Donnerstag, 9. November 2006
Easy
Oft unternehme ich Reisen zurück in die Leichtigkeit. Als man die ganze Welt noch umarmen konnte. Ich das sichere Gefühl hatte Bäume ausreißen zu können. Als Zeit nur aus jetzt bestand. Orte nur aus hier. Und alles andere in unerreichbarer Entfernung war. Endecker war ich. Jeden Tag kamen Unmengen an neuen Entdeckungen hinzu. Draußen sein. Nur noch ein bisschen länger. Als Friede noch dieses warme Gefühl war, dass einem nichts passieren konnte. Als Liebe noch nicht wusste, was es bedeutet, Vorteil aus ihr schlagen zu wollen. Demut begleitete einen durch die Welt der Großen. 1 Millionen Fragen begleiteten jede Begegnung. Wenn das mal ausreicht. Als man noch glaubte. An Freundschaft für immer. Vertrauen schenkte und man ohne darüber nachzudenken entgegen nahm. Als die Neugierde einen so durch den Tag trieb, bis man völlig erschöpft von ihr überglücklich in den Schlaf sank. Als man mit dieser wunderbaren Form von Naivität allem und jedem begnete. Als alle diese Bedenken, Grenzen und seltsamen Programmierungen unserer Umwelt einen noch nicht so im Griff hatten. Die einzige Angst bestand darin, ob Jim Knopf auch nichts passieren würde. Mich bedrückt, dass man nicht viel mehr von dieser Energie in das Heute und das Morgen rüber hat retten können. Es wäre so einfach gewesen. Aber die Schwermut, das Risiko, die Gefahren, alle negativen Einflüsse waren auch noch nicht am Start. Sie hatten noch kein Wirkungsfeld. Sie lauerten schon auf die vielen glücklichen Seelen. Und wussten, dass deren Zeit kommen würde. Und sie kam. Gewaltig und mit Nachdruck.
Warum pflegen wir die negativen Aspekte unseres Daseins so sehr? Warum nicht die positiven? Dabei fing alles so hoffnungsvoll und gut an. Und so einfach. Von mir aus hätte alles so bleiben können. Auf den ganzen anderen Mist kann ich gerne verzichten. Da gibt es nichts, aber auch nichts, was ich bei meinen Reisen zurück in die Leichtigkeit vermissen würde. Nichts.
Geschrieben von Christof Hintze
in Gleichgesinnte
um
07:01
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Tags für diesen Artikel: bäume ausreißen, easy, erinnerung, Gleichgesinnte, kindheit, leichtigkeit, naivität, reisen, vergangenheit
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Erleben, reflektieren, diskutieren, zweifeln. Mittlerweile glaube ich, das ist "typisch deutsch".