das Gegenteil. Wenn auch noch die Vokabel „spontan“ oder „bald“ mit in die Formulierung eingebaut wird, bedeutet auch das genau das Gegenteil. Nämlich, ich habe jetzt keine Zeit und keine Lust auf dich, deshalb heuchel ich jetzt Interesse vor, um mich so der Situation elegant entziehen zu können.
Als ich hinter die Möglichkeit der gegenteiligen Formulierung gekommen bin, habe ich mir auch eine einfallen lassen und schon oft genutzt. Wenn ich mal wieder von jemandem mit einem unausgegorenen Einfall genervt werde, die dieser auch noch als Idee tituliert, dann sage ich einfach "Interessante Idee, denke ich mal drüber nach, ich melde mich dann dazu“. Dieser Satz bedeutet natürlich auch das genaue Gegenteil. Nämlich, geh mir nicht mit so einem Blödsinn auf den Wecker und um dich jetzt nicht vor den Kopf zu stoßen und das Thema geschmeidig genau jetzt abzuwürgen, sage ich das.
Und siehe da, es funktioniert. Man muss nur behaupten, dann ist man das Problem los. In letzter Zeit ertönen diese Formulierungen wieder auffällig häufig in den Medien, da muss ja echt der eine oder andere Baum brennen.
Aber das werden wir lückenlos aufklären, darauf können Sie sich verlassen. Und ein paar Wochen später interessiert es kein Schwein mehr. Oder die Medien haben die Lust daran verloren. Oder das Thema hat sich einfach totgerannt.
Vor vielen Jahren hatte ich mal einen Chef, der sagte immer beim Kunden, wenn was voll in die Hose gegangen ist: „Das hat uns den nötigen Adrenalinstoß versetzt, da gehen wir mit aller Energie noch mal ran“. Ich dachte dann immer, was kommt jetzt. Und passiert ist nie was. Wir gingen zurück, klebten alles von links nach rechts oder von oben nach unten. Hier ein wenig und da ein wenig. Und?! Hat funktioniert, der Kunde war dann immer begeistert. Damals hat mich das unglaublich gewundert, heute verstehe ich das. Der Mensch ist Mensch, weil er vergisst. Nur, dass es so schnell geht, um das zu kapieren habe ich dann doch locker 40 Jahre gebraucht.
Mittwoch, 17. März 2010
Schon komisch diese Menschen
Der Mensch ist komisch. Das, was er macht. Das, was er denkt. Und das, was er gedenkt zu machen. Alle wollen im Prinzip dasselbe, auch wenn sie das verneinen. Im Prinzip sind die wirklichen Bedürfnisse, die es zeitlebens zu befriedigen gilt, dieselben.
Aber der Weg dorthin oder besser gesagt, der Weg, der immer weiter weg von diesen Bedürfnissen führt, ist unergründlich. Es sind so viele und so seltsame, dass man das Gefühl nicht los wird, dass uns die Natur zwar die Intelligenz gegeben hat, uns aber dafür die Orientierung genommen hat. Denn es gibt so viele Wege nach Rom, aber nur ganz wenige kommen an, obwohl überall klar und deutlich, und für die jeweiligen Menschen ersichtlich, „Rom“ dransteht.
Nehmen wir mal die Partnerschaft. Wenn es einen Weg gäbe, was machen die Menschen denn da? Also gibt es keinen Weg zur Partnerschaft. Es gibt Wege zum Sex, aber nicht zum eigentlichen Bedürfnis – der Liebe. Nehmen wir das Glück. Jeder will glücklich sein, eventuell mit Ausnahme von Pessimisten und Depressiven. Aber sonst will jeder Mensch glücklich sein. Das Mittel zum Glück soll das Geld sein. Viel Geld heißt viel Glück. Wenig Geld heißt wenig Glück. Wenn man dieser Theorie nur einen Funken an Wahrheit Gauben schenken wollte, warum sind dann Menschen mit und ohne Geld ebenso glücklich wie unglücklich. Und dann muss immer mehr Geld angehäuft werden, um das Glück zu finden, mit dem immer selben Ergebnis. Daran liegt es nicht. Menschen, die nicht komisch sind, brauchen sich kein Witzebuch zu kaufen. Das führt nur dazu, dass man nicht nur nicht komisch ist, sondern auch noch peinlich. Der Mensch unternimmt tagein tagaus sein Leben lang alles mögliche, um seine innersten Bedürfnisse zu befriedigen und sinniert fortlaufend darüber, dass es ihm so selten gelingt. Was er dann alles macht und unternimmt, damit die Befriedigung sich letztendlich doch einstellt, ist wirklich komisch. Sehr sogar.
