Montag, 30. November 2009
Der Ratschlag
Nun versteh doch mal. Verstehst Du das? So ist das. Ich kann dir sagen.
Der Ratschlag scheint eine Schwäche für Subjektivität zu haben, denn er bezieht sich in der Regel nur auf einen einzigen Blickwinkel. Und dieser kann bekanntlich ein völlig anderer sein, als der Blickwinkel desjenigen, der diesen Ratschlag befolgen soll.
Zudem hat der Ratschlag noch eine Schwäche. Er bezieht sich in der Regel auf die Schwäche des anderen und der Ratgeber liebt es, sich überlegen zu fühlen. Und dann fühlen sich zudem bestimmte Menschen geradezu dazu aufgerufen, Ratschläge zu erteilen. In der Regel sind es Menschen, die glauben, Recht zu haben, weil sie Geld haben oder weil sie Macht haben. Oft kommt alles drei zusammen. Wenn das passiert, erklärt einem einer ständig das Leben und was man selbst alles falsch macht.
Der Ratschlag hat somit etwas anmaßendes und etwas weltfremdes zugleich. Zudem hat er eine kleine, sehr eingeschränkten Sicht auf die Dinge. Der Ratschlag ist oft vorlaut und einfach zu schnell bei der Hand. Kluge Menschen zeichnen sich deshalb vor allem dadurch aus, dass sie keine Ratschläge erteilen. Obwohl man sich oft gerade von diesen Menschen Ratschläge wünschen würde. Aber kluge Menschen wissen um die Wirkungslosigkeit von Ratschlägen und darum ersparen sie sich und anderen diese.
Denn am Ende muss jeder für sich entscheiden, was er macht oder was er lässt. Das Stützen auf Ratschläge ist wie auf Sand bauen. Es bringt einem selbst vor allem nichts. Das Wundersame an Ratschlägen ist, dass sie nie ausgehen. Auch wenn von derselben Person schon eine Vielzahl von Ratschlägen nicht funktioniert haben, da ist immer noch ein guter oder besserer.
Anderen einen Ratschlag zu geben, heißt, das Verhalten von anderen zu verändern und/oder zu beeinflussen, ohne selbst etwas dafür tun zu müssen. Hör mit dem Rauchen auf. Fang mit dem Joggen an. Alle Ratschläge fordern demjenigen, der sie erteilt, nichts ab. Er muss nichts dafür tun, nur die Lippen bewegen. Ach ist das schön, Konsequenzen nur sagen zu können, ohne diese selbst durchleben zu müssen.
Ich kann nur jedem raten, hüte dich vor dem Ratschlag. Aber höre genau zu und sehe genau hin, wenn andere etwas machen, was dich nicht betrifft, aber die in derselben Situation sind. Der Mensch lernt durch das Machen. Das Selbsterlebte. Kein Ratschlag kann die Qualität des Selbermachens je ersetzen. Er kommt nicht mal im entferntesten daran. Deshalb gibt es nur einen Ratschlag: es gibt keinen Ratschlag.
Wenn jemand wissen will, wie es weiter geht oder was zu tun ist, dann muss er nicht fragen, sondern es einfach tun. Das Schöne daran ist, dass man super vorankommt und sich die vielen Ratschläge erspart. Die sind einem zudem beim Gutvorankommen ganz schön hinderlich. Ich glaube, glückliche und erfolgreiche Menschen haben eines gemeinsam: sie hören nicht auf Ratschläge, sondern auf ihre Intuition.
Der schöne Tod
Er ist der einzige wirkliche Beweis dafür, dass man gelebt hat. Und es ist das Einzige, was allen Menschen gleichermaßen widerfährt. Allen. Früher oder später. Somit ist er ein fester Bestandteil unseres Lebens. Vor 150 Jahren waren Leben und Tod ständiger Begleiter der Menschen. Viele Kinder starben und die Menschen starben auch früher. Mütter starben bei der Geburt. Somit war der Tod früher ein Teil des Alltags. Heute nicht mehr.
Heute ist der Tod das, wovor die Menschen am meisten Angst haben. Und die Rituale um den Tod steuern gehörige Portionen zur Angst bei. Wer schon das Grab eines Kindes gesehen hat und diesen ein Meter kurzen weißen Sarg, der dann in die Erde niedergelassen wird, der kann nachfühlen, was ich meine. Ich hasse dieses Ritual. Diese Art der Verabschiedung vom Leben.
