Freitag, 28. November 2008
Fehleinschätzung – Was Machtmenschen fälschlicherweise glauben und nicht wissen
Sie wären im Recht. Nicht nur meistens, sondern immer. Sie irren. Alle Ideen, die ihrem Kopf entspringen, wären genial. Dem ist nicht nur nicht so, sondern noch schlimmer, der Großteil hat den Status einer Idee nicht mal im entferntesten erreicht, sondern ist nur ein Einfall. Dass die Annerkennung, die ihnen von allen Seiten zuteil wird, die Qualität ihrer Leistung widerspiegelt. Auch hier irren Machtmenschen gewaltig. Im Umfeld solcher Menschen wird weniger die Wahrheit formuliert, sondern mehr der persönliche Vorteil gesucht. Und diese Spezies Menschen glaubt, dass es immer so weiter geht. Auch dass diese Einschätzung nicht stimmt, werden sie schmerzlich früher oder später erfahren. Denn letztendlich sind die Friedhöfe voller Menschen, die unersetzlich sind. Aber der schlimmste Fehler, der Machtmenschen unterläuft, ist die völlig selbst überschätzte Selbsteinschätzung. Das ist richtig peinlich. Somit scheint klar, um so mehr Macht man in sich und um sich vereint, umso mehr entfernt man sich von so etwas wie Wirklichkeiten, Meinungen, Erfahrungen und Wahrheiten. Und man lernt so gut wie nichts, nicht wesentliches mehr dazu. Die Wände der Macht sind dick und undurchlässig für so etwas wie dazulernen, bemerken, erkennen, sehen, hören, spüren. Machtmenschen mit Verantwortungsbewusstsein haben Türen und Fenster in die Mauern ihrer Macht gebaut. Und diese benutzen sie auch.
Donnerstag, 27. November 2008
Wenn die Marke spricht, schweigt das Produkt.
Es ist eine der letzten, die es sich lohnt, zu verteidigenden Bastionen im Marketing. Es steckt schon im Wort – Marketing: „Marke”. Die Marke ist der Magier unter den ganzen Arbeitern. Ihr gelingt alles, ohne viel Aufheben. Alles scheint ihr einfach zuzufliegen. Eine magische Anziehungskraft geht von der Marke aus.
Die Marke muss sich nicht erklären oder beweisen. Sie wirkt oder sie wirkt nicht. Wer nicht in die Kraft der Marke investiert, investiert in ein Fass ohne Boden. Die Marke ist der Freund unter vielen Bekannten. Die Marke ist da, auch wenn man selbst nicht da. Sie begrüßt einen. Sie respektiert einen. Und man ist tief und fest verbunden mit der Marke.
Da kann viel kommen, aber zwischen die Marke und einen selbst kommt so gut wie nichts. Um an die Kraft der Marke glauben zu können und um deren Stärke zu wissen, muss man der emotionalen Betrachtungsweise mehr Raum, Zeit und Platz überlassen, als der rationalen. Wer hört sich schon gerne Fakten an, wenn er seiner Marke vertraut. Was sollen die vielen Argumente, wenn man eine Marke an seiner Seite weiß.
Die Marke ist ein guter Ersatz für Freundschaft, wenn diese mal nicht durch Menschen möglich zu machen ist. Sogar den Hund ersetzt die Marke ganz gut. Sie lächelt uns an. Sie hebt uns auf eine andere Ebene. Die Marke beglückt uns mit ihrer Gegenwart. Sie zeigt, wer wir sind, wo wir stehen. Durch die Marke können wir uns selbst bestätigen, uns selbst Anerkennung zollen. Erst durch die Marke können wir zum Ausdruck bringen, wer wir sind oder wer wir werden wollen. Die Marke steht in keinem Verhältnis. Sie ist, wie sie ist. Und der Marke verzeihen wir viel mehr, als allen und allem anderen. Sie fordert eine besondere Art an Loyalität und manchmal braucht die Marke sogar uns. Dann können wir uns der Marke gegenüber dankbar erweisen.
Über allen Vorteilen, Nutzen, Argumenten, Testergebnissen schwebt völlig losgelöst die Marke und scheint denen am Boden der Tatsachen auf den Nasen herum zu turnen. Mit einer Leichtigkeit und Gleichgültigkeit, die einem nur Bewunderung entlockt. Die Marke schwebt, wenn die Argument pflügen. Die Marke fliegt, wenn die Fakten rollen. Die Marke gleitet dahin, wenn die Nutzer um die nächste Ecke gerannt kommen. Die Marke überzeugt, wenn Vorteile überreden müssen. Die Marke...
Dienstag, 25. November 2008
Suche nicht den Erfolg und du wirst erfolgreich sein
Es ist fast unfair und als ziemlich gemein anzusehen, dass Erfolg oftmals denen zufliegt, die ihn nicht unbedingt gewollt, geschweige denn versucht haben, ihn quasi zu erzwingen. Wenn wir über Erfolg sprechen, dann sprechen wir natürlich über den richtigen Erfolg. Die Art von Erfolg, die einem rundherum gut tut.
Erfolg ist eigentlich nur der Teil, an dem man eine wichtige Etappe erreicht. Wenn man insgeheim weiß und überzeugt ist, dass man diese erreicht, dann fallen auch die Zwänge weg und die Verhaltensweisen, wenn man Erfolg unbedingt will. Warum auch, wenn man weiß, dass man an diesen Punkt ohnehin gelangen wird. Die Verhaltensweisen werden erst dann verhaltensauffällig bis hin zu weitreichend negativ, wenn derjenige spürt, dass er den Punkt mit normalen Mitteln ohnehin nie erreichen wird. Er ahnt es insgeheim. Darum das gequälte und zwanghafte, den Erfolg mit allen Mitteln unbedingt erreichen zu wollen.
