Montag, 17. März 2008
Warum 80% aller gestellten Fragen die eigentliche Antwort implizieren?
Die Frage war früher ein probates Mittel, um auf eine Wissenslücke eine hilfreiche Antwort zu erhalten. Welche man dann für sich nutzen konnte. Das war früher. Heute hat sich die Frage zu einem Mittel der Rhetorik gewandelt. Sich damit ins Spiel zu bringen. Die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Da alle gerne alles beantworten, kommt man sehr gut in ein Gespräch mit der Frage: Ich hätte da mal eine Frage. Oder auch sehr schön: Die Frage, die sich eigentlich stellt, lautet doch... Oder: Ich habe da mal eine dumme Frage.... Oder: Nur mal so in die Runde gefragt...
Sofort kann man sich der Aufmerksamkeit aller gewiss sein. Man darf diesen Einstieg nur nicht zu oft verwenden, dann schwindet die Wirkung. Die Frage nicht zu stellen, um eine Antwort zu erhalten, sondern ausschließlich, um die Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen.
Dann wird die Frage gerne benutzt, um die eigene Antwort vorweg zu nehmen. Sie wollen doch nicht wirklich? Habe ich das richtig verstanden? Es kann doch nicht angehen, dass...
Instinktiv beantworten wir immer gerne Fragen. Deshalb die beschriebenen Reaktionen. Dabei sind es eigentlich keine Fragen. Der Unterschied wird erst im Laufe eines Lebens klar. Immer häufiger hört man auf, Fragen zu beantworten. Und man selbst fragt auch immer weniger.
Die Frage als Werkzeug ist stumpf geworden. Nicht nur, weil es die meisten Fragen nicht wert sind, gestellt zu werden. Sondern auch, weil sich die Qualität der Antworten im Sinkflug befindet. Denn die meisten haben sich ein Repertoire von Antworten bereit gestellt. So eine Hand voll. Und die passen immer und müssen überall reichen.
Somit durchlebt ein wesentliches Kommunikationsmerkmal eine echte Krise. Bleibt nur zu wünschen, dass es sie bald überwindet. Doch hören Sie sich mal konzentriert Fragen und Antworten an. Und lassen sich diese durch einfaches, halblautes Wiederholen auf der Zunge zer- und durch den Kopf gehen.
Man kommt aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus. Meine aktuelle Lieblingsantwort auf alle möglichen Fragen liefert mir die Kanzlerin: „Da müssen wir nach einer gemeinsamen Lösung suchen.“ Was für eine „One fits all“ Antwort – wunderbar.
Freitag, 14. März 2008
Eine Ei gleicht dem anderen!?
Wenn man Menschen vergleicht, wird man feststellen, dass der Großteil aller Merkmale bei allen Menschen gleich ist. Beine, Arme, Brust, Rücken usw. Auch die inneren Werte, damit sind die Organe und alles andere gemeint, sind sich zum verwechseln ähnlich. Ich behaupte mal, dass niemand seine Nieren, seine Leber, oder seinen Dünndarm erkennen könnte. Sieben Liter Blut, das sich nur im Rhesusfaktor unterscheidet.
Haare, Knochen, Haut und Nägel. Nur ein verschwindend kleiner Teil unterscheidet sich signifikant, aber auch nicht so signifikant, wie man glaubt. Deshalb sehen für Asiaten Europäer zum verwechseln ähnlich und andersherum.
Diese zum verwechseln ähnlichen kleinen Unterschiede machen aber den großen Unterschied aus. Gerade deshalb. An Stellen, an denen die Differenzierung gering bis fast unmöglich ist, werden genau diese Aspekte total in den Vordergrund gestellt.
100 Banker. 100 Versicherungsmakler. Diese gleichförmigen Massen unterscheiden sich nur in Details, die man ohne ein geschultes Auge nicht wahrnehmen kann. Oft sind es auch nur Äußerlichkeiten, wie die Armbanduhr, die Schuhe, der Füller.
Somit legen wir so viel Wert auf das, was uns unterscheidet, damit wir wahrgenommen und erkannt werden. Allein so ein Thema wie Frisuren verdeutlicht das. Wenn uns zur Differenzierung nichts mehr einfällt, müssen die Haare dafür sorgen.
Menschen, die auf Grund von erhöhten inneren, sprich geistigen Werten, unübersehbar sind, vernachlässigen diese Äußerlichkeiten. Wer sich anders fühlt, muss nicht anders erscheinen oder auftreten. Nicht weil sie es nicht könnten, sondern weil sie es nicht müssen. Je mehr Menschen sich durch ihre geistigen Fähigkeiten und Bereitschaften differenzieren, desto weniger kompensieren sie dies durch Äußerlichkeiten.
Was zur Folge hat, dass man wirklich reiche Menschen ganz einfach daran erkennt, dass man es ihnen nicht ansieht. Wirklich intelligente Menschen erkennt man daran, dass sie sich mit dieser Intelligenz nicht über andere erheben oder erhaben fühlen. Keine Differenzierung strebt somit nach großer Differenzierung. Große Differenzierung strebt nach Gleichheit. Wer eine riesige Nase im Gesicht trägt, wünscht sich so lange eine kleine, bis seine inneren Werte die Nase unsichtbar machen.
Es ist schon verrückt. Aber es sagt viel über den Charakter aus, wie sehr jemand versucht, sich durch Äußerlichkeiten zu differenzieren oder zu positionieren.
Donnerstag, 13. März 2008
Menschen mit Einwegsichtweise
Es gibt Menschen, die sich über alles und alle aufregen. Ständig und überall. Die zu jedem Thema einen ans Kreuz bzw. an die Wand nageln. Ihr ganzes eigenes Dasein definiert sich über das unglaubliche Übel, das ihnen auf ganzer Lebenslänge widerfährt. Alle und alles andere sind Schuld, dass es so läuft wie es läuft. Eher bescheiden bis beschissen.
Die Politiker sind schuld. Die Manager. Die Banken. Die Schwiegereltern. Die Lehrer. Die Konzerne. Die Kirche. Die Fußballer. Die Interessenvertreter. Und das Wetter. Das Essen ist schuld. Die Straßen. Es gibt nichts, was dem Einwegsichtweisigen nicht aufstößt. Das Fernsehen. Die Zeitung. Alles wird seinem Anspruch nicht gerecht. Alles hindert ihn an seiner eigentlichen Bestimmung. Das Leben ist Schuld. Die Gesellschaft. Die Gesundheit.
Ihnen wird immer ganz übel mitgespielt. Alles scheint sich gegen diese Art von Menschen verschworen zu haben. Alles ist reine Schikane. Sogar das Mülltrennen oder der Strafzettel. Die Mineralölgesellschaften. Es ist eine kollektive riesige miese Verschwörung gegen alles, was richtiger, besser und angenehme wäre – für die jeweilige Person, aus Sicht der jeweiligen Person.
Das Klagen ist Dauerton geworden. Die Mundwinkel sind in dieser hoffnungslosen Einstellung eingefroren. Die Augen sind wässrig und ausdruckslos. Die Haut scheint leblos. Alles an diesen Menschen zeigt, wie schlecht diese drauf sind. Morgens. Mittags. Abends. Und sogar mitten in der Nacht.
Nichts scheint Freude zu machen oder zu bereiten. Alles drückt auf die Stimmung und jeder Vorfall bestätigt diese Einstellung. So sammelt man Beweise über Beweise, um Argumente für die eigene Lebenssituation parat zu haben. Alles hat Einfluss, alles ist Schuld. Sogar der Biorhythmus, der Elektrosmog, ...
Alle anderen sind zu dumm oder zu blöde, es richtiger und besser zu machen. Sie wissen immer, wo es eigentlich lang geht. Nur niemand fragt sie. Niemand will wissen, was sie denken. Sie glauben, bei Jauch locker 1 Million gewinnen zu können – haben sich aber noch nie beworben. Sie wissen auch, dass es überall an anderen Orten noch schlechter ist, als an dem, an dem sie gerade verweilen. Alles was anders ist, was sich andere anders angeschafft haben, ist falsch. Nur was sie gemacht, entschieden oder gekauft haben, ist immer das Beste. So lang es im Wettbewerb steht.
