Mittwoch, 18. Oktober 2006
L.O.V.E.
Mustang Sally.
Ich gebe ja gerne zu, dass meine Art, bestimmte Dinge zu lieben, offensichtlich nicht mehr zeitgemäß ist. Die OPEC schickt mir eine SMS, wenn ich den Motor anlasse. Welcher Irre träumt heute noch von V8-Motoren? Mit über 400 PS? Die mehr als 20 Liter Super Bleifrei schlucken? Ich! Welcher völlig Bescheuerte nimmt in Kauf, jeden Morgen erst die Jungs von Greenpeace, die sich ans Auto gekettet haben, abzuschütteln? Ich! Alle halten dich für total bescheuert, wenn du so ein Auto fährst. Was in meinem Fall keinen Unterschied zu vorher macht. Das denken die meisten ohnehin. Wer wird noch so beknackt sein, in Zeiten wie diesen eine solche Verschwendung von fossilen Brennstoffen zu akzeptieren? Ich! Wie erkläre ich das meinem Bewusstsein? Meiner Frau? Meinen Kindern? Meiner Umwelt? Gar nicht! Ich berufe mich darauf, einfach einen brutalen Minderwertigkeitskomplex zu haben, den ich dadurch ganz gut in den Griff bekomme. Kompensation ist dann mein Stichwort. Das klingt so, als ob ich auf Krankenschein ein solches Gerät einfach fahren muss.
Hat jemand von euch bei einem solchen Auto schon bei einer Ampel, die auf Grün springt, das rechte Bein so durchgestreckt, wie es eigentlich nur mein Beim .... macht? Nein! Ihr könnt, dürft und solltet nicht mitreden, wenn andere euch in ihren Träumen spazieren gehen lassen. Sondern einfach nur den Kopf schütteln. Das reicht. Kennt ihr Menschen, die, wenn sie in einen Tunnel fahren, das Fenster runterkurbeln? Die Musik leise machen? Und Beifahrer bitten, die Klappe zu halten? Damit sie den Motor besser röhren hören können? Hoffentlich kennt ihr solche Menschen nicht. Eventuell sollte man allen Männern mit einem ausgeprägten Minderwertigkeitskomplex ein solches Auto geben. Das ist allemal besser, bevor sie größeren Schaden anrichten.
Kennt ihr den Geruch von dem Leder? Das Gefühl, wenn man den Rückwärtsgang einlegt? Das Geräusch, wenn die Tür ins Schloss fällt. Am schönsten ist das Gefühl in Parkhäusern, wenn man sich auf diesem glatten Beton die Stockwerke hochschraubt. In diesem Moment ist man mit Steve MacQueen eins. Dann versteht man seine eigene Welt.
"Birth of the cool" von Miles Davis spielt über dieser Szene. Gibt es etwas Schöneres als unvernüftig zu sein?
Geschrieben von Christof Hintze
in blue notes
um
07:05
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