Montag, 1. Februar 2010
Minus 26,5 Kilo
Mist! Natürlich hat er Recht. Das ist ja das Schlimmste an fehlender Konsequenz, vor allem bei einem selbst. Warum kann man sich um alles und alle anderen besser kümmern, als um sich selbst? Das ist und bleibt mir unerklärlich. Die Macht der Gewohnheit? Sicher.
Aber ist das bei solchen negativen Veränderungen wirklich ein aufrecht zu haltendes Argument? Nein. Sicher nicht. Vor allem, wenn man an alles andere Ansprüche stellt, die man offensichtlich nicht an sich selbst stellt. Das macht einen nicht nur unglaubwürdig vor anderen, sondern auch vor einem selbst.
Somit habe ich am 4. Januar angefangen, wieder der Alte zu werden. Der Alte ist wesentlich jünger, wiegt nur 79 Kilo, ist fit wie ein Turnschuh und genießt gerne, aber in Maßen. Dann ist es auch noch als Genuss zu bezeichnen. Alles andere ist Konsum, bis hin zu Sucht. Aber sicher nicht Genuss.
Ich habe ja mal geraucht, so ca. 20 Jahre lang, und im Jahr 2000 habe ich an einem Montag einfach aufgehört. Die Lust und die Argumente waren weg. Da wachte ich auf und wollte meiner Gewohnheit nachgehen und diese erschien mir plötzlich als so absurd, dumm und kindisch, dass ich es einfach nicht mehr machte. Seitdem habe ich keine Zigarette mehr geraucht. Was nicht heißt, dass ich nie mehr rauchen könnte, würde, sollte oder dürfte. Nein. Aber solange mir die Argumente fehlen, warum sollte ich es aus mir heraus wieder tun.
So in etwa hoffe ich, könnte es sich mit meinem Wechselspiel aus Bewegung, Ernährung und Alkohol verhalten. Bis dahin ist noch ein weiter Weg, aber auch hier gilt: die Hoffnung stirbt zuletzt.
Jedenfalls habe ich seit dem 4. Januar keinen Alkohol mehr getrunken. Es wird im Laufe der Zeit Ausnahmen geben und es wird auch wieder die Zeit kommen, wo der Genuss in Maßen wieder ein Teil meines Lebens sein soll, aber bis dahin kann ich auch ohne. Zudem habe ich angefangen, täglich Sport zu betreiben. Jeden Tag zwischen 1 Stunde Ausdauertraining und 1 1/2 Stunden, wenn Krafttraining dazu kommt. Das mache ich seit dem 12 Januar.
Das Ergebnis bis heute ist minus 11,1 Kilo in 26 Tagen. Und die Parameter verändern sich in die richtige Richtung. Muskeln kommen hinzu, Fett wird abgebaut. Das entwickelt sich alles ganz gut. Sein Leben einfach von passiv auf aktiv umzustellen, gelingt einem nur, oder einfacher, wenn das Umfeld mitspielt. Denn es gehört mehr dazu, als man denkt. Das Essen, das Kochen, das Einkaufen, der Sport, der ganze Tag und auch die Nacht verändern sich schlagartig.
Plötzlich muss man jeden Morgen eine Sporttasche packen. Und vieles mehr. Bis heute kann ich nur sagen, ich fühle mich auf dem absolut richtigen Weg und hoffe, dass es so bleibt. Denn ich wünsche mir die Energie und die Konstellation des alten Hintze zurück. Ich kann es gut gebrauchen.
Und ich hoffe, dass sich damit auch der Umgang mit allem, was mich tangiert, oder auch nicht, damit energetisch verbessert. Positiver. Das mich nicht mehr so viel runter zieht, sondern im Gegenteil. Somit kann ich nach dem Monat 1 schon mal sagen: es sind nur noch 15,4 Kilo zu gehen. Dann hätte ich mein Traumgewicht von 79 Kilo zurück. Und auch sonst müssen sich alle meine physischen und psychischen Parameter so verändert haben, dass ich den einleitend beschriebenen Anruf sicher vergessen habe.
Oder es mir nur noch ein „Danke“ entlockt.
