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Montag, 4. Juni 2007
Brummi der Herzen
Gefunden auf dem Block 11. Wer für den Hohn sorgt, muss sich um den Spot nicht kümmern. Schadenfreude ist eine der schönsten. Mein aufrichtiges Beileid/Mitleid. Aber mit dem Wagen könnt ihr Punkte sammeln beim nächsten Kölner Karneval. Dann klappt es auch mit der Meisterschaft. Danke für das Bild von Tom.
(Anmerkung: Sollten wir gegen geltendes Urheberrecht mit der Veröffentlichung dieses Fotos verstoßen, dann haben wir echt Pech gehabt, aber es war die Sache allemal wert. Wie sagt der berühmte Komiker Leslie Nielsen: "Für einen guten Witz muss du bereit sein, zu sterben!" Ich bin bereit!)
Foto: Unbekannt
Freitag, 1. Juni 2007
Madeleine McCann – Ein Kind, stellvertretend für alle entführten Kinder
Obwohl ich selber Vater bin, habe ich mich um das Thema lange herum gedrückt. Aber die Intensität, mit welcher der Entführungsfall Madeleine McCann mich immer wieder überrollt, veranlasst mich nun, doch etwas zu tun, was ich in diesem Blog nicht tun wollte. Zu einem öffentlichen Thema, sagen wir mal populären Thema Stellung beziehen. Denn dies sieht sofort danach aus, als ob ein Blog Trittbrett fahren und nur Traffic damit erzielen will.
Na und! Genau habe ich mir gedacht. Ist zum einen für eine unweigerlich gute Sache. Und zum anderen beruhigt es das schlechte Gewissen, am Ende nichts getan zu haben. Habe ich mi gedacht. Denn das eigentliche Problem von Kindesentführungen ist, dass diese immer viel zu schnell in Vergessenheit geraten. Und darauf setzen die Entführer. Sie wissen, dass schnell Gras darüber gewachsen ist. Somit sind wir nur wenig sensibilisiert für das, was da passiert. Der Fall Magic Johnson hat seinerzeit auch die Tür und das öffentliche Interesse für AIDS aufgestoßen. Zuvor war es nur die Krankheit der Schwulen und Prostituierten. Aber dann.
Diese Chance damals ist verpufft. Das Thema ist wieder eingeschlafen. Somit bietet Madeleine McCann uns die Chance, wie bei einer Welle im Stadion, dass diese Welle der Empörung weiter und weiter geht. Und von mehr und mehr Menschen getragen wird. Deshalb wollte ich nicht sitzen bleiben. Und werde am Wochenende das Poster auf unseren Blog stellen.
Wie lange weiß ich noch nicht. Ich denke und hoffe: nicht lange. Weil ich überzeugt bin (oder sein will), dass Madeleine bald wieder nach Hause kommt. Wir müssen wachsam werden für diese Art der Kriminalität. Diesen Kampf dürfen wir nicht verlieren. Im Namen aller entführten Kinder. Es gibt Alarmanlagen an Häusern und Autos, aber niemand passt auf das wertvollste auf, was wir haben: Unsere Kinder. Also, müssen wir das selbst und gegenseitig tun. Ich setze auf euch Blogger. Wir sind so viele, wir können was verändern. Wenn nicht wir, wer dann?
Auf der offizellen Webseite http://www.bringmadeleinehome.com/ gibt es alle möglichen Downloads, Informationen und anderen Möglichkeiten etwas zu tun.
It´s a fake world
Eigentlich ist so gut wie nichts mehr so, wie es scheint. Oder wie man meint. Oder hofft, dass es so sein könnte. Die Zeiten sind endgültig vorbei, wo irgendetwas darauf hinweist, was man erwarten darf. Bilder, Filme, Mails, Interviews, Nachrichten, Werbung, alles was uns begegnet. Bis hin zu nackten Tatsachen. Versprechungen und Beteuerungen aller Art. Auf allen Kanälen, die uns erreichen, ist das, was uns erreicht "Fake".
Alles ist so unecht, dass diese Verhaltensweisen längst Besitz von vielen genommen haben. Die Behauptung, das Halbwissen wird geübt. So sein wie. So tun als ob. Das sind die obersten Gebote. Man kann dazu alles lernen in Seminaren. Wie fake ich selbst alles. Meinen Lebenslauf, weil der so langweilig ist, den kann man sich aufpolieren lasse, dass jeder, der ihn liest, unweigerlich denkt: Menschenskinder!
Das Schlimme ist, dass man längst davon ausgeht, dass alles erstmal Fake ist und einen davon überzeugen muss, dass es dies nicht ist. Ganze Fake-Branchen stellen so etwas ähnliches her, wie zum Beispiel Lebensmittel oder Möbel. Oder bieten Reisen an. Das alles hat aber mit der Sache im wahrsten Sinne des Wortes nichts mehr zu tun.
Diese Kultur der reinen Einbildung prägt unsere Wahrnehmung. Und die Reisschwellen der Verballhornung sinken tiefer und tiefer. Lieber ein guter Fake, als alles andere. Es gibt Menschen, die denken Tag ein Tag aus in nichts anderem als Täuschung, Betrug, Lüge, falschen Wahrheiten und Hintergehen. Bilder werden manipuliert. Themen werden gesteuert. Sportler gedopt. Es gibt nichts, in das der Fake nicht einbezogen ist. Jeder und alle geben nur noch vor.
Ich kann nur sage, wenn jemand da draußen diese Zeilen liest, ich wünsche mir nur eins - das Gegenteil.
Bild: Peter von Felbert
Mittwoch, 30. Mai 2007
Happy Birthday - 1 Jahr note blog - Danke! Bitte!
