Freitag, 20. April 2012
Lebenswege. Vom fahren, überholen, bremsen, abbiegen und verfahren.
Irgendwann biegen wir plötzlich ein in diese Straße. Das Auto voller Menschen. Wir am Steuer. Eine neue, andere Straße. Ein neuer Lebensweg. Lebensabschnitt. Einige wollen und müssen hier aussteigen. Weiter geht die Fahrt. Dann ahnen wir, es könnte sich eventuell um eine Einbahnstraße handeln. Aus dem könnte, wird langsam ein wissen. Wir bemerken es natürlich nicht gleich. Denn gerade noch fuhren wir auf einer dieser breiten mehrspurigen Hauptstraßen. Was hat uns bewogen, abzubiegen. War es uns zu voll. Wollten wir eine Abkürzung nehmen? Irgendwas war es. Man hat es nur schnell vergessen. Weil dieser neue Weg einem die volle Aufmerksamkeit abverlangt. Eigentlich war es auf der großen, breiten, hellen Hauptstraße viel angenehmer. Das wird einem aber erst bewusst, wenn man mal auf so eine kleine Nebenstraße abgebogen ist. Aber diese wird doch sicherlich zu einer anderen Hauptstraße führen oder zu derselben, von der man kam. Wir rechnen auch damit, dass es sicher gleich rechts oder links wieder raus geht. Aber da kommen keine Straßen. Komisch. Dann fällt uns auf, dass die Autos rechts wie links in dieselbe Richtung parken. Auch die Beschilderung ist nur in Fahrtrichtung ersichtlich. Wir gewinnen die Gewissheit:«Das ist eine Einbahnstraße.» Okay. Das kann ja mal passieren. Ist ja nicht so schlimm, diese führt am Ende ja wieder auf eine andere Straße. Seit einiger Zeit fahren wir nicht mehr entspannt und gelassen, sondern nervös und gehetzt. Jetzt sind wir schon so weit gefahren, dass wir nicht mehr einfach zurück setzen können. Umdrehen in einer Einbahnstraße geht ja auch nicht. Darum werden wir immer hektischer und hoffen inständig, dass am Ende der Einbahnstraße es wieder auf ein andere Straße geht. Es muss so sein. Eventuell auf eine Kreuzung. Kann auch eine kleine sein. Hauptsache raus aus der Einbahnstraße. Aber die Straße wird zunehmend enger und enger. Dunkler. Und die Häuserfluchten höher. Die Wohngegend wird übler. Beängstigend. Nun parken nur noch auf der rechten Seite Autos. Schon bald, parken gar keine Autos mehr in der Straße. Panik kommt auf, das Herz rast, man spürt den Puls im Hals schlagen.Der Blick nach vorne verheisst nichts Gutes. Gar nichts Gutes. Nach diesem langen Weg. Plötzlich sind auch die Gehwege verschwunden. Die Straße endet hier. Schluss. Es geht nicht vor und zurück. Sie ist genau so breit wie das Auto. Die Türen lassen sich nicht mehr öffnen. Wir hupen. Wir rufen. Nichts. Die Spritanzeige leuchtet auch schon seit einiger Zeit. Kein Handy-Empfang. Nichts.
Und dann versuchen wir uns zu erinnern. Dafür müssen wir uns erst mal beruhigen. Was uns kaum gelingt. Wir waren auf so einem guten Lebensweg. Was um Gottes Willen hat uns bewogen abzubiegen? Gottes Willen? Warum? Wann sind wir in diese Straße abgebogen und warum. Sind wir überhaupt abgebogen, mussten wir? Was waren die Beweggründe? Der Grund. Verdammt was war der Grund. In Gedanken gelangen wir zu genau dieser Kreuzung zurück. Und dann sehen wir, was wir übersehen haben - Das Schild: Sackgasse. Fuck.