Man sollte aus einer Mannschaft nie einen herausheben. Das Team ist der Star. Das haben wir nun seit Berti Vogts gelernt. Und Klinsi hat es uns mit Gewalt noch mal eingetrichtert. Aber manchmal, da geht einem dieses ganze Teamgesülze auf den Wecker. Mir auf jeden Fall. Individuelle Klasse muss auch mal herausragen dürfen, damit die jeweilige Eitelkeit auch bei aller Verneinung sich still und heimlich mal gebührend selbst feiern darf. Er war der Beste, was er natürlich nicht so sieht. Ohne das Team hätte er es nicht so weit gebracht. Wunderbar.
Das ist doch nur menschlich. Denn wenn alles so ein Einheitsbrei wird, dann gibt es keinen Grund mehr, Besonderes zu leisten. Siehe unsere selbstgewählte Regierungsverantwortung. Das ist wirklich ein Team. Mitschwimmen, mitreden, mitmachen, mitrennen reicht dann für echte Mitbürger voll und ganz aus.
Nun komme ich endlich zum Punkt. Er ist mein Favorit. Mein Liebling. Das ist eine Liebeserklärung an Herrn Harald Martenstein. Das mache ich lieber jetzt, wer weiß, was in 10 Jahren ist. Eventuell ist er dann völlig außer Form. Und schreibt, wie Pavarotti heute singt. Bei jeder Ausgabe der ZEIT schnappe ich mir schnell als Erster, also noch vor meiner Frau, den Teil "Leben". Und ziehe mir zuerst seine Kolumne "Lebenszeichen" rein und dann "Ich habe einen Traum". Dann geht es mir sofort besser. Das ist wie der erste kühle Schluck Weißbier auf einer Hütte in fast 2.500 Meter Höhe nach 3 Stunden schwerem Auftstieg.
Es ist nicht unbedingt die Qualität seiner Schreibe. Oder die Storys. Nicht die Wortwahl. Es ist, wie wir seit Michael Schumacher gelernt haben, das gesamte Paket. Jeder Text ist in sich eine Überraschung. Immer eine angenehme. Wenn auch manchmal unbequem. Sie gleichen sich nicht. Aber es sind immer Geschichten, die man nur erzählen kann, wenn man hinguckt.
Somit ist er mein liebster Kolumnist, ein Hingucker. Ich hoffe, er empfindet das als Kompliment, wenn er irgendwann diese Zeilen lesen sollte. Hoffentlich, denn es ist das Beste, was mir eingefallen ist.