Es sind auch zwei Arten von Erfolg da. Der eine kann ihn genießen. Weil er ihn mit den Mitteln und Fähigkeiten seiner Persönlichkeit erreicht hat. Somit kann er mit Erfolg auch umgehen. Die anderen hingegen leiden mehr unter dem Erfolg. Weil sie insgeheim spüren, dass dieser nicht gerechtfertigt ist, dass sie diesem nicht gerecht werden können. Und das Schlimmste ist, dass man ihnen diese Art von Erfolg einfach und schnell auch wieder nehmen kann.
Diese zwei sehr unterschiedlichen Wege zum Erfolg formen die Menschen zugleich. Und sie kommen auch nicht am selben Ziel an. Die einen reden über etwas wie Erfolg, was es aber in Wirklichkeit nicht ist und über die anderen und deren Erfolg redet man, weil es die Art von Erfolg ist, die man an anderen Menschen so schätzt. Der wirklich Erfolgreiche spricht nicht darüber, weil der Status für ihn nichts besonders ist, sondern eher etwas verantwortliches. Somit kann man einfach und schnell erkennen, was wirklich Erfolg ist, und was so etwas ähnliches wie Erfolg ist.
Montag, 24. November 2008
LI.VE Liebe und Verbundenheit
Du hast die Wahl. Man kann sich immer entscheiden. Das ist ein Privileg unseres Standortes, dass wir jeden Standpunkt einnehmen können. Nicht alle machen wirklich Gebrauch davon. Viele folgen nicht ihrer Intuition, sondern einer Logik. Einer Logik? Welche Logik ist das? Vor allem, von wem ist diese Logik? Die Logik, die nicht im Einklang mit der eigenen Intuition steht. Könnte es die Logik anderer sein? Eine Logik, die gut formuliert ist? Die schön verpackt ist? Eine Logik, die uns leiten soll, damit die Ziele anderer in Erfüllung gehen? Das wäre wirklich schrecklich logisch.
Die Versorgung von Interessen muss auch langfristig gesichert werden. Dafür benötigt man Menschen, welche die Versorgung der jeweiligen Interessen sicherstellen. Somit könnte es sein, dass man nicht seinen Interessen folgt, sondern den Interessen ganz anderer. Und damit einen langen beschwerlichen Lebensweg beschreitet.
Man ist so jung, wenn man die wesentlichen Entscheidungen für sein Leben treffen soll. Da läßt man sich die eine oder andere Entscheidung gerne abnehmen von so etwas wie Vernunft. Man versucht, in die Welle anderer zu kommen und die Welle der anderen mit abreiten zu dürfen.
Schon in der Schule muss man sich entscheiden, welche Leistungskurse man belegt. Und man überlegt nicht, welche eigenen Interessen wirklich im Vordergrund stehen, sondern welche Fächer einem womöglich die besten Zensuren bescheren. Und so geht es dann weiter. Man selbst wird nie wirklich gefragt, sondern nur, was der beste Weg ist, Ziele anderer zu erreichen.
Und dann kommen diese vielen Menschen mit ihren vollkommenen Lebensentwürfen um die Ecke und erklären einem ständig, dass es nur so geht. Diese sind wohltemperiert und -formuliert und man wagt es nicht, einen kleinen Gegenentwurf in die Runde zu werfen. In die Fußstapfen von jemand anderem zu treten, bedeutet doch nur, keine eigenen zu hinterlassen. Eine furchtbare Vorstellung.
Freitag, 21. November 2008
Eine Ode an die Haltung
Sie ist eine Frage der Persönlichkeit, des Charakters. Haltung lernt man nicht oder gewinnt man, Haltung hat man oder nicht. Schon in frühester Kindheit kann man erkennen, wenn man will, ob ein Kind Haltung hat oder nicht. Aber wer will das schon wissen. Kinder mit Haltung sind anstrengender als Kinder ohne. Jugendliche mit Haltung ebenso. Haltung ist vor allem die Gabe „nein“ sagen zu können und nicht „ja“ zu sagen, um zu gefallen. Haltung ist zudem die Eigenschaft, sich an seinen eigenen Idealen zu orientieren, anstatt an denen anderer. Haltung ist das ständige Bestreben, die Würde vor sich selbst zu wahren. Haltung bedeutet, mit einer bestimmten legitimierten Art von Lebenslügen nicht leben zu wollen. Haltung bedeutet, seinem inneren Schmerz eine verständliche Stimme zu verleihen. Haltung bringt die Notwendigkeit, Fragen zu stellen, vor allem diejenigen, die andere nicht stellen. Mit Haltung verbindet man, seinen Vorteil nicht auf Kosten anderer zu suchen. Haltung macht berechenbar. Haltung bedeutet aber auch, an keinem Dogma festzuhalten sondern sich eine neue, andere oder dieselbe Meinung zu bilden. Haltung befragt in erster Instanz das eigene Gewissen und wägt dann mit Hilfe von Plausibilität ab. Haltung bedeutet, andere Menschen mit dieser stützen und unterstützen zu wollen. Haltung ist Orientierung für einen selbst und sein Umfeld. Haltung ist Messlatte, nur für einen selbst, auch wenn es niemanden interessiert. Haltung bedeutet auch, die Konsequenz der Haltung ertragen zu können. Haltung ist keine Frage von materiellen Aspekten und Wohlstand, sondern besteht aus moralischen und ethischen Grundsätzen, an die man sich aus welchen Gründen auch immer hält. Auch wenn andere das im direkten Umfeld nicht tun. Haltung bedeutet, seine Grenzen zu kennen und Grenzen von Freiheiten bewusst nicht zu überschreiten. Haltung ist verlässlich. Haltung kann man erst rückblickend beurteilen. Menschen mit Haltung sind selten, weil der Weg eines Menschen kontinuierlich gepflastert ist mit Mechaniken und Verhaltensweisen, die Haltung geradezu torpedieren. Menschen ohne Haltung können sich besser anpassen. Menschen mit Haltung fallen durch Anpassungsschwierigkeiten geradezu auf.
Donnerstag, 20. November 2008
Der Kampf um die Zeit
Ein Freund sagte mal: „Business ist ein Wettrennen, bei dem alle mitrennen, ohne dass es eine Ziellinie gibt.“ Also, man beginnt zu rennen, rennt immer schneller und schneller, rennt, so schnell man kann, bis man wieder langsamer wird und langsamer und man aufhört mitzurennen. Somit ist Business ein Wettlauf. Vor allem ein Wettlauf um die Zeit. Um die Zeit, die einem letztendlich verloren geht, weil man gerannt ist, gerannt an allem vorbei. Auf ein Ziel zu, das es nicht gibt und das noch keiner je erreicht hat.
Schon verrückt. Denn wer kann, soll und darf, rennt mit. Niemand fragt mal nach: Wohin rennen wir eigentlich? Was ist das Ziel? Was erwartet uns am Ziel? Wann sind wir da? Was ist der Lohn? Was haben wir davon, wenn wir rennen? Warum rennen wir eigentlich, wenn wir auch gemütlich gehen könnten? Warum rennen wir durchs Leben?
Es scheint ein Massenphänomen zu sein. So eine Art Kettenreaktion. Alle machen mit, weil alle es vormachen. Niemand schreit „Stopp. Hört auf zu rennen, gehen reicht völlig aus.“ Durchs Leben zu gehen, hätte unglaubliche Vorteile. Man würde sehr viel mehr Eindrücke und Erlebnisse mitnehmen. Sehr viel mehr Erfahrungen in Erkenntnisse umwandeln können. Das ständige Reflektieren würde uns in ganz neue Denkwelten katapultieren. Das alles ist beim Rennen unmöglich. Beim Rennen fliegen die wesentlichen Aspekte des Lebens wie im Flug an einem vorbei.
Irgendwer erzählte mir mal, dass es Urvölker gibt, die glauben, dass nur beim Gehen auch die Seele, also das Wesen des Menschen, folgen kann. Wenn man also mit dem Flugzeug fliegt, dann würde die Seele, das eigentliche Wesen nicht mehr hinterher kommen. Das ginge zu schnell. Wilde Theorie. Aber ein schönes Bild, das den Unterschied zwischen gehen und rennen sehr gut verdeutlicht.
Alles muss schnell gehen. Nicht, weil es schnell gehen muss, sondern weil alle rennen. Und somit muss alles die Geschwindigkeit der Fortbewegung annehmen. Die eigentliche Frage, die mich dabei berührt, lautet: Wenn wir so schnell durchs Leben rennen, dann kommen wir doch unweigerlich schneller ans Lebensende? Wenn wir an vielem achtlos vorüber rennen, dann haben wir einen Großteil der Dinge auf unserem Lebensweg gar nicht wahr- und mitnehmen können. Wir rennen nicht nur schnell durch unser eigenes Leben, sondern auch noch an allem vorbei. So dass wir das unmöglich so verarbeiten können, als wenn wir gehen würden.
Alles deutet darauf hin, dass es besser wäre, wenn wir nicht rennen, sondern wie es sich für Menschen gehört, gehen würden. Wenn wir unserer natürlichen Fortbewegung in allem folgen würden. Wenn wir das Tempo vermenschlichen würden. Nicht nur, dass die gelebte Netto-Lebenszeit sich wunderbar vervielfachen würde, die Intensität, mit der wir jeden Lebensschritt einen nach dem anderen ausführen würden, würde uns zu Unglaublichem befähigen. Da bin ich mir sichern.
Mittwoch, 19. November 2008
Der Mann, der liegen blieb
Ein Traum verfolgt mich seit meiner Schulzeit. Der Traum von dem Mann, der eines Tages beschließt, einfach liegen zu bleiben. Im warmen Bett. In Sicherheit und Geborgenheit. Umsorgt und behütet. Er beschließt, nicht mehr aufzustehen und wieder in eine dieser sinnlosen Schlachten zu ziehen, um Ziele zu verfolgen, die ihn eigentlich nicht wirklich interessieren. Er beschließt – das war es. Macht ohne mich weiter. Ich bleib jetzt liegen.
Bis hierhin ist der Traum einfach wunderbar und fabelhaft, aber ich denke, steh jetzt auf du Idiot. Und was tue ich, stehe natürlich seit über 38 Jahren so gegen 7.00 Uhr auf. Habe dieses Lächeln auf den Lippen, weil mir ein Gedanke nicht aus dem Kopf geht. Liegenbleiben ist ja gut und schön, aber was mache ich um 10.00 Uhr oder um 11.00 Uhr? Wie komme ich an den Kühlschrank?
Liegenbleiben kommt mir, wenn ich mal aufgestanden bin, total bescheuert vor. Schon verrückt, wie fundamental schnell sich Wahrnehmung verändern kann.
Demokratie
Erinnern Sie sich noch? Alle Gewalt geht vom Volke aus. Die Würde des Menschen ist unantastbar. Der Abgeordnete ist nur seinem Gewissen verantwortlich. Alle Deutschen haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen. Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
Das fällt mir gerade ein, als ich in der Tagesschau sehe, wie ein paar der gerade in Berlin anwesenden politischen Vertreter ausbaldowern, dass sie dem angeschlagenen Autobauer Opel, der zu General Motors gehört, mit meinen Steuergeldern unter die Arme greifen wollen. Hallo? Meine Stimme habt ihr dafür nicht.
