Mittwoch, 28. Oktober 2009
Lebensphilosophien, die völlig bescheuert sind
Lebe so, als ob es dein letzter Tag wäre.
Meine Fresse, wer das behauptet hat, hat im entferntesten keine Ahnung, was das bedeutet, noch welche Konsequenzen das mit sich bringt. Das kann doch nur so ein Buddhist behauptet haben, der sein ganzes Leben damit fristet zu meditieren. Denn wenn der aus meinen bzw. unseren Breitengraden kommen würde, gäbe das Katastrophen von biblischem Ausmaß.
Was würden die Menschen denn wohl so tun, wenn es der letzte Tag wäre. Die würden reihenweise all denjenigen, die es wirklich verdient hätten, mal eins auf die zwölf geben. Dann würden die das ganze Geld, das noch geblieben ist, verprassen. Denn das letze Hemd hat zwar einen Kragen, aber keine Taschen. Die würden eventuell noch mal ein Etablisment der freizügigen Art aufsuchen.
Das letzte Mal in voller Lautstärke Beethovens 5tes Klavierkonzert hören, oder Queen - The show must go on. Dann würde ich einem dieser Auto-Verkehrsdrängler einfach mal voll in die Seite ballern. Ist doch eh egal. Schwarz fahren. Falsch parken. Im stehen... [Ihr wisst schon!] Mit dem Rauchen wieder anfangen - für einen Tag. Die besten Weine aus dem Keller noch runterkippen. Lecker Essen gehen. Alle Steuerunterlagen in einem Freudenfeuer verbrennen.
Das Testament optimieren. Mich endlich tätowieren lassen, was ich ein Leben lang verhindert habe, weil ich nicht ein Leben lang damit herumlaufen wollte. Endlich alle E-Mails löschen. Die im Eingangsordner und die im Gesendet-Ordner. Schnell noch den neuen iMac 27 Zoll bestellen, damit ich ihn einmal berührt hätte.
Ganz ehrlich, wenn ich jeden Tag so oder so ähnlich leben würde und der Großteil der Menschheit würde mir das nachmachen, dann wäre hier was los. Somit denke ich, dass dieses Lebensmotto aus einer anderen Welt kommt und auch für eine andere gedacht ist.
Ach so, mein Konto würde ich bis zum Anschlag überziehen. Und volltanken müsste ich nicht mehr. Den Rasen mähen würde ich auch nicht mehr. Die Blätter aus der Dachrinne würde ich auch nicht mehr rausnehmen. Wenn man das alles nicht mehr macht und alles andere machen würde, nur weil es der letzte Tag ist, dann mal prost Mahlzeit.
Der Weg ist das Ziel.
Wer hat sich diesen Bockmist einfallen lassen? Der Weg ist was? Und was ist das Ziel? Und wenn ich auf dem Holzweg bin? Oder ständig im Kreis laufe? Das Ziel ist das Ziel müsste es eigentlich heißen. Und der Weg ist der Weg. Nur klingt das nicht so schlau, darum sagen viele diesen unglaublichen Quatsch.
Man muss echt kapieren und lernen, die Dinge voneinander zu trennen, um sie isoliert bewerten und betrachten zu können, sonst wird man ja verrückt in dieser Welt. Morgens bis du noch theoretisch tödlich krank und eigentlich pleite. Zudem begleitet dich den ganzen Tag dieses unwohle Gefühl, besser die eigentliche Gewissheit, dass dir mal wieder dein ganzen Leben entgleitet, abrutscht, wegrutscht. Eigentlich würde es dich nicht mal wundern, wenn dein Haus ausgeräumt wäre und niemand mehr auf dich wartet. Der Weg? Wer das gesagt hat, der hat offensichtlich einen schönen geraden asphaltierten Weg hinter sich. Es klingt sogar so, als ob er diesen nicht mal selbst beschreiten musste, sondern mitgenommen oder gefahren wurde. Einen schönen, schnellen, bequemen Weg zum Ziel. Dann würde ich das auch sagen. Was für ein bescheuertes Ziel, der Weg war viel schöner. Beim Motorradfahren könnte ich es ja noch verstehen, da ist die eigentliche Fahrt natürlich schöner ist, als das ankommen. Aber das Ziel war ja eine schöne Fahrt, somit stimmt das nicht mal hier.
Mir fallen noch viele völlig hinrissige Lebensphilosophien ein, aber ich will nicht zu lang werden, da haue ich doch lieber eine raus, mit der ich was anfangen kann: Mach was draus.
Ja, gefällt mir gut, was du da an Ideen zusammengetragen hast.
Besonders... ach, alles. Das ist eine wundervolle "bucket list".
Ehrlich, wenn ich das lese freue ich mich.
Und warum eigentlich nicht?
Weil ich einst sterbe?
DAS ist wohl das Einzige auf das ich mich 100% verlassen kann.
Der Weg ist das Ziel... Ja, für mich, der immer Ziele hat und nach diesem Ziel ein weiteres, für mich, der ich Verlieren und Gewinnen erkenne, ist das nicht zu verstehen.
Nur diese eine Tatsache - sterben - macht einen Sinn daraus.
Zukunft und Vergangenheit sind nichts weiter als Filme in meinem Kopf. Also ich bin immer hier. Selbst wenn das eintritt, was ich Zukunft nenne, geschieht dieser Eintritt von Zukunft genau jetzt, in einem Moment, ist also Gegenwart.
Hm..., dann hat sich das mit den Zielen eigentlich erledigt!!!
ACHTUNG
Dies ist der Beginn des nächsten Films!
"So ein Unsinn, was redest du denn da!" ICH muss doch, MAN muss doch usw. usw...."
ja, ja
Von Erinnerung bedient, geradewegs in eine imaginäre Zukunft gebracht, direkt an der Gegenwart vorbei.
Also weiter... schneller... mehr... für mich? - vor allem für "andere", nur um doch so zu sterben, wie ich geboren wurde, mit gar gar gar nichts.
Wer es vermag, soll so leben, als ob es sein letzter Tag ist.
Dieser Mensch wird in Frieden sein und er wird ziellos zufrieden sein.
Dieser Mensch kann Ja sagen. Ja, zu dