Mittwoch, 7. März 2007
Unglaubliches in Sachen Glaubensfragen
Der Glaube ersetzt das Wissen um etwas, da eine Allwissenheit ausgeschlossen ist und jedes Individuum im Verhältnis zu dieser Allwissenheit im Prozentbereich unter 1 bleibt. Sicherlich erst nach einer Null vor dem Komma und vielen Nullen nach dem Komma. Deshalb hat die Natur uns den Glauben mitgegeben, der ausreicht, um wichtige Entscheidungen zu treffen. Somit treffen wir den absoluten Großteil unserer Entscheidungen nicht mit der Unterstützung des Wissens um eine Sache, sondern emotional mit Unterstützung des Glaubens. Somit ist diese geistige Fähigkeit neben der Intuition, der Hoffnung, der Liebe, dem Glück, der Sicherheit und der Angst eines der wesentlichen charakterlichen Merkmale des Menschen.
Doch typisch Mensch setzt er alle seine Waffen nicht nur für, sondern zugleich auch gegen sich ein. Denn der Glaube beruht immer auf einer eher dogmatischen Ansicht. Was man nicht wissen kann, muss man mit aller Kraft glauben. Er ist deshalb nie klar zu begründen und zu beweisen. Soll er ja auch nicht. Es reicht zu glauben. Nur genau hier liegt die Gefahr im Glauben. Was, wenn sich jemand diesen Glauben zueigen macht und ihn als Instrument einsetzt?
Wie die Lottogesellschaften sich dem emotionalen Verlangen nach Lebensglück bedienen. Oder Versicherungen sich dem Schutz vor der Angst widmen. Die wohl größten Branchen beruhen eigentlich immer auf denselben Prinzipen, nämlich denen, die man nicht so einfach begründen kann. Das Auto steht für Unabhängigkeit. Die Zigarette für Freiheit. Der Glaube für Schutz. Und da der Mensch in seinem endlosen Verlangen nach Macht und Reichtum alles bereit ist zu tun, hat man auch den Glauben benutzt.
Schade, denn die reinste Form von Glauben ist wunderbar. Der Glaube, dass Kinder gesund bleiben. Der Glaube, dass eine Liebe für ewig hält. Der Glaube, dass eine Idee funktioniert. Der Glaube, Ziele erreichen zu können. Der Glaube, andere für seine Ideale gewinnen zu können. Der Glaube, dass die Gemeinschaft einen nicht im Stich lässt. Der Glaube, dass andere so gut sind, wie man selbst zu anderen ist. Der Glaube, dass es gut gehen wird.
Der Glaube ist ein tolles Instrument unserer geistigen Fähigkeiten, aber zugleich auch ein sehr gefährliches. Eines der Gefährlichsten. Denn wer den Glauben nur benutzt, um andere in der Unwissenheit zu bewahren, um sich daraus einen Vorteil zu verschaffen, der schadet der eigentlichen Idee vom Glauben. Ich empfinde es noch heute als die größte Herausforderung, Menschen nicht zu enttäuschen, die an mich glauben. Es bricht mir geradezu das Herz, es bereitet mir körperlichen Schmerz, wenn Menschen mir glauben und ich diese enttäusche. Mir ist auch das in meinem Leben passiert. Nicht nur einmal. Es war immer wieder furchtbar. Denn mit jedem Mal begegnet man auch der Gefahr, den Glauben an sich selbst zu verlieren. Was dazu führt, dass man bereit ist, weiter und weiter zu gehen in eine falschen Richtung und den Glauben somit völlig zu missbrauchen.
Ich bin mir sicher, dass mir dies nicht widerfahren ist. Glaube ich. Immer habe ich den Weg zurück gesucht und gefunden. Wenige Menschen haben den mir so wichtigen Glauben an mich verloren. Eigentlich nur die, die letztendlich falsche Interessen vorgespielt haben. Und damit kann ich gut leben. Ich glaube nicht an Gott. Aber ich glaube an den Glauben. In jeder Form. Somit fühle ich mich in allen Religionen in der Glaubensfrage zu Hause, aber nie in dem, was daraus instrumentalisiert gemacht wurde. Manchmal denke ich, dass mein Glauben stärker ist, als der von vielen überzeugten Kirchgängern. Denn ich höre nicht auf, an das Gute zu glauben. Weil ich davon überzeugt bin, dass das, was wir glauben, auch Wirklichkeit wird.
Somit empfinde ich sogar eine Art von Verantwortung dafür, meinen Glauben an das Gute in alles mit einzubringen, was ich im Laufe meines Leben so mache. Es fällt mir auch nicht schwer. Denn es entpringt einer inneren Überzeugung. Auch ich habe schon gebetet, weil mein Glaube an etwas vor einer großen Herausforderung stand. So etwas wie eine große Glaubensprüfung. Somit habe ich das Wort an den Glauben gerichtet. Allein die Energie und das Gefühl, was mich in diesen auswegslosen Situationen beschlichen hat, hat meinen Glauben gerechtfertig. Wäre es schief gegangen, könnte ich meinen Zweifel am Glauben auch niemanden mehr mitteilen. Es ist bis jetzt aber alles gut gegangen. Genau darum hege ich keinen Zweifel. In Sachen Glauben bin ich gerne leichtgläubig. Glaube ich jedenfalls.
Schweres Thema. Vielleicht zu schwer für einen Blog wie diesen. Aber jetzt ist es geschreiben.