Freitag, 23. November 2007
Die Multifunktions- und Simulationsgesellschaft
Wer kennt sie nicht, die Multifunktionsprodukte überall. Die uns das gute Gefühl geben, alles immer zu jeder Zeit mit Bravour hinzubekommen. Man kann gar nicht genug von den Funktionen bekommen. Und noch eine angenehme Nebenerscheinung, man hat das Gefühl, es wirklich zu können.
Schon früher fielen vor allem die am Windsurferstrand auf, die zu gutes, zu neues, zu teures und zu viel Material hatten. Diese Menschen verbindet allesamt eins, sie konnten nur mäßig bis gar nicht surfen und sie waren zudem überfordert. Aber sie machten eine gute Figur. Das ist doch immerhin etwas.
Beim Skifahren verhält es sich ähnlich. Ist das Equipment auffällig gut, viel, neu und teuer, sieht es mit dem Stemmbogen grauselig aus. Aber fully equipt. Mit Küchen ist es nicht anders. Nimmt die Qualität der Einbauten, Aufbauten und sonstigen Bauten überhand, ist es mit den Kochkünsten nicht weit her.
Somit komme ich zu dem Schluss, so tun als ob und alle Möglichkeiten, die man nie benutzt trotzdem zur Verfügung zu haben, scheint ein großer Markt und ein Trend zu sein.
Da kaufen sich Menschen Küchenmaschinen mit über 100 Funktionen und das einzige, was sie je damit gemacht haben, ist ein Bananenshake. Den Keller voller perfektem Werkzeug, vom Feinsten von A-Z. Aber das einzige Mal, als man es in die Hand genommen hat, war als man es im Keller verstaut hat.
Autos sind schon lange keine Autos mehr. Mit Handys ist das ähnlich. Allen Produkten reicht der Kernnutzen schon lange nicht mehr aus. Sie müssen viel mehr können, auch wenn es niemand benutzt oder braucht. Der Markt will das. Also wird es gebaut. So sind die Haushalte vom Dach bis zum Keller und in die Garage voll mit Geräten, die völlig unterfordert sind und ein trauriges Dasein fristen. Oder die Gerätschaften sind mit so vielen Funktionen ausgestattet, dass man sie nicht mehr anfasst, weil man schlicht und einfach überfordert ist, sie ohnehin nicht bedienen kann.
Somit muss und soll alles nur so aussehen als ob. Das genügt. Es sammeln sich somit vermehrt verwunderliche Dinge in Haushalten an, die einen ganz schön in die Irre führen können. So kann man beim Besuch plötzlich vor einer Leinwand stehen, auf einer Staffelei. Darauf ein zugehängtes Bild, Pinsel und Acrylfarben. Nun denkt man doch... Weit gefehlt, das ist ein Arrangement. Der Gast malt nicht selbst. Aber er könnte. Wenn er wollte. Wenn er Zeit hätte. Und wenn er malen könnte. Oder wenigstens Fantasie hätte.
Man kann auch auf ein Saxophon treffen, auf einem Saxophonständer. Daneben ein Notenständer, augeschlagen Dave Brubecks „Take five“. Und man denkt sich... Wieder falsch, auch das ist nur ein Arrangement. Das Saxophon war ein Geschenk vor ca. 8 Jahren. Einen Grundkurs gab es auch dazu, aber man ist nie dazu gekommen, einfach zu viel um die Ohren.
Und so geht es weiter. Die fette Bulthaup Küche sagt dem geschulten Auge, wenn es gut läuft, haben sie Sushi aus der Stadt mitgebracht oder waren vorher beim Feinkostladen. Mountainbikes für den Preis von Motorrädern und so weiter. Eine sichtbar jungfräuliche Canon EOS 1Ds Mark III Spiegelreflex Kamera. Ein Mitbringsel aus Tokio.