Es räumt dem Tod einen Platz in unserem Denken ein, der ihm zu Lebzeiten eigentlich nicht zusteht. Unser Umgang mit dem Tod ist bedenklich, denn er ist nicht natürlich. Der Schmerz und die Trauer, die Menschen erfüllt, die einen Toten zu beklagen haben, ist so groß wie unnatürlich. Er ist Spiegelbild einer Gesellschaft, die nicht loslassen kann. Die sich von Altem nicht trennen will. Das Natürlichste, was dem Menschen widerfahren kann und muss, erscheint uns wie die größte Ungerechtigkeit auf Erden. Da stimmt doch was nicht. Da stimmt doch was mit unserem Umgang, unseren Emotionen und unserer Einstellung nicht.
Wenn der Sohn eines Popstars sich aus dem Hotelzimmer zu Tode stürzt, werden wir emotional so berührt, wie zuvor von vielen seiner Lieder nicht. Herbert Grönemeyer widerfährt dasselbe. Die Anteilname an seiner Trauer entspricht nicht einem normalen Umgang mit dem Tod. Und so rückt der Tod als das zentrale Ereignis, bei dem der Mensch zu Emotionen fähig ist, zu Gemeinschaft, zu Toleranz, zu Verständnis und zu Mitgefühl, immer mehr in den Fokus. Hier empfinden wir für einem Moment das, was wir unter Lebenden aber nicht leben können.
Erst im Tod kommen sich Menschen so nah wie sonst selten oder nie. Das ist eine traurige Entwicklung und somit wird der Tod völlig überbewertet. Mir ist das bei Robert Enke aufgefallen. Ich habe mich von dem Gemeinschaftsgefühl mitreißen lassen und es war ein schönes gemeinsames Gefühl und Erlebnis. Nur habe ich mich gefragt, warum die Menschen nicht immer so miteinander umgehen. Muss erst eine WM im eigenen Land sein oder jemand auf diese Weise sterben.
Wir scheinen uns in eine Gesellschaft gewandelt zu haben, die mehr in den Emotionen anderer lebt, als in den eigenen. Wir leben unser nichterfülltes Leben in diesen Menschen, die oft Menschen des öffentlichen Interesses sind. Wir kochen toll mit Fernsehköchen, ohne selbst zu kochen. Wir unterhalten uns toll in Talkshows, ohne uns selbst zu unterhalten. Wir werden gesund in Krankenhausserien, ohne selbst krank gewesen zu sein. Wir werden vor Gericht freigesprochen, ohne selbst nur angeklagt gewesen zu sein.
Den Menschen scheint es zu genügen, nur so etwas wie zu leben, anstatt es selbst zu erleben. Das ist offensichtlich und klar. Wir leiden mehr mit anderen, als mit uns selbst. Und am deutlichsten merkt man das beim Tod. Wir sind fasziniert von den Emotionen, die wir durchleben und glücklich, dass es nicht uns selbst getroffen hat.
Somit streben wir zwar weiterhin nach Glück, aber wir leben gerne im Unglück anderer. Natürlich ohne uns das offen einzugestehen. Wäre der Tod, das Leid, der Schmerz, die Krankheit weiterhin ein ständiger Bestandteil unseres Leben, hätten wir diese Sehnsucht, uns im Leiden anderer wohlzufühlen, sicher nicht. Somit befriedigt der Mensch seine Sehnsucht nach Unglück im Unglück anderer. Das befriedigt offensichtlich die Sehnsucht. Aber es muss auch regelmäßig einen da draußen treffen. Somit trauern wir nicht, sondern wir fühlen mit. Und dieses Gefühl löst Emotionen in uns aus, die wir offensichtlich wollen. Deshalb ist das Leiden mit anderen und in anderen zum festen Bestandteil unserer Gesellschaft geworden. Die Medien bedienen dieses Bedürfnis immer mehr und immer intensiver.
Der unnatürliche Tod ist ein Geschenk Gottes für die Medien geworden. Es gibt nur ein Problem: dafür gibt es noch keine Werbepartner. Somit erreicht man zwar traumhafte Einschaltquoten, aber mehr noch nicht.
Denn jeder dieser Schicksalsschläge anderer heizt unser Bedürfnis emotional auf und wir wollen auf diese Weise mehr und mehr berührt werden. Es klingt nicht nur krank, es ist es auch. Um auf die Eingangsgeschichte mit dem toten Kind zurückzukommen: Ich konnte nach dem Begräbnis wegfahren und das Problem somit hinter mir lassen. Und mit jedem Kilometer, den ich wegfuhr nach Hause, wurde mir klarer, dass die Betroffenen dem Problem nicht so einfach enteilen können. Ich war nur froh, dass mir das nicht passiert ist. Heil froh.
Somit ist mir klar geworden, dass wir unsere Gefühle ganz gerne in anderen Menschen ausleben. Ist praktisch. Man muss beim Fernsehkoch nachher nicht spülen. Man muss nicht ins Gericht und man muss nach einem Begräbnis keine Briefe mit Danksagungen rausschicken. Nennen wir es man Gefühle Light.
