Wenn man in seinem Leben viele Tore gesehen hat
und auf vielen Plätzen Fußball gespielt hat,
dann hat man Vorlieben. Für bestimmte Tore.
So mag ich die argentinischen nicht. Die so
schlapp herunter hängen. Und ich begehre die
englischen. Die gespannt sind sie ein Flitzebogen.
So dass der Ball, der in ihnen einschlägt,
mit derselben Geschwindigkeit wieder heraus zu
springen scheint.
Der Moment, wenn der Ball ins Tor trifft, macht
aus Toren schöne und nicht so schöne.
Wie jämmerlich erscheint ein fulminanter
Schuss in den Winkel, wenn die Spannung des
Netzes fehlt. Auch der Rasen ist wichtig. Er
muss mindestens noch zwei Meter wie ein Golfrasen
unter und hinter dem Tor weitergehen.
Das System, wie es gespannt ist, muss unsichtbar
erscheinen. Keine Schnüre dürfen den Blick auf das
Allerheiligste versperren.
Dir Torlinie muss exakt sein.
Der Torraum wie ein unberührtes Stück Erde.
Diese farbigen Netze lenken nur ab. Ein Netz ist weiß.
Jungfräulich weiß, in der Erwartung des Balles.
Ein schönes Tor macht aus einem schönen Torschuss
einen unvergesslichen. Das Netz spielt da eine wichtige
Rolle. Deshalb ist das umso unverständlicher,
dass viele Tore so lieblos erscheinen. Sich
offensichtlich hängen lasse. Lustlos wirken.
Das Tor muss voller Spannung sein. Voller Erwartung.
Es muss erzittern, beben beim Einschlag des Balles.
Erst dann ist es das Tor.
19. Oktober 2004