In meinem Rücken schläft ein Mann. Vor ihm auf dem Tisch liegt seine Kamera. Er wälzt sich von einer Seite auf die andere, ächzt. Ich kenne ihn seit langem. Es geht keine Gefahr von ihm aus. Trotzdem ist die Situation ungewohnt. Auch keine Gefahr läßt sich mit Hilfe der Kunst bannen. Ich drehe mich um. Der Mann ist aufgewacht, sieht mich an, winkt. In dem Moment höre ich ein sonderbares Geräusch neben mir, ein rollendes, anderthalb Sekunden. Höchstens. Dann der Aufschlag. Ich schaue auf den Boden. Dort liegt mein Füller. Ohne Kappe. Er muß direkt auf die Federspitze gefallen sein. Sie ist krumm wie ein verbogener Nagel. Die Einschreibarbeit von Wochen wurde zunichte gemacht. Der Mann steht auf und bedauert, was geschehen ist. Allerdings erscheinen ihm als Photograph die optischen Folgen des Absturzes auf dem Blatt - Biegespuren, verwischte Tinte, zerhackte Wörter, gekratzte Striche - weitaus interessanter, als das, was nach einem glatt heruntergeschriebenen Text zu sehen gewesen wäre. All das, was hier steht, hält er im Bild fest. Unterdessen erholt der Füller sich langsam. Statt eine Gefahr zu bannen, arbeiten wir das Unfalltrauma auf. Gemeinsam werden wir es schaffen. Der Mann aus meinem Rücken erweist sich dabei als Freund. (2. 6. 06)