Hallo, ihr Gleichgesinnten,
am 29. Mai 2006 haben wir das note-blog gestartet. Das jährt sich nun. Somit hat das note blog Geburtstag. Was ist passiert in der Zwischenzeit? Was hat es gebracht? Ein Rückblick. 365 auf einen Blick.
12:0 steht es beim monatlichen Leserzuwachs. Am Anfang hatten wir gerade zehn Leser am Tag. Ein Jahr später sind es 200 täglich. Am Anfang hatten wir 300 Besucher im Monat. Zuletzt, im April 2007, hatten wir über 5.000.
Am Anfang stand der erste Beitrag. Nach vier Monaten, genau am 6. September, haben wir den 500 Beitrag veröffentlicht. Am 6. Dezember 2006 den 1.000 Beitrag. Somit dürfen wir im Juni 2007 mit dem 1.500 Beitrag rechnen.
Zur Zeit sind 1.400 Beiträge online. Das bedeutet, dass 116 pro Monat veröffentlicht wurden. Das sind im Schnitt sechs Beiträge pro Tag (Werktage).
Die beliebtesten Kategorien sind (Stand Mai 2007):
Human Marketing
Wunderbare Welt der Logos
Paradigmenwechsel
Vorbildlich
Fight Club
Markengesichter
Blog Betriebsanleitung
Gleichgesinnte
Wilde Thesen
Das Leben ist kein Ponyhof
Die Top-26-Google Suchbegriffe, die zu uns führten:
1. Zahlenschloss knacken
2. Bhagwan Disco
3. Steve Irvine
4. Achmed Telefon
5. Berühmte Worte
6. Zahlenschloß knacken
7. Sprüngli Kaffeelöffel
8. Crokodile Hunter
9. Private Paula
10. Erkältungstipps
11. Werbegeschichten
12. Human Marketing
13. Selbstbefriedigung
14. Andreasgraben
15. Marzialisch
16. Flugzeugfotos
17. Markenfriedhof
18. note blog
19. lustige Frisuren
20. Zahlenschloß knacken
21. Wie knackt man ein Zahlenschloss
22. Englische Sprichwörter
23. Indianerbilder
24. Marketingdeutsch
25. du gehörst zu mir wie mein Name an der Tür
26. makrobiologische Ernährung
Die am meisten gebrauchten und verwendeten Wörter = Tags lauten:
Abstrakt . Agentur . Bayern . Berge . Blog . Christof Hintze . Deutschland . Erinnerung . Fehleinschätzung . Flora . Fotografie . Fußball . Geld . Gleichgesinnte . Glück . Idee . Ideen . Irren ist menschlich . Kirche . Kommunikation . Kunst . Landschaft . Marke . Marketing . Marketinggebot Menschen . München . note . Qualität . Reise . Schnee . See . Strategie . Text . Unternehmen . Unternehmenskommunikation . Wasser . Weite Welt . Werbeagentur . Werbegott . Werbung . Wirkung . Zeichen . Zeit . Ziele
Daraus entstanden sind zwei Bücher, die man bei Amazon oder bei uns kaufen kann:
Das note Blogbook 2007 im Großformat: 134, 50 €
Das note Blogbook One im Taschenbuchformat: 19,90 €
Fazit:
Wir haben jede Menge Spaß gehabt. Haben viele Themen vertiefen können, die wir sonst gar nicht angegangen wären oder nur gestreift hätten. Wir haben einige sehr tolle, nette und interessante Menschen durch das Blog kennengelernt. Wir haben über andere Blogs andere, neue und weitere Blickwinkel kennengelernt. Wir haben Gleichgesinnte gewonnen. Wir haben ein Blog. Wir haben 2 Bücher. Und wir werden weitermachen. Da bleibt uns nur zu Wünschen, dass es so weiter geht. Stetig, geruhsam, entspannt, aus freien Stücken und mit so viel Leidenschaft.
Wir hoffen, dass ihr von dem, was uns begleitet und begegnet, auch etwas mitbekommen habt. Und würden uns darüber freuen, wenn es Euch gefällt, wenn ihr unser Blog weiter empfehlen würdet. Denn es gibt viel zu lesen und viel zu sehen. Da muss einfach für jeden etwas dabei sein.
Bis dahin
Das note-blog
Christof Hintze
Torsten Matthes
Peter von Felbert
Holger Schaeben
Unser besondere Dank für ein tolles erstes Jahr geht an:
http://www.werbeblogger.de
http://www.marketing-blog.biz
http://www.bloglines.com
http://www.geroldbraun.de
http://www.geistesblitz.de
http://www.novesiadellarte.de
http://riesenmaschine.de/
http://prblogger.de/
http://spreeblick.com/
http://www.lawblog.de/
http://www.einfach-persoenlich.de/
http://www.basicthinking.de/blog/
http://www.einvoll.net/weblog/
http://www.best-practice-business.de/blog/
http://www.newblog.fiona.biz/
http://weisserwerberring.twoday.net/
http://www.teno-blog.de/
http://www.bojeonline.de/
http://www.verbagentur.de/
http://o190.de/
Und persönlich bedanken möchten wir uns bei:
Frank Herold
Heiko Walkenhorst
Timo Off
Esther Rudolph
Gerold Braun
Dr. Frauke Weber
Patrick Breitenbach
Nicole Kengyel
Herby2711
Oli Palko
Sigrid Hecker
Stephan Hertz
Jörg Petermann
Gini Hoffmann
Volker Faltin
Michael Holzer
Jeannette Merguin
Knut Habicht
Anja Ullrich
Weiteren großen Danke an alle, die uns inspiriert haben und das sicher auch weiterhin werden:
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Zufallskunst
Peter von Felbert fotografierte dieses Objekt die Tage in Berchtesgaden. Da ich unlängst Kunst mit der Verdichtung von Qualität umschrieben habe, ist das ein schönes Beispiel von Zufallskunst. Hier hat unübersehbar und offensichtlich jemand seine Fähigkeiten im zuschneiden und stapeln von Holz zu einer Kunst werden lassen. Er selbst wird das so sicher nicht sehen. Aber das ging Christo auch so als er in Polen Strohballen einpackte.