Wenn ein amerikanischer Autobauer die Produktlinie in Deutschland bestimmt und jahrelang Autos baut, die der Markt nicht kauft, ist es auch keine Lösung, wenn dies jetzt mit meinen Steuergeldern zwangsweise nachgeholt wird. Das rettet auch keinen der 26.000 verbliebenen Arbeitsplätze in Deutschland. Keinen einzigen. Im Gegenteil. Wie wir gelernt haben, ist es viel sinnvoller die Unternehmen vom Markt gehen zu lassen, die vom Verbraucher nicht angenommen werden. Außer vielleicht es wäre ein meritorisches Gut, was man bei Opel beim besten Willen nicht behaupten kann.
Ich wäre hingegen dafür, dem einzelnen Verbraucher viel mehr Netto von seinem selbst verdienten Brutto zu belassen. Sich stark zu machen für den kleinen Selbstständigen, den mittelständischen Unternehmer, den Handwerksmeister und den so genannten Mittelstand, weil das die sind, die hier den Großteil des Wohlstandes erwirtschaften und die, die die Mehrzahl der Arbeitsplätze schaffen. Das Geld, das jetzt Opel in den Rachen geschleudert wird, landet mit 100%-iger Sicherheit sowieso auf irgendeinem obskuren Konto von GM. Hallo? Meine Stimme habt ihr dafür nicht.
Meine Stimme hättet ihr, würdet ihr euch auf die eigentlichen politischen Aufgaben besinnen und nicht nur auf die Wählerstimmen des nächsten Herbstes schielen. Leider habe ich einen ganz anderen Eindruck.
Was also tun? Mich einreihen in die gute Hälfte der Verweigerer, die sich offensichtlich sagen, da kann man sowieso nichts machen. Was soll ich wählen gehen? Nein. Weil es eine ganz andere Lösung gibt. Eine einfache, eine geniale. Wir in Bayern haben es dieses Jahr rein zufällig entdeckt. Das demokratische Geheimnis.
Stellen Sie sich einfach im nächsten Herbst die Frage: „Fühlen Sie sich von unseren Berliner Vertretern vertreten?“ Wenn ja, machen Sie das, was Sie immer machen. Aber wenn nicht?
Dann wählen Sie einfach eine der Parteien, die bisher noch nicht im Bundestag vertreten waren. Egal, wie sie heißt, Hauptsache, sie hat bisher noch nicht mitgespielt. Ganz plötzlich fangen alle politischen Vertreter ganz hektisch an, uns zu vertreten. Wenn sie merken, es geht an ihre Pfründe, dann interessiert sie plötzlich der Wählerwille und sie fragen sich, was der Souverän denn eigentlich will. Dann beginnt sich in all dem Heulen und Zähneklappern der Ex-Etablierten tatsächlich so etwas, wie ein kleines Pflänzchen Demokratie auszubreiten.
Leute, wenn das sogar in Bayern möglich war, was schaffen wir dann erst nächstes Jahr in Berlin?
Dienstag, 18. November 2008
Die Gedanken in meinen Kopf
Es sind oft zu viele. Sehr widersprüchliche. Und dann wiederum so klare. Dann sind da die ganz speziellen, die sich immer tiefer und tiefer in eine Materie vorbohren. Dann gibt es die allgemeinen, die eher oberflächlichen. Und immer und immer wieder die suchenden. Es gibt so unglaublich viele schöne und wundervolle Gedanken. Aber da sind auch die von der Art, die ich überhaupt nicht mag. Ich jongliere gerne in meinen, mit meinen Gedanken. Sehr gerne lasse ich Gedanken auch springen. Von einem zum anderen. Manchmal reise ich weit zurück. Nicht weniger oft versuche ich, weit nach vorne zu denken. Aber meistens denke ich im „Jetzt“. Ich will nichts verpassen und somit kreisen meine Gedanken zum überwiegenden Teil in der Gegenwart. Ich mache mir viele Gedanken, zu einigen Themen sicher viel zu viele. Ich weiß aber auch, dass es da Themen gibt, über die müsste ich mir wirklich mehr Gedanken machen. Sogar meine Ausreden zu diesen Themen machen mir Gedanken. Viele meiner Gedanken sind von der Neugierde getrieben. Nicht wenige auch von Ängsten. Aber auch Neid, Missgunst, Egoismus, Abneigung, Vorurteile, Bewerten und Vergleichen sind ein viel zu großer Teil meiner Gedanken. Viele meiner Gedanken sind hoffnungslos naiv. Das sind meine Lieblingsgedanken. Oft rette ich die Welt in meinen Gedanken, oder wenigstens ein Land, eine Stadt, eine Firma oder einen Menschen. Aber es kann auch ein Hund sein oder ein Goldfisch. In Gedanken kann man so viel Gutes tun, ohne einen Finger krumm zu machen. Und man kann in Gedanken auch mal richtig fies und böse sein. In Gedanken wie gesagt. Es tut so gut, sich in Gedanken mal auszuschütten, auszuheulen und auszutauschen, was man in Wirklichkeit so nicht tun würde. Und dann verfolge ich gerne Gedanken. Ich erkenne sie erst und dann gehe ich ihnen nach. Manchmal verliere ich die Spur, aber meistens ist mein Ehrgeiz dann doch so groß, dass ich dem Gedanken dann doch auch die Schliche komme. Viele Gedanken drehen sich um den Trieb. Sie wissen, welchen ich meine? Nach meinem Gefühl taucht mir dieser Gedanke zu oft und zu unverhofft auf. Aber was soll man machen. Man kann Gedanken nicht wie einen ungeliebten Gast vor der Tür stehen lassen. Gedanken, die kommen wollen, kommen immer durch die Vordertür