Denn das wirklich Witzige ist, dass all das vom eigentlichen Weg wegführt und er bemerkt es nicht einmal. Sondern ganz im Gegenteil, er erhöht weiter und weiter die Dosis. Und bemerkt nicht, dass sein Leben droht, einem großen Placebo Effekt aufzusitzen. Dabei wäre der Weg aus der Misere sehr einfach. Aber wem erzähle ich das.
Montag, 15. März 2010
Erwischt – so ein Mist. Moralvorstellungen.
Somit schneiden die Moralvorstellungen der Vergangenheit noch schlimmer ab, als die der Gegenwart. Obwohl man da kaum von schlimmer reden kann. Es ist wie der Unterschied zwischen Pest und Cholera. Bei diesen ganzen moralischen Verfehlungen und der Empörung darüber, bei der Härte der Verstöße und dem Grad dessen, worunter die Opfer leiden müssen, kommt mir immer wieder ein Gedanke. Eine Frage bohrt sich in mein Hirn: Was ist für mich Moral?
Und die Antwort mir selbst gegenüber ist ernüchternd und zugleich erschütternd. Denn meine Auffassung von Moral kann ich so lange vertreten, bis zu dem Zeitpunkt, ja exakt zu dem Zeitpunkt, an dem ich erwischt werde. Ich bin für alle Beteiligten ein moralisch einwandfreier Lebensgenosse, ja bis ich bei diesem oder jenem erwischt werde. Meine Moralvorstellungen leiden auch nicht unter dem Umstand "es ist ja nichts passiert" oder noch nicht. Aber was ist das für eine kranke Auffassung von Moral, dass diese solange für einen, egal was man macht, aufrecht zu halten ist, solange man nicht erwischt wird.
Der Übergang, dass einem dieses Verständnis sogar gefällt und hier und da einen besonderen Kick versetzt, ist nicht zu leugnen. Gegen die eigenen moralischen Vorstellungen verstoßen hat seinen Reiz. Einen besonderen. Aber nur in der Überzeugung und Gewissheit, dass man nicht erwischt wird. Denn das macht keinen Spaß, ganz im Gegenteil. Alles, was man sich aufgebaut hat, fällt dann wie ein Kartenhaus zusammen. Ist es das wert? Ja! Offensichtlich.
Wir kommen aus dem Räuber- und Gendarmspiel unserer Kindheit zeitlebens nicht raus. Kein Kind verweigert sich, Räuber zu sein. Dieses ständige Katz- und Mausspiel prägt unser Verständnis von Moral. Es wird uns zudem vorgelebt. Es ist Teil unserer Sozialisierung. Aber vor allem ist es Teil des Menschen, denn es scheint an Selbstdisziplin zu fehlen. Es scheint ein besonderer Reiz darin zu liegen, die Grenzen der eigenen Moralvorstellung zu überschreiten, statt auf der Seite zu bleiben, auf der man vorgibt, sich zu bewegen.
Moral ist wie Freiheit maßgeblich von dem geprägt, was man nicht macht. Es ist eine völlig falsche Lebensweise zu glauben, dass man alles machen kann und dabei nicht gegen die Grundsätze von Moral und Freiheit verstößt. Sich innerhalb von Grenzen bewegen ist der Sinn von Moral. Und nicht dieses wirklich dumme Spiel, sich am liebsten außerhalb der eigenen und gesellschaftlichen bis hin zu rechtlich relevanten Grenzen aufzuhalten.
So, wie wir es leben, funktioniert es offensichtlich nicht. Entweder akzeptieren wir, dass dieses Verhalten zwar unerträglich ist, aber immer Teil unserer Zivilisation oder man unternimmt was dagegen. Am besten jeder bei sich selbst. Denn hier kann Recht und Ordnung nichts bewerkstelligen, wo es um Haltung geht. Da haben ganz andere Systeme versagt. Und zwar schon lange vorher, zur Zeit und bis auf Weiteres.
Freitag, 26. Februar 2010
89,8 Kilo. Nur noch 10,8 Kilo. Über große Ziele und kleine Schritte.
Anfang Januar berichtete ich darüber, dass meine dicke Zeit nun zu Ende gehen soll. Die Gründe dafür habe ich ausführlich und hinreichend beschrieben. Nun möchte ich einfach mal einen Zwischenstand los werden. Gestartet habe ich am 4. Januar mit 105,5 Kilo - bei 175 cm Körpergröße. Hinzu kommt mein Alter von 45 Jahren und der Stress, den man eben so hat, wenn man leben will wie ich.