Samstag, 28. November 2009
Ruhe
Man gewinnt Respekt vor dem Leben wenn einen Friedhof betrachtet. Und diese Ruhe beeindruckt mich. Diese vielen Geschichten die hier enden. Die Trauer erreicht mich nicht, denn ich kenne niemanden hier. Aber ein Spur von Leiden. Und Hoffnung. Man steht in einem Teil der Geschichte. Das berührt. Ruhe.
Samstagsgedanken: Reparaturen
Der herbeigerufene Monteur jedenfalls werkelte ein bisschen herum und diagnostizierte den Totalausfall des Kühlaggregats, was heißen sollte: Da muss ein neuer Refrigerator her. Als ich ihn fragte, ob man so etwas nicht reparieren oder austauschen könne, schaute er mich an wie meine 20-jährige Nichte, wenn ich ihr erzähle, dass in einem Bewerbungsgespräch nicht die klügste aller ersten Fragen die nach dem Urlaub ist. Jedenfalls konnte ich gleich einen neuen Kühlschrank bestellen. Prospekte und Bestellscheine hatte der Monteur anscheinend mehr dabei als Ersatzteile.
Als letztes Jahr der Videoschacht meines TV-Video-Gerätes die Kassette fraß, war ich schon gewitzter und suchte mir aus dem Internet einen Reparaturbetrieb. Fernsehtechnik Schraub & Bau. Der letzte Dinosaurier seiner Zunft in München wie ich dachte. Vielleicht zur Erklärung: Video ist eine alte Nachkriegstechnik zur Wiedergabe von Filmen. Das war weit vor DVD, Blue Ray & Co. Ich brachte also mein All-in-One-Gerät zum Großmeister, der mir in drei Tagen Bescheid geben wollte. Als ich nach vier Wochen und einigen, nicht mehr so ganz freundlichen Telefonaten wieder eine Audienz bekam, nur deshalb, weil er mir einen neuen Wide-Screen-Flat-Monitor mit integriertem Receiver und Satellitendirektbild verkaufen wollte. Mein altes Lieblingsstück? Ach so! Das rentiere sich nicht mehr. Und Ersatzteile für so etwas gebe es schon seit Jahrzehnten nicht. Was, ich will sein Schnäppchen nicht? Für das Durchsehen des alten Hobels nahm er mir 20,00 Euro ab. Froh, dass ich hier raus kam, zahlte ich mein Lösegeld und durfte sogar mein altes SHARP mitnehmen. Was soll ich sagen? Man lebt auch ohne Video weiter.
Letzten Monat quittierte plötzlich meine Lieblings-Bürowandlampe ihren 25-jährigen Dienst. Das aber mit einem gewaltigen Kurzschluss. Nach einigen Tagen Bedenkzeit wollte ich das Unmögliche angehen und wagen. Es muss doch möglich sein, dieses unschuldige Leben zu retten? Ich fuhr also in den nächsten Baumarkt und versuchte in der Elektrikabteilung einen Ersatzschalter zu erwerben. Das war jedenfalls meine Laienhafte Diagnose. Ein Mitarbeiter half mir auch tatsächlich und verwies mich auf ein Teil, das sicher passen würde. Wie ich zu Hause feststellte, stimmte das nicht so ohne weiteres. Nachdem ich, der vor allem, was mit Strom betrieben wird, einen gewissen Grundrespekt hat, den alten Stecker aufgeschraubt hatte, unterschied sich dieses Innenleben von dem anderen jedenfalls deutlich. Irgendwie baute ich den neuen Schalter ein und bekam einen noch größeren Kurzschluss als vorher, wenn man das überhaupt sagen kann.
Was tun? Google versagte bei der Eingabe nach einem Elektroreparaturgeschäft seinen Dienst. Nur Verkaufsstellen ohne Service wurden in München angezeigt. Und mein Lieblings-TV-Shop „Schraub & Raub“. Dann tauchte unvermittelt ein winziges Elektrofachgeschäft in Moosach aus einer vergessenen Gehirnwindung auf. Sofort startete ich durch. Tatsächlich, das Geschäft gab es noch. Und ich war mir auch gleich sicher, dass es das sein musste. Es war nämlich geschlossen. Hurra! Ein Geschäft mit Mittagspause. Wie in der guten alten Zeit. Geduldig erledigte ich meine anderen Einkäufe und kehrte um 14:30 Uhr zurück. Entschuldigend packte ich meine Lieblingslampe aus. Ob sie noch reparieren?
