Dienstag, 10. Oktober 2006
Provokateur
Das sollte ein hoch bezahlter Job sein: Menschen, die man einladen kann, um Bewegung in eine Sache zu bringen. Das funktioniert im Privatleben wie im Business. So ein guter, professioneller Provokateur gibt Widerworte, hält den Spiegel vor, vertritt eine oppositionelle Haltung. Er reizt. Er bringt Dinge ins Rollen.
Ich bin Natur-Provokateur. Denn nichts langweilt mich mehr als ausgedehnte Berechenbarkeit. Wie diese endlos geraden Straßen von der Ost-Küste an die West-Küste der USA. Wenn man schon vorher weiß, wie es weiter, weiter und weiter geht. Die erdrückende Langeweile der totalen Vorhersehung. Wenn wir zum Essen eingeladen sind, dann befällt mich schon vorher die Panik, dass es zu einem extrem brutalen Smalltalk-Abend verkommen könnte.
Diese typischen Gesprächsverläufe, wenn jeder sein Lebenskonzept allen anderen als so schlau und durchdacht auftischt. Diese Probleme, die keine sind. Geschichten, die so langweilig sind, wie Kaugummi an Geschmack verloren hat nach 24 Stunde darauf Herumkauen. Wenn jeder aus seinem kleinen Blickwinkel sich anmaßt, allgemeingültige Verlautbarungen vom Stapel zu lassen. Ständig anderen die kleine Welt des eigenen erbärmlichen Daseins verkaufen müssen. Und dann haben wir und dann wollen wir und dann ... Es ist schon vorgekommen, dass ich um 22.00 Uhr im Bett lag und schlief. Die Gäste haben dann ohne mich weiter gemacht. Oder wenn es nicht in den eigenen Wänden war, bin ich auf einem Sofa weggedöst.
Platitüden austauschen, immer schön an der Oberflächlichkeit entlang schwimmen, langweilt mich so sehr, dass ich umgehend in einen komatösen Schlaf verfalle. Deshalb bin ich gern der Provokateur und mache mich freiwillig zum Arschloch in der Runde. Die Abende gefallen mir dann viel besser. Das merke ich daran, dass es nach Mitternacht wird und meine Frau mich förmlich rausziehen muss. I love it.
Im Job ist das ähnlich. Wenn das Bullshittalking losgeht, stellen sich mir die Nackenhaare auf, und da ist er dann wieder, der Provokateur. Meistens beginne ich meine Tiraden mit: Sie reden unglaublichen Blödinn. Oder auch sehr gerne benutze ich den Einstig: Die Scheiße kann ich nicht mehr hören. Auch schön: Sie haben keinen blassen Schimmer. Ich liebe es. Wenn allen die Contenance aus dem Gesicht fällt, wie die Tomate mit Soße aus einem Hamburger beim Reinbeißen.
Wer mir immer wieder leid tut, ist meine Frau. Und Torsten. Die kennen das schon und denken sicher, jetzt geht das wieder los. Meine Frau und Torsten lieben Harmonie. Ruhige, ausgewogene Übereinstimmung. Den andern ausreden lassen, zuhören, zuvorkommend sein und höflich. Sie lassen jedem seine Meinung. Sie greifen nicht an oder stellen jemanden bloß, dafür haben sie ja mich. Denn ich sage oft, was andere nicht mal zu denken wagen. Ob das gut oder schlecht ist, sei mal dahin gestellt. Aber es ist Rock'n Roll. Und das auch noch laut und sofort. Geschwindigkeit ist als Provokateur sehr wichtig. Die Antworten, Argumente, Angriffe und Beleidungen müssen wie bei einem fetten E-Gitarren-Solo von den Saiten springen.
Wörter müssen treffen und zwar genau und am besten ohrenbetäubend. Sonst ist man kein richtiger Provokateur, sondern nur Bedenkenträger. Gott wie peinlich. Wer will das schon sein, außer Guido Westerwelle. Ich sollte ein Gewerbe daraus machen. Man kann mich einladen für eine Schweinekohle und ich mische dann den entsprechenden Laden mal so richtig auf.
Stelle Fragen, wo es richtig weh tut. Klage an. Entlarve. Bringe Menschen zur Weißglut, damit endlich mal ein ordentlicher Gedanke entspringen kann. Kein geformter und schon formulierter. Neues Denken. Neuer Blickwinkel. Mal den Eintopf im Kopf so richtig umrühren.
