Dienstag, 26. September 2006
Pepe - Das einzige Bild eines Unsterblichen
Das ist Pepe. Er hat mir Boulespielen beigebracht. Es war 1975 und 1976. Dann ist er verstorben. Danke. Er hat mir nicht ein Spiel beigebracht, er hat mir etwas für das Leben mitgegeben. Bis heute. Das ich weitergeben will.
Eigentlich beginnt hier eine längere Geschichte. Viel länger als die üblichen Blogeinträge. Deshalb habe ich mich entschieden, ein Buch darüber zu schreiben. Es ist eine und zugleich meine Geschichte, handelt von der Generation davor und ist für die Generationen danach. Inspiriert wurde ich durch die Tatsache, dass der einzige Mensch, dem ich in jungen Jahren begegnet bin und der mir als Deutschem gegenüber einen triftigen Grund gehabt hätte, Ressentiments zu haben, der netteste von allen war. Er hieß Pepe, hatte eine Nummer auf die Innenseite des linken Unterarms tätowiert. Ich war gerade mal 10 Jahre alt und er war schon über 70. Südfrankreich. Sommer. Und ein Boulesplatz.
Ich möchte nicht zu viel vorwegnehmen, aber es ist die amüsant erzählte Geschichte von kollektiver Schuld und kollektiver Unschuld. Ich möchte keinen Finger der Moral erheben. Denn er hat das auch nicht getan. Es geht darum, was eine Generation der nächsten mitgibt und so weiter. Warum ich Joe Dassin kenne, Jaques Tatis, den Film "Kinder des Olymp". Warum ich frankophil bin. Warum meine Eltern einen Citroen fuhren und einen Peugeot. Meine Brüder Simca Talbot und einen R5. Warum viele eine Ente wollten. Pernod. Gitanes. Paris. Baguette. Jean Gabin. Lino Ventura, Yves Montand....
Warum Frankreich sich bis heute wie eine Zicke verhält und wir unfähig sind, uns einfach gebührend so zu entschuldigen, dass wir viel besser in eine gemeinsame Zukunft blicken können. Es ist schon eine liebe Müh mit der Vergangenheitsbewältigung, vor allem wenn nicht offen darüber gesprochen wird. Deshalb das Buch. Auszüge und Kapitel werde ich vorab natürlich hier veröffentlichen. Denn eure Meinung ist mir viel wert. Ich versprech euch gute Unterhaltung, aber eine Menge Nachdenkliches und Überlegenswertes zwischen den Zeilen.
Geschrieben von Christof Hintze
in Das Spiel
um
07:02
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