Auch der Boom der Kochsendungen macht klar, wir haben nach der Multifunktions- und Simulationswelle schon die nächste Ebene erreicht. Es reicht aus, wenn andere in fetten Bulthaup Küchen kochen, so dass uns das Gefühl überkommt, wir könnten das eigentlich auch. Das reicht völlig aus. Die Welle der Fremdmultifunktion und Simulation ist das, die da gerade steigt und steigt.
Es gibt eben nichts Schöneres als einen Freund, der das alles hat. Dann kann man es da liegen lassen, bevor es bei einem selbst herumliegt. Eventuell hat der Freund auch noch Kinder und einen Hund, dann kann man sich das auch mal in ganz kleinen Dosen reinziehen und glücklicherweise jederzeit wieder abspringen. Und tschüss.
Ich behaupte, wenn man einen Berg machen würde, auf den man alles legen muss, was man länger als 36 Monate nicht berührt hat, dann hätte Reinhold Messner ein Problem. Er hätte den höchsten Berg der Erde noch gar nicht bestiegen. Im fehlt noch der 9000er.
Dienstag, 20. November 2007
Man stelle sich nur mal vor...
Diese ganze Gesellschaft, alles, was damit zusammenhängt, gibt es nur so, weil Männer Frauen rumkriegen wollen. Das ist nur eine verrückte Theorie, aber denkbar wäre es doch. Alles ist denkbar. Das da Männer saßen, sitzen und sitzen werden, die sich gefragt haben, wie bekomme ich die ins Bett?
Geld. Macht. Alles nur, um so eine Schnepfe rumzukriegen? Oh mein Gott. Das würde bedeuten, dass auch die ganzen Ideologien für den Allerwertesten wären. Denn auch die wurden nur ins Feld geführt, um die Mädels in die Falle zu bekommen.
Wenn man den Gedanken weiterdenkt und weiterdenkt, dann wird einem einiges klar. Was soll man machen, wenn man Frauen nicht zum lachen bewegen kann. Wenn man überhaupt nicht witzig ist. Keine Spur. Wenn man nicht über sich selbst lachen kann. Keine Spur. Wenn man Humor nur aus Witzbüchern kennt. Wenn man Frauen nicht unterhalten sondern nur langweilen kann? Wenn man durch und durch nicht witzig ist und sein kann, nicht mal, wenn man es gerne wäre. Fatal.
Was macht ein Mann, der keine Spur witzig ist oder sein kann. Ein Mann, der eine Frau nicht zum lachen bringen kann? Genau! Der denkt, er braucht Geld und/oder Macht, am besten beides. Der meint, er muss Frauen kaufen oder seinen mächtigen Einfluss einsetzen, um das fehlende etwas – das Lachen - ersetzen zu können. Denkt er. Dann lachen alle mit ihm, schon weil sie müssen und dürfen. Alle lachen mit Menschen, die reich und oder mächtig sind. Ich weiß das seit Shakespeare.
Es ist aber ein anderes Lachen. Es ist so, als ob man einen gewollten Liebesakt mit einer ungewollten Vergewaltigung vergleicht. Sex ist nicht gleich Sex. Das wäre ja noch schöner. Es ist etwas völlig anderes als das, was einem eine Frau schenkt, wenn man sie zum Lachen gebracht hat. Diese offenbare Zuneigung, diese Aufmerksamkeit, die einem zuteil wird. Ups – sie lacht. Aber das scheint vielen erst mal egal zu sein. Die glauben, lachen ist lachen. Dabei wissen wir, dass dem nicht so ist. Die denken, sie wären witzig. Wirklich. Dabei hören und spüren sie nicht, dass dieses lachen eigentlich keins ist.
Das Lachen einer Frau sagt alles darüber aus, wie weit oder wie nah man ihr ist. Ganz nah oder sehr weit entfernt. So nah, wie man es sich innig wünscht oder leider noch in weiter Ferne. Nur das Lachen sagt alles darüber aus, ob man auf dem Weg ist, von dem man träumt.
