Freitag, 9. März 2007
Unveränderbarkeit
Lange Zeit habe ich Zeit dafür aufgewendet und somit verschwendet, Menschen zu einer Einsicht zu bewegen. Ich muss mich fast bei diesen Menschen entschuldigen, dass ich sie nicht einfach in ihrem Glauben belassen konnte. Nein, stattdessen habe ich nichts unversucht gelassen, die jeweilige falsche Ansicht der Dinge zu durchlöchern. Rückblickend habe ich, glaube ich, eigentlich nur genervt. Denn meine Sicht der Dinge konnten diese Menschen unmöglich nachempfinden. Und werden sie auch nie.
Das ist so, als ob man auf einen Dauercampingplatz geht und den Leuten zeitlebens klar macht, dass da draußen eine ganze Welt auf sie wartet, die es sich lohnt, zu erobern. Das Fernsehschauen abends auf einem Campingplatz bescheuert ist. Anstatt unter freiem Himmel zu liegen. Aus meiner Sicht fallen mir 1.000 Dinge ein, die das Leben von Dauercampern schöner machen würden. Aber, ob man es glauben will oder nicht, die scheißen auf meine Meinung. Die sind glücklich so wie es ist.
Was habe ich Kunden rauf und runter gebetet vom Lebensmittelpunkt einer Marke. Von der Kontinuität der Veränderung. Wie souverän eine Marke sein sollte. Alles Quatsch. Ich habe von B&O geredet und die haben einen Grundig Fernseher zu Hause in der Schrankwand. Wie oft habe ich alles unternommen, um Kunden etwas zu verkaufen, was sie bis heute nicht verstanden haben. Im Sinne der Marke lag ich sicher meist richtig. Aber im Sinne der Entscheider?
So komme ich mir längst vor wie ein Architekt der Marken, der eigentlich lieber sein würde wie Sir Norman Foster und Frank Gehry. Aber viel zu lange Reihenhäuser aus dem Boden gestampft hat. Das hat mich zu der Überzeugung gebracht, einfach anzufangen, nur noch geile Sachen zu machen. An die ich wirklich glaube. Für Kunden, die das ebenso sehen. Mit Mitarbeitern und Lieferanten, die auch mitmachen. Und klappt das? Nein. Aber ich höre nicht auf daran zu glauben und zu arbeiten. Und da ich kaum, oder so gut wie gar nicht mehr überreden muss, bleibt mir viel mehr Zeit und Energie, die ich somit voll in den Plan A investieren kann. Mal sehen, wie es ausgeht.
Geschrieben von Christof Hintze
in Wilde Thesen
um
07:00
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Tags für diesen Artikel: anspruch, kommunikation, marke, marketing, stil, werbung, wert, Wilde Thesen, wirklichkeit
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