Mittwoch, 3. Februar 2010
Der leise Abschied – Der Einzelhandel löst sich auf
Ich weiß nicht, wem es schon aufgefallen ist, aber der Einzelhandel gibt auf. Er kapituliert vor dem Internet. Es ist zwar kein geordneter Rückzug, aber es ist einer. So fallen einem Einzelhandelskonzepte auf, die einem nur noch Kopfschütteln abverlangen. Man spart an allem, was geht, um betriebswirtschaftlich überhaupt noch in die Nähe von so etwas wie Gewinn zu kommen.
Am meisten spart man an Ware. Es gibt keinen Warenbestand mehr, sondern nur noch so wenig Ware wie möglich, denn Ware bedeutet Kosten und Kosten kann sich im Einzelhandel niemand mehr leisten. Man stelle sich mal vor, ich war in vier Spielwarenläden, um ein Starwars-Kostüm für meinen Sohn zu kaufen und es gab in allen vier Läden zwei Wochen vor dem Höhepunkt des Karnevals, hier Fasching genannt, kein einziges Laserschwert mehr. Alle ausverkauft.
Somit bleibt mir nichts anderes übrig, als diese Dinge und alles andere eigentlich auch im Internet zu kaufen.
Das Zweite woran gespart wird, ist das Personal. Da gibt es Verkaufsflächen von über 2.000 Quadratmetern und da irren nur verzweifelte Eltern herum, die nichts finden. An der Kasse verstecken sich zwei Damen, eine davon ist in der Regel der deutschen Sprache nicht mächtig und diese begleitet eine große Angst, von Kunden angesprochen zu werden. Ich erspare ihr das, diesem letzen Mohikaner des Einzelhandels, und gehe unverrichteter Dinge.
Und auch hier spare ich mir im Internet die nicht vorhandene Fachhandelsberatung, denn die gibt es dort auch nicht. Doch mal ehrlich: was für einen Beratungsbedarf hat man beim Erwerb eines Laserschwerts? Keinen.
Zudem ziehen die größeren Läden immer mehr in billige Randgebiete, in den Innenstädten sind dann nur noch Pizzaläden mit Pizza zum mitnehmen anzutreffen oder andere seltsame Läden, die entweder nur Handys verkaufen oder Apotheken oder Bäcker sind. Es fällt auf, dass es davon jede Menge gibt. Wer also Tabletten und Brot braucht, der könnte auf das Internet noch eine Weile verzichten. Alles andere bekommt er schneller, einfacher, komfortabler und günstiger im Internet. Ein wenig schade, aber wenn man sich so sang- und klanglos, so ideenlos und kraftlos verhält, dann wird man zunehmend überflüssig.
Der Einzelhandel macht das wunderbar vor. Man fährt hin, sucht einen Parkplatz, zahlt stundenweise, läuft durch die Kälte, um in jedem Laden zu hören, haben wir nicht. Sehr amüsant ist das Angebot, das können wir bestellen. Das ist dann in ein paar Tagen, oder 14 Tagen, da. Meine Antwort lautete da nur: machen Sie sich keine Mühe, ich kann das auch bestellen und zwar im Internet, dann ist es in 24 Stunden da und zwar bei mir zu Hause und zwar das Beste und das auch noch günstiger.
Also, wenn es da draußen einen Einzelhändler gibt, der keine Lust hat, sang- und klanglos das Feld dem Internet so ganz ohne Ideen und Gegenwehr zu räumen, der kann sich ja mal bei mir melden. Mir fällt da bestimmt was ein. Ganz bestimmt. Ich muss nur den gesunden Menschenverstand einschalten, denn eigentlich gehen die Menschen ganz gerne mal einkaufen und bekommen, was sie wollen. Man bewegt sich, trifft ein paar Menschen und es ist auch sonst ganz schön. Denn so vor dem Rechner ist es doch ziemlich einsam und langweilig, auch wenn alles klappt.
Das könnte eine Chance sein.