Sonntag, 31. Januar 2010
Mutti kauft sich das iPad
Tut mir leid, liebe unbekannte Internetfreunde, aber ich muss die überwältigende Begeisterung für das iPad leider ein bisschen trüben. Hinter diesem Link lesen Sie, was man als Spielverderber über das iPad sagen könnte. Am Beispiel von Mutti, die einfach ein paar simple und ganz alltägliche Dinge mit dem Ding machen wollen könnte.
(arme Mutti)
Donnerstag, 28. Januar 2010
Einmal Imagepflege mit extra Glanz
Angenommen, ich wär eine Suchmaschine, die alles hortet, was sie an Daten kriegen kann. Die den Eindruck macht, als wollte sie sich alles an Medien einverleiben, was ins Internet passt. Der Privatsphäre im Zweifel wurscht ist. Aber man weiß es nicht, weil mans einfach nichts weiß. Ich hätte eine fast schon dämonisch coole Pressesprecherin, an der würde alles abperlen, und zwar unbeachtet und unbeantwortet abperlen, was an blöden Fragen zum Datenschutz und zum potenziellen Missbrauch von Nutzerprofilen kommen könnte.
Angenommen, ich wär eine Suchmaschine, die sich blöderweise auch sagen lassen müsste, dass bei Verknüpfung auch nur eines Bruchteils der Daten, die ich zur Verfügung habe oder haben könnte, jede Privatsphäre meiner Nutzer völlig dahin wäre. Aber völlig. Und dann hätte ich plötzlich das lästige Problem, dass viele mögliche Kunden meine tollen, funktionalen und natürlich kostenlosen Programme nicht nutzen würden, weil sie meinem Umgang mit dem Datenschutz nicht trauen. Die Leute würden zum Beispiel sagen: Nein, das Handy hol ich mir nicht, nein, den Browser nutze ich nicht, nein, das Betriebssystem kommt mir nicht ins Haus, weil ich nicht weiß, was die da mit meinen Daten machen.
Was könnte ich nun tun, um mein Image aufzupolieren?
Naja, ich könnte zum Beispiel in einem Markt, in dem ich eh viel zu wenig verdiene und der mich sowieso nervt, ganz heldenhaft und demonstrativ ein Exempel statuieren. Ich könnte dem dortigen Zensur-Regime Vorwürfe machen, dass sie böse sind, und damit drohen, dass ich mich aus dem dortigen Markt zurückziehe. Ich könnte das alles ein bisschen zu laut und öffentlich tun, so dass jeder Depp kapieren würde, dieses Regime ist böse und ich bin gut. Und dann würde plötzlich keiner mehr so richtig über mich nachdenken. Irgendwie wär das geil.
Sonntag, 24. Januar 2010
Alain de Botton
I have a dream – but not here ...
So macht man sich Freunde und bereitet anderen Freude. Man stelle sich mal vor, Martin Luther King hält eine der eventuell fünf wichtigsten Reden der Welt, die jemals in der Öffentlichkeit gehalten wurden. Reden, die für Freiheit, Gleichheit und Demokratie als Grundsatzrede zu bewerten sind. Nämlich diese: I have a dream!
Eine Rede, die für die Menschheit gedacht war und ist und zwar damals, heute und bis in alle Ewigkeit. Eine Rede, die mit dem Ausspruch „I have a dream“ bis heute einen Nachklang findet. Und diese Rede könnte man sich theoretisch immer und überall im Internet ansehen und anhören. Theoretisch. Wenn da nicht ein Unternehmen irgendwelche Rechte darauf hätte und deshalb diese Rede in Deutschland nicht öffentlich ist.
Wir reden über China. Wir reden über Zensur in anderen Ländern. Wann reden wir denn mal über unser Land? Das Land, in dem Menschen nicht die Rede von Martin Luther King sehen und hören dürfen, weil kommerzielle Rechte vor Grundrechten stehen.
Welche Rechte hat das Unternehmen an dieser Rede? Das wäre ja so, als ob ich mir das Grundgesetz schützen lasse und somit niemand mehr Zugriff darauf hätte. Ja, außer er zahlt dafür. Die Demokratie ist bei weitem nicht so sehr gefährdet durch Terroristen, viel mehr durch so etwas. Wenn wir nicht mal mehr die Idee, den Kampf, das Streben und den Weg dessen verstehen, sehen und erleben dürfen, auf dessen Fundament unsere Freiheit heute steht, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn es schon bald um unsere Demokratie schlecht bestellt ist. Denn Reden von Hitler zum Beispiel, die kann man problemlos sehen und hören.