Frauen verraten sich nur beim Lachen. Sonst ist mir nichts aufgefallen, was Aufschluss darüber gibt, ob man dem eigentlichen Ziel auf der Spur ist. Wenn man eins hat. Alles andere ist nebensächlich. Nichts wert. Unwichtig. Nur das Lachen einer Frau sagt alles aus. Auch Respekt erfährt man im Lachen von Menschen.
Somit haben es Männer besonders schwer, die es nicht fertig bringen, Frauen zum lachen zu bewegen. Besonders schwer ist noch nett ausgedrückt. Ausweglos. Die würden leer ausgehen. Somit haben diese Männer sich eine parallele Welt geschaffen, um nicht leer bzw. alleine ausgehen zu müssen. Und diese prägt das Bild unseres Planeten. Unser Planet ist geprägt durch Männer, die Frauen nicht zum lachen bewegen können, durch Männer, die humorlos sind. Nicht witzig. Das ist nicht witzig.
Verrückt. Wenn wir also die Welt zu einer noch besseren verändern wollen, dann müssen wir denen helfen, die es nicht schaffen oder fertig bringen, Frauen zum echten Lachen zu bringen. Denn ist jemandem mal aufgefallen, was herzhaftes lautes authentisches Lachen bedeutet? Man ist schutzlos ausgeliefert. Wer lacht, kann sich nicht verteidigen. Er liefert sich dem anderen vertrauensvoll aus. Somit ist Lachen ein deutliches Zeichen. Eines der wichtigsten, die der Mensch aussenden kann. Denn man lacht nur von Herzen, wenn man dem Anderen nah ist oder sein will. Sonst gibt es nichts zu lachen. Die Art des Lachens sagt alles darüber aus, wie nah man sich ist. Beim Lachen gibt man seinen Selbstschutz auf. Über das Lachen signalisieren wir unsere Nähe oder Distanz zu einer Person.
Lachen in Gegenwart von Macht und Geld klingt anders. Völlig anders. Es ist das nützliche Lachen. Es ist das materialisierte Lachen. Es ist das Lachen, um zu gefallen. Es ist das Lachen, um nicht unangenehm aufzufallen. Um sich einen Vorteil zu verschaffen. Um sich in Szene zu setzen. Um das Gefühl zu haben, dazu zu gehören. Um einen Nutzen daraus zu ziehen. Es hat nichts mit den Menschen zu tun sondern es ist ein zweckgebundenes egoistisches Lachen. Es ist nur eine Art von Lachen. Eine Abart. Es ist das laute Lachen über schlechte Witze, dumme Geschichten und über andere Menschen. Ein Lachen, das Überlegenheit zum Ausdruck bringen soll, das die Dominanz sichtbar machen soll. Man glaubt schon fast, dass der Humor immer schlechter wird, damit dies zum Ausdruck gebracht wird. Schaut her, wie reich und mächtig ich bin, die lachen alle bei so schlechtem Humor.
Es könnte also sein, dass es immer nur darum geht, dass Männer Frauen wollen. Und dass die Welt, in der wir leben, von diesem triebhaften Umstand angeheizt wird. Dem Umstand, dass einige Männer Frauen beim besten Willen nicht zum selbstlosen, ehrlichen, herzlichen Lachen bringen können. Und dafür der ganze Aufwand und Umstand?! Ach du meine Güte. Aber dies ist nur so ein Gedanke. Ich hoffe, es lacht einer darüber.
Donnerstag, 15. November 2007
Wo bitte geht es zur nächsten Falle?
Du steckst in der Falle. Nur in welcher, ist die Frage. Es gibt da einige. Und Einige stecken sogar in mehreren. Nicht wenige führen ein Leben wie in einer Zwickmühle. Aber das Leben in der Falle scheint nicht so schlimm, dass wir es um jeden Preis in der Welt ändern wollen. Im Gegenteil, die Einstellung lautet: Die anderen ja – ich nicht. Oder auch schön ist: Ich komm da jeder Zeit raus, wenn ich will.
