Mittwoch, 11. November 2009
Ein trauriger Tag
Robert Enke hat sich das Leben genommen. Erfolgreich. Sympathisch. Berühmt. Viel Geld. Verheiratet. 32 Jahre jung. Darf jeden Tag Fußball spielen. Alle äußerlichen Merkmal lassen darauf schließen, dass hier doch eigentlich ein glücklicher und zufriedener Mensch lebte. Mit tollen Perspektiven. Dem war nicht so. Bei Nichten. Deshalb möchte ist das zum Anlass nehmen mit einem blödsinnigen und dummen Sprichwort abzurechnen: Die Zeit heilt alle Wunden. Schwachsinn! Wer das erlebt hat, was er erlebt hat, der weiß das dem leider oder zum Glück nicht so ist. Ich denke das er sich einfach die Frage beantwortet hat, welcher Mensch ihn wohl am meisten benötigt. Und nun ist er diesem ganz nah.
Man muss die Zeit bis dahin aber auch durchstehen können!
Es steckt in einem selbst, wie man das Leben meistert - ja - aber man ist nicht allein auf dieser Welt. Robert Enke hatte auch Verantwortung. Jetzt nicht mehr!
Trauer vermischt sich in mir mit Wut und ich kannte Ihn genauso wenig wie 99,9 % der anderen die sich gerade versuchen eine eigene Meinung zu bilden!
im gegensatz zu diabetis ist die depression leider nicht so gut erforscht, und die ursachen sind nicht so klar. zeit kann depression heilen muss aber nicht. medizinische und therapeutische massnahmen koennen depression lindern oder heilen, muessen aber nicht.
in deutschland bringen sich im jahr ca 10000 menschen als folge einer depressiven erkrankung um, und die wenigsten deshalb, weil sie sterben wollen, sondern vielmehr, weil sie nicht mehr leben koennen.
du glaubst nicht wie alleine man auf dieser welt ist, wenn man an depressionen leidet.
es steckt in einem selbst wie man das leben meistert. das kannst du auch dem alzheimer kranken sagen, und dennoch sind irgendwann seine moeglichkeiten beschraenkt, und dennoch wird er irgendwann in folge seiner krankheit sterben.
Ich sehe in der Ursachensuche, die diese Fälle üblicherweise nach sich ziehen, oft vor allem den inneren Wunsch von Gesunden eine Grenze zwischen sich und das Unheimliche zu ziehen (von dem sie meist gar nicht ahnen, wie grundlos, ursachenlos und sinnlos es sie erwischen kann). Es gibt kein Verstehen des Unverständlichen, und es fällt schwer, das so stehen zu lassen. Einen Ausweg bietet das Denkmuster "Krankheit infolge Schicksalsschlag"; ein Versuch der Sinnstiftung, wo es keinen Sinn gibt. Und eine Ausblendung der Tatsache, dass nur ein geringer Anteil der Erkrankten durch einen solchen Schicksalsschlag krank wurde. Die Katastrophen, die durch eine Vor-Katastrophe ausgelöst wurden, sind nicht die häufigeren, aber die spektakuläreren, wie etwa, wenn wieder einmal ein Kriegsheimkehrer "durchdreht".
Enke scheint übrigens schon seit langem, lange vor dem Tod seiner Tochter, krank gewesen zu sein. Das Traurige ist, dass er in einer Welt lebte, in der Krankheit ein Stigma ist. Dass es auch anders gehen kann, hat Uli Hoeneß mit Sebastian Deissler bewiesen. Er hat versucht, der Krankheit das Tabu zu nehmen, und hat mit dafür gesorgt, dass Deissler sofort in ein Krankenhaus gekommen ist. Was vielleicht lebensrettend war. Und was theoretisch und hätte wenn und aber auch bei Enke vielleicht lebensrettend gewesen wäre.
ich verkenne das keineswegs. Mir ist bewusst das Depression eine sehr schwere Krankheit ist. Ich habe das leider selbst in meinem Bekanntenkreis erleben dürfen. Es ist sehr schwer mit dieser Krankheit zu leben, immer wieder entstehen Situationen die dann durch Therapie und Medikation nicht wirkungsvoll genug abgefedert werden können.
Doch bei all diesem Verständnis und Mitgefühl, dass ich für diesen einen Menschen aufbringe, kann ich nicht anders, als auch an den Zugführer zu denken ... seine Frau, sein Kind ...
aber welche gesellschaftliche entwicklung, wenn man bedenkt, dass noch vor jahrzehnten selbstmoerder nicht auf christlichen friedhoefen beerdigt werden durften, und heute fuellt der tod eines selbstmoerder ein stadion.