Die Natur und Kultur der durch und durch negativen Menschen ist weiter verbreitet als man glaubt und sie verbreitet sich rasch. Eine Gesellschaft, in der die Einen immer nur auf den Anderen herumhauen, musste letztendlich eine solche Spezies hervorbringen. Die Negativisten. Die das Schlechte längst nicht mehr vom Guten unterschieden können. Die bis zum Rand voller falscher Meinungen sind, Halbwissen und Vorurteilen. Die immer genau wissen, was falsch ist, was nicht geht und was sicher nicht funktionieren wird. Die den vollkommenen Blick für das Negative habe. Deren Gedanken sich nur und ausschließlich um das Versagen und Verhindern drehen.
Beklagen. Anschuldigen. Vermiesen. Jammern. Befürchten. Bedenken. Ärgern. Nörgeln. Beschweren. Anklagen. Aufregen...
Was für ein erbärmliches Dasein, ohne Ausweg.
Mittwoch, 12. März 2008
Kulturverlust
Was Kultur ist, sein könnte oder sollte, das bleibt jedem selbst überlassen. Die Begegnung mit Kultur ist für mich aber immer wieder verbunden mit einer Überwindung. Denn man muss ihr begegnen. Man muss sich ihr stellen. Sich mit ihr auseinandersetzen. Überwinden. Begegnungen der kulturellen Art haben immer etwas mit Bewegung zu tun. Sich von seinem Standort und Standpunkt bewegen, davon weg bewegen, auf ihn zu bewegen.
Kultur ist auch immer eine Bestimmung der Orientierung. Wo bin ich? Wer bin ich? Was denke ich? Was will ich? Die Kultur beschreibt somit ein aussterbendes Verhaltensmuster. Denn die meisten Menschen wollen sich nicht bewegen. Geistig wie körperlich. Sie wollen nicht überwinden. Keinerlei Anstrengung soll ihnen im Laufe eines Tages begegnen.
Umso weniger Überwindung, umso besser. Das gilt für alle Lebenslagen, ob beim Essen oder im Gespräch. Die Kultur war und ist eine große Errungenschaft. Auch in Unternehmen mit einer hohen Unternehmenskultur. Da wurde sich begegnet, da wurde überwunden, erlebt.
Kultur hat sich vom Status zum Statussymbol gewandelt. Man umgibt sich mit Kultur, aber man begegnet ihr nicht wirklich. Man geht nicht auf sie ein. Man dringt nicht in die Materie vor. Kultur als Absicht. Man müsste mal.
Für mich war Kultur zeitlebens immer ein Stück Überwindung. Die mich immer mit Wohlgefühl belohnt hat, wenn man sich dazu durchgerungen hat. Es war oft zäh, unverständlich, anstrengend. Aber am Ende stand immer dieses wunderbar gute Gefühl.
Viele Menschen wollen das nicht mehr. Sie nehmen alles, wie es kommt, weichen der Begegnung aus. Das ist sehr schade, weil damit die so wichtige Kultur für jedermann stirbt. Denn jeder ist auf seinem Lebensweg ein Kulturschaffender. Der Kultur ausweichen, heißt sich selbst ausweichen, dem Leben ausweichen.
Kultur ist das wohl größte Privileg der Menschheit. Sie beschreibt auf allen Ebenen den Umgang mit allem und allen. Wer genügend oder viel Kultur in sich trägt, der verhält sich entsprechend. Wenn Kultur beim Einzelnen verloren geht, gehen ganze Kulturen verloren. Man muss eben was tun im Leben, um etwas zu erleben. Der Umgang miteinander gewinnt an Qualität, wenn Kultur mit im Spiel ist.
Mir fehlt es nicht an Kultur in unserem Lande. Sondern mir fehlt es an Menschen, welche bereit sind, dieser zu begegnen. Das birgt sogar eine Gefahr für die Demokratie. Menschen mit einem hohen Anspruch an Kultur pflegen Kultur, wo es nur geht.
Der Kulturverlust ist überall sichtbar. Spürbar. Dabei kann es jeder tun, jetzt. Eine kleine Überwindung genügt und das schöne Gefühl ist einem nachher sicher. Und man hat was erlebt. Man hat was zu erzählen. Etwas, worüber man nachdenken kann. Man kann es einordnen.
Kultur ist so wunderbar und vielseitig. Und geht so in die Tiefe. Wie oft erlebe ich im Geiste kulturelle Begegnungen. Das sind wunderbare fantasievolle Gedankenreisen mit Begegnungen, die sich im Laufe des Lebens von immer wieder anderen Seiten darstellen. Die Menschen wundern sich über den Zustand in unserer Gesellschaft auf allen Ebenen. Dabei liegt für mich die Antwort auf der Hand – Kultur.
