Dienstag, 6. November 2007
Ich & Ich
Ein symptomatischer Name für ein Musikduo, der gut in unsere Zeit passt. Irgendwie vermisse ich den Altruismus unserer Zeit. Der wird jedenfalls nichts sein, an den man sich erinnert. Mensch, Anfang des 3. Jahrtausends sind die Menschen aber für einander eingetreten. Nein, doch eher nicht.
Nur, woher kommt das? Klar, uns fehlen die ganz großen Richtungsgeber. Begriffe wie Religion, Staat oder Moral sind bei uns nur noch Wörter. „Gott sei Dank“ werden manche sagen.
Doch was ist eigentlich dieses „Ich“? Wo sitzt es? Definiert es wohl jeder gleich?
“Ich“, wo sitzt du? Bei mir offensichtlich irgendwo innerhalb meines Kopfes. So würde ich es empfinden. Mein „Ich“ schaut aus den Augen raus wie aus einem Fenster und erfasst alles, was sich außerhalb meines Körpers aufhält als „Nicht-Ich“. Warum „bin ich, habe aber einen Körper?“ Ist „ich“ der Besitzer des Körpers? Ah, das erklärt jetzt das manische Durchschnittsverhalten des deutschen Autofahrers auf der Überholspur der Autobahn. Da wird das Auto zum Ersatzkörper, der durch das „ich“ gesteuert wird.
Das bedeutet doch, das „ich“ kann sich bzw. seinen „Körper“ ausdehnen, variabel gestalten? Wenn das zutrifft, dann legt auch nur das „ich“ die Grenzen fest. Ein faszinierender Gedanke, finde ich. Oder findet mein „ich“? Daher also die Sandburgen, die spielende Kinder in den Cuxhavener Sand gebaut haben. Oder die hohen Mauern, die die meisten Villenbesitzer um ihre Anwesen ziehen. Quasi eine „Ersatzhaut“, die den Bereich des „Nicht-Ich“ definiert.
Deswegen haben dann Leute wie der Sonnenkönig, Napoleon oder andere, geschichtlich weit schlechtere Protagonisten den Satz geprägt „L’etat ce moi“. Der Staat bin ich. Das „ich“ kann also beliebig ausgedehnt werden. Bleibt es aber innerhalb des Kopfes sitzen, oder kann es diesen doch begrenzten Raum bei wachsender „Außenhaut“ verlassen?
Von ins Koma Gefallenen weiß man, dass viele von außerkörperlichen Erfahrungen berichten. Das „ich“ verlässt wie eine schleierhafte Lichtgestalt den Körper. Ist das dann schon Seele oder noch „ich“? Oder die Traumerlebnisse, die mal mehr oder weniger deutlich in Erinnerung bleiben. Auch dort sind die Grenzen „ich/nicht-ich“ mitunter weniger deutlich.
Könnte es sein, dass es letztlich gar kein „ich/nicht ich“ gibt? Sondern, dass alles „ich“ ist? Weil es letztlich eine Frage der persönlichen Definition bleibt? Dann wäre Altruismus plötzlich Selbsterhaltungstrieb und wir täten uns nicht so schwer damit. Also definiere ich ab heute meine persönliche Außenhaut vorsorglich mit den Grenzen der Milchstraße identisch und halte es als Bayerischer Amigo zukünftig mit dem Kölner Klüngel „Man muss auch jönne könne!“
Montag, 5. November 2007
Entregeln
Also, wenn man mich fragen würde, dann würde ich alles so weit und so gut es geht "entregeln" - und zudem schwer und viel in Eigenverantwortung und Eigeninitiative investieren.
Also, genau das Gegenteil von dem machen, was uns widerfährt. Mein Gefühl sagt mir, die Einen verlassen sich zu sehr auf die Anderen. Und die Anderen geben den Einen das Gefühl, sie könnten sich auf sie verlassen. Was aber bei genauem hinsehen nicht oder nur schlecht funktionieren kann.
Was uns zu diesem Zustand geführt hat, sind Regeln. Diese vermehren sich in alle Himmelsrichtungen. Es gibt Unmengen von Regeln. Davon passen die meisten nicht mehr, viele sind überflüssig, viele sind unverständlich und die meisten sind schwachsinnig. Anstatt man diese Art von Regeln einfach abschafft, schafft man neue, welche die falschen Regeln in eine richtige Richtung manövrieren sollen. Was aber nur selten bis nie gelingt.
Somit beschäftigt sich unser System mittlerweile mehr mit dem Regelwerk als mit dem Wichtigen und Notwendigen. Wie auch, dafür müssen erstmal Regeln geschaffen werden.
Das alles lässt ahnen, dass wir nicht in einer Demokratie sondern in einer Bürokratie leben. Diese hat sich total und kolossal verselbstständigt. Was unweigerlich dazu führen muss, dass das Denken und Handeln weitreichend eingeschränkt wird.