Die schon ältere Dame, ich vermute die Gattin und Xanthippe des Meisters musterte mich unwirsch. Das lohne sich doch nicht mehr, meinte sie. Für mich schon, wagte ich einen Einwand. Das koste aber viel Geld, zog sie ihren Joker. Ich zahle bis 50,00 Euro, konterte ich lässig. Das saß! Ich durfte die Lampe dalassen. Drei Tage später rief ich wie vereinbart an. Der Meister selbst nahm ab. Ja, die Lampe kann ich abholen. Sie hatte zwei Kurze in der Fassung und im Kabel. Hat er getauscht. 21,50 Euro. Ich strahlte und kurz darauf meine Lampe. Auf die nächsten 25 Jahre!
Warum ich das erzähle? Weil ich nicht einsehen will, dass ich alles wegwerfen soll, was gerade noch neu gekauft wurde. Warum hielt früher ein Kühlschrank ein Leben lang? Warum konnte ich Schalter früher aufschrauben? Warum hat meine Autowerkstatt, in der noch Autos repariert werden, kaum noch Kunden? Weil das noch eine Werkstatt vor der Abwrackprämie ist. Eine, in der es nach Öl und Schweiß riecht und der Meister mit dem Schraubenschlüssel hantiert. Kein steriler Operationssaal, in dem Hochleistungscomputer Diagnosen in der Bordelektronik finden oder eben nicht.
Wenn es da draußen noch so Verrückte wie mich gibt, die noch eine Schallplatte aufbewahren und einen PC mit Diskettenlaufwerk ausstatten oder die ein Auto fahren, das einen Motor und keinen Computer hat, dann sollte es doch möglich sein, dass sich die letzten Handwerker dieser Stadt zusammentun und einen Reparaturdienst für Haushaltsgeräte, Schuhe, Reißverschlüsse und Elektrogeräte gründen. Das kann ja heutzutage sogar virtuell passieren. Ich bin mir sicher, ein solcher Verbund wäre die gigantische Geschäftsidee.
Freitag, 27. November 2009
Keinen Schritt zurück
Somit sind, wenn man genauer hinsieht, extreme Positionen, die dogmatisch vertreten werden, mehr als verhaltensauffällig. Die einen kommen mit ihrer Homosexualität nicht klar und nehmen extrem rechtspolitische Positionen ein. Man denkt nur an John Edgar Hoover. Der hat es wirklich mit allem und jedem aufgenommen, der so etwas wie Freiheit beanspruchte, was eine Antwort auf seine Unfreiheit ist. Er war auch homosexuell.
Du sollst nicht töten. Auch das ist so eine dogmatische Einstellung. Wenn dabei bedenkt, welch wichtige Rolle die Religion in Parteien und in der Politik spielen, verwundert es, dass genau das Töten im Namen des Volkes legitimiert wird. Nicht die Grünen müsste eigentlich das Attribut des Pazifismus begleiten, sondern CSU und CDU. Denn die tragen das 5. Gebot in ihrer Bezeichnung.
Somit scheinen dogmatische Positionen eigentlich keine Positionen zu sein. Ähnlich verhält es sich auch mit dogmatischen Meinungen und ideologischen Einstellungen. Oft ist der Hintergrund ganz einfach ein emotionales persönliches Problem.
Warum können sich Israelis und Palästinenser nicht einigen, obwohl die ganze Welt sich das wünscht? Und sogar der überwiegende Teil beider Lager auch. Auch hier sind es die extremen Positionen einiger Weniger, die das bis auf weiteres verhindern und unmöglich machen. Diese sind getrieben von schweren psychologischen Störungen. Somit müsste man die wenigen nur therapieren und die Welt sähe schon anders aus.
Aber die Wenigen lassen sich nicht therapieren, denn sie stehen ja mit dem Rücken an der Wand. Somit können sie nicht von ihrer Position weichen. Der Schritt nach vorne fällt einfach zu schwer. Ein Dilemma für die Menschheit. Aber eins, das sich hartnäckig und schon ewig hält.
Echt blöt gelaufen
Habe ich zufällig entdeckt beim spazieren gehen. Wunderbar. Die schönsten Geschichten schreibt eben das Leben. Und manchmal mit Kreide auf die Straße.
Sonntag, 22. November 2009
Erfolgsaussichten
Was mir auf den vielen Reisen durch den Kopf schoss, vor allem bei den vielen Richtungsänderungen, Wendepunkten und Neuanfängen, ist, dass ich von allen Reisen zum Erfolg immer irgendetwas mitgebracht habe. Und wenn es nur eine Erkenntnis war oder etwas anderes. Ich habe zwar den Erfolg bis heute nicht gefunden, aber ich habe eine große Sammlung von den vielen Reisen.
Und wenn ich auf diese Sammlung schaue, dann kommt mir in den Sinn, dass genau diese Sammlung das sein kann, was man eventuell unter Erfolg versteht. Es sind die vielen Dinge, die man behält, die man nutzt, an die man sich erinnert. Der Erfahrungsschatz und die vielen lieb gewonnenen Dinge. Noch schöner ist, dass man auf dem Weg des Erfolgs auch Menschen kennengelernt hat, die einen schon so lange begleiten und wie es aussieht, auch weiter begleiten werden.
Somit könnte Erfolg auch das sein, was man gesammelt hat und auf das man großer Zufriedenheit und einem ebenso großen Glücksgefühl blickt. Erfolg ist nicht das mehr, sondern das, was man geschafft hat und was bleibt. Verbunden mit der Freude, auch in Zukunft einige schöne Dinge und Aspekte seiner Sammlung hinzufügen zu können.
They continued to cheerlead
"In America it was absolutely stunning how many highly paid business journalists missed the meltdown. They did not warn us. They continued to cheerlead [...] CEO after CEO who drove their company into disaster." Ariana Huffington während der Diskussion mit Matthias Döpfner, als es darum ging, dass Journalisten zunehmend Unabhängigkeit aufgeben, einfach um im Spiel zu bleiben, d.h. im Dunstkreis der Mächtigen. Man muss nicht Gutes kaputt reden, um hier Content zu entdecken, man muss einfach nur das Hirn eingeschaltet lassen und sich nicht für Interessen vereinnahmen lassen, die asozial, schädlich und immer mal wieder kriminell sind. "They continued to cheerlead." Genau.
Hier das Video:
Samstag, 21. November 2009
Samstagsgedanken: Bedeutung
In der Wirtschaft haben sich die Streifen- und Nieten-Manager den Terminus „Wir sind sehr gut aufgestellt“, ausgedacht, was bedeutet, es dauert noch maximal drei Monate bis zur Insolvenz. Die gibt es im Profifußball trotz permanenter Wettskandale nicht, vermutlich sind die Vereine auch „System relevant“, allerdings heißt es dort auch eher: „Wir müssen einfach nur mal wieder unsere Leistung abrufen.“ Was mich zu der Frage führt, wer ist denn verantwortlich für das Abrufen der eigenen Leistung? Halt! „Wir“ meint in diesem Fall gar nicht „ich“. Sondern das entspricht dem neutraleren „man“, das immer dann ein „wir“ oder „ich“ ersetzt, solange es transportieren soll „mich geht das alles nichts an!“ Im Beispiel klingt das dann so. Chef: „Meier, was könnten wir tun, damit Ihre Verkaufszahlen wieder steigen?“ - Meier: „Ja, also, man könnte mehr Werbung fahren“, oder "Wir im Vertrieb müssen nur mal wieder unsere Leistung abrufen." Der erfahrene Zwischen-den-Zeilen-Leser hat auch das „ja, also“ sofort identifiziert. Das wiederum entspricht dem in Interviews voraus geschicktem „Nun gut“ oder „Ich sach mal“. Mit dieser Redewendung werden Plattitüden eingeleitet. Auf deutsch: Keine Ahnung und es interessiert mich auch nicht! Das ist auch die richtige Antwort zur Frage: Was hören deutsche Lehrer von ihren Schülern am häufigsten?
Der legendäre Blüm’sche Klassiker „Unsere Renten sind sicher!“ meint von je her ausschließlich die Renten der regierenden Oberklasse. Selbst Schuld, sollte sich das gemeine Prekariat und Volk mit einem „Uns“ eingeschlossen gefühlt haben, gell! „Uns“ geht es doch gut. Meint in diesem Fall natürlich „mir“, also „ich“! Das zeigt jetzt auch der eiserne Hans mit seiner Klage vor den Verfassungsgerichten, um doppelte und dreifache Versorgung einzuklagen. Wenn der Vorstand davon spricht, dass es „unserem“ Unternehmen gut geht, hat er „sich“ den Jahresbonus verdoppelt. Aber immer noch besser als ein „Wir sind sehr gut aufgestellt!“ Höchste Vorsicht Ihrerseits verlangt auch die Anmutung Ihres Vermögensberaters, der Sie vom Kauf eines derivativen Subprime Stock Bonds mit den einleitenden Worten überzeugen will: „Jetzt mal ganz ehrlich“, weil es bedeutet, ab hier wird gelogen.
Beginnt Ihre Ehefrau, Freundin, Geliebte oder alle drei zusammen ihren Satz mit „Wir müssen reden“, dann haben Sie es wenigstens überstanden. Was im übrigen auch gilt, sollte Ihr Abteilungsleiter ein Meeting entsprechend anberaumen.
