Donnerstag, 5. April 2007
Tod
Die Menschen träumen und planen aber auch alles. Vor allem das, was am Ende nicht eintritt. Ich kenne Menschen, die haben in Gedanken hunderte und tausende von Häusern gebaut, leben aber bis auf weiteres zur Miete. Wieviele Singels planen schon wieder die nächste Partnerschaft, die es dann sicherlich auch wirklich wird. Der Mensch plant alles, nur eins nicht: seinen Tod. Und mal Hand aufs Herz - gibt es eine sicherere Annahme im Leben eines Menschen als den Tod? Die Pharaonen waren uns da ein gutes Stück voraus. Die fingen kurz nach der Geburt an ihre letzte Ruhestätte zu bauen. Da feiern Menschen 90 Jahre Geburtstage. Jedes Firmenjubiläum ist festlicher als der Gang in die Urne. Schon seltsam. Da baut man sich Traumschlösser und geht dann in der Holzkiste wie in ein Reihenmittelhaus nur in 3 Meter Tiefe. Und die letzte Anzeige, die vom großen Verlust spricht, ist ein 2-Spalter schwarz weiß. Erst im Tod erkennen wir, was das Leben wirklich Wert war. Und dann sind auch noch alle traurig. Man geht und der letzte Eindruck, der bleibt, ist ein todtrauriger. Dabei könnte man doch den Tod perfekt planen. Zelebrieren, um den Menschen die Angst vor dem Leben zu nehmen. Wenn der Tod schon so geil ist, wovor soll man dann im Leben Angst haben? Aber unser Tod ist erbärmlich, grotesk, jämmerlich und kleinlich. Die Erben riechen fette Beute, das Finanzamt gleich mit. Das Ziehen und Zerren um den Nachlass ist immer hässlich. Ein Grund mehr, um für den Tag X sicherzustellen, dass alle besser mal das Erbe ablehnen sollten. In der westlichen Welt ist gerade die Tatsache, wie wir mit dem Tod umgehen, ein sehr deutliches Zeichen dafür, dass im Leben schon was nicht stimmt. Jeder stirbt. Und jedes Mal tun alle so, als ob es unerwartet kommt. Kein Wunder, wir haben uns ja auch nicht darauf gebührend vorbereitet. Es müsste D-Day-Planer geben. Die dann dafür sorgen, das doppelseitige Anzeigen geschaltet werden, die den Menschen, der jetzt gehen darf, in seiner ganzen Würde zeigt. Verbunden mit dem, was er liebte, sein Lebensmotto, sein Lieblingsort, Bild, Musik oder was auch immer. Und dann 3 Tage eine Party, dass die meisten von Glück sprechen können, dass sie nach diesen 3 Tagen wieder auferstanden sind. Der Tod ist ein so fundamentaler Bestandteil unseres Lebens, dass man sich wirklich besser darauf vorbereiten sollte. Viel besser. Somit gäb es im Alter auch viel mehr Anlässe zu feiern. Denn wenn man älter wird, dann wird die Friedhofstagedichte immer höher. Bis alle am eigenen Grab stehen. Das ist wie in jungen Jahren mit den Paaren. Und dann mit den Kindern. Und dann mit den Scheidungen. Wir sollten dem Tod eigentlich souveräner entgegen treten. Denn er kommt. Was man von vielem anderen im Leben leider nicht mit Gewissheit sagen kann. Ich möchte mich hier nicht falsch verstanden wissen als jemand, der den Tod verherrlichen will. Nein, ich will ihn feiern wie den Abschluss eines Lebens. Wenn der Dirigent den Taktstock senkt, braust ja auch Applaus auf, obwohl das Konzert soeben zu Ende geht.