Es ist niemandem entgangen, dass alle Bestsellerlisten seit Jahren von Kochbüchern auf den vordersten Plätzen dauerbelegt sind. Jamie Oliver ist überall. Und daneben Tim Mälzer. Kochbücher sind zur Pflichtlektüre geworden. Man muss sie natürlich sichtbar positionieren. Pazifische Küche ist so ein Kochbuch, das eher wie Geo Spezial aussieht. Kochen ist der Trend geworden. Natürlich nicht das Selberkochen, sondern das So-tun-als-ob-Kochen. Kochbücher sind wie Edelmarken. Prada der Küche. Sie sollen viel über die Gastgeber aussagen. Was auf der Bücherseite riesig läuft, schwappt natürlich im Fernsehen über. Das Format Kino wartet noch auf einen Kochfilm. Aber wenn man sich die Mengen von Kochsendungen vor Augen hält und die Millionen verkaufter Kochbücher, ist es nur noch eine Frage der Zeit, dass die Superstars in ausverkauften Fußballstadien kochen. Die Konzerthallen mit Knoblauchgerüchen füllen. Cooking in the Park. Koch am Ring. Und die ARD sollte langsam die Kochmusik aus dem Stadel an den Start bringen. Woodcook ist nur noch eine Frage der Zeit. Ich höre schon die legendären Durchsagen: "Ist noch jemand hungrig?"
Straßennamen und Kindernamen werden sich dem Sog der Kochwelle anpassen: Zwiebelring, Kartoffelallee, Müslistange, Calamaris, Zuchini bis hin zu Parmesan und Salami.
Frank Buchholz, Fernsehkoch. Foto: Peter von Felbert
Open Air Cooking. Opern Cooking. Klassik Cooking im Burgtheater. Die Reihe der Kommerzialisierung hat gerade erst angefangen. Denn es gibt noch keinen Bundeskochpreis. Keinen Nobelpreis für Köche. Und bei der Oscar-Verleihung fehlt noch The Cook of the Set. Royal Albert Cooking. The Cooking of the Proms. Wir stehen, wie wir sehen, noch ganz am Anfang. Einer echten Kochwelle. Aber die Vorboten sind unübersehbar.
Uli Wickert wird die Tagesthemen nicht mit den Worten: "Das Wetter" beenden, sondern mit "Guten Appetit".
Theaterstücke weden umgeschrieben, damit die Zuschauer nicht ausbleiben: Warten auf den Koch. Was ihr essen wollt. Der Koch von Venedig. Die drei Töpfe Oper. Es wird kein Ende nehmen. Popbands werden sich des Themas annehmen: Pizzaboys, the Currybrothers, The Mozzarellas und so weiter. Modemarken werden das Thema entsprechend in Szene setzen: Gurkenhosen, Calzonehandtaschen, Salatkragen, Nudelkrawatten, Kartoffelsocken.
Man wird keine Witze mehr erzählen, sondern Rezepte.
Eins ist klar. Wir stehen wie gesagt noch ganz am Anfang. Das Ende dieser Kochhysterie ist ebenfalls schon bestimmt, weil vorgeschrieben und natürlich von biblischem Ausmaß. Am Ende der Kochwelle steht für alle: Das jüngste Gericht. Na dann mal guten Appetit.