Nun habe ich schon mal 15,7 Kilo abgenommen und noch 10,8 Kilo vor mir. Nicht weil ich muss, sondern vor allem, weil ich will. Wenn ich zurückblicke, lag damals ein unglaublich langer Weg voller Entbehrungen vor mir. Aus heutiger Sicht empfinde ich das ganz anders.
Irgendwie kommt es mir gar nicht so lange vor und die erwarteten Entbehrungen bleiben aus. Denn die Freude und das Glück über jedes Kilo, das meinen Körper verlässt, macht jeden Tag einfacher. Der viele Sport tut mir sehr gut. Und den Alkohol mal bei Seite zu schieben, tut mir auch sehr gut. Somit fühlt sich das alles viel mehr als Gewinn an, statt als Verlust. Man verliert nicht an Gewicht, sondern man gewinnt etwas anderes hinzu, das wesentlich schwerer wiegt. Im positiven Sinne.
Was mich manchmal quält, sind zwei Gedanken. Wie konnte ich es soweit kommen lassen und was gibt mir die Sicherheit, dass es nicht wieder soweit kommt? Oder sogar noch schlimmer? Aber dann verwerfe ich die Gedanken, weil diese mir im Jetzt nicht weiterhelfen und sich auch im Jetzt nicht beantworten lassen. Das braucht seine Zeit.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ich wieder an Gewicht stark zunehme, ist natürlich relevant. Aber ich bin zur Zeit in einer anderen Lebensphase. Einige Dinge wundern mich sehr. Ich hätte nicht gedacht, dass ich soviel Zeit hätte. Alles geht mir einfacher und schneller von der Hand. Somit bleibt plötzlich Zeit. Aber diese packe ich nicht voll. Ganz im Gegenteil. Ich versuche, den persönlichen Zeitgewinn weiter auszubauen. Denn Zeit für mich und die Menschen, die ich liebe, tut mit sehr gut. So gut, dass die Arbeit mir noch leichter fällt und noch schneller von der Hand geht.
Eine Entwicklung, die mich positiv überrascht und zudem auch beeindruckt. Natürlich verändert sich auch mein Selbstwertgefühl sowie mein Körpergefühl. Mein ganzes Leben erscheint leichter, je leichter ich werde. Somit denke ich, dass ich zu meinem Geburtstag am 21. März mein großes Ziel erst mal erreicht habe.
Aber hinter diesem Ziel erwartet mich jetzt schon gefühlt ein noch wesentlich schwereres Ziel, nämlich diese Konstitution zu bewahren und eher zu verbessern. Über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr. Bis dahin müsste sich der Körper an das neue Leben gewöhnt haben.
Es tun sich neue Perspektiven auf. Der Eitelkeit schmeichelt diese Entwicklung auch. Aber die größte Hoffnung setze ich in die Gesundheit. Denn ich mache das, um mit mir und einigen anderen noch viel sinnvolles, schönes und erstrebenswertes zu erleben. So lange es geht.
Wahrheiten muss man vor allem ertragen können....
Mittwoch, 24. Februar 2010
„Der sagt doch die Wahrheit ...“
Aber ich bin leider die Ausnahme der Regel. Da ist der kleine Möchtegern Guido an den völlig Falschen geraten. So habe ich diesen Herren ca. 400 Meter lautstark mit Argumenten, Meinungen und was mir sonst noch so eingefallen ist, zugedeckt. Und zwar so laut, dass das in einem Umkreis von ca. 100 Metern jeder mitbekommen hat.
Der Mann fuchtelte noch eine Weile mit seinen schwammigen Halbwahrheiten herum, mit diesen Pauschalisierungen und Angriffen, aber schnell ging ihm einfach die Munition aus und ich fuhr nur große Geschütze auf und ballerte die ganzen Magazine leer.
Beflügelt wurde ich durch die Unterstützung der Passanten, die meiner Meinung waren. Die einen zeigten das deutlich, die anderen hielten sich vornehm zurück, denn ich pöbelte einfach um ein Vielfaches. Das ist so ein Guidolein nicht gewohnt. Der ist gewohnt, dass, wenn er seine primitive Stammtischscheiße vom Stapel lässt, um ihn herum alle nur Beifall klatschen. Von der anderen Meinung bekommt so jemand nichts mit. Wie auch, wenn man so laut ist.
