Freitag, 23. März 2012
Über Entschlossenheit und Gleichgültigkeit.
Ich bin in Köln Chorweiler zur Schule gegangen. Das sagt nur dem geneigten Kölner etwas. Nennen wir es mal einen sozialen Brennbezirk. Einen, wie es ihn in Deutschland in der Form zum Glück nur selten gibt. Der Ausländeranteil der Einwohner liegt sicher über 70 %, der in der Schule lag über 50%. Die Architektur untermauert die sozialen Spannungen. Niemand besucht Chorweiler, um sich das mal anzusehen. Man fährt nur weg, nicht hin. Wenn man kann.
In Chorweiler ist eine große Gesamtschule mit weit über 2.000 Schülern. Es gab 12 fünfte Klassen, 12 sechste Klassen und so geht es bis zur 10. Dann nimmt die Anzahl der Klassen rapide ab.
Das erzähle ich, um auf etwas hin zuweisen. Auf den Blick der Entschlossenheit. Den habe ich da kennen gelernt. Viele Menschen sind entschlossen, Dinge zu tun. Diese Art der Entschlossenheit habe ich heute Morgen zufällig wieder in den Augen von Menschen am Münchner Bahnhof gesehen. Es waren durchweg die Augen von Ausländern. In diesen erkenne ich diesen Blick. Die Einstellung zur Entschlossenheit. Es ist ein ganz besonderer Ausdruck. Der kann einem Angst machen, wenn er gegen einen selbst gerichtet ist. Hat man diesen Blick aber auf seiner Seite, dann ist das wie mächtiger Rückenwind. Ein unglaubliches Gefühl, Menschen an seiner Seite zu haben mit dieser Art von Entschlossenheit.
Bei den meisten Menschen sehe ich diesen Ausdruck nicht. Vor allem bei meinen deutschen Mitbürgern. Der Blick ist meist ausweichend, arrogant, nervös, gleichgültig und leer. Selten sehe ich in Augen, die auf mich entschlossen wirken und wenn, dann sind es meist Kinderaugen. Die haben diese Fähigkeit noch, die offensichtlich im Laufe der Zeit verloren geht.
Ich mag diese Entschlossenheit. Die hat was Anpackendes und Zupackendes. Die hilft einem wirklich. Die macht was. Die bewegt was. Die ist nicht egoistisch, träge und faul. Aber sie geht auch schon mal über Grenzen. Es ist dieselbe Entschlossenheit mit der auch Gewalt ausgeübt wird.
Eine Entschlossenheit, die über die Angst hinweg hilft. Welche die Angst überdeckt, überlagert oder gar nicht erst aufkommen lässt. Welche Schmerzen, Hindernisse oder Gefahren übersieht. Einfach bei Seite schiebt.
Trotzdem ist mir diese Entschlossenheit näher und lieber als diese Gleichgültigkeit. Man muss sie nur besser kanalisieren. In gute Bahnen führen. Positiv einsetzen und nutzen.
Dann ist Entschlossenheit eine absolut wünschenswerte Charaktereigenschaft für mich. Aber ich sehe sie nicht oft. Diese funkeln in den Augen. Dieser Blick. Die ganze Physionomie, die es ausdrückt: Ich mach das. Ich kann das. Ich will das. Wunderbar.
Es scheint eine Eigenschaft zu sein, die vor allem da vor kommt, wo die Geigen nicht im Himmel hängen und es nicht Milch und Honig regnet. Auf der Sonnenseite des Lebens trifft man nur vereinzelt auf diese Art der Entschlossenheit. Es scheint die Bereitschaft zum Ausdruck zu bringen, zum Äußersten zu gehen. Und manchmal darüber hinaus.
In München sehe ich diesen Ausdruck sehr selten, darum ist es mir heute Morgen so sehr aufgefallen - positiv.
Geschrieben von Christof Hintze
in blue notes
um
10:19
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