Donnerstag, 19. Oktober 2006
Schwätzen funktioniert. Bis zu einem bestimmten Grad. Leider und zum Glück.
Im Abitur. Lang ist es her. Wir schreiben das Jahr 1985. Und der letzte Logbucheintrag lautet: Deutsch mündlich gut davon gekommen. Aber meine Erinnerung reißt mich immer noch mindestens einmal im Jahr aus einem Albtraum. Der immer gleich verläuft. Aus unerfindlichen Gründen habe ich das Abitur doch nicht und muss es wiederholen. Wahnsinn. Es ist ein Albtraum, der mich seit über 20 Jahren einmal im Jahr besucht. Grausam. Denn ich wache und wache einfach nicht auf. Und sitze als Anfang-40er wieder in der Schule. Und das Schlimmste: ich schaffe es nicht. Und im Traum vergehen Jahre. In denen ich mich in einer Abiturprüfung nach der anderen blamiere. Dabei gibt es nichts, wofür ich mein verdammtes Abitur heute noch gebrauchen könnte. Aber typisch deutsch, in meinem Traum muss alles seine Ordnung haben. Brutal. Furchtbar.
Der Grund. Der Grund dafür ist einfach erzählt. Ich bin in meine mündliche Deutschprüfung gegangen, ohne das Buch gelesen zu haben, um das es ging. Ich habe mir einen Abend zuvor die Zusammenfassung aus dem Schindler-Literatur-Lexikon durchgelesen. Und die gesamte Prüfung was von der Ring-Parabel gelabert. Dann haben die mich noch in die Expressionistischen Gedichte von Gottfried Benn geschickt. Ich habe eine unglaubliche Brücke geschlagen von "Nathan der Weise" zu Bananen, die in der Ecke kauern, dass den Prüfern für den Rest des Tages der Mund offen stand. Ergebnis: 2+. Abi im Sack.
Aber die grobe Fahrlässigkeit, mit der ich an das Unternehmen Abitur gegangen bin, lässt mich bis heute nicht los. Und hat mich bis heute gelehrt, Fahrlässigkeit mal besser immer außen vor zu lassen. Deshalb schlafe ich von 365 Nächten bis auf diese eine auch sehr gut.
Geschrieben von Christof Hintze
in blue notes
um
07:01
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Tags für diesen Artikel: abitur, blue notes, expressionistische gedichte, gottfried benn, nathan der weise, ring-parabel
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Ich hab aber auch einen Guten, der immer wieder mal geträumt werden will: Ich spiele in der Deutschen 11. Ich weiß nicht, wer mich aufgestellt hat. Ich spiele irgenwo vorn mit und hau das Ding rein. Es ist einfach wunderbar. Dann wache ich auf und es geht mir gut; auch wenn es nur ein schöner Traum war.