Grundsätzlich haben beide Guidos einen Fehler. Sie denken, dass sie so etwas wie die Wahrheit kennen, die jeder hören und verstehen muss. Das ist ein großer und sehr dummer Irrtum. Denn niemand kennt die Wahrheit, jeder ist gerade mal dazu in der Lage, seine Wirklichkeit zu be- und umschreiben. Nur die eigene Wirklichkeit hat nichts mit der Wahrheit zu tun.
Der zweite wirklich große Fehler der beiden Guidos ist, dass sie ihre Position missbrauchen. Der eine durch sein Amt, der andere durch sein pöbeln. Und der dritte große Fehler ist die Diskriminierung. Das geht schon mal überhaupt nicht. Das macht man überhaupt nicht und ein Guido schon mal gar nicht.
Und als ob das alles nicht reicht, sagt er auch noch polarisierende Lügen und Blödsinn. Denn er sagt: Menschen, die nicht arbeiten, können doch nicht mehr verdienen, als Menschen, die arbeiten. Lieber Guido, gerade in der Generation der Erben gibt es sehr viele, sehr reiche, die über Generationen nicht mehr arbeiten müssen und die haben viel mehr Geld, als alle, die du da an den Pranger stellst.
Somit missfällt mir das Niveau, das eines gewählten deutschen Vertreters in der Öffentlichkeit nicht gerecht wird. Und noch eine Anmerkung, das viel zitierte spätrömische Reich ist ebenso wie das von Ludwig dem XIV. nicht am großen sozialen Engagement pleite gegangen, sondern daran, dass einige Wenige den gesamten Wohlstand auf sich bezogen haben. Und als der Hunger und das Elend so groß wurden, dass die Bürger dieser untergegangenen Zivilisationen keinen Ausweg mehr sahen, haben diese Bürger sich dieser Wenigen, die auf Kosten der Allgemeinheit lebten, einfach entledigt.
Somit ist das alles nicht nur dumm, beleidigend, anmaßend und falsch, es ist auch noch diskriminierend. Eventuell hat aber Guido gefallen an Diskrimierung gefunden, dafür gibt es in seiner Biografie einige Hinweise. Auge um Auge, Zahn um Zahn.
Montag, 15. Februar 2010
Studieren
Man kann lernen, erlernen oder Erlerntes weitergeben. Die Summe der Dinge, die man studieren kann, ist unermesslich. Zudem kann man die Intensität des Studiums variieren. Das Schönste am eigentlichen Studium des Lebens sind die Studiengänge, die nicht auf dem Lehrplan stehen. Ich studiere für mein Leben gerne Menschen, Verhaltensmuster und Verhaltensauffälligkeiten. Mit welchem Verhalten Menschen versuchen, Komplexe zu kompensieren oder Anerkennung zu erhalten. Bestätigung zu erlangen. Bewunderung zu bekommen. Dem Geltungsdrang nachzukommen. Ihre Schwächen zu kompensieren. Die Stärken in den Vordergrund zu spielen. Macht auszuüben. Ticks auszuleben. Schuldgefühlen nachzukommen. Die Art, sich zu entschuldigen oder eben nicht. Danke sagen zu können oder auch nicht. Zu beobachten, wo die Aufmerksamkeit ist. Ausdrucksformen. Varianten der Körpersprache. Sendungsbewusstsein. Die Art zu lachen. Tonalitäten. Was die Gestik uns sagt. Wie der Geruchssinn beeinflusst wird.
Der Mensch selbst ist das größte Studium. Dagegen ist alles andere ein Leichtes. Wie reagiert der Mensch auf was? Aggression. Wann fühlt er sich angegriffen, wann fühlt er sich wohl? Und dieses Studium ist unendlich, weil der Mensch in einem sich ständig wandelnden Umfeld sozialisiert wird. Somit ist er nie gleich, weil das Umfeld nie dasselbe ist. Der Einfluss von Herkunft. Der Einfluss des Lebenswegs. Der Einfluss der Zeit, in der dieser geprägt wurde, auf welchen Lehren seine Weisheiten beruhen.
Für mich ist wirklich vieles interessant und auch das Studium der unterschiedlichsten Dinge über die gesamte Zeitachse und die geografischen Dimension, aber der Mensch ist dann doch mein liebstes Studium. Deshalb beobachte ich ihn auch so gerne und intensiv.
Und wenn ich ihn in neuen Umfeldern beobachten kann, dann ist das, wie einen neuen Schmetterling entdeckt zu haben. Egal, ob im Fitnessstudio oder im Supermarkt, auf dem Wertstoffhof oder im Schwimmbad, im Fussballstadion oder im Zug, beim Friseur oder im Wartezimmer, es gibt keinen Ort, an dem man dem Menschen nicht etwas abgewinnen kann. Denn seine Art der Anpassung und des Verhaltens sind immer anders. Somit gibt es immer etwas zu studieren.