Wir sind so dermaßen reglementiert, dass wir bewegungsunfähig sind vor Regeln, um es mal überspitzt zu formulieren. Deshalb bin ich für die weitreichende Abschaffung von überflüssigen, dummen und nicht mehr zeitgemäßen Regeln. Das wäre ein großer Fortschritt - eventuell der größtmögliche.
Sonntag, 4. November 2007
Selbstzweifel - Selbstverzweiflung
Das wirklich seltsame an Selbstzweifeln ist, dass es wirklich egal ist, aus welchem Holz man auch geschnitzt ist, ob man Selbstbewusstsein literweise getankt hat oder nicht. Es reduziert sich zwar auf wenige Auslöser, aber es gibt diese. Somit kann wirkliches Selbstbewusstsein sich eventuell da am besten entfalten, wo man auf diese Art und Form von Auslösern nicht mehr trifft.
Denn Selbstzweifel sind im Großen und Ganzen negative unbegründete Schuldgefühle. Schuldgefühle, die plötzlich in einem aufsteigen, wie bunte Luftballons, die mit Gas gefüllt sind und die man auf einmal loslässt. Natürlich gibt es auch begründete Selbstzweifel, aber die haben ihren Auslöser in einem selbst. Somit bedarf es keinem externen Auslöser.
Aber es gibt diese. Und diese Selbstzweifel können einen emotional natürlich in eine tiefe Krise stürzen. Nur dadurch, dass sie da sind. Und man kann diese nicht auflösen. Kein Handeln beseitigt diese Art von negativen und destruktiven Selbstzweifeln. Somit denke ich, dass man diesen einfach aus dem Weg gehen muss, so gut es geht. Dann tauchen diese seltener auf und das Selbstbewusstsein kann sich wunderbar entfalten.
Ein Langzeitstudie hat zum Beispiel ergeben und somit bewiesen, dass Kinder aus sozial schwächeren Elternhäusern sich nur zu einem ganz geringen Teil als Abschluss das Abitur wünschen. Im Gegensatz zu Kindern aus gutbetuchten Elternhäusern, die zum überwiegenden Teil wie selbstverständlich das Abitur anvisieren.
Somit kommen da einige Parameter zusammen. Die einen Eltern trauen ihren Kindern nicht mehr zu, als sie selbst im Stande waren zu erreichen. Da sie schmerzlich selbst miterlebt haben, wie der Schulweg der Einen sich von denen der Anderen trennt und was das für die Persönlichkeit bedeutet. Hier die Verlierer raus aus der Schule und hier die Gewinner bitte weiter zum Abitur.
Somit haben diese Eltern fehlendes Selbstbewusstsein und Selbstzweifel. Dieser Cocktail führt dazu, dass sie ihre Kinder dadurch beschützen wollen, sich nicht zu hohe Ziele zu setzen, um diese vor dem Scheitern zu schützen.
Die wohlhabenden Eltern pumpen ihre Kinder von Anfang an auf mit Selbstbewusstsein und lassen dabei keine Selbstzweifel aufkommen, dass das Abitur eines der Durchgangstore sein wird, die man auf dem Weg zum Erfolg einfach passieren muss.
Geht man mal davon aus, dass beide Kinder die gleichen Voraussetzungen mitbringen, so zeigt das Ergebnis aber deutlich, das der Ausgang maßgeblich durch die Eltern geprägt wurde. Deshalb mag ich die Fremdauslöser von Selbstzweifeln nicht und setze lieber auf Selbstbewusstsein. Und lasse nur die Selbstzweifel zu, die aus mir selbst erwachsen, aus meiner Selbsteinschätzung.
Ich weiß, wovon ich rede, denn ich erwehre mich ständig diesen Attacken und weiche ihnen so gut aus, wie es geht. Auch wenn es manchmal menschlich sicher schmerzlich ist, aber man lebt wesentlich besser. Wer auf seinem Lebensweg die Kontinente wechselt, muss damit leben, von denen, die zurück bleiben, nicht verstanden zu werden. Und dass diese in einem immer und immer wieder Selbstzweifel auslösen. Außer man kommt mit Unmengen von Reichtümern zurück. Dann verstehen alle alles natürlich sofort und haben das immer kommen sehen.
Für mein Leben versuche ich mich auf dem Kontinent, auf dem ich mich zur Zeit befinde, so gut einzurichten, wie es mir möglich ist. Ohne dabei meine Herkunft und mein eigentliches Ziel aus den Augen zu verlieren. Mit dieser Einstellung ist man aber ziemlich alleine. Aber lieber damit alleine, als sich ständig diesen Attacken auszusetzen. Fühle ich.
Der Horizont anderer ist eben nicht meiner. Und ich habe und werde mich nie am Horizont anderer orientieren. Nicht weil ich nicht will, sondern weil ich nicht kann. Denke ich.
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