Menschen mit Kultur entfernen sich nicht voneinander, sondern kommen sich näher. Das ist eine ganz andere Kultur. Eine, die ich oft und sehr vermisse. Nicht so sehr bei mir und in meinem Umfeld sondern genau dann, wenn ich dieses verlasse. Was mir da oft begegnet, macht mich traurig.
Freitag, 7. März 2008
Über Problementdecker, Problembeschreiber, Problemfinder, Problemerklärer, Problembeobachter, Problemverwalter, Problemmacher und Problembeschäftiger
Eine wie immer geartete gute Realisierung ist maßgeblich davon abhängig, wie lösungsorientiert alle an die Sache gehen. Wenn wundert es also, dass vieles in der gewünschten, erhofften und geforderten Beschaffenheit zu wünschen übrig lässt, lange auf sich warten lässt oder gar nicht erst umgesetzt wird. Da laufen diese vielen Menschen herum, die nicht in Lösungen denken und handeln können, sondern nur in "Probleme machen".
Klingt schlauer. Gefährlicher. Interessanter. Wichtiger. In jedem Meeting sollte man 3 x widersprechen, sonst wird man nicht ernst genommen, erklärte mir unlängst ein Kunde. Ein Problem heraufbeschwören, ist zur Kultur einer ganzen Manager-Generation herangewachsen.
Von Lösungen will da keiner etwas wissen. Ausgiebig wird das Problem so lange von allen Seiten betrachtet, bewertet und beurteilt, bis es letztendlich wirklich zu einem wird. Auf die Risiken und die Gefahren hinweisen, seine Bedenken äußern, hat großen Einfluss auf die Umsetzungsdynamik. Diese wird dadurch stark verlangsamt, bis sie zum erliegen kommt.
Wenn stört es schon. Sich nur mit dem Problem zu beschäftigen, hat auch seine Vorteile. Man muss nichts tun. Der persönliche Aufwand ist wesentlich geringer. Das ist so, als wenn man mit jemanden einen Termin machen will und der einem lang und breit erklärt, wann er immer nicht kann. Das dokumentiert seine Wichtigkeit und wie sehr er beschäftigt ist. Anstatt einfach zu sagen, in drei Wochen Mittwoch um 15.00 Uhr da kann ich, erklären einem diese Zeitgenossen in möglichst ausgedehnter Form, wann es nicht geht, schlecht geht, auf keinen Fall geht, es eventuell geht, unmöglich geht...
Bis man an den Punkt kommt, da man feststellt, ich rufe in 2 Wochen noch mal an. Ergebnis? Keins! So sind sie. Dasselbe Phänomen kann man auch in Restaurants erkennen. Dieselben Zeitgenossen erklären dem Kellner lang und breit, was sie nicht essen wollen, welche Weine sie nicht mögen... Anstatt einfach zu sagen, was sie wollen. So würden sie dem eigentlichen Ziel schneller näher kommen. Aber danach steht dieser Spezies eben nicht der Sinn.
Na, heute wieder nichts auf die Bahn gebracht? Wieder nichts vorangegangen? Wieder nichts entschieden? Wieder nur das Problem erörtert und keine Sekunde über eine Lösung nachgedacht? Alles Konstruktive wieder verworfen?
Kinder, Kinder das ist nicht meine Zeit, lasst mich das mal offen sagen. Ich denke und arbeite mit Vorliebe an Lösungen, aus mehreren Gründen. Man ist umgeben von positiver Energie, wo etwas Tolles entsteht, von ebenso tollen Menschen, tollen Erlebnissen. Man wird überrascht, was man gemeinsam viel besser hinbekommt. Und die Gedanken kreisen ständig um Lösungen, das macht ein helleres Gesicht. Überhaupt haben Lösungen den unglaublichen Vorteil, dass sie einen selbst und die Sache unglaublich voranbringen. Man schafft was. Jeden Tag.
Ein Gefühl, das mir viel näher ist, als ständig durch dieselben Drehtüren zu schreiten, um immer und immer wieder vor demselben Problem zu stehen. Das würde mich verrückt machen. Runter ziehen.
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