rein. Denken kann man nur alleine in seinem Kopf. So sehr man auch in einer Runde sitzt und Gedanken austauscht, die Wirklichkeit der Gedanken spielt sich nur im eigenen Kopf ab. Obwohl auch der Gedanke reizvoll ist, mit dem Kopf des anderen denken zu können. Man würde so viel mehr verstehen. Obwohl das nicht gehen würde, denn man müsste ja mit seinen Gedanken in den jeweils anderen Gedanken denken. Und das scheint unmöglich. Und wenn man nur in den Gedanken des anderen denken würde, dann würde man sich genau über die Dinge keine Gedanken machen, über die man glaubt, sich Gedanken machen zu müssen. Oder sie sind so anders, dass es einem selbst nicht auffällt. Somit denkt jeder für sich. Und der Austausch von Gedanken spiegelt nur einen Bruchteil der wirklichen Gedanken wieder. Denn wer kann schon seine Gedanken formulieren und das auch noch in vollem Umfang unter Berücksichtigung der kompletten Klaviatur der Gefühlswelt. Gedanken kann man zwar losgelöst formulieren, aber sie entstehen aus sehr komplexen Zusammenhängen. Und die kann man nicht übermitteln. Der Mensch muss damit leben, dass die Welt nur in seinem eigenen Kopf in seinen eigenen Gedanken so ist, wie sie ist. Und dass dieser Umstand vom Rest der Gedankenwelt stark abweichend ist. Es scheint das Übel der Menschheit zu sein, dass wir Gedanken nicht zusammenfügen können, nicht addieren können, nicht ergänzen. Wir können nur unseren eigenen Gedanken folgen. Und das ist nicht viel, wenn man bedenkt, wie viele brillante Gedanken jetzt in anderen Köpfen gedacht werden, welche unser Bewusstsein nie erreichen werden. Das ist echt ein menschliches Manko. Wir haben sie, können diese aber nicht zu einem „Über-Bewußtsein“ zusammenfügen, damit aus allen Gedanken etwas so viel Größeres entsteht, etwas, das sich der Einzelne hätte nie vorstellen könne. Es gibt Samenbanken und Blutbanken, aber keine Gedankenbanken. Mit dem Tod eines jeden Menschen sterben vor allem eins – wichtige Gedanken. Die für immer weg sind. Das ist wirklich fatal.
Der endlose Rausch
Das Problem einer Sucht ist allgemein bekannt. Sie führt ins Nichts. Die Sucht heizt das zu befriedigende Bedürfnis nur an, ohne dieses jemals wirklich befriedigen zu können. Die Sucht hat kein Interesse, ein Bedürfnis endgültig zu befriedigen, denn sie nährt sich zu gut aus sich selbst. Auf der Sucht begründen sich ganze Wirtschaftsmodelle. Aber jede Sucht ist ein Spiel mit dem Feuer. Das wissen zwar alle, aber jeder geht davon aus, dass immer und nur die anderen verbrennen.
Wenn ich ehrlich bin, dann bin ich ein Suchtmensch. Das heißt, ich muss mich fortlaufend kontrollieren oder meine Sucht so kanalisieren, dass diese nicht in negative Verhaltens- und Handlungsweisen mündet, sondern in produktive und positive.
In meinem Leben habe ich eine Menge Suchtverhalten gestreift, habe mich aber immer gegen die negativen durchgesetzt. Trotzdem sucht die Suchtveranlagung in mir nach immer neuen Wegen und Ausgängen. Menschen mit so einer Veranlagung wie ich sie habe, haben somit die Chance, die Unmengen an Energie, die man zur Befriedigung von Suchtverhalten aufbringt, bewusst in positive und produktive Lebensinhalte zu investieren.
Wem das nicht gelingt, dessen Suchtveranlagung wird sich über kurz oder lang ein Ventil suchen. Und das muss nicht gut ausgehen, das kann erheblich ins Auge gehen. Woran erkennt man Menschen mit einer Suchtveranlagung? An den Extremen. An den Mengen. An der Dosierung. An der Häufigkeit. An der enormen Energie, die dafür aufgewendet wird. An der vielen Zeit, die dafür investiert wird. An der unglaublichen Wiederholungsrate. An der unübersehbaren Intensität. An der Kreativität im Umgang damit.
Ich meine, man kann davon ausgehen, dass viele Menschen, die etwas außerordentlich gut können, weil sie mit einer beeindruckenden Lebensleistung hinter nichts anderem her waren, diese Energie dafür nur aufbringen konnten, weil sie eine Veranlagung zur Sucht hatten. Oft verlaufen diese Verhaltensweisen auch parallel. Somit ist das eigentliche Suchverhalten nur ein Übersprungsverhalten zur Kompensation eines nicht befriedigten Bedürfnisses, keines offenen sondern eines latenten.
Da wartet in mir etwas darauf, dass es befriedigt wird. Wenn dem so wäre, dann würde die Verhaltensauffälligkeit sicher verschwinden und in eine Normalität übergehen. Menschen hören nicht auf, ihre Sucht zu versorgen, weil sie diese überwinden, sondern weil das Verursacherprinzip unter- oder durchbrochen wird. Primäre Störungen, die zu einem Auslösen eines Suchtverhaltens führen, kennt die Psychologie. Ich möchte mich hier nicht zu weit aus dem Fenster hängen, aber es hat in der Regel etwas mit nicht geliebt werden, zurückgewiesen werden, fehlender Anerkennung und Bewunderung, schlechter Kommunikation und solchen Aspekten zu tun.
