Ich rede zu viel. Und ich schreibe zu viel. Wer so viel redet und schreibt, der muss sich ständig wiederholen und geht anderen mit seinem ständigen Gerede und Geschreibe auf die Nerven. Vor allen denjenigen, die wenig reden und ebenso wenig schreiben. Für die immer alles gesagt ist. Jedes Wort zu viel. Für die gilt: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.
Mir scheint es, als ob diese Menschen mit möglichst wenig Atemzügen durchs Leben kommen wollen. Nichts unnütz verbrauchen. Als ob sie nur eine bestimmte und begrenzte Anzahl von Buchstaben hätten, mit denen sie haushalten.
Ich müsste lügen, dass mich das nicht berühren würde, wenn ich merke, dass ich anderen mit meinem Gerede auf den Wecker gehe. Sie überrolle. Überfordere. Oder einfach nur nerve. Aber irgendwie empfinde ich das als meine Ausdrucksform. Die ebenso gilt wie die des Schweigens.
Dann frage ich mich immer, ob ständig Leute zu Picasso gesagt haben: "Mensch Pablo, mal doch nicht so viel." Oder zu Chet Baker: "Chet, nun hör doch endlich mal auf mit deiner Trompete."
Zudem denke ich oft: Das, was ich zu viel rede und schreibe, reden und schreiben viele zu wenig. Ein für mich gewaltiges Problem liegt in der Kommunikation. Primär in der zwischenmenschlichen. Die Menschen müssen mehr miteinander reden. Und sich Briefe schreiben. Oder ihre Gedanken aufschreiben. Das sind Skizzen der eigenen Zeit. Wie Fotos machen. Wunderbar, dass ich, wenn alles gut läuft, in 30 Jahren diese Zeilen lesen kann und mich sicherlich wegschreie vor Lachen.
Als jemand, der gerne und viel kommuniziert, in mündlicher und schriftlicher Form, sage ich euch: Sagt, was ihr denkt und sagt es genau in dem Moment, in dem ihr es denkt. Und schreibt es auf.
Mein Sohn (3 3/4 Jahre) sagte vor kurzem: "Papa, das war der schönste Tag der Welt." Ich bin so froh, dass er das gesagt hat und habe es gleich aufgeschrieben. Reden ist wie Wasser, das seinen Weg zum Ziel findet. Schweigen ist die Mauer, an der sich alles Gesagte nur staut und nirgendwo hinführt.
Eventuell denken die meisten Menschen, dass das Gedachte genügt. Warum das also auch noch sagen? Auch diese Haltung empfinde ich als problematisch. Man kann sich nicht oft genug sagen, wie sehr man sich liebt, schätzt, respektiert und gern hat. Also ich höre das gerne.