Bild: Peter von Felbert
Blaue Stunde
Dieses wunderbare Foto hat uns Daniel Reiter seines Zeichen Fotograf zur Verfügung gestellt. Es passt zu uns und somit zur note. Es fängt so wunderbar einen der schönsten Momente ein. Bekannt unter dem Begriff "blaue Stunde" Es ist der sanfte, zärtliche Übergang vom Tag in den Abend. Wenn aus Hitze angenehmen Temperaturen werden. Wenn aus Wind stille wird. Wenn die Luft so rein wird. Wenn der Tag sich glättet. Wenn der Stress sich legt. Das Sonnenlicht nicht mehr in die Augen sticht. Wenn der Tag an einem vorüber gezogen ist. Der Appetit seinen Höhepunkt erreicht. Wenn Klarheit herrscht. Das Handy ruht. Es ist einer dieser wunderbaren Momente bei dem man die Chance war nehmen muss, ganz nah bei sich zu sein. Der Blick verliert sich in der Weite. Dem absoluten Nichts einen schönen langen, ruhigen Augenblick die Bühne überlassen. Es ist der Augenblick wenn das Leben ausatmet. Wunderbar.
Foto: Daniel Reiter
Dienstag, 29. Mai 2007
Zuversichtisten
Wie war das wohl für Christoph Columbus, als alle Nase lang jemand auf die Brücke kam und sagte: "Chef, wo ist das versprochene Land?" Und er immer wieder entgegnete: "Nur noch ein Stück!" Dabei hatte der keine Garantie, keinen Plan, kein Nichts. Nur seine Zuversicht. Und kaum gibt er diese zum Besten, gehen die anderen wie beseelt von der Brücke. Geladen mit dieser Zuversicht. Als dann Stürme aufkamen, oder Flauten, als das Wasse weniger und weniger wurde, als die Mahlzeiten immer übersichtlicher wurden, da verdichteten sich die Fragen. Und sie kamen nicht mehr nur aus dem Bauch des Schiffes, sondern zuweilen von der Brücke selbst. Aber er steht da, lächelnd, selbstbewusst und sagt nur: "Nur noch Stück, dann sind wir da."
An diesem Beispiel kann man gut erkennen, wie es Machern gehen muss, die sich auf neues Terrain oder ungewisses Terrain begeben und sich dort bewegen. Ständig häufen sich die Fragen nach dem Ziel. Und das Einzige, was der Zuversichtist zu tun hat, ist dieselbige zu verstreuen. Auch wenn er selbst keinen blassen Schimmer hat, wie es weiter oder aus geht. Denn verliert er diese, dann fallen die Menschen um ihn herum vom Glauben ab wie reife Früchte vom Baum. Somit muss er um alles in der Welt die so wichtige Zuversicht aufrechterhalten.
Auch wenn es voll in die Hose geht. Denn nur mit ihr ergibt sich überhaupt die Chance, Ersterbenswertes auch wirklich zu erreichen. Ohne Zuversicht geht nichts. Wer alles planen und kontrollieren will und am besten ganz ohne sein Gefühl Großes erreichen will, der wird eine Menge ereichen, aber sicher nichts Nachhaltiges, Bleibendes, geschweige dann Großes. Wenn es ihn ganz schlimm erwischt, dann bleibt ihm nur Geld. Sonst nichts. Somit hat Christoph Columbus ein paar Optionen gehabt: Alle verenden auf dem Meer. Mist, aber es trifft alle gleichermaßen. Man trifft auf Land und da gibt es nichts zu holen. Übel. Man hat das Land entdeckt, aber krepiert vor Ort. Es gibt Land und da gibt es jede Menge Schätze, aber leider haben da sehr aggressive Jungs den Finger drauf. Schlecht gelaufen. Man trifft auf Land, dort sind Reichtümer, aber alle werden hier begraben. Die letzte Option ist die Win- Win-Option. Land, Schätze, Leute - alles im Griff. Das heißt, alle bekommen die Belohnung für das Risiko, was sie eingegangen sind. Bingo. Aber so kommt es nicht oft. Der Meeresgrund ist voller Schiffe und Mannschaften, die am Riff gescheitert sind. Was wir sehen, sind immer nur die wenigen, die es geschafft haben.
Das bedeutet aber, dass man sich für seinen Lebensweg entscheiden muss. Immer das festhalten, was man hat, das bewahren, was ist und damit bis zum letzen Atemzug zufrieden sein. Oder man bricht auf zu Neuem, mit dem Risko in der Tasche, zu scheitern. Also ich würde die Reise immer bevorzugen. Denn nur das Leben anderer ebenso oder ein wenig schlechter oder besser zu leben, würde meinem Leben schon vorher den Sinn rauben. Somit habe ich schon immer das Abenteuer gewählt und das Risiko. Immer in der Hoffnung, so schlimm wird es nicht werden. Und immer in der Gewissheit, wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo noch ein viel dickerer Hammer her. Ich habe mir das leichter und entpannter vorgestellt. Ich habe diesen meinen Weg unterschätzt. Vor allem habe ich unterschätzt, wie sehr man als Zuversichtist auf die Probe gestellt wird. Und dass, wenn die Zweifel mal die Brücke betroffen haben, man sich mit etwas befassen muss, was man bis dato nicht kannte: Selbstzweifel. Aber ein echter Zuversichtist kann und darf sich das leider nicht erlauben.