Somit dient eine solche Situation dem Gegenteil, was uns Wirtschaft und Politik glauben machen wollen. Freie Marktwirtschaft. Soziale Marktwirtschaft. Diese Begriffe erscheinen in einem ganz anderen Licht, wenn man so etwas sieht. Es ist doch bedenklich, wenn Kinder Hitler hören können, aber Martin Luther King nicht. Und der Preis, den diese Menschen für unsere Freiheit bezahlt haben, ist hoch genug, dass sich heute daran nicht noch Unternehmen materiell bereichern können sollten.
Dienstag, 19. Januar 2010
"Mann, ist das münchen!"
Hiermit beantrage ich Wortgebrauchsmusterschutz für die Verwendung des Wortes "münchen" als prädikatives Adjektiv.
Bedeutung: "münchen" ist alles, was nach vorne schön schicki tut, in Wahrheit aber nur fauler Zauber ist.
Beispiele: Moosi, der Tolle, kauft sich Straßenjungs, ganz erbärmlich. Hohlmeier (ich meine, da sagts schon der Name), die Tolle, und ihre Affären in der Zeitung, ganz ganz arm. Seehofer, der Familienmensch, müssen wir nicht drüber reden. Überhaupt, das ist das beste Beispiel: Du sagst einen beliebigen Namen, und jeder winkt ab, ach der, ach die! Weiß doch sowieso jeder, wer oder was gemeint ist. Mehr Stichworte:
- Transrapid, ist das nicht münchen? Ja klar ist das münchen.
- Erinnert sich noch jemand an die Landeswohnungs- und Städtebaugesellschaft LWS? Das ist voll münchen!
- Siemens, vor drei Jahren oder so (warum hat uns das nicht so richtig überrascht damals?), das ist auch ziemlich münchen.
- Das Phänomen ist übrigens ansteckend: Wer von woanders nach München kommt, ist garantiert innerhalb kürzester Zeit bestimmt ganz münchen im Kopf (Fußballjungs zum Beispiel).
- Thielemann, die lächerliche Posse, als deren Ergebnis eine Rotte Hausmeister über einen Ausnahmedirigent siegt, die ist so was von münchen!
- Schwul sein, aber durch die Bank, und sich ja nichts anmerken lassen (bis man erschlagen wird), das ist total münchen.
- Das ganze ist Bauerntheater und Bauerntheater ist natürlich auch: Absolut münchen.
Donnerstag, 7. Januar 2010
2010 – Na und!
– Keine schlechten Nachrichten mehr anhören. Denn das zieht einen nur runter.
– Die materiellen Ziele müssen sich dieses Jahr ganz hinten anstellen.
– Die ideellen Ziele dagegen ganz in den Fokus rücken.
Wenn das Jahr schon wirtschaftlich das Grauen werden soll, dann konzentriere ich mich dieses Jahr eben auf alles andere. Mich, meine Familie, meine Freunde und alles, wozu ich die letzten Jahre nicht gekommen bin.
Somit werde ich viel mehr Dinge unternehmen, die einfach kein Geld kosten und trotzdem wunderschön sind. Dann werde ich die Kosten und den Konsum auf ganz kleiner Flamme kochen. Aber an anderen Stellen ein wahres Feuerwerk entfachen.
Das ist so, als ob man als Außenseiter zur WM kommt und sich einfach keine Ziele steckt, sondern jedes Spiel einfach nur genießen will. Mein Leben dauert nicht ewig. Daher will ich mir keine Jahre leisten, die ich lieber streichen würde.
Wenn auf der einen Seite offensichtlich nichts zu holen ist, dann eben umso mehr auf der anderen. Die Liste der Dinge, die ich tun und lassen kann, die ich anfangen und loslassen kann. Eigentlich wunderbar.
Somit wird dieses Jahr ein anderes als die Jahre zuvor. Da wollte ich im Geschäftsleben mit aller Kraft, Energie und Macht bestehen. Dieses Jahr nicht. Dieses Jahr wird das alles mehrheitlich in andere Aspekte des Lebens investiert. Dieses Jahr bin ich dran und alle und alles, was mir lieb ist. Und diese Liste ist lang und schön. Voller Freuden und Freunden.
Also, das Motto für 2010 steht: Na und!
Donnerstag, 24. Dezember 2009
Die dunkle Seite der Macht findet man...
Mittwoch, 23. Dezember 2009
Kleiner musikalischer Weihnachtshinweis ...
Frohes neues Jahr. Abpfiff. Das Alte ist endlich vorbei.
Das ich das mal sagen würde, hätte ich nie gedacht. Aber das Jahr 2009 ist abgehakt. Vergessen. Vorbei. Das ist gut so. Bei genauem Rückblick und hinschauen auch verständlich. Denn die Ähnlichkeiten mit der Vorrunde des VFB Stuttgarts oder gar Herta BSC sind unübersehbar. Somit wird dieses Jahr zu recht, rechtzeitig und endlich abgepfiffen. Nachspielzeit gibt es zum Glück auch keine. Somit fängt das Jahr 2010 für alle wieder mit einem 0:0 an. Das nährt die Hoffnung, dass es ein tolles Jahr werden kann, was man vom Alten nicht mehr erwarten darf. Obwohl ich von meiner Seite aus gestehen muss, ab der 95 Minute habe ich dann doch schon die Bayern München "Duselqualitäten" hingelegt. Die einen werden sagen – Dusel? So ein Quatsch, das ist das Glück des Tüchtigen. Und die anderen – Glück gehabt. Mir egal, Hauptsache noch gerade die Kurve bekommen und den Anschluss zu der Tabellenspitze nicht verloren, sondern gefunden.
Man muss so ein Spiel bzw. Jahr schnell aus dem Kopf bekommen und sich auf das Neue freuen, denn die Saison eines Lebens ist lang. Das können locker über 80 Spiele werden. Wer am Schluss vorne steht, der hat sich seine Lebensträume offensichtlich erfüllt. Das sind viele Begegnungen. Man hat nur ein Spiel in den Sand gesetzt, nicht die ganze Meisterschaft. Somit bleibt uns allen die Zuversicht, dass alles bis Juni zur Halbzeit 2010 ganz anders aussehen kann. An diese Zuversicht klammere ich mich jetzt mal. Wünsche allen kein frühes Gegentor. Dass Ausfälle aus gesundheitlichen Gründen ausbleiben. Macht Eure Chancen rein. Flach spielen und hoch gewinnen, so dass Ihr auf dem Platz des Lebens zeigen könnt, was in Euch steckt. Das spiegelt sich dann schon am Jahresende 2010 auf der Anzeigentafel des wirklichen Lebens im Ergebnis wider. Und wenn nicht? Egal, da kommen ja noch ein paar Spiele. Auch die fangen wieder alle bei 0:0 an.
Neues Jahr neues Glück. Geht raus und spielt.
Schöner und treffender Jahresrückblick....
Dienstag, 22. Dezember 2009
Was der Klimagipfel und Weihnachten gemein haben
Denn im Stadion oder im Straßenverkehr kann man sich ruhig mal daneben benehmen. Aber einem Weihnachtsmann kann man unmöglich auf die Glocke hauen. Aber auch bei einem Klimagipfel geht das schlecht. So sinnieren alle über ein Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Das bedeutet meist, dass dort nie ein Konsens erzielt wird, sondern man die Tage der Zusammenkunft nur hinter sich bringen muss. Alle erwarten, dass man Geschenke mitbringt. Von dem Onkel mit viel Geld natürlich die teuersten. So auch beim Klimagipfel, alle warten darauf, dass China und die USA einen raushauen. Aber der Onkel steckt ebenso in der Krise, wie alle anderen.
Er könnte zwar, aber er hat gerade andere Prioritäten, deshalb legen sich alle auf ideele Geschenke fest. Zu Weihnachten sind es die gut gemeinten Gutscheine, die natürlich nie eingelöst werden.
Beim Klimagipfel ist das ähnlich. Der Unterschied sind die randalierenden Kinder, das ist an Weihnachten in der Regel nicht so. Auch da geht die Randale von den Erwachsenen aus. Weihnachten verpflichtet Menschen zusammenzukommen, die das eigentlich nicht wollen. Und dann sollen auch noch schöne Geschenke gemacht werden für Menschen, denen man eigentlich nichts schenken will. Und die ganze Nachbarschaft schaut zu.
Und wie war Weihnachten? Die Frage kommt. Und auch die Frage nach den Geschenken. Ich denke, Weihnachten ist der Klimagipfel in klein. So kann man nachvollziehen, was da abgeht. Es geht auch um Liebe, Frieden, Gesundheit und Anerkennung. Wenn man die Länder mit dem größten Minderwertigkeitskomplex emotional einbinden und abholen würde, dann gäbe es eine theoretische Chance. Oder? Nein! Es ist Weihnachten. Und nach dem Weihnachten ist vor dem Weihnachten. Und die Weihnachtsmänner sind auch schon alle da.
Montag, 21. Dezember 2009
Wut
Wie beschreibt man Wut? Zur Wut gehört eine gehörige Portion Kontrollverlust. Die Fähigkeit, sich über Dinge aufregen zu können, die man unmöglich beeinflussen kann. Und sich in das Gefühl tiefer und tiefer reinzubohren. Wenn Ärger sich zur Wut auftürmt.
Menschen wie ich, die Wut empfinden können und in einer Art, dass sie sich besser für 24 Stunden wegschließen sollten, leiden letztendlich unter dieser Wut. Denn sie kann nicht nur kaputtmachen, sondern geradezu zerstören. In der Wut ist man zu allem bereit. Alles zu opfern. In der Wut geht man nicht einen Schritt zu weit, sondern tausende, bis es keinen Weg mehr zurück gibt.
Richtige Wut ist extrem körperlich und psychisch. Es ist so, als ob man einen bleiernen Mantel tragen würde. Der drückt auf den ganzen Körper. Zudem geht es im Kopf zu wie im Büro, wenn alle Fenster und Türen beim Sturm aufspringen und alles durcheinander wirbelt. Die Atmung wird schwerer. Und man hat so einen Druck auf dem Brustkorb, als ob jemand dagegen drückt. Die Körperhaltung verändert sich und ein Bewegungsdrang bricht aus einem heraus. Wie diese Tiger, die im Zoo immer am Gitter hin und her laufen.
Und der Kopf spielt Szenarien durch. Immer wieder. Immer lauter. Immer gewalttätiger. Immer zerstörerischer. Der Kopf opfert. Der Kopf richtet hin. Klagt an. Stellt zur Rede, schreit an. Pöbelt. Der Kopf sucht den Fluchtweg in einer Einbahnstraße. Man weiß, dass die Gedanken einen nicht weiterbringen, sondern nur noch mehr aufregen. Aber die Wut will weiter und weiter.
Wer seine Wut kennt, der hat einen Vorteil. Den belastet zwar die Wut, aber sie überrascht einen nicht mehr. Somit versucht man, sie rauszulassen, um sie los zu werden, aber an Orten, wo so wenig Menschen wie nur möglich in Mitleidenschaft gezogen werden. Dummerweise leiden am meisten die Menschen unter der Wut anderer, die aber auch gar nichts dafür können. Um so näher einem Menschen sind, um so gefährdeter sind sie, von der Wut getroffen zu werden.
Ich mag meine Wut nicht. Denn ich wäre lieber gelassen. Aber was soll man machen. Man kann ja nicht sagen – ICH BIN NICHT WÜTEND, VERDAMMT NOCH MAL. So einfach geht das nicht. Das ist ja so wie bei kleinen Kindern, die sich die Hände vor die Augen halten und glauben, dass sie nun niemand mehr sieht. So einfach wird man nicht unsichtbar. Und so einfach überwindet man Wut nicht.
Zur Zeit bin ich sehr wütend. Sehr. Aber ich wollte mit diesem Text meiner Wut ein Schnippchen schlagen. Denn nichts hasst die Wut mehr, als wenn der Wütende einen Weg findet, diese zu bändigen und zu kontrollieren. Es gibt keine kontrollierte Wut, das nennt man ärgern. Ärgern ist was völlig anderes. Ärgern, lächerlich. Ärgern? Kann ich mich überhaupt ärgern? Oder lasse ich diese Phase der Emotion aus und gehe lieber gleich zur Wut über. Wenn man wütend ist, kann man das nicht beurteilen. Da muss ich mal in einem ruhigeren Moment drüber nachdenken. Es ist 17.35 Uhr Freitag, der 18. Dezember 2009. Und meine Wut ist immer noch nicht vorbei.