Ich bin Natur-Provokateur. Denn nichts langweilt mich mehr als ausgedehnte Berechenbarkeit. Wie diese endlos geraden Straßen von der Ost-Küste an die West-Küste der USA. Wenn man schon vorher weiß, wie es weiter, weiter und weiter geht. Die erdrückende Langeweile der totalen Vorhersehung. Wenn wir zum Essen eingeladen sind, dann befällt mich schon vorher die Panik, dass es zu einem extrem brutalen Smalltalk-Abend verkommen könnte.
Diese typischen Gesprächsverläufe, wenn jeder sein Lebenskonzept allen anderen als so schlau und durchdacht auftischt. Diese Probleme, die keine sind. Geschichten, die so langweilig sind, wie Kaugummi an Geschmack verloren hat nach 24 Stunde darauf Herumkauen. Wenn jeder aus seinem kleinen Blickwinkel sich anmaßt, allgemeingültige Verlautbarungen vom Stapel zu lassen. Ständig anderen die kleine Welt des eigenen erbärmlichen Daseins verkaufen müssen. Und dann haben wir und dann wollen wir und dann ... Es ist schon vorgekommen, dass ich um 22.00 Uhr im Bett lag und schlief. Die Gäste haben dann ohne mich weiter gemacht. Oder wenn es nicht in den eigenen Wänden war, bin ich auf einem Sofa weggedöst.
Platitüden austauschen, immer schön an der Oberflächlichkeit entlang schwimmen, langweilt mich so sehr, dass ich umgehend in einen komatösen Schlaf verfalle. Deshalb bin ich gern der Provokateur und mache mich freiwillig zum Arschloch in der Runde. Die Abende gefallen mir dann viel besser. Das merke ich daran, dass es nach Mitternacht wird und meine Frau mich förmlich rausziehen muss. I love it.
Im Job ist das ähnlich. Wenn das Bullshittalking losgeht, stellen sich mir die Nackenhaare auf, und da ist er dann wieder, der Provokateur. Meistens beginne ich meine Tiraden mit: Sie reden unglaublichen Blödinn. Oder auch sehr gerne benutze ich den Einstig: Die Scheiße kann ich nicht mehr hören. Auch schön: Sie haben keinen blassen Schimmer. Ich liebe es. Wenn allen die Contenance aus dem Gesicht fällt, wie die Tomate mit Soße aus einem Hamburger beim Reinbeißen.
Wer mir immer wieder leid tut, ist meine Frau. Und Torsten. Die kennen das schon und denken sicher, jetzt geht das wieder los. Meine Frau und Torsten lieben Harmonie. Ruhige, ausgewogene Übereinstimmung. Den andern ausreden lassen, zuhören, zuvorkommend sein und höflich. Sie lassen jedem seine Meinung. Sie greifen nicht an oder stellen jemanden bloß, dafür haben sie ja mich. Denn ich sage oft, was andere nicht mal zu denken wagen. Ob das gut oder schlecht ist, sei mal dahin gestellt. Aber es ist Rock'n Roll. Und das auch noch laut und sofort. Geschwindigkeit ist als Provokateur sehr wichtig. Die Antworten, Argumente, Angriffe und Beleidungen müssen wie bei einem fetten E-Gitarren-Solo von den Saiten springen.
Wörter müssen treffen und zwar genau und am besten ohrenbetäubend. Sonst ist man kein richtiger Provokateur, sondern nur Bedenkenträger. Gott wie peinlich. Wer will das schon sein, außer Guido Westerwelle. Ich sollte ein Gewerbe daraus machen. Man kann mich einladen für eine Schweinekohle und ich mische dann den entsprechenden Laden mal so richtig auf.
Stelle Fragen, wo es richtig weh tut. Klage an. Entlarve. Bringe Menschen zur Weißglut, damit endlich mal ein ordentlicher Gedanke entspringen kann. Kein geformter und schon formulierter. Neues Denken. Neuer Blickwinkel. Mal den Eintopf im Kopf so richtig umrühren.
Geschrieben von Christof Hintze
in Fight-Club
um
07:00
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Du machst das absichtlich? Ich hab immer gedacht, du hast dich nur versprochen. Oder ... unglücklich ausgedrückt.
Haltet den Blog sauber und bleibt selbst sauber.
Ich liebe mich.
Ich bin toll. Eigentlich sollte man mich dafür lieben, dass ich anderen (Geändert von der Redaktion: körperlichen Schaden zufüge).
Das ist der Hintze, den ich kenne. Hintze Original. Er liebt sich halt.
Oder ist das das Pfeifen im dunklen Keller?
Was ist daran auszusetzen? Höchstens der Schmerz der anderen.
Was gemerkt? Ich bin auch harmonie- bedürftig.
Und was ist ein dunkler Keller? Ist das noch schlimmer als der Keller.