Die Folgen wären fatal. Man könnte kurz vor dem Ziel scheitern. Sehr kurz davor. Und man wüsste nie, wie es aus- bzw. weitergegangen ist. Das ist das Schicksal der Zuversichtisten. Wenn es nicht klappt, dann reißen sie viele mit runter. Wenn es klappt, dann erleben viele vieles, was sie selbst so nie erlebt hätten. Ich finde das heftig. Das macht vorsichtig, aber nie auf Kosten der Zuversicht. Da lass ich mir nie reinreden. Da passt kein Blatt zwischen mich und meine Zuversicht - behaupte ich jetzt mal so. Denn die Tage auf See sind lang und zahlreich.
Und außer ein paar Inseln haben wir noch kein Land entdeckt und einen Kontinent schon gar nicht. Meinen würde ich Balance Marketing taufen. Daran glaube ich - fest. Ich glaube, dass da ein riesen Potenzial liegt. Geistige Bodenschätze, die ihresgleichen suchen. So lange ich fest daran glaube, so lange segel ich weiter in die Richtung, in der ich das Ziel vermute.
Foto: Nicole Kengyel
Montag, 28. Mai 2007
Donnerwetter
Also, hier war was los. Wetterkapriolen. Das Wort wollte ich schon immer mal benutzen. Jetzt ist es endlich soweit. Foto aus der Nacht vom Sonntag zum Montag, so gegen 23.00 Uhr. Gewitter, Hagel, Regen und Blitze im Sekundetakt und dazu fast durchgängiges Donnern. Die Sattelitenschüssel brachte kein ordentliches Bild mehr zustande.
Samstag, 26. Mai 2007
Der heißeste Tag unter der Sonne (Hansgeschichten)
Die Nacht war warm wie bei ihm zuhause so mancher Tag nicht war und er schwitzte und der Schweiß sammelte sich am Kinn. Er lag auf dem Rücken nackt auf dem Bett und roch sich selbst. Das Laken war warm am Rücken, am Po und an den Rückseiten der Beine, und der ganze Körper war klebrig und kühl vom Schweiß. Es war ein heißer Tag gewesen und den ganzen Tag war er gegangen. Als er so ging hatte der Körper nur einen ganz kleinen Schatten auf den Asphalt geworfen. Es war heiß, heiß, heiß gewesen. Er hatte geschwitzt unter der Kappe und der Schweiß war ihm über die Stirn und in den Nacken gelaufen. Die Straße war heiß und der Weg hinab zur Küste war staubig gewesen. Er lag auf dem Bett und er schloss die Augen und der Staub klebte an seinen Waden als er jetzt ging und hatte sich mit dem Schweiß vermischt. Der Aufstieg war steil gewesen und fast ohne Kurven. Der Weg war ein Weg und gleichzeitig eine Feuerschneise gewesen. Rechts des Weges waren die Hänge baumlos. Einzelne schwarze Stümpfe ragten aus Knie hohem Grün empor. Auf dieser Seite, die zum Meer abfiel, hatte das Feuer den Wald zerstört, hatte sich den Berg hinauf gefressen und war erst durch die Schneise gehindert worden, weiter nach oben zu steigen. Baumnachwuchs, so bemerkte er, fehlte ganz. Auf der linken Seite des Weges war Pinienwald. Der Wald war ohne Unterholz und die Bäume wuchsen in regelmäßigen Abständen aus einem grünen Teppich heraus.
Oben auf dem Berg war eine Funkstation, die den gesamten Flugverkehr nördlich von Rom überwachte. Hans nahm die Kappe vom Kopf und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Seine Haare waren auch nass, und wo der Rucksack auflag war das T-Shirt nass und als er den Rucksack ablegte, um die Wasserflasche herauszuholen, strich ein Luftzug über seinen nassen Rücken und er spürte die Kühle vom Meer. Die Hitze war erträglich gewesen, denn er war noch nicht sehr lange gegangen. Aber der Aufstieg hatte es in sich gehabt, war steil gewesen und ganz ohne Schatten. Als er getrunken hatte wurde sein Kopf heiß und der Schweiß schoss ihm aus den Poren. Er fluchte, weil er sein Halstuch vergessen hatte und er sich den Nacken verbrennen würde. Er fluchte, dass er nicht früher losgegangen war und er fluchte, dass er überhaupt losgegangen war und er fluchte auf die Schwüle und auf den Scirocco, der feucht und heiß von Nordafrika herüberwehte. Er wünschte sich das Ende des Weges herbei und sah zurück und ganz weit entfernt die roten Dächer von Capoliveri. Als er den Pinienwald erreichte, holte er die Karte heraus und setzte sich auf einen Stein. Er trank nur einen Schluck und steckte die Karte wieder zurück. Die Luft roch würzig, wie ein Badezusatz und es war ganz still. Er sah sich um und erblickte durch das grüne Dach den blauen Himmel. Es war ein guter Platz.
Später, als er an eine Wegkreuzung mit einem kleinen Hügel an der Seite kam, stieg er die wenigen Meter den Hügel hinauf und blickte in eine grüne Pfütze, die einmal ein Wasserreservoir gewesen war. Ab jetzt glaubte Hans nicht mehr, dass der Weg besser werden würde oder dass es Schatten gäbe oder dass er die Wasserflasche auffüllen könnte. Es gab bestimmt mehr als einen Weg hinab zur Küste. Noch andere Wege waren von der Kreuzung abgegangen, deren Verlauf er aber nicht verfolgen konnte. Auf dem Weg lag Geröll und große und kleine Steine lukten aus dem von der Sonne zu Stein gebackenen Lehmboden. Hans versuchte die beste Gehspur zu finden, rutschte auf dem Geröll, ging einen Zickzackkurs und suchte den Schatten einzelner Bäume. Hinter ihm war nichts als Staub und vor ihm nichts als Hitze. Nach jeder Serpentine erhoffte er das Blau des Meeres zu sehen. Er trank das letzte Wasser und legte den Kopf weit in den Nacken, bis die Sonne ihn heiß blendete und die Flasche auf den letzten Tropfen geleert war. Er war jetzt ständig bergab gegangen. Seine Schienbeine schmerzten davon und die großen Zehen taten vom Anstoßen weh. Der Weg würde ihn bis ganz hinunter zum Meer führen und er wusste, dass er das alles später wieder hinaufgehen müsste.