Bis der Text online ist, weil da noch Korretur gelesen werden muss ist meine Wut hoffentlich vorbei. Es ist Montag die Wut hat sich erst in Ärger, dann in ärgerlich verwandelt.
Freitag, 18. Dezember 2009
Könnte das ganze Leben eine große Therapie zu sein?
Mein gesunder Menschenverstand sagt mir, wenn ein Leiden sich stark verbreitet und vergrößert, dann ist das kein Zufall, sondern dafür gibt es offensichtlich schlechte Gründe.
Die Gründe sind oft gleich. Als es an allen Ecken und Ende an Hygiene fehlte, litten die Menschen an Infektionskrankheiten. Als die Menschen sich immer weniger bewegten, litten sie immer mehr unter Herz-Kreislauf-Krankheiten. Also geht immer ein Mangel vorweg. Immer hat das „weniger“ diese Massenkrankheiten ausgelöst. Mangel an Nahrung, Mangel an Vitaminen, Mangel an Insulin. Mangel an Mangel gab es somit nie.
Die Diskussion, die in der Öffentlichkeit aber geführt wird, beruht nicht auf der Mangel-Theorie, sondern auch einer „zuv iel, zu schnell Annahme". Es scheint, als ob Menschen lange Zeit zu viel von etwas bekommen zu haben, was diese in die Therapie treibt. Zu viel Arbeit, zu viel Stress, zu viel von zu viel.
Somit soll der Weg aus der Therapie daraus bestehen, dass man sich über das zu viel klar wird und es in weniger umstellt. Ich glaube das nicht. Ich glaube an die Mangel-Theorie. Es scheint es in der Psyche vieler Menschen einen Mangel zu geben. Und dieser Mangel hat seine guten bzw. schlechten Gründe.
Die biochemischen Gründe liegen darin, dass eine Noradrenalin- bzw. Serotonin-Regulationsstörung am Rezeptor vorliegt. Ein Mangel an diesen so genanten Transmitter scheint die Ursache. Somit hat man nun zwei Möglichkeiten, entweder diesen Transmitter-Haushalt wieder in ein gesundes Gleichgewicht zu bringen, in dem man diese von außen hinzu führt – diese Art scheint mir eine Kompensation, statt einer wirklichen Lösung. Oder, was mir sinnvoller erscheinen würde, man behebt die Ursache.
Und da kommt zum Beispiel die Therapie ins Spiel. Es scheint offensichtlich, dass die Ursachen Umwelteinflüsse sind oder angeboren sind. Allerdings: Wenn die Zahlen so sprunghaft ansteigen, scheint der Aspekt Umwelt der zentrale zu sein. Nun können wir nicht die ganze Umwelt und unsere Sozialisierung verändern, doch wir können die Ursachen erforschen. Was passiert, dass daraus ein Mangel entsteht, der Menschen in Massen in die Therapien treibt. Seltsam ist, dass Millionen in Therapie sind, aber es noch keine funktionierenden Selbstanalysen gibt, die einem die Richtung vorgeben könnten.
Es muss doch möglich sein, dass man selbst dahinter kommt. Die Fälle werden sich doch sicherlich zu 80% gleichen. Wir leben doch alle in derselben Umwelt und die jeweiligen Sozialisierungen sind sicher unterschiedlich, aber die Einflussfaktoren sind auch hier sicherlich zu 80% dieselben.
Die Selbst-Reflexion scheint ein wichtiger Aspekt zu sein. Und zwar nicht ab dem Zeitpunkt, wenn es einen erwischt hat, sondern so früh wie möglich, so lange wie möglich, so intensiv und so genau wie möglich. Wir lassen das ganze Leben an uns vorüber ziehen und wundern uns, wenn es passiert.
Allen Mangelerscheinungen kann man nämlich erfolgreich entgegen wirken. Vor allem mit Bewegung. Und wenn die Krankheit bei den Menschen im Kopf angekommen ist, scheint es auch hier an der notwenigen Bewegung zu fehlen. Aber wie bewegt man den Kopf? Genau das müssen wir lernen. Wir müssen unsere Psyche verstehen lernen und ihr die Bewegung zuteil werden lassen, der es Bedarf um die Symptome in den Griff zu bekommen – und um den Mangel abzuschaffen.
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