Die schlimmsten Fallen sind:
1. Beziehungsfalle
2. Familienfalle
3. Schuldenfalle4. Vermögensfalle
5. Schuldgefühlfalle
6. Suchtfalle
7. Machtfalle
8. Rechthabereifalle9. Angstfalle
10. Geltungsdrangfalle11. Überheblichkeitsfalle
12. Minderwertigkeitsfalle13. Größenwahnfalle
14. Gleichgültigkeitsfalle15. Gutgläubigkeitsfalle
16. Habgierfalle17. Triebfalle
18. Intelligenzfalle19. Dummheitsfalle
20. Unaufmerksamkeitsfalle21. Mitteilungsunfähigkeitsfalle
22. Interesselosigkeitenfalle23. Panikfalle
24. Stressfalle
25. Launenfalle
Das ist nur eine kleine Auswahl von Fallen, in die man täglich, stündlich, jeden Augenblick treten kann. Und es werfe der mit dem ersten Kommentar nach mir, der nicht selbst von einem Fettnäpfchen ins andere tritt und dabei regelmäßig bei den persönlichen Favoriten wieder und wieder vorbeischaut.
Es ist okay, geradezu menschlich, aber es offenbart auch unsere Fehlbarkeit und zwar nicht ab und zu, sondern mitunter ständig. Somit fragt sich der Laie und der Fachmann staunt, was macht der Mensch eigentlich fehlerfrei oder wenigstens so, dass man sich keine Sorgen machen muss? Mir fällt da auf Anhieb nichts ein, außer, dass sich Sorgen machen auch zu einer Falle werden kann, zur Sorgenfalle. Wie auch vieles bis alles andere, was man immer und immer wieder falsch anpackt.
Aber wir haben ja noch Zeit und zeitgeschichtlich gerade mal 30.000 Jahre rumprobiert. Somit lässt das ja für die nächsten, na sagen wir mal 250.000 Jahre hoffen. Also, wo bitte geht es zur nächsten Falle?
Dienstag, 13. November 2007
Schalt den Turbo ein
Ist es übermittelt, dass im Laufe der Evolution eine Schnecke schon mal zu spät kam? Wir sprechen da über einen Zeitraum von ca. 20.000.000 Jahre. Bei Studien aller mir vorliegenden Unterlagen habe ich keinen einzigen Hinweis darauf gefunden, nur dass die Schecke sich im Schneckentempo zur artenreichsten Tierart gemausert hat. Es sollen so um 43.000 verschiedene Arten sein.
Eigentlich unvorstellbar. Wenn man bedenkt, dass unsere Welt sich vor allem dadurch auszeichnet, dass alles immer schneller gehen muss. Ich habe auch keine Unterlagen dazu gefunden, inwieweit Schnecken Stress empfinden oder ob diese überhaupt an Herz- Kreislaufkrankheiten sterben können.
Übereinstimmung mit dem Menschen gibt es auch. So kommt die Schnecke am besten voran, wenn sie ordentlich Schleim hinterlässt. Das ist dem Menschen bekannt, mit einschleimen geht es oftmals besser voran. Die enge Beziehung zum Eigenheim haben auch beide gemeinsam. Aber sonst ist da nicht viel.
Die Schnecke lebt also 500mal länger als der Mensch auf diesem Planeten und es gibt 42.995 mehr Arten als beim Menschen. Und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. Über 70% aller Weichtiere sind Schnecken. Der Mensch macht unter den Säugetieren weitaus weniger aus. Der Mensch vergrößert seinen Anteil unter den Säugetieren eher dadurch, dass er andere zum aussterben bringt.
Aber zurück zum eigentlichen Thema. Tempo. Geschwindigkeit. Unser hetzen, jagen und rasen wirkt angesichts dieser Tatsachen lächerlich. Ein Leben im Schneckentempo wäre viel erstrebenwerter, weil schöner, lockerer, gesünder und angenehmer. Das Leben würde nicht so an uns vorbeirasen, sondern wir könnten es viel intensiver erleben.