Gerade bevor er das Meer sah, entdeckte er den Helm eines Reiters am Weg. Der Reiter hatte den Helm bestimmt noch gesucht, aber der Helm hatte die helle Farbe getrockneten Lehms und war vom Boden kaum zu unterscheiden. Das Kinnband war abgerissen und innen war der Helm mit roter Seide gefüttert. Hinten war eine kleine, schwarze Schleife. Der Größe nach musste es der Helm eines Mannes gewesen sein. Hans nahm den Helm auf und solange ihn die Gedanken an den Reiter ablenkten, dachte er nicht an den Weg, der noch vor ihm lag und an die Hitze und an den Durst. Hans sah auf das Meer, das unter ihm auf die felsige Küste rollte. Er dachte an Schiffbrüchige, die im Meer trieben und ohne Trinkwasser waren, und die verrückt würden bei dem Gedanken, dass sie von unendlich viel Wasser umgeben waren, und das sie verdursten würden oder ertrinken.
Er kam an eine Staubpiste, auf der auch Autos fahren konnten, die zu einem kleinen Strand wollten. Auf dem Strand, der nur wenig besucht war, sah Hans einen Mann in weißem T-Shirt und Badehose, der den Strand mit einer Harke von Treibholz säuberte. Hans ging hinunter. Der Strand gehörte zu einer Bar. Vor der Bar war ein Parkplatz mit Bäumen unter denen Autos standen, die vollständig von einer weißen Staubschicht bedeckt waren. Hinter der Bar war eine Terrasse mit sauberen Holztischen und grünen Stühlen. Hinter der Terrasse war das Meer, das hier sanft auf den Strand rauschte. Hans ließ sich eine Flasche Wasser bringen und sah auf das Meer. Das Meer war herrlich blau. In der Bucht lagen Segelboote mit Masten, die bis in den Himmel reichten.
„Mangiare?” fragte der bullige Typ mit schwarzem Kinnbart, der bediente.
Hans sagte: „No, grazie”, und dachte an nichts. An weniger als nichts und schon überhaupt nicht ans Essen. Er trank Glas für Glas und als die Flasche leer war, dachte er an das letzte Stück und an das Ziel und fühlte sich gut.
Das letzte Stück war Asphalt. Eine gewöhnliche Straße, die vom Meer über einen tiefer liegenden Ortsteil hinauf und zurück nach Capoliveri führte. Ein übles Stück Weg. Hans ging wie mechanisch über den heißen Asphalt. Nicht stehen bleiben und drüber nachdenken, dachte er jetzt. Eine Schlange, die überfahren worden war, klebte trocken und dünn wie Pergament auf dem Asphalt. Die Luft kochte und seine Hände waren angeschwollen. Die Füße schmerzten und fühlten sich ganz heiß an und dick. Hans ging und kam an einem Lastwagen vorbei mit grünen, glänzenden Wassermelonen wie Fußbälle so groß. Er hätte eine genommen, es war aber niemand zu sehen und er hatte auch kein Messer.
Nachdem er eine weitere Ewigkeit gegangen war konnte er endlich die ersten Häuser sehen. Alle Läden und Türen waren geschlossen wegen der Sonne. Auf einer Bank vor einem der Häuser saß ein alter Mann. Er rief Hans etwas zu und Hans, der ihn bestimmt nicht bemerkt hätte, weil er zu weit von der Straße entfernt vor seinem Haus saß, wusste nicht, ob der Mann ihn auslachte oder ihm Mut machen wollte.
„Tropo sole”, hatte Hans verstanden und der Mann hatte gelacht.
Hans sah den Alten, aber sein Gesicht konnte er nicht erkennen. Aber seine Stimme klang, wie die Stimme eines alten Mannes; mit der Erfahrung vieler Sommer.
Hans erwachte. Es war dunkel. Das Fenster stand offen und die Läden waren halb geschlossen vom Tag. Der Raum war stickig und er hörte, wie der Scirocco durch die Bäume strich. Er tastete nach der Wasserflasche und trank und das Wasser schmeckte fahl und war lauwarm. Draußen hörte er die Stimmen des Hotelpersonals und einige Schritte auf dem Asphalt.
Freitag, 25. Mai 2007
Meine Harley Davidson Fat Boy VERKAUFT an RAY
VERKAUFT
Das ist meine Harley Davidson. Sie steht jetzt schon seit Jahren bei einem guten Bekannten in der Garage. Dabei ist sie immer angemeldet geblieben. Seit dem meine Kinder in mein Leben gekommen sind, bin ich keinen Meter mehr gefahren. So können sich schlagartig die Prioritäten ändern. So sind gerade mal knapp über 20.000 KM im laufe der 16 Jahre zusammen gekommen. Es ist an der Zeit das wir uns trennen. Also, ich und meine Harley. Denn Eigentum verpflichtet und es bricht einem das Herz wenn sie da nur so herum steht.
VERKAUFT
Deshalb würde ich mich über einen neuen Besitzer sehr freuen. Der sie viel bewegt. Leider ist der TÜV abgelaufen. Aber das ist kein Problem. Denn sie ist Top Fit. Zur Harley habe ich dann noch eine Menge Klamotten und Zubehör abzugeben (Gratis). Also, wer will? Bitte E-Mail an mich: c. hintze (at) note-i.de, oder über einen Kommentar Kontakt aufnehmen.
VERKAUFT
Anmerkung. Nun war es doch soweit. Wir haben uns getrennt. Es musste sein. So schlimm war es dann doch nicht, denn Sie ist in guten Händen. Und ab und zu werde ich sie mal wieder zu sehen bekommen. Tschüss, es war schön mit dir.
Herzblut
Es gibt nicht wirklich viel, auf das man sich konzentrieren kann und darf. Vor allem so, dass man dem Wenigen, wirklich Wichtigen im Leben einen Großteil seines Herzbluts widmen kann. Menschen in nicht heterosexuellen Verbindungen und Singels haben da einen Vorteil. Oder alle Menschen, die einen Großteil der wesentlichen Lebensmerkmale einfach übergehen. Einen Vorteil Menschen gegenüber, die in einer heterosexuellen Partnerschaft mit menschlichem Zuwachs leben. Und vor allem gegenüber getrennten Partnerschaften, in denen einer die materiellen Bedürfnisse aller befriedigen muss.
Was einen auch den letzten Blutstropfen für das Wesentliche kosten kann sind falsche Ziele, zu viel Schulden, Schuldgefühle und Ängste aller Art. Es gibt mehr, was einen davon abhält, ein durchweg gutes Leben zu führen, als Dinge, die es einem ermöglichen. Das fällt einem erst unterbewusst, dann offensichtlich auf. Aber dann ist es meist zu spät, oder höchste Zeit.
Ein Kunde, der nun im Ruhestand weilt, erzählte mir mal, dass bei Männern so um die 40 sich das Leben meist noch einmal völlig verändert. Durch äußere und innere Einflüsse. Nicht nur, weil es bei ihm so war, sondern weil er es in seinem Umfeld häufig beobachten konnte. Die einen folgen dann ihrem Herzblut und ihren Herzenswünschen. Das sind die Wenigen. Die meisten kommen mit einem blauen Auge durch eine Sinnkrise, aber bleiben dann doch lieber dabei. Lieber erfolgreich auf dem falschen Lebensweg, als die berühmte Taube auf dem Dach.
Diese Entscheidung macht die Betroffenen verbittert und engstirnig, intolerant und dominat. Der Zugang zu solchen Menschen wird immer schwerer. Denn es begleitet diese das ungute Gefühl, das Leben einer anderen Person zu leben. Diese Menschen erkennt man vor allem daran, dass sie ständig beteuern, sie könnten morgen ganz anders, ohne das alles. Sie könnten, wenn sie wollten. Aber sie wollen nicht.
Die anderen hingegen beginnen im Prinzip bei Null. Aber von einer anderen Ausgangsposition aus. Somit sind diese das genaue Gegenteil. Sie sind offen, direkt, klar, nah bei sich. Aber am Anfang des Wandels unsicher. Sehr selbstkritisch. Voller Tatendrang, mit viel zu viel Ideen. Wenn man spürt oder sogar weiß, was man eigentlich will, dann ist das ein entscheidender Unterschied.
Die folgen dann ihrem Herzblut. Somit sind Ergebnisse, Ziele, Erkentnisse, Errungenschaften und Erfahrungen aus der Vergangenheit nur noch relativ. Denn der Blick geht nur noch nach vorne. Alle anderen berufen und erklären sich ausschließlich durch dieselben Ereignisse aus der Vergangeheit. Das merkt man schnell. Für die einen heiligt der Zeck die Mittel bis zum Schluss. Für die anderen ist der Deal für das eigene Wohlbefinden unvereinbar.
Und es ist schön zu sehen und mitzuerleben, dass immer mehr den Schritt wagen und ihrem Herzblut folgen. Aber es ist auch immer noch sehr traurig, wie viele ein Leben auf dem Holzweg vorziehen.
Foto: Nicole Kengyel
Haltbarkeitsdatum von Ideen
Das Haltbarkeitsdatum von Ideen ist sehr variabel. Jede gute Idee entfaltet ihre Wirkung, wenn sie zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort, mit den richtigen Menschen umgesetzt wird. Sie selbst kann nichts. Sie kann nicht gehen, nicht sehen, nicht reden. Eine Idee ist nur eine theoretische Annahme. Auch ihre Wirklichkeit bringt sie nicht zum Fliegen. Denn alle Parameter müssen stimmen. Deshalb ist es so wichtig bei guten Ideen zuzugreifen und seinen bescheidenen Teil dazu beizusteuern. Damit diese einmal wirklich abheben und fliegen. Somit sind eine Menge guter Ideen abgestürzt, nur weil sie am falschen Ort das Licht der Welt erblickten. Oder zur falschen Zeit. Oder in falschen Händen lagen.
Um das zu verhindern, müsste es staatlich und wirtschaftlich unabhängige Ideenbewertungsstellen geben. Da sitzen die innovativsten Macher, bekommen ein Schweinegeld und müssen entscheiden, welcher Idee ein Staat, eine Wirtschaft, eine Branche bis hin zu einem Unternehmen nachgehen muss. Zudem sind diese befugt, diese Ideen in allen wichtigen Parametern ins Rennen zu schicken.
Denn was hilft es, wenn eine gute Idee versickert? Dann ist es doch immer besser, jemand bekommt ein angemessenes Stück vom möglichen Kuchen ab. Oder wie ich immer gerne sag : Lieber 1 % von viel, als 100 % von nichts. Das Problem ist natürlich die Gier und der Neid und die Eitelkeit. Aber das muss man doch überwinden können. Man stelle sich mal vor, da sitzt ein Junge, 11 Jahre alt, in Berlin. Und hat eine riesen Idee. Was macht er mit der? Wohin geht er? Wem erzählt er davon und wem besser nicht? Warum kann der sich an keine Stelle wenden, von der wir alle was hätten?
