Es sind die mächtigen Bilder in unseren Köpfen, die uns nie mehr los lassen und so beeindrucken. Das sind genau die Bilder, die süchtig auf gute Kommunikation machen. Mich, auf jeden Fall, haben sie das.
Wie Willy Brand beim Kniefall im Warschauer Ghetto. Der "Entschuldigung" sagt, ohne "Entschuldigung" zu sagen. Diese in den Köpfen ausgelöste Entschuldigung hat viel mehr bewirkt als tausende Beschwichtigungen. Es läuft mir immer noch kalt den Rücken hinunter, wie man mit so wenig so viel aussagen und vor allem bewirken kann. Noch heute hoffe ich, er hat das intuitiv gemacht. Und kein PR-Berater hat gesagt: Willy, ich hab da eine super Idee für das Ghetto nächste Woche.
Noch heute hoffe ich. In dem Augenblick, in dem er vor das Mahnmal trat, bekam er zum einen weiche Knie. Und die größe der Greultaten drückte ihn sanft und voller Demut auf die Knie. Was soll man auch sagen, wenn man eigentlich nichts mehr sagen kann. Das ist eine der Gesten, die mich für einen Moment sehr stolz gemacht haben, dass ich aus dem selben Land komme wie dieser Mann, der so würdevoll und großartig um Entschuldigung nicht für sich, sondern für uns alle gebeten hat. Dafür zolle ich ihm noch heute meinen Dank.