Mittwoch, 21. Februar 2007
Schönheit
Vielleicht ist Schönheit nur ein Gefühl. Wie Glück. Es breitet sich in uns warm, wohlig und langsam aus, wenn wir ihm begegnen. Ein so überwältigendes Gefühl, dass wir es, wie Glück, institutionalisieren wollen. Wir wollen das Glück und die Schönheit erzwingen. Wie die Liebe. Anstatt dem Gefühl zu folgen, produzieren wir falsche Schönheit. Wie wir auch falsches Glück und ebenso falsche Liebe produzieren. Das Lebensglück ist nun mal nicht so einfach mach- und planbar. Das Geld hat nicht das Glück im Rücksack. Sex ist nicht Liebe. Somit könnten wir wie immer und mal wieder einem großen Irrtum hinterher eifern. Und mal wieder und wie immer in die falsche Richtung. Denn wenn Schönheit ein individuelles Gefühl ist, was machen wir denn da den lieben langen Tag? Anstatt diesem Gefühl zu folgen, konstruieren wir Schönheit.
Was dazu führt, dass wir die wirkliche Schönheit nicht mehr erkennen. Wir verkleiden und verunstalten uns zunehmend, anstatt der wirklichen Schönheit intuitiv zu folgen. Ich komme immer wieder in die Situation, in der ich etwas erblicke, und mein Gefühl sagt mir: Mensch, ist das schön! In der Regel sind das Mondsicheln, Sonnenunter- und -aufgänge, Bachläufe, Blumenmeere, Seen, Flüsse und das Meer. Die Berge. Manchmal ist es ein leerer Raum. Oder Architektur, die mir Lebensqualität vermittelt. Schön ist dabei immer reduziert und natürlich. Man kann nichts mehr weglassen. Schönheit sind auch Momente, vollkommene. In denen einem die wunderbare Schönheit auch des menschlichen Wirkens bewusst wird. Ein Monet an der Wand, oder Bach erklingt aus den Lautsprechern. Miles Davis auf dem Kopfhörer. Design kann dieses Gefühl auch hervorrufen. Aber nie so intensiv wie die Schönheit der Natur.
Schönheit ist ein Gefühl, von dem man nicht genug bekommt, nach dem nur viele an den völlig falschen Stellen suchen. Oder dieser ebenso völlig absurd nacheifern. Peinlich und grotesk. Schönheit ist immer in uns und um uns herum und hat meistens nichts mit der Vermenschlichung von Schönheit zu tun. Wie Sicherheit und Freiheit und Liebe und Glück. Es sind die gefühlten Momente, in denen wir spüren, dass wir diese so wichtigen Begleiter auf dem Lebensweg an unserer Seite haben.
(Foto: Thomas Hintze; Motiv: Bordeaux ende 70er)