Ich finde, wir sind nicht das Land der Ideen, sondern ein weiteres Land der vergebenen Chancen. Warum nutzen, profitieren und bereichern wir uns nicht an unseren Ideen? Warum versickern diese spurlos? Bleiben in den Köpfen und geraten in Vergessenheit? Über 90 % aller angemeldeten Patente kommen nicht zur Anwendung. Niemand prüft nach, was da dran ist. Für eine Volkswirtschaft. Wir stellen doch unsere Arbeitszeit in Form des Bruttosozialproduktes zur Verfügung. Warum nicht auch das Sinn- und Wertvollste - unser Ideen?
Dieses Feld überlässt man sich selbst. Oder Menschen mit viel Geld und ohne Ideen. VC Unternehmen. Wenn ich was zu sagen hätte, würde ich ein Ministerium gründen, in dem alle aufgefordert sind und eingeladen unser aller Lebensgrundlage zu verbessern, zu bewahren und zu steigern. Kurze Wege, schnelle Entscheidungen. Die richtigen Leute und Geld gibt es auch, wenn eine Idee mal ihre Kraft entfaltet hat.
Bild: Peter von Felbert
Donnerstag, 24. Mai 2007
Jetzt aber bitte Neid und Missgunst! – Danke!
Mittwoch, 23. Mai 2007
Die Farbe der Probleme
Die wenigen unter Euch, die mal leider durch eine wirtschaftliche Krise mussten, (also ich kann das auch nur aus Erzählungen wiedergeben), für die unterscheiden sich gute und schlechte Tage zum Großteil an der Farbe der Post. Denn wenn ein Tag schon so anfängt, kann der nur weniger gut weitergehen. Denn mit der Farbe der Post bekommt man auch immer reichlich zu tun. So ist der wohl übelste Treffer die Farbe "gelb" mit Sichtfenster, die höflicherweise immer und nur persönlich übergeben beziehungsweise zugestellt wird. Und die man sogar quittieren darf. Mit einer solchen gelben Post hat man sofort ein richtiges Problem auf dem Tisch.
Obwohl man mit der Zeit da gelassener wird. Aber sind die Abstände zwischen zwei gelben Poststücken groß, dann ist die Sogwirkung nach unten doch enorm. Somit würde ich jedem abraten, für Mailings die Farbe gelb zu verwenden.
Die zweite unschöne Farbe der Probleme ist zwar ökologisch zu empfehlen, aber sonst eher nicht. Es ist grau. In den grauen Umschlägen droht in der Regel Gefahr von Amtsseiten. In der Regel spielen sich auch hässliche Szenen ab. Der Tag ist im Eimer, weil man nun endlos Papier zusammentragen muss. Grau ist für Werbung über den Postweg auch ganz übel. Die meisten zucken erschrocken zusammen, wenn sie nur grau sehen.
Nicht zwingend übel, aber möglicherweise, sind grüne Umschläge. Grün stellt aber auch keine geringe Gefahr dar, dass der Vormittag sich jetzt ganz anders gestaltet als gedacht.
Weiße Umschläge sind nur dann gefährlich, wenn sie zu dick befüllt sind. Wenn ein weißer DIN-Lang Umschlag in der Post liegt, der prall gefüllt ist, dann ist das kein gutes Zeichen. Da könnte eine böse Überraschung auf einen zukommen.
Absolut ungefährlich sind orangene, rote, dunkel- oder hellblaue, violette, schwarze, braune und transparente Umschläge. Hier erwartet einen in der Regel nichts Bewegendes. Blinder Alarm sozusagen. Somit kann man sagen, dass schon die Farbe der Post eine eindeutige Sprache spricht. Und das Öffnen eines Postkastens bringt jedesmal seinen eigenen Spannungsbogen mit sich.
Aber wie gesagt, dass kenn ich für meinen Teil nur vom Hörensagen. Ach ja, nicht zu vergessen ist die Situation, wenn nicht das Schriftstück mehr allein kommt, sondern derjenige gleich mit, der im Auftrag darauf achtet, dass die Inhalte eingehalten werden. Die tragen auch meist graue Anzüge. Passend zu den grauen Umschlägen mit dem grauen Papier - habe ich gehört. Dabei hat jeder Tag die Chance, ein guter zu werden, aber wenn die Farben ins Haus flattern, das ist wie ein Tiefschlag, da erholt man sich erst 24 Stunden später davon.
Bild: Peter von Felbert
www = welt weit wahn
In der Bloggerszene geht der Wunsch nach dem unendlichen Reichtum um. Nach dem ultimativen Businesscase. Nach der Killerapplikation. Somit betreiben die meisten Blogger ihre Blogs nur aus einem Grund: In der Hoffnung, auf Web-Öl zu stoßen. Oder auf eine Online-Goldader. Und wie im wirklichen Leben steckt jeder seinen Blog-Claim ab und macht darauf seine seltsamen Versuche. Dabei scheint es besonders wichtig zu sein, jedem, der es auch nicht hören will, kundzutun, dass man kurz vor dem riesen Ding ist. Dabei kommen mir viele Blogger so vor wie faule Hartz 4 Empfänger, die einen kläglichen Versuch unternehmen, locker vom Hocker mal eben reich zu werden. Aber besser, sie treiben sich im Web, als auf der Straße herum.
So erfährt man auf vielen Blogs unter anderem wie es geht. Das alles. Die meisten Formulierungen fangen aber mit hätte, wenn und aber an. Und das ist bekanntlich alles nur Gelaber. Die investierte Zeit in Blogs weltweit in das Machen und in das Lesen ist nicht gering. Aber das alles verteilt sich global gesehen auf Staubkorngröße.
Muss den jeder, der ein Instrument in die Hand nimmt, John Lennon oder Sting werden? Ist denn der einzige Sinn ein Instrument zu erlernen dadurch zu begründen, dass man schweinereich wird? Oder muss das Ziel eines jeden Kochs sein, bei Kerner zu kochen? Wer sich für eine Partei engagiert, muss der immer nur das eine Ziel Kanzler/-in vor Augen haben? Kann man nicht einfach ein wenig fußballspielen, muss das Ansinnen immer Profi werden sein?
Ich finde die Blogger-Szene hat bis auf wenige Ausnahmen falsche Ziele, falsche Vorstellungen. Es kommt mir so vor wie in den 70ern, als in jedem Keller eine Band geschrabbelt hat. Alle nur einen Schritt davon entfernt, Megastar zu werden. Muss denn alles immer im Reichtum enden? Auch das Bloggen? In Deutschland spielen 5 Millionen Menschen Fußball, davon werden 0,012 % Profies. 99,988 % sollten daher mehr hoffen, dass sie Spaß am Spielen haben. Und so verhält es sich mit allem und allen. Nur max. 1 % schaffen es zu Reichtum. Und dieses 1 % sollte man sich mal genau ansehen. Ob das so erstrebenswert ist, dafür das herzugeben, was man am liebsten macht.
Also, ich schreibe gerne. Und ich würde auch gerne vom Schreiben leben können, sogar gut. Aber es könnte mir passieren, dass sich dieser Wunsch nie erfüllt. Wie bei 99 % aller, die schreiben. Somit scheint es für mich erstrebenswerter zu sein, mir meine Lust und den Spaß am Schreiben zu erhalten. Die Energie, die ich dadurch gewinne, zu erhalten. Mir die Reflektion meiner Betrachtungen zu erhalten. Egal, wie es aus- und weitergeht. Als ständig darüber nachzudenken, wie man mit wenig Aufwand über Nacht steinreich wird.
Somit ist das Blog ein schönes technisches Tool, um sich selbst unter positiven Druck zu setzen zu schreiben. Das Image ist eigentlich schon ziemlich schlecht. Wenn man sagt, dass man einen Blog betreibt, winken die meisten schon ab. Der Gedanke der Klowände herrscht vor, auch ohne, dass dies jemand laut gesagt hat. Das Niveau ist oft fürchterlich. Keine Kontinuität. Langweilig. Überall steht dasselbe. Der Inhalt ist morgen vergessen und unwichtig. In einer Gesellschaft, die immer mehr Informationen ausschüttet, sind die Blogs der Megagau. Denn eigentlich heißt es für jeden intelligenten Menschen weglassen, loslassen, reduzieren und konzentrieren. Denn die Menge ist nicht mehr zu verarbeiten und zu qualifizieren.
Und Blogs sind da der Alptraum. Selten recherchiert. Subjektiv vom ersten bis zum letzten Buchstaben. Immer darauf bedacht, möglichst viel Trafik anzulocken. Somit ist die inhaltliche, kommunikative Leistung aller Blogs sicherlich auch bei gerade mal 1 % anzusehen. Das bedeutet bei 44 Millionen Blogs, dass nur 440.000 etwas Relevantes zu sagen haben. Nicht immer, aber manchmal. Mal der eine, mal der andere. Mal mehr, mal weniger.
Wer soll das filtern? Wer soll da durchblicken. Auf der anderen Seite sind die Blogs für Google zum Beispiel ein Traum, da Inhalte der Blogs mehr bewertet werden als die der Industrie. So muss diese immer mehr bezahlen, um sich vorne platzieren zu können. Somit sind die Blogger ca. 44 Millionen Mitarbeiter von Unternehmen wie Google, nur mit dem kleinen Unterschied, dass es da Milliarden gibt und auf Bloggerseite keinen müden Euro. Denn die machen das für Goggle alle gratis. Der Eitelkeit wegen. Der Anerkennung. Des Geltungsdranges. Wegen des Minderwertigkeitskomplexes.
Denn mal ehrlich: Warum sollte jemand 10 Millionen Euro für einen Blog bezahlen? Was kauft er denn dafür. Der Kontent ist bei 99 % nichts Wert. Der Trafik ist bei 99 % nichts Wert. Weil zwar viele kommen, aber oft nur Sekunden bleiben. Tags schaffen zwar Trafik, aber von welcher Qualität? Keiner! Somit finde ich den Weg der Süddeutschen sehr gut, die jetzt im Süd Café und mit der Kommentarfunktion etwas sehr Richtiges und Gutes gemacht hat. Sie benutzt den Blog als Kundenbindungs- und Gewinnungsmittel. Ein kleines Tool, aber ein sehr modernes. Denn die Qualität der Kommentare ist zu 99 % erschreckend.
Somit gibt es doch einen Grund dafür, dass Menschen Jornalisten sind. So richtig mit Ausbildung, Studium und Erfahrung. Das liest sich schon mal ganz anders als diese spontanen Pöbeleien. Ich habe keine Ahnung, was und wohin es mit dem Blog geht. Es ist mir auch ein gutes Stück weit egal. Was mir daran gefällt ist, dass es mich diszipliniert hat, zu schreiben. Nicht nur mal so, sondern regelmäßig. Das mache ich für mich. Und ich spüre, dass es mir gut tut. Was es in der Welt da draußen anrichtet, weiß ich nicht. Aber das ist eine ganz persönliche Sache. Wie alles, was ich freiwillig machen. Manchmal wünsche ich mir, das mehr Blogger weniger den Business-Case im Kopf hätten, und anstatt dessen lieber etwas sagen würden. Was mich erreicht, berührt, zum Lachen, Nachdenken, Überdenken oder Umdenken bringt.
Aber da kommt nur sehr, sehr wenig. Denn unverwechselbaren, zeitlosen, wertvollen Content zu produzieren könnte sinnvoller sein.
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