Die Einschüchterung funktioniert. Und wie. Die große Errungenschaft unserer Meinungsfreiheit wird gerade eingerollt wie ein Fähnchen, das bis gestern noch im Wind wehte. Über Meinungsfreiheit reden und diese mit allen Mitteln aufrecht erhalten, sind zwei paar Schuhe. Bei uns darf jeder alles sagen. Woanders ist das ganz anders. Und nun traut sich keiner mehr so recht. Die Bildzeitung hat einen ebenbürtigen Gegner bekommen.
Als ich noch in Köln Chorweiler zur Schule ging, da passierte es regelmäßig, dass leider oftmals ausländisch anmutende Mitbürger mich unsanft anhielten. Bei den ständigen Demütigungen und Drangsalierungen schon verständlich. Unter ihnen einer, der zwei Köpfe kleiner war als man selbst. Der kam dann auf mich zu und sagte: "Sag, es schneit!" Hierzu muss man wissen, dass es Hochsommer war. Von Schnee keine Spur. Das Problem an der Frage hat man spätestens nach der zweiten möglichen Antwort rausbekommen.
Antwort 1: "Ja, ja es schneit!"
Konsequenz 1: "Du lügst, es schneit doch gar nicht!"
Und man bezog von den Großen umgehend Prügel. Der Kleine durfte am Schluss noch mal reintreten.
Antwort 2: "Nee, es schneit doch gar nicht!"
Konsequenz 2: "Was hab ich dir gesagt? Du sollst sagen, es schneit!"
Und man bezog umgehend Prügel. Der Kleine durfte am Schluss noch mal reintreten.
Also entweder, man sah die Gefahr kommen und machte einen großen Bogen um die Jungs. Das hat der Papst offensichtlich nicht getan. Oder, man sah die Gefahr nicht kommen, dann war man schnell weg. Das hat er versucht. Oder, man hat dem Größten sofort tierisch eine eingeschenkt. Das sollte er am besten lassen. Oder, man hat hingehalten, bis es vorbei war. Das würde ich ihm im biblischen Sinne raten. Lieber Papst: halte auch die andere Wange hin. Es geht vorüber.
Aber bitte, bitte nicht diskutieren, ob es schneit oder nicht. Welche Art von Schneeflocken. Und über den Sinn der Frage. Die anderen wollen das nicht hören.