Sonntag, 14. Februar 2010
Neulich an der Tanke: Hast du keine Augen im Kopf?
Ich füll Spritzwasser nach und bring die Gießkanne in den Laden zurück, da fährt mir einer fast übern Fuß. Es war früh, ich schlecht drauf, alles kalt, Tanke nervt und nun auch noch dieser Trottel, der mir fast über die Füße fährt. Ich also gepumpt und gepumpt und dann das ganze Programm: 1. Lautstärke: Max. Volume. 2. Duzen, ja nicht so tun, als ob solche Bastarde noch zur Zivilisation gehören. 3. Gestikulieren mit großen, ruckartigen und unkontrolliert wirkenden Armbewegungen (das wirkt irre und macht evtl. Angst). 4. Rhetorische Fragen, immer wiederholen, ohne auf Antwort zu warten. 5. Auf den Boden geworfen, als wär ich Canavaggio, hab ich mir diesmal erspart, aber sonst war alles perfekt.
"Ja, spinnst du? Hast du keine Augen im Kopf? Bist du blind? Kannst du nicht Auto fahren? Gehts dir noch gut? Willst du mirs Bein brechen? usw.usf."
War ein schöner Moment der Menschheitsgeschichte: Dort der Trottel, hier ich, Krone der Schöpfung. Ich hatte gekämpft, für eine bessere Welt, und gewonnen. Beruhigt und befriedigt bin ich ins Auto gestiegen. War ein wunderbares Gefühl, gerade meinen heutigen Beitrag zur Erhaltung der Zivilisation geleistet zu haben. Irgendwie kam mir in den Sinn, wie der Typ da im Auto irgendwo so blöd gelacht hatte. Dieser ***** mit seiner dummen, blonden Mähne. In seinem F***-Mercedes, in seinem schw****. Ich muss übrigens erwähnen, dass meine Sehkraft mich verlässt. Ohne Brille ist alles nicht mehr wie früher. Als ich nachdenke, fällt mir nebenbei auf, dass ich den Typ im Auto nicht wieder erkennen würde. Nur diese Mähne vielleicht.
In diesem Moment fällt mir noch was ein. Nämlich, woran mich das erinnert, Mercedes, Mähne usw. Mein Nachbar sieht so aus und er hat auch ein Auto wie das! Und noch während mir das einfällt, hab ich gleichzeitig im Bauch ein ganz mieses Gefühl. Wenn das mein Nachbar war ..... dann hab ich grad meinen Nachbarn beschimpft. Fies, unflätig, ihn duzend, laut und alles in allem unzivilisiert. Shyce! In diesem Moment dreht sich die Geschichte. Mein Hochgefühl verschwindet, meine Überlegenheit ist weg. Ich finde mich einfach nur peinlich. Ich schäme mich. Mein Gott, ich hab meinen Nachbarn beschimpft. Und ich muss dazu sagen, er ist keiner, mit dem man mit zwei drei Bier alles regeln kann.
Interessante Erfahrung. Um es gleich zu sagen, er war es nicht. Ich hab ihn nämlich angerufen und gefragt, ob ich ihn eben an der Tanke beschimpft hätte. Nein, alles kein Thema, und selbst wenn, wir rasten ja alle mal aus usw. usf.
Das Interessante war, wie sich meine Bewertung geändert hat, als ich mir vorgestellt habe, mein "Opfer" wär jemand, den ich kenne. Nie im Leben würde ich wollen, dass mich ein Benkannter so erlebt. Denn ich bin nicht so resp. will so nicht sein. Aber warum bin ich es dann überhaupt? Eine ethische Frage.
Und es geht weiter. Es ist mir schließlich auch wichtig, dass mein Kind so etwas weiß und versteht. Als ich meinem Kind davon erzähle, meinte es nur, oh mein Gott, wie peinlich, wenn es wirklich der Nachbar gewesen wäre. Ich sagte, mein Problem wär ein ganz anderes: Wenn es Nachbarn gibt, denen gegenüber (m)ein solches Verhalten nicht okay gewesen wäre, dann ist es grundsätzlich und damit niemandem gegenüber okay. Doch das Kind versteht nicht. Es denkt, wenn ein Fremder sich blöd verhält, ist es okay, ihn zu beschimpfen. Ich fange seit Tagen immer wieder damit an. Das Kind bleibt bei seiner Meinung, und will inzwischen nicht mehr darüber reden. Das Kind will nicht einsehen, dass eine Privat-Ethik eine schlechte Ethik ist. Ganz einfach, weil sie - wie in diesem Fall - nie normativ werden könnte. Bin ratlos.
Samstag, 13. Februar 2010
Mistr. Universum
Donnerstag, 11. Februar 2010
Auge um Auge, Zahn um Zahn und der Klügere gibt schon lange nicht mehr nach
Es färbt ab bis auf die Schulhöfe, bis in die Unternehmen, bis in die Vereine. Ja, bis in die U-Bahnen und Straßen. Man gewährt nicht mehr dem Anderen den Vorrang, denn das entspricht einer persönlichen Niederlage. Sich zu behaupten, überlegen zu sein, ist zum Status geworden. Der Erfolg, der Sieg rechtfertigt den Einsatz aller Mittel.
Die Dopingsünder des Alltags gehören schon längst zum selben. Es ist schade, mit ansehen zu müssen, dass es die Menschen trennt in harten Zeiten, dass es diese auseinander dividiert, anstatt das einzig Richtige zu tun – zusammenzukommen, zusammenzurücken und gemeinsam Sache zu machen.
Die eigene Angst scheint dann doch so groß, die Angst vor dem Versagen, vor dem Scheitern, vor dem sozialen Abstieg, dass es zugeht, wie auf der sinkenden Titanic. Und niemand schreitet ein, aber alle wundern sich.
Wenn man im Zug fährt, bemerkt man, dass Menschen sich persönlich bedrängt fühlen, wenn man gegenüber Platz nimmt. Dass Koffer und Taschen mehr Plätze belegen, als man Mitreisenden anbietet. Wenn man Auto fährt, spürt man körperlich die Aggressivität, mit der alle unbedingt schneller vorankommen wollen. Wenn man einkaufen geht, dasselbe Gefühl. Überall diese kleinen Wettbewerbe über Sieg oder Niederlage.
Es ist zu einer Unkultur mutiert. Es ist ein Zeichen von großer Verunsicherung. Das alles hat die Menschen voneinander entfernt, anstatt in einer solchen Situation zusammenzustehen. Der Weg aus jeder Krise ist immer der gemeinsame. Miteinander kommt man aus jeder Krise. Der Weg in die Krise ist immer gepflastert von einigen Wenigen, die sich selbst bereichert haben. Die nur sich selbst gesehen haben. Das „Ich“ läßt uns in die Krise schliddern und das „Wir“ bringt uns da wieder raus.
Ich mag diese Stimmung nicht. Den Tonfall. Die fehlende Wertschätzung. Das Menschen, das, was ihnen widerfährt, an andere weitergeben, anstatt selbst die Sollbruchstelle für ein solches unsoziales Verhalten zu sein. Alle wollen sich in die paar Rettungsboote retten und heil aus der Sache und der Zeit rauskommen. Nach ihnen die Sintflut.
Um beim Beispiel der Titanic zu bleiben. Es hätten fast alle gerettet werden können, wenn man alle Rettungsboote mit Menschen gefüllt hätte und alles, was als Rettungsboot hätte dienen können, genutzt hätte. Aber damals wie heute verhalten sich Menschen und Systeme eben nicht so. Warum eigentlich? Warum sollen immer die anderen aus der Geschichte lernen und nicht wir?
Mein einfacher Gedanke ist ein starkes ehrlichen Miteinander und Füreinander dazusein. Und wenn ich mich an diesem Gedanken entlang hangel, dann spüre ich, dass dieses Konzept funktionieren würde. Denn es hat schon funktioniert. Wieder und wieder. Aber muss es immer erst zum Äußersten kommen. Offensichtlich ja.
Dienstag, 9. Februar 2010
CD oder nicht CD – Das ist die Frage
Da ich eher ein Bauchmensch bin, neige ich zum „kaufen“. Denn mein Gerechtigkeitssinn sagt mir, wir leben nach Regeln und das System funktioniert nur, wenn wir uns alle an diese halten. Wenn es aber ein Privileg ist, von viel Geld verhältnismäßig wenig Steuern zu zahlen mit Hilfe von krimineller Energie, dann plädiere ich dafür, hier für Gleichheit vor dem Gesetz zu sorgen.
Womit ich schon in den nächsten Diskurs schliddere, denn Gerechtigkeit hat nichts mit Recht vor dem Gesetz zu tun. Der Verkäufer erhält die stattliche Summe von 2,5 Mio. Euro. Das würde bedeuten, wenn ich 1.000 Steuersünder mit einem Steuervergehen von jeweils 5 Euro auf eine CD pressen würde, müsste mir der Staat für die CD dasselbe zahlen. Denn der Rechtssprechung ist die Höhe der Steuerhinterziehung vor dem Gesetz egal. Ihr geht es um den Tatbestand der bewussten kriminellen Handlung , die zum Zweck, sich selbst zu bereichern und dabei billigend in Kauf nehmen, die Allgemeinheit schädigen.
Aber der Staat würde mir für die CD sicher nicht die Summe zahlen und der Allgemeinheit wäre der Preis auch sicher zu hoch. Somit geht es nicht um Recht und Gerechtigkeit, sondern es scheint da eine gehörige Portion von Neid und Gier mitzuschwingen. Man redet von „den Reichen“. Das gefällt mir zum Beispiel überhaupt nicht, weil es eine Verallgemeinerung darstellt, die sicher ebensowenig zutrifft, wie die Behauptung, dass alle Arbeitslosen Sozialschmarotzer sind. Denn auch hier sind diejenigen in der Minderheit, aber sorgen leider dafür, dass es allen anhängt.
Warum zahlen Menschen eigentlich nicht gerne Steuern? Weil alle das Gefühl haben, die Steuern wären nicht gerecht. Man zahlt zu viel. Es ist zu kompliziert. Die Steuern werden nicht so verwendet, wie es sein sollte. Das muss so sein, denn man kennt niemanden, der nicht über die Steuerlast und die Ungerechtigkeit klagt.
Der Staat sorgt nun aber nicht für ein gerechteres Steuerempfinden, sondern ganz im Gegenteil, er wirkt gierig beim eintreiben und dem erfinden und entwickeln von neuen Einnahmequellen, die den Steuerzahler belasten. Somit scheint ein wahrer Krieg entfacht zu sein zwischen den Eintreibern und den Steuerzahlern. Die einen versuchen, so viel zu bekommen, wie es geht – mit allen Mitteln. Die anderen versuchen, so wenig zu zahlen, wie es geht – mit allen Mitteln. Das ist die Kultur. Und in diese Kultur fällt nun der Kauf der CD.
Was den Rechtsstaat gefühlt in einem anderen Licht erscheinen lässt und was die inquisitiorische Vorgehensweise nur untermauert. Nur dass es diesmal keine Hexenjagd ist, sondern dass es die so genannten „Reichen“ erwischt. Das stört mich ungemein. Aber das stört mich auch an anderen Stellen. Der Staat treibt Geld ein und zwar auf eine Art und Weise und mit dem Einsatz von Techniken, dass der Zweck aus meiner Sicht nicht die Mittel heiligt. Statt für ein gerechtes Steuersystem zu sorgen, das kinderleicht zu verstehen und zu bedienen wäre. Eine intelligente und sinnvolle Verteilung von Steuergeldern mit hoher Transparenz würde genau für die Glaubwürdigkeit sorgen, die an allen Ecken und Ende fehlt.
Ich finde die Kultur, dass die einen nur darüber nachdenken, wie man den Staat besser bescheißen kann und dass der Staat nur darüber nachdenkt, wie man den Bescheißern auf die Schliche kommt unerträglich. Ich würde lieber in einem Land leben, in dem die Menschen gerne Steuern zahlen, weil sie überzeugt sind, dass diese nicht nur gerecht sind, sondern dem Staat, also den Bürgern, wirklich dienen.
Somit sollte der Staat nicht nur in die Verfolgung von möglichen Steuersündern investieren, sondern auch in das Vertrauen, denn sonst geht das steuerrechtliche Aufrüsten weiter und weiter. Das gefällt mir persönlich überhaupt nicht, denn es fördert den Denunzianten, was ich als unerträglich empfinde. Es verschärft die Vorgehensweise auf beiden Seiten. Denn eins ist mal klar, Steuerhinterziehung bei den Summen lohnt sich immer. Denn diese Menschen haben so viel Geld, dass diese über eine Selbstanzeige und eine sofortige Zurückzahlung mit maximal einer Bewährungsstrafe davonkommen.
Wer sich das nicht leisten kann, der würde das Risiko sicher nicht eingehen, weil er sonst nämlich selbst eingeht. Und das alles kann doch kein Zu- und Umstand in einem Land sein. Deshalb plädiere ich für eine Kultur der gerechten Steuern. Dann minimiert sich die kriminelle Energie von selbst.
Das ist wie bei einer Bottleparty. Der Deal ist klar. Jeder bringt was mit und somit was ein. Wer viel hat, bringt mehr mit, wer weniger hat, weniger. Trotzdem ist immer das Ziel, eine geile Party zu feiern. Es kann nicht sein, dass die einen feiern auf Kosten der anderen. Das macht man nicht. Aber es ist zur Kultur geworden und mein Gefühl sagt mir, dass der Staat daran mehr schuld ist, als ihm lieb ist. Denn er agiert mit derselben Energie, wie diejenigen, die er verfolgt.
Aber trotzdem bin ich dafür, die CD zu kaufen. Denn mein Gefühl sagt mir, dass diese Käufe die Steueroasen trockenlegen. Und das ist gut so.
Freitag, 5. Februar 2010
Menschen, über die man besser nichts sagt
Wenn man über solche Personen spricht, über die man nicht sprechen sollte, dann bewirkt es in der Regel das Gegenteil dessen, was man eigentlich im Sinn hatte. Denn jede Art von Berichterstattung hat eine gewisse Aufmerksamkeit zur Folge. Im Internet kann man diese Spur sogar sehen und nachverfolgen – und sie bleibt bestehen.
Darum rede ich über bestimmte Menschen, Paare, Gruppen oder große Gruppierungen nicht, denn ich will diesen keine unnötige Aufmerksamkeit widmen. Zudem sind einige davon keine leichtzunehmenden Lebensgenossen. Ganz im Gegenteil.
Auf vielen Webseiten wird genau über diese Menschen geschrieben. Bei mir nicht. Oder über das, was diese Menschen tun oder wofür sie stehen. Man erregt sich. Empört sich. Haut drauf. Und? Nichts passiert. Außer, dass man dadurch selbst ins falsche Licht gerückt wird. Das Internet zensiert, ohne zu zensieren. Es sagt nicht, schreibe nicht darüber, aber wer ein wenig nachdenkt, der weiß, welche negativen Folgen das haben kann, wenn man es dann doch macht.
Das ach so freie Internet hat somit dann doch Grenzen, die man besser nicht überschreitet. Einige der zentralen Themen muss man auf einer solchen Internetseite kategorisch ausschließen, denn diese locken Traffic an, den man nicht wirklich will. Ich sage nur: Die Geister, die ich rief. Das Internet verändert das Schreiben – vor allem, wenn man gefunden werden will.
Gern würde ich mich über den einen oder anderen Zeitgenossen auslassen. Sicher würde das zu großer Erheiterung und Anteilnahme führen, aber ich lasse es besser. Schade eigentlich, denn mir fallen spontan einige ein, die ich gerne mal Buchstabe für Buchstabe zerlegen würde. Aber ich lass das. Wirklich. Oder? Ja!
Mittwoch, 3. Februar 2010
iPad Keynote Kurzversion (big fun)
Ich weiß, alle lieben Apple und so ... aber das ist zum Piepen, nehmt's mit Humor.
Dienstag, 2. Februar 2010
Resistent
Wiederum gibt es Menschen, die es genau solchen dann doch beweisen wollen. Es scheint wie eine Lebensaufgabe, so etwas wie Veränderung oder Einsicht zu bewirken. Und so beginnt ein langer ausdauernder und intensiver Schlagabtausch, mit dem immer selben Ergebnis: Nichts hat sich bewegt, geschweige denn verändert.
Auch das liegt in der Natur der Dinge. Somit verwundert nur die Menge an sinnlos vergeudeter Energie, denn beide haben dabei unglaublich viel Energie und Zeit investiert und verloren. Und das wie zu erwarten ergebnislos.
Es scheint eine Art Beschäftigungstherapie. Da haben sich zwei gefunden, die diesen sinnlosen menschlichen Schlagabtausch brauchen, wollen, ja sogar genießen. Ich glaube, dass Menschen, die resistent sind, dies wie eine Sucht auskosten, pflegen und nähren. Denn diese offensichtliche geistige Unbeweglichkeit ist im Prinzip ja nicht unbeweglich. Sie muss sich ständig den Argumenten und Beweisen erwehren. Das ist aufwendig und anstrengend. Das ist fast so, als ob man sich in unzähligen Lügen zu verstricken droht. Man muss sich unglaublich viel merken, um seine Position aufrecht erhalten zu können.
Würden nun resistente Menschen diese Position einfach an den Nagel hängen und dieselbe Energie in andere produktivere Aspekte des Lebens investieren, käme das denselben und allen anderen mehr als zu gute.
Denn das einzig blöde an dieser resistenten Haltung ist, dass sie nichts Positives und Produktives schafft, sondern nur auf einem einzigen Standpunkt beharrt. Und ob es das wert ist, vermag ich zu bezweifeln.
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