Montag, 16. Oktober 2006
In eigener Sache
Sich über Wichtiges oder Unwichtiges aufzuregen ist grundsätzlich der falsche Weg. Die Aufregung vernebelt die Sinne, das Denken und auch das Handeln. Ohne den zu hohen Aufregungsspiegel würde man viele vermeintliche Fehler nicht machen. Zum Beispiel das Hochwiegeln. Der Berufsstand der Anwälte lebt davon, dass Menschen sich gegenseitig hochwiegeln. Hätte man sich an genau der Stelle gut im Griff, hätten wir 300.000 arbeitslose Anwälte mehr. Aber auch in allen anderen Bereichen ist die Aufregung unangebracht und führt zu komplett falschen Zielen. Zu denen man selbst nicht wollte, aber auf die man wie auf Eisenbahnschienen selbst gebracht wird.
Bei der Bundeswehr darf man am Tag eines Verstoßes keine Beschwerde einreichen. Erst einen Tag später. Egal, wie groß oder wie klein. Man muss eine Nacht darüber schlafen. Und erst dann ist eine Beschwerde eine ordnungsgemäße Beschwerde. Die in schriftlicher Form einzugehen hat. Ich selbst habe nicht dienen dürfen - T5. Das heißt untauglich und ausgemustert. Ich war aber zur Entschädigung dafür 1 1/2 Jahre Surflehrer in Südfrankreich. Lang ist es her. Aber alle meine freundschaftlichen Kameraden haben gedient. Daher weiß ich das.
Eigentlich schlau. Sehr schlau. Denn 99% aller Aufreger legen sich innerhalb von 12 Stunden so fundamental, dass man oft darüber hinweg sieht. Sich die Hand reicht. Oder es nicht mehr als wesentlich empfindet.
In unserem Leben ist der Hörer zu schnell zur Hand. Die Mail zu schnell raus. Somit schaffen wir ständig Nebenschauplätze, die wirklich keiner braucht. Aber da wir meist beratungsresistent sind, kommen wir genau an dieser Stelle nicht weiter. Freundschaften, Ehen, Bekanntschaften, Kundenbeziehungen und Lieferantenbeziehungen, Arbeitsverhältnisse und alle anderen Arten von Verhältnissen und Beziehungen scheitern, weil ein Wort das andere ergeben hat. Und man sich von dem Pfad des Aufregens in ungeahnte dumme Höhen aufschwingt. Von denen es dann an einem Punkt kein Zurück mehr zu geben scheint.
Schluss. Aus. Das war´s. Um nur ein paar Tage später auf die Frage "Was ist denn passiert?" festzustellen: "Ach, so schlimm war es eigentlich nicht." Aus, vorbei. Warum? Weil der Respekt so arg verletzt wurde, dass eine Heilung erst einmal nicht in Sicht scheint. Obwohl man Respekt ebenso zurückgewinnen kann, wie alles andere. Wir Deutschen wissen das sehr genau. Es ist nie vorbei, bis es vorbei ist.
Man bemüht sich nur nicht darum. Und schon wieder beginnt man an einer ganz bestimmten Stelle ganz von vorne. Wie beim Mensch-ärgere-Dich-nicht-Spielen. Man wird rausgeworfen und muss nun wieder von vorne anfangen. Aber so einfach ist das nicht. Bis man nämlich wieder im Spiel ist, bedarf es der geeigneten Augenzahl. Oder im wirklichen Leben eines geeigneten Partners.
Gott, sind wir blöd. Kann die Gen-Forschung da nichts machen? Einfach das Aufregen mal auf ein angenehmes Maß zurück fahren. So dass wir über alles Unwichtige locker hinweg sehen. Und beim Wichtigen mit der angemessenen Erregung an die Lösung gehen.
Geschrieben von Christof Hintze
in 02 . Blickwinkel
um
07:03
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Tags für diesen Artikel: aufregung, beherrschung, Blickwinkel, kommunikation, mensch ärgere dich nicht, ärger
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