Donnerstag, 3. Mai 2007
Auf der Suche nach den Antworten
Je mehr sich der Mensch von den eigentlichen Fragen seiner Zeit entfernt, um so mehr sucht er auch an den falschen Stellen nach den richtigen Antworten. Da hilft einem nur das Glück. So scheint es offensichtlich, dass der psychische Druck, der auf vielen lastet, nicht mehr so kompensiert, abgeleitet und verarbeitet werden kann. Was zu Schäden führt. Die oft nicht so glimpflich ausgehen, wie man hofft. Die Warnsignale sind eigentlich nicht zu übersehen. Trotzdem denken viele, es wird schon nicht so schlimm sein.
Bewegung soll Abhilfe schaffen und verarbeiten helfen. Tut dies aber nur zu einem Teil. Denn Bewegung kann in erster Linie nur vor Schäden schützen, die aus fehlender Bewegung resultieren. Somit ersetzt die körperliche Bewegung nicht die nötige Bewegung im Kopf. Und was liegt da näher, als sich spirituell seinen negativen Gedanken zu nähern. Das Fernöstliche kommt da gerade recht. Obwohl alles, was aus der Richtung kommt, nie unter solchen Stressszenarien entstanden oder erprobt wurde. Diese Geschwindigkeit unseres Seins ist auch in der fernöstlichen Welt in dem Ausmaß unbekannt. Trotzdem suchen wir hier nach Antworten. Und glauben, diese auch zu finden.
Dabei scheint es eigentlich egal, mit welchen Mitteln wir zur Ruhe kommen, entschleunigen oder abschalten. Es geht um die Tatsache, dass wir es überhaupt in unseren Tag einplanen und umsetzen. Oft leben wir in der stillen Hoffnung, dass man die Antworten da draußen findet. Deshalb suchen wir ja auch an allen Ecken und Enden. Dabei muss jedem klar sein, dass die Antworten nur in uns selbst zu finden sind. Warum fällt uns die Reise in fremde Kulturen so viel leichter, als eine Reise ins uns selbst? Weil die kritische Auseinandersetzung wegfällt. Der Stess da draußen tut mir das an, also ist etwas da draußen schuld. Somit müssen auch die Antworten auf alle meine Fragen da draußen liegen.
Falsch. Ganz falsch. Den Stress da draußen gibt es nicht. Sondern es gibt ihn nur in uns. Wir haben jeden Stressfaktor selbst zugelassen. Wir haben uns überschätzt, in dem, was wir glauben, aushalten zu können. Die Auswirkungen dessen sind nicht zu übersehen und nicht zu überhören. Somit ist gegen den Paradigmenwechsel, sich in anderen Kulturen zu bewegen, natürlich nichts auszusetzen. Sondern ganz im Gegenteil. Aber zu glauben, dass da die Antworten zu finden sind auf die Fragen, die in unserem Schädel pochen, ist mehr als unwahrscheinlich.
Im übertragenen Sinne kann man dieses Phänomen auch auf die Wirtschaft anwenden. Anstatt das Problem am Produkt zu suchen, wird überall anders gesucht, geforscht und getan. Anstatt da anzufangen, wo man ehesten die Lösung findet. Aber so sind wir nun mal, wer will schon schuld sein? Dann lieber so lange die Schuldfrage an andere und anderes richten, bis diese sich nicht mehr stellt.
Bild: Peter von Felbert