Ein „Nur für Mitglieder“ an der Disko-Tür lässt für viele Teenager eine Welt zusammen brechen, meint aber nur „Du sieht scheiße aus.“ Das entspricht dann später dem „Haben Sie reserviert?“ oder dem Einleitungssatz bei Bewerbungsgesprächen, Castings und sonstigen Beurteilungen „Ihr Auftreten war wirklich ansprechend.“ Woran auch ein Verkäufer sicher erkennt, dass er den Kunden verloren hat, ist das Wörtchen "trotzdem“. - “Ich bedanke mich trotzdem für Ihr Angebot“, bedeutet lediglich: Trotz der Absage sollte sich der Angesprochene einen schönen Tag machen. Wobei die Verabschiedung „Einen schönen Tag noch“ übersetzt heißt: Blas mir den Schuh auf! - in der milderen Variante.
In diesem Sinne wünsche ich heute allen ein schönes Wochenende noch und danke trotzdem für Ihre Aufmerksamkeit.
Freitag, 20. November 2009
Richard St. John's 8 secrets of success
Donnerstag, 19. November 2009
Ken Robinson says schools kill creativity
Wie Wasser sich einen Weg sucht
Man stelle ich nur mal vor, man steht da mit so ein paar Jägern im Dschungel und hört plötzlich ein Geräusch, das einem sofort die Angst in die Knochen fahren lässt. Intuitiv klettert man sofort auf einen Baum, so hoch man kann. Und genau diese Aktion rettet einem das Leben, rettet vor einem üblen Zeitgenossen.
In unserer Zeit würde man erst mal einen Arbeitskreis bilden, der das Geräusch analysiert. Oder man würde einen Unternehmensberater holen, der einem sagt, was das Geräusch bedeuten könnte. Auch sehr wirksam wären die vielen jungen Jäger, die ein solches Geräusch noch überhaupt nicht zuordnen können und in alle Richtungen fliehen, sich hinter erbärmlichen Büschen verstecken, in Erdhöhlen springen oder auch schlau in den reißenden Fluss.
Wir sind nur ein paar tausend Jahre weiter. Betrachtet man die gesamte Zeitgeschichte, sind wir die Greenhörner auf diesem Planeten. Würde man eine Einteilung der gesamten zeitlichen Erdgeschichte machen und diese über 24 Stunden verteilen, dann beginnt unsere Geschichte auf diesem Planten 3 Minuten vor Mitternacht. Die anderen 23 Stunden und 56 Minuten gab es uns nicht.
Somit ist die Angst ein wesentlicher Bestandteil unserer Spezies. Deshalb gibt es diese auch und sie soll uns schützen. Wenn uns aber echte Angst nicht mehr begegnet, dann sucht sie sich wie Wasser ihren Weg. Oder noch schlimmer, staut sich. Angst, die nicht abfließen kann, bleibt in uns und richtet Schaden an. Denn Angst muss fließen können, muss raus, damit neue sich entfalten kann. Angst hat ein Haltbarkeitsdatum, dass, wenn es abgelaufen ist, dazu führt, dass es übel stinkt in einem.
Das Abbauen von Angst, um frische nachzufüllen, ist ein Bestandteil unseres Tages. Jeden Tages. Aber was machen wir, wir sitzen da und die Angst frisst sich in uns hinein. Sie häuft sich und sie ist längst abgelaufen. Somit bedrängt uns alte Angst und neue Angst und Zukunftsangst auf einmal. Das kann zu viel sein und werden, wenn echte Ängste hinzu kommen, vor allem über einen längeren Zeitraum.
Die Angst ist somit ein positiver Bestandteil unserer Psyche, denn sie sichert unser Leben und hilft uns intuitiv, das Richtige zu tun und zu entscheiden. Aber unser Umgang mit der Angst ist oft dumm, abweisend und dilettantisch. So viel ist mal klar.
Mittwoch, 18. November 2009
Die Leere in meinem Kopf
Denn was wir nicht wissen oder vergessen ist, dass jeder, der Großes erreichen oder erzielen will, auch Großes verpassen kann. Dieser Gedanke ist ebenso präsent. Somit scheint der erste Gedanke zu sein: Ein Glück, nicht gescheitert. Und über das errungene Glück macht man sich erst jetzt Gedanken.
Der Trainer von Mike Tyson hat seinen Schützling genau mit dieser Methode so heiß gemacht, dass er dachte, wenn er den nächsten Kampf verliert, verliert er alles und vieles darüber hinaus. Dass alles weg ist, alles vorbei und er nichts mehr ist und hat. Diese Angst hat Tyson so angetrieben, dass er vor Kämpfen vor Angst geweint hat. Sein Gegner war somit kein Gegner, sondern jemand, der angetreten war, seine Existenz zu zerstören. Nun versteht wohl auch der Letzte, warum die frühen Kämpfe nie länger als 30 Sekunden gedauert haben und die Gegner alle ein Nahtoderlebnis für ihn waren.