Eigentlich machen die Schnecken uns erfolgreich vor, dass Geschwindigkeit bei weitem nicht den Stellenwert hat, den wir Menschen ihr einräumen. Obwohl es sicher die eine oder andere Schnecke gibt, die sich schon mal beeilt oder die es eilig hat. Aber der Unterschied zwischen einer dahinschlendernden Schnecke und einer, die es wirklich eilig hat, ist mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen.
Wer sich mal die Zeit nimmt und über Geschwindigkeit ernsthaft nachdenkt, der kann sich das Lachen nicht verkneifen. Denn wenn alles schneller ist und geht, um wie viel schneller kommt man dann wo an? Am Lebensende? Da mach ich mal lieber langsamer.
Wir könnten von den Schnecken viel lernen. Die von uns - nichts. Aber wir haben ja keine Zeit.
Montag, 12. November 2007
Über die ganz anderen Menschen
Wie oft habe ich diese Äußerung schon vernommen. Was in sich schon den eigentlichen Hinweis darauf enthält, dass es hier mit der Individualität nicht weit her ist und man es sich in der Konformität richtig nett gemacht hat.
Die Wohnungen und Häuser sind voller Menschen, die ganz anders sind. Dabei kann man sie unmöglich auseinanderhalten. Man müsste mehr auf Nuancen achten. Winzige Details. Wie bei eineiigen Zwillingen.
Die Menschen fühlen sich wohl in der Konformität. Man ist wie die anderen. Wie alle anderen. Und kann trotzdem aus sicherem Konformitätsabstand behaupten, ganz anders wie die anderen zu sein. Warum nur? Warum die ganze Mühe – anders sein zu wollen – wenn man offensichtlich gleich sein will.
Die Anpassung als oberstes Prinzip in der Evolution für die Sicherung des Fortbestandes hat einen emotionalen Gegenspieler, die Individualität. Der Wunsch, so sehr man selbst zu sein, sich so nah zu sein, dass daraus etwas ganz unverwechselbares individuelles entsteht, ist nicht gering und wächst an.
Ob Frau Müller oder Herr Maier an der Hotline ist doch völlig egal. Menschen haben sich selbst zu Funktionswerkzeugen degradiert. Namenlos und gesichtslos. Man funktioniert wie eine Maschine. Man läuft eben einfach rund. Wie die vielen anderen Maschinen. Man ist so genau wie Maschinen und so zuverlässig. Der Mensch strebt geradezu danach, die Perfektion einer funktionierenden Maschine zu haben. Kein Wunder, dass er dabei seine Individualität verliert.
Man ordnet sich unter und ein. Man passt sich an. Man gehört dazu. Man gleicht einem Ei wie dem anderen. Damit scheint die Chance am größten zu sein, unerkannt zu bleiben und so besser durchzukommen. Lieber ein Grashalm von Millionen sein als ein Pilz, der aus der Wiese der Konformität herausragt.
Soweit so gut. Aber der Gegenspieler der Individualität hat auch einiges zu bieten. Und das wird immer interessanter und erstrebenswerter. Der Unterschied wird zunehmend anziehender. Die Ecken interessanter. Die Kanten bewundernswerter. Das Leben in der Konformität ist auch ein Leben in der Anonymität. Das unter- und abtauchen zeigt auf Dauer seine Nebenwirkungen. Immer mehr Menschen wollen etwas anderes, als das was gerade ist. Sie wissen nicht was und sie wissen nicht wie, wann und warum. Aber das Bestreben, etwas zu verändern wächst. Spürbar.
Die individuelle Klasse entsteht. Entwickelt sich. Vergrößert sich. Und vieles an diesen Menschen ist völlig anders als das Verhalten der Menschen, die man im Allgemeinen so kennt. Denn das Bewusstsein hat das Denken und damit das Handeln verändert.
Der wirkliche Individualist würde von sich nie behaupten, einer zu sein. Er bemerkt es nicht mal so richtig. Denn er spürt dieses Defizit, dass ein Konformist verspürt, nicht. Dessen Sehnsucht, irgendwie anders zu sein. Die sich vor allem darin ausdrückt, alles zu unternehmen, um anders zu sein. Was sich in der Regel nur in Äußerlichkeiten ausdrückt. Er sammelt Symbole der Individualität um sich, was der Individualist nicht tun würde.
Somit ist es wie in einer Geistesheilanstalt. Diejenigen, die behaupten verrückt zu sein, die schickt man nach Hause. Hingegen dürfen diejenigen in einem Zimmer für lange Zeit Platz nehmen, die voller Überzeugung von sich behaupten, völlig gesund zu sein.
Die Gefängnisse sollen auch zum überwiegenden Teil voller Unschuldiger sein. Somit liegt es in der Natur des Menschen, dass er von sich behauptet zu sein, was er nicht ist. So einfach kann kompliziert sein –wenn man es weiß.
Also ist die Gegenteilsannahme betreffend einer Behauptung oft die bessere und die richtigere. Schon verrückt. Aber ich kann nichts dafür – ich bin unschuldig.
Donnerstag, 8. November 2007
Ausweichtaktik
Leider hat sich in vielen, fast allen Bereichen unserer Gesellschaft die so genannte Ausweichtaktik breit gemacht. Ein Beispiel dazu: Eine Person hat Zahnschmerzen auf der linken oberen Seite. So dass es ihr Schmerz bereitet, wenn sie auf dieser Seite versucht, etwas zu essen. Was macht diese Person? Sie isst auf der rechten schmerzlosen Seite weiter.
Somit wäre eigentlich anzunehmen, dass jemand mit Zahnschmerzen denselben beseitigen lassen würde, um weiter ordentlich zubeißen zu können. Aber so verhält sich die Gesellschaft nicht. Man weicht dem Problem einfach aus. Soll sich ein anderer darum kümmern. Zu einer anderen Zeit.
Hätte man aber das eigentliche Problem beseitigt, würden nicht die viel größeren Folgeprobleme daraus entstehen. Aber das muss man eben nur geschickt vertuschen. Somit gesellt sich zur schädlichen Ausweichtaktik das Vertuschungsverhalten hinzu. Man tut so, als ob man keine Zahnschmerzen hat und fällt bei dann auftretenden größeren Problemen wie aus allen Wolken.
Warum diese Taktik? Weil die Zeitspannen immer kürzer werden. Man hat erst keine Zeit, zum Zahnarzt zu gehen. Dann denkt man, das wird schon nicht so schlimm sein. Und wenn der Schmerz weg ist, dann kommt keiner auf die Idee, dass nicht nur der Schmerz weg ist, sondern mit hoher Wahrscheinlichkeit auch der Zahn von uns gegangen ist.
Was dazu führt, dass um den toten Zahn ein neues, wesentlich größeres Problem entsteht. Aber in unserer Gesellschaft sind die Zeitspannen sehr kurz, im Business reden wir von Quartalsbilanzen. Somit ist die provisorische Lösung heute zum Standard gewonnen, weil man die letztendlichen Auswirkungen selbst ohnehin nicht mehr mitbekommt.
Politiker haben die Wahlen im Nacken und so weiter. Geht man also mit dem Anspruch an die Arbeit, in dieser Gesellschaft den ursprünglichen Zahnschmerz – das eigentliche Problem – zu beseitigen, dann trifft man auf taube Ohren. Wenn man aber Lösungen schafft, die nichts kosten, vor allem kein Geld, die da lauten – ja wenn es links weh tut, dann essen sie doch rechts – dann ist der Erfolg unvermeidlich.
In dieser Gesellschaft werden oft keine Probleme gelöst, sondern diese werden einfach auf andere Schultern abgeladen. Bis auch diese das Problem nicht mehr tragen können. Dann findet sich schon der Nächste.
Kurzfristig?! Ja. Aber so ist unsere Zeit. Was ich mich frage ist: Wie kommen all die Menschen mit dieser Welt voller schlechter provisorischer Lösungen klar, die es eigentlich besser wissen? Wie kann man damit leben, wissentlich falsch zu denken und zu handeln? Heilt Geld wirklich diesen Schmerz?
Man müsste die Wirkungszeiträume verlängern. Unternehmensbilanzen nur noch alle drei Jahre erstellen. Gewählte Vertreter müssten rückwirkend wie Architekten und Statiker in die Verantwortung genommen werden können – Manager übrigens auch – wenn eine Konstruktion sich als provisorisch und schädlich herausstellt, obwohl eine bessere Lösung dagewesen wäre.
Diese Ausweichtaktik ist für unsere Gesellschaft sehr ungesund. Oder wie man im Pott sagt: Billig kann ich mir nicht leisten, das kommt mir nachher zu teuer. Das gilt nicht nur für billig, sondern auch für provisorisch.
Dienstag, 6. November 2007
Ich & Ich
Ein symptomatischer Name für ein Musikduo, der gut in unsere Zeit passt. Irgendwie vermisse ich den Altruismus unserer Zeit. Der wird jedenfalls nichts sein, an den man sich erinnert. Mensch, Anfang des 3. Jahrtausends sind die Menschen aber für einander eingetreten. Nein, doch eher nicht.
Nur, woher kommt das? Klar, uns fehlen die ganz großen Richtungsgeber. Begriffe wie Religion, Staat oder Moral sind bei uns nur noch Wörter. „Gott sei Dank“ werden manche sagen.
Doch was ist eigentlich dieses „Ich“? Wo sitzt es? Definiert es wohl jeder gleich?
“Ich“, wo sitzt du? Bei mir offensichtlich irgendwo innerhalb meines Kopfes. So würde ich es empfinden. Mein „Ich“ schaut aus den Augen raus wie aus einem Fenster und erfasst alles, was sich außerhalb meines Körpers aufhält als „Nicht-Ich“. Warum „bin ich, habe aber einen Körper?“ Ist „ich“ der Besitzer des Körpers? Ah, das erklärt jetzt das manische Durchschnittsverhalten des deutschen Autofahrers auf der Überholspur der Autobahn. Da wird das Auto zum Ersatzkörper, der durch das „ich“ gesteuert wird.
Das bedeutet doch, das „ich“ kann sich bzw. seinen „Körper“ ausdehnen, variabel gestalten? Wenn das zutrifft, dann legt auch nur das „ich“ die Grenzen fest. Ein faszinierender Gedanke, finde ich. Oder findet mein „ich“? Daher also die Sandburgen, die spielende Kinder in den Cuxhavener Sand gebaut haben. Oder die hohen Mauern, die die meisten Villenbesitzer um ihre Anwesen ziehen. Quasi eine „Ersatzhaut“, die den Bereich des „Nicht-Ich“ definiert.
Deswegen haben dann Leute wie der Sonnenkönig, Napoleon oder andere, geschichtlich weit schlechtere Protagonisten den Satz geprägt „L’etat ce moi“. Der Staat bin ich. Das „ich“ kann also beliebig ausgedehnt werden. Bleibt es aber innerhalb des Kopfes sitzen, oder kann es diesen doch begrenzten Raum bei wachsender „Außenhaut“ verlassen?
Von ins Koma Gefallenen weiß man, dass viele von außerkörperlichen Erfahrungen berichten. Das „ich“ verlässt wie eine schleierhafte Lichtgestalt den Körper. Ist das dann schon Seele oder noch „ich“? Oder die Traumerlebnisse, die mal mehr oder weniger deutlich in Erinnerung bleiben. Auch dort sind die Grenzen „ich/nicht-ich“ mitunter weniger deutlich.
Könnte es sein, dass es letztlich gar kein „ich/nicht ich“ gibt? Sondern, dass alles „ich“ ist? Weil es letztlich eine Frage der persönlichen Definition bleibt? Dann wäre Altruismus plötzlich Selbsterhaltungstrieb und wir täten uns nicht so schwer damit. Also definiere ich ab heute meine persönliche Außenhaut vorsorglich mit den Grenzen der Milchstraße identisch und halte es als Bayerischer Amigo zukünftig mit dem Kölner Klüngel „Man muss auch jönne könne!“
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