Somit ist der ewige Rausch, den viele zu befriedigen suchen, nicht befriedigt, wenn man den Nährboden dafür nicht trockenlegt. Was ist der Verursacher? Was Menschen passiert, passiert auch Unternehmen und Volkswirtschaften. Jedes Land erzeugt sein eigenes Suchtverhalten, denn auch Länder und deren Völker können identische psychische kollektive Störungen in ihrer Entwicklung erfahren – wie Menschen. Die Sucht ist ein Phänomen, dem man sich stellen muss. Als Mensch, als Unternehmen und als Land. Wenn man die Sucht schon nicht abstellen kann, dann muss man diese leiten, umleiten, kanalisieren, in positive und konstruktive Aspekte eines Menschen, eines Unternehmens und eines Landes.
Ich bin überzeugt, dass dies für viele oftmals der erste wichtige Schritt in die richtige, bessere Richtung wäre, als ständig offensichtlich schädlichen Verhaltensauffälligkeiten in Form von Süchten weiter und weiter nachzugehen. Da muss sich jeder Mal an die eigene Nase fassen, jeder Mensch, jedes Unternehmen und jedes Land. Es hilft, wenn man es versteht und daraus lernt, sein Verhalten entsprechend zu ändern.
Meine Suchtkompensation? Ratet mal – es ist das Schreiben. Aber ob Ihr es glaubt oder nicht, es reicht nicht. Bei weitem nicht.
Montag, 17. November 2008
Die Moldau – Smetana
Da ich in Prag war, war ich auch an der Moldau. Und wer an der Moldau verweilt, der schaut Smetana über die Schulter seiner Komposition. Die Aufnahme „Die Moldau“ des Israel Philharmonic Orchestra ist mir die Liebste. Oder doch die von Herbert mit den Berliner Philharmonikern? Beide sind grandios. Ich kann nicht wirklich sagen, was mich an diesem Stück so fasziniert, aber es packt mich immer wieder. Es ist einfach schön. Schön für meine Gefühlswelt. Man wird wie ein Blatt in der Strömung von der Moldau durch das ganze Stück mal sanft getragen, mal förmlich mitgerissen. Leider habe ich zu wenig Ahnung, in welchem Kontext dieses Stück kulturell steht. Mein Wissen um die klassische Musik ist da zu begrenzt, aber was soll man machen, wenn man etwas als so schön und vollendet empfindet.
Nun stand ich da in Prag an der Moldau und er saß direkt daneben. Und beim Anblick lauschte ich den Klängen seiner Komposition, ohne dass diese wirklich zu hören war, nur in meinem Kopf. Es war wunderbar. Und weil es so schön ist, hier nochmal die Moldau:
Sonntag, 16. November 2008
Minimalprinzip
Ich bin Kapitalist - wenn ich so darüber nachdenke, was ich sein könnte. Sozialist bin ich nicht, auch kein Kommunist oder Royalist oder gar Nihilist, denke ich. Nein, am ehesten also Kapitalist. Allerdings bin ich dabei auch Realist. Was heißt das? Ich schaue nicht nur, dass ich mit gegebenen Mitteln das Bestmögliche raushole. Das nennt man das „Maximalprinzip“.
Oder ich schaue nicht nur, dass ich ein gegebenes Ziel mit dem geringsten Mitteleinsatz erreichen kann. Das ist das „Minimalprinzip“. Wenn das Ziel dabei lautete, die Rendite solle 25% betragen, hieße das „Größenwahn“.
Realist bin ich dabei nämlich v.a. deswegen, weil ich das immanente Prinzip in den genannten Prinzipien berücksichtige. Das setzt nämlich voraus, der Mensch würde sich in diesen kapitalistischen Grundsätzen „vernünftig“ verhalten. Und genau das ist es, woran es derzeit bedauerlicherweise am meisten mangelt: Vernunft.
Oder ist es vernünftig, diejenigen vom Gewinn auszuschließen, die ihn erwirtschaften? Diejenigen in den Ruin zu treiben, die die Waren konsumieren sollen? Oder klingt es vernünftig, dass bei einer Bankenpleite die Ersparnisse der Anleger weg sind, die Schulden aber nicht? Ist es vernünftig, dass man mit Spekulation mehr zu verdienen können glaubt, als mit seinem Kerngeschäft? Ist es vernünftig, dass Löhne gezahlt werden, von denen der Empfänger nicht mehr leben kann- geschweige denn konsumieren kann? Und wäre es vernünftig, diejenigen übers Weiterkommen entscheiden zu lassen, die gerade vorgesungen haben?
Es ist nicht vernünftig, auf Dauer seine Gewinne privatisieren zu wollen und seine Verluste zu sozialisieren. Es ist auch nicht vernünftig, seine Steuern dank der Globalisierung nicht bezahlen zu wollen, aber im Krisenfall nach der heimatlichen Gemeinschaft zu rufen.
Wir lernen alle in der Kindheit, dass man den Ast, auf dem man sitzt, nicht absägt. Dass der Krug nur solange zum Brunnen geht, bis er bricht und dass man die Kuh nicht schlachtet, die goldene Eier legt. Nur wenn wir dann später die Gelegenheit haben, zu zeigen, was wir gelernt haben, denken wir, es wird schon gut gehen. Oft sägen wir dann nicht nur am Ast, auf dem wir sitzen, sondern gleich am ganzen Baum.
Warum das so ist? Ich denke, das hat ursächlich mit der Abwesenheit von Vernunft zu tun. Einfach weil es so scheint, dass man keine Verantwortung für sein Tun übernehmen müsse.
Aber wer hat denn das Ziel, das erreicht werden soll, ausgegeben? Wer hat das Bestmöglich zu Erreichende denn definiert? Vielleicht benennen wir die falschen Ziele und stellen irgendwann mit Schrecken fest, dass wir nur einem vergoldetem Kalb nach gelaufen sind.
Es scheint ja so einfach: Ich spekuliere ein bisschen mit fremden Eigentum. Wenn es gut geht, sind alle zufrieden. Und wenn nicht? Ja, dann müssen mir eben die Eigentümer helfen. Ich habe es ja nur gut gemeint. Ich wollte doch nur 25% erwirtschaften. Und, was soll’s, Leute? - Es war ja nicht
mein Baum!
Samstag, 15. November 2008
Weniger Kapitalismus wagen
Alles Extreme hat Grenzen und ist endlich. Extrem bedeutet Gewicht zu lasten einer Seite. Alles ausgeglichene hat fließende Übergänge. Man spricht deshalb in der Natur von einem biologischen Gleichgewicht. Natürlich nur wenn man den Einfluss des Menschen mal außer Acht lässt. Somit gibt es nicht Schwarz oder Weiß, Richtig oder Falsch, Wahrheit oder Lüge. Sondern die Lösung liegt irgendwo dazuwischen. Sie liegt auch nicht in der Mitte. Sondern eher da, wo die Mathematik vom goldenen Schnitt redet.
Somit beschreibt der Kapitalismus die größtmögliche Ausbeutung von Ressourcen um daraus einen größtmöglichen Gewinn zu erzielen. Das beschreibt die Extreme Interpretation von Kapitalismus. Diese Art von Ausbeutung ist aber endlich. Und führt dazu dass es bestimmte Ressourcen nicht mehr gibt. Somit gibt es die Märkte auch nicht mehr. Das reine am Gewinn sich orientieren, setzt Ungleichgewicht voraus. Weil Ressourcen nicht geschont werden, oder nachwachsen können. Weil nichts geschützt wird, oder sich regenerieren kann.
Die Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismus führen letztendlich auch immer zum selben Ziel, ein Markt ist ab einem Zeitpunkt ausgepresst wie eine Zitrone und die Karavane zieht weiter zum nächsten Markt. Und so geht das weiter und weiter, bis nichts mehr da ist.
Somit bin ich ein Anhänger von einem 50% Kapitalismus und einem 50% Idealismus. Um ein Gleichgewicht her zu stellen. Es der Natur versuchen gleich zu tun ein wirtschaftliches Gleichgewicht zu schaffen. In dem der Gewinn zwei Gesichter hat. Eines bestehend aus Zahlen und eines bestehend aus echten Gefühlen.
Vom letzten Konto der Menschheit kann niemand mehr was abheben, nicht mal 1 EURO.
Donnerstag, 13. November 2008
Wie Kinderspiele unser Verhalten prägen
Für alle, die sich erinnern können und wollen, denen wird unweigerlich auffallen, wie sich die Art und Weise von Kinderspielen auf die Menschen außerhalb des Kinderalters überträgt. Nichts prägt die Art der Führungskultur mehr als die Spielweise aus den Kinderjahren. Dabei prägen auch die Spiele selbst. Der Umgang mit der Zukunft ist in der Vergangenheit verankert. Der lockere und riskante Umgang mit Geld z.B. beim Monopoly spielen.
Ich bin überzeugt, dass hier oft die Ursache und der Ursprung für Verhaltensweisen der Führungsspitzen liegen. Auch wer offensichtlich zu viel Spielzeug hatte. Keine Spielpartner hatte. Wer allein spielen musste und somit sein eigener Gegner war. Wer viele Geschwister hatte. Wenn die Altersabstände gering oder groß waren. Wer nicht verlieren konnte. Wer einfach nicht gewinnen konnte. Wer schon als Kind alle Register gezogen hat, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Wer im falschen Alter die falschen Spiele gespielt hat.
Wer lieber gepuzzelt hat. Wer lieber Stratego gespielt hat. Wer am liebsten um einen Einsatz gespielt hat. Wer Eisenbahnen aufgebaut hat, um damit nicht zu spielen, wenn sie fertig waren. Wer spielerisch Tätigkeiten nachgegangen ist, die andere als Arbeit beschreiben würden. Wer vorzugshalber mit sich gespielt hat. Wer andere hat gern gewinnen lassen. Wer das gewinnen so liebte, weil er dadurch Wertschätzung und Anerkennung erfuhr. Wer sich um jeden Preis einen Vorteil verschafft hat.
Ich denke, es wäre mehr als schlau, genau da anzusetzen, wenn wir uns eine andere Qualität von Führungskräften wünschen. Spielkultur als Umgangskultur mit Werten und Tugenden betrachten würden, nicht nur als Überbrückung oder füllen von Zeit. Ich bin mal gespannt, was für eine Führungskultur aus den Display-Guckern wird. Die Jahre ihres Lebens immer am Rande saßen mit einem Spielgerät in der Hand und ausschließlich mit sich selbst und völlig fremden Welten beschäftigt waren.
Was können wir von diesen Menschen erwarten? Oder anders gesagt, was müssen wir erwarten? Auflösung folgt.
Mittwoch, 12. November 2008
Change
Der Wandel von der numerisch orientierten Wirtschaft zur gleichermaßen emotional orientierten Wirtschaft
Wie vieler Beweise bedarf es denn noch? Wohin man schaut, fahren die numerischen Wirtschaftssysteme an die Wand. Zahlen geben eben nur Recht, wenn Sie gut sind. Gibt die Zahl mal nicht mehr Recht, dann kostet das zugleich den Kopf. Und der Glaube an das ewige Wachstum ist auch längst widerlegt. Wir haben ewiges Wachstum, weil wir alle paar Jahre so viel zerlegen, dass es danach nur noch bergauf gehen kann.
Somit ist ein rein numerisches Wirtschaftssystem so etwas wie ein Kartenhaussystem. Immer mehr Karten wachsen immer höher in den Himmel und das immer schneller mit immer neuen Mitteln – bis es letztendlich einstürzt. Und dann beginnt das Spiel von vorne.
Für ein von sich selbst sehr überzeugtes Wirtschaftssystem ist das ein ziemlich erbärmliches Fazit. Das Maß der Dinge, die "erste Welt", ist nicht mehr, als der Wahnsinn im Kartenhäuser bauen. Ohne Sinn und Verstand und ohne Zweck. Nur, damit wenige sich persönlich so bereichern können, dass für den Rest nicht mehr viel bleibt. Es ist eine Art Duldungsdemokratie. Man duldet diese Umstände, weil sie einem immer wieder versprechen, unglaublich erfolgreich sein zu können, ohne etwas wirklich leisten zu müssen.
Somit ist das Grundverständnis von Wirtschaft, in Frage zu stellen. Welchen Sinn, welche Aufgaben haben Unternehmen, haben Börsen? Warum das Ganze? Welchem Zweck dienen Unternehmen? In welchem gesellschaftlichen Kontext stehen Unternehmen? Welcher Kultur fühlen sich Unternehmen verschrieben? Länder schaffen die Rahmenbedingungen für Unternehmen, politisch und wirtschaftlich. Aber wo bleiben alle anderen Aspekte? Alle emotionalen, gesellschaftspolitischen und kulturellen Aspekte?
Man einigt sich nur auf der Basis von Zahlen. Alle Entscheidungen basieren auf Zahlen. Numerische Werte aller Art geben den Ton und die Richtung an. Was sich nicht in Zahlen ausdrücken lässt, gibt es nicht und behindert nur eine Entscheidung. Unserem Wirtschaftssystem, den Medien und der Politik, fehlt die zweite Gehirnhälfte, das andere Bein und der andere Arm. Das, was ist und was man trifft, stellt nur die Hälfte der ganzen Wirklichkeit da. Aber mit diesem Umstand kann keiner etwas anfangen. Er macht Angst. Man stelle sich mal vor, Unternehmen würden nach Sympathie bewertet in einem Index und wenn der Wert unter ein bestimmtes Maß fällt, dann hätte das ebenso Konsequenzen, wie ein schlechtes betriebswirtschaftliches Ergebnis. Oder der relevante Nutzen würde bewertet und wenn Produkte oder ganze Unternehmen unter einen gewissen Wert fallen, dann werden diese zur Konsequenz gezogen.
Das Leben und die Wirtschaft besteht eben nicht nur aus einem Datum, einer Uhrzeit, einem Alter, einer Temperatur, einem Längen- und Breitengrad und einem Börsenkurs, sondern das ist nur die halbe Wirklichkeit. Wenn wir es schaffen würden, die andere Hälfte, also die emotionale, der numerischen hinzufügen und ins Gleichgewicht zu bringen, dann hätten wir eine Reihe von Problemen weniger. Und hätten uns den Titel "erste Welt" wirklich verdient. Die erste Welt, die als Vorbild für alle weiteren anzusehen ist.
Also, für welche emotionalen Aspekte stehen Ihr Unternehmen, Ihre Produkte und Dienstleistungen? Und was tun Sie dafür, dass genau diese sichtbar, spürbar und erlebbar sind? Und nicht nur irgendwo niedergeschrieben sind? Wie fühlen sich Ihre Kunden, Ihre Mitarbeiter, Zulieferer und alle anderen, die mit Ihnen in Kontakt kommen. Respektieren, schätzen und bewundern diese Sie. Und gilt dasselbe auch andersherum? Welches Klima herrscht in Ihrem Unternehmen? Oder ist es darum ebenso bestellt, wie um das Klima auf unserem Planten?
Viele haben sich entfernt. Entfernt von dem, worauf es eigentlich wirklich ankommt. Und sie finden den Weg nicht mehr zurück. Deshalb gehen sie immer weiter in die falsche Richtung. Worum geht es jedem Einzelnen wirklich? Und warum orientieren sich die Ziele der Politik, Medien und Wirtschaft nicht daran? Warum kennen wir mehr, was uns unterscheidet und trennt, als das was uns verbindet?
Warum bewerten und vergleichen wir ständig alles Mögliche, als es so zu akzeptieren, wie es ist. Und nutzen die Kraft und Energie, die wir für sinnloses bewerten und vergleichen vergeuden, nicht dazu, alles das zu verbessern, wo es sich lohnt, etwas zu verbessern.
Wir können also Banken retten. Gut. Aber was ist mit den vielen Tieren, die wir nicht retten konnten? Was ist mit den vielen Leben, die wir nicht retten können? Was ist mit den vielen wichtigeren Aspekten, für die wir nur so wenig bis gar nichts tun konnten?
Können wir wirklich nicht? Oder verhindert das System es? Mein Gefühl sagt mir, dass es an der Zeit ist, dass wir uns die Welt mit anderen Augen ansehen, mit denen der Emotionalität, Sensibilität, Einfühlungsvermögen und der Intuition. Wir müssen fühlen lernen, wo und wie es weiter geht. Wir müssen wieder lernen, auf unsere innere Stimme zu hören.
Wir dürfen keine Kartenhäuser mehr bauen oder Luftschlösser, sondern wir müssen anfangen, echte Gebäude zu errichten, die ein Zuhause, ein richtiges Dach für eine Gesellschaft schaffen.
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