Wie wärs denn mal mit ner ganz anderen Casting-Show?
In der Jury sitzt "Mutti", die prototypische Mutter der Nation, und es bewerben sich Tausende junger Bürscherln, die dann so komplizierte Sachen hinkriegen müssen, wie "einkaufen gehen" (mit Einkaufszettel) (und ohne die Hälfte zu vergessen). Nebenbei wird bewertet, ob sie es schaffen, niemand anzupöbeln und sich nicht vor Omis an die Kasse drängeln.
Die Zeit für diese Show ist reif, denn die Fernsehnation ist inzwischen abgestumpft vom Anblick all der Underdogs, die aufsteigen und Helden oder Stars sein wollen, wie langweilig, und dabei recht schüchtern tun, sich eine Menge anhören und stellvertretend für uns alle lernen, dass nur der Erste gut ist, und alles andere Loser sind. Man darf sich von der sympathisch angepassten Schüchternheit der 16-Jährigen bei der Klum oder bei DSDS nicht täuschen lassen. Der Mainstream wird von der U-Bahn fahrenden Stadtjugend gesetzt, die mit für die Einschaltquoten all dieser Camps und Reality-Doku-Soaps sorgt. In diesem medialen Umfeld werden irgendwelche gerade eben ausgenüchterte keine-Ahnung-Kids garantiert zur Sensation, wenn sie versuchen, Mutti eine Tasse Tee zu servieren, um in die nächste Runde zu kommen, wenn sie abwaschen müssen, wenn sie den Müll runtertragen, wenn sie einen graden Satz rausbringen.
"Star" oder "super" ist heute doch jeder Arsch! Die Kunst (und Sensation) besteht doch darin, einfach erst mal lebensfähig zu sein. Auch, wenn das eventuell bedeutet, das Würstchen bleiben zu müssen, das du nun mal bist. Das Märchen von Einem, der auszieht, das Abspülen zu lernen - das ist heute die Sensation.
Die Kritik wird sich natürlich daran abarbeiten, dass am Ende nur einer die Chance hat, den Einkauf auch im richtigen Leben zu erledigen. Alle anderen, bedauerlich, aber so ist es nun mal, müssen dahin zurück, wo sie herkommen.