Es ist die Angst, die Kräfte frei setzt, von denen wir selbst nicht wussten, dass wir diese überhaupt mobilisieren können. Aber dieses Prinzip als Methode nutzt sich ab. Das Gehirn kann dieses Szenario nicht ständig wiederholen. Irgendwann sagt die Psyche auf dem Gehirn eines Mike Tysons, so schlimm wird es schon nicht kommen. Bumm. Und dann liegt er in der Ringecke.
Ich beschreibe das, weil auch ich für meine Verhältnisse einen großen Sieg errungen habe. Aber da ist diese Leere in meinem Kopf. Ich denke weniger darüber nach, dass es endlich geschafft ist, sondern was passiert wäre, wenn ich gescheitert wäre. Darum diese Leere. Zudem ist ein Ziel erreicht. Ein Ziel, mit dem ich mich lange beschäftigt habe. Es liegt nun hinter mir. Dieser Gipfel ist erklommen. Somit brauche ich schnell ein neues Ziel, wenigstens in Sichtweise. Es muss noch nicht greifbar sein.
Aber ich will auch diese Leere beenden und mich freuen. Warum ich das von Mike Tyson erzähle, hat einen Grund. Ich bin mir nicht sicher, ob auch ich und viele andere, gerade dann zu Höchstleistungen fähig sind, wenn wir von der Angst getrieben werden. Wenn dem so ist, dann fände ich das sehr traurig und schade, wenn es die Angst ist, die uns antreibt und nicht die Lust.
Rückblickend auf mein Leben muss ich schon sagen, dass es vor allem die Angst vor dem Versagen und Verlieren war, die mich meistens wesentlich mehr angeschoben hat als die Lust. Mein Lust ist oft faul und braucht nicht viel. Meine Lust ruht. Sie verweilt, reift und genießt. Meine Lust sitzt oft einfach nur da und nimmt in sich auf. Meine Lust ist zufällig und spontan. Meine Lust überrascht mich. Meine Lust ist nicht getrieben von Selbstnutz und Eigennutz. Sie stellt die Pausen zwischen den vielen und langen Phasen der Befürchtungen und Ängste dar. Lust ist der Lohn der Angst, könnte man sagen, falls man dazu dann noch fähig und bereit ist. Wer die Lust nicht mehr empfindet, erwartet und genießt, den hat die Angst vollends im Griff.
Der andere Reisebericht
Die Reise kann einige Wochen andauern. Auf dieser Reise muss ich mich an neue Umstände gewöhnen und neue Verhaltensregeln befolgen. Bemerkt habe ich das sehr einfach und deutlich. Und der Auslöser ist mir auch sehr klar. Mal wieder stand mehr oder weniger die Existenz auf dem Spiel. Das Ganze auch noch umgeben von einer Vielzahl willkürlicher Umstände, die mehr oder weniger Energie kosten, übel ausgehen können und einfach nur belastend sind. Ob dem wirklich so ist, weiß man auf dieser Reise leider nicht wirklich. Aber es fühlt sich so an. Die Summe der Monster, die einen bedrängen und umgeben, nimmt bedrohliche Formen an, obwohl einem eigentlich klar sein müsste, dass es keine Monster gibt. Aber was nützt einem das. Die Angst und die Befürchtungen geraten außer Kontrolle. Der Druck, der sich lange aufgebaut hat und jetzt wieder mal einen Höhepunkt gefunden hat, musste raus. Und das Ventil heißt in diesem Fall – Psyche.
Ich kann so locker darüber schreiben, weil ich der festen Überzeugung bin, dass nur außerordentlich starke Charaktere ein Problem mit dieser Art von Schwäche bekommen können. Oder anders gesagt, wo keine Muskeln, da auch kein Kater.
Und trotzdem mal wieder einiges gut ausgegangen ist und der Rest gut auszugehen scheint, konnte ich mich über die wichtigste Entscheidung nicht wirklich freuen, weil sie mir wieder vor Augen geführt hat, dass ich nur eine drohende Katastrophe verhindert habe. Es ist Teil der beruflichen Selbständigkeit, dass man immer wieder vor einem Abgrund steht. Diesen erreicht man nicht mal selbst, sondern vor diesen wird man plötzlich gestellt.
Es kostet dann doch Zeit, Kraft, Energie, Nerven und Substanz, ein drohendes Ereignis zu verhindern und sich eine Perspektive zu erarbeiten. Aber es ist auch Teil der gewählten Lebensform. Wer Freiheit will, muss den Totalverlust von Sicherheit in Kauf nehmen. Man wird älter und die Intervalle dieser Bedrohungen sind kürzer und sie haben sich gehäuft. Dann kommt da noch die Jahreszeit hinzu und einige Umstände mehr. Und plötzlich weiß man nicht mehr, warum man aufstehen soll. Es ist so, als ob jemand bei einem der Duracell Häschen einfach die Batterie rausgenommen hat.
Man erreicht einen psychischen und emotionalen Stillstand, obwohl die Welt sich weiter um einen herum dreht. Die Kräfte, die einen sonst durch den Tag begleiten und tragen, schwinden. Vor allem Morgens, Mittags erreicht man eine erträgliche Form und Abends geht es einem erheblich besser. So wird jeder Tag mit dem Öffnen der Augen eine lange quälende Begegnung, die sich im Verlauf desselben aufheitert und bessert. Aber der nächste Morgen kommt bestimmt.
Ich habe mich entschlossen, diesem Problem ebenso zu begegnen, wie denen, die es ausgelöst haben – mit meiner ganzen Aufmerksamkeit. Nichts verschönern, nichts verstecken, nichts schön reden. Schritt für Schritt abarbeiten. Allem so begegnen, damit auch dieses Problem schon bald der Vergangenheit angehört und man das damit verbundene Monster entzaubert.
Mein Leben ist mir zu kostbar und zu schön, als dass ich mit diesem Problem defensiv umgehen wollte. Gerade jetzt nicht, genau jetzt nicht. Das Schöne an mir und meiner Person ist, dass mir nichts peinlich ist. Deshalb bin ich auch guter Dinge, dass dies der letzte Reisebericht in die Welt der Depression sein wird. Und wie vieles in meinem Blog ist auch dafür Raum und Platz da. Für die Angst vor dem Versagen. Für die Angst vor dem Verlieren. Für die Angst vor der Angst. Denn ich gehöre zu den starken Persönlichkeiten. Ich riskiere immer viel. Ich wage zudem auch viel. Mein Lebensweg bescheinigt mir das. Und mein Charakter sagt mir das.
Aber jeder, der so angetrieben ist, muss mal stehenbleiben, in die Knie gehen oder fallen. Das ist ein Zeichen seiner unablässigen Anstrengung. Dass es mich trifft, scheint unausweichlich. Wenn man die Belastungen der zurückliegenden Jahre in eine chronologische Reihenfolge stellt, dann weiß ich, dass ich nun eine, nämlich meine Grenze der Belastbarkeit erreicht habe und mein Körper mir das klar und deutlich signalisiert. Ob ich was verändern werde? Ja, den Umgang mit den Dingen, die mich Energie kosten. Energie, die ich nicht mehr habe, oder nicht mehr so leicht zu verteilen habe. Mein Energiemanagement werde ich ändern. Nicht alles und jeder kann sich mehr in Zukunft meiner vollen Aufmerksamkeit gewiss sein. Aber die mit mir rechnen dürfen, dafür um so mehr.
Die Energie ist nicht endlos. Und wie gesagt, das Alter und andere Umstände steuern ihren Teil dazu bei. Somit muss ich den Umgang mit meiner Energie neu ordnen. Und wie schon vor einiger Zeit beschrieben, mit den Dingen die mir willkürlich begegnen, lernen, gelassener umzugehen und diese an Menschen weiter zu delegieren, die viel besser damit umgehen können. Ich muss nicht alles machen und können. Sondern immer mehr genau das, was ich dazu tun kann und will.
Und ich bin froh, dass ich weiß, was ich habe und es nicht Jahre verheimliche, verstecke oder verdränge. Ich habe keine Angst vor der Krankheit, weil ich gute Freunde habe, die diese Krankheit leider bestens kennen. Ich habe keine Angst vor den Folgen dieser Krankheit, denn ich weiß, dass es wie alles in meinem Leben ein weiteres zu meisterndes Kapitel ist. Und somit füge ich nur ein weiteres Kapitel meiner Reise hinzu.
Das Einzige, was mich ein wenig ärgert ist, dass ich eigentlich einen großen Moment zur Freude verpasse, weil meine Psyche sich nicht mit mir freuen will. Dann muss ich das Fest eben verschieben. Und das werde ich auch.
Samstag, 14. November 2009
Samstagsgedanken: Sonnenschirm
Ein Haiku ist einen japanische Gedichtform, die in ihrer traditionellen Richtung aus drei Zeilen oder Wortgruppen mit jeweils fünf, sieben und fünf Silben besteht. Das Thema des Haiku ist es, ein subjektiv empfundes Naturerleben im Augenblick fest zu halten.
Mein Vater schrieb dieses Haiku vor Jahren. Unabhängig davon schoss ich dieses Bild - ohne das Haiku zu kennen. Jetzt kommen beide zusammen.
"Dieser Sonnenschirm.
Stiehlt sich aus des Himmels Blau
einen roten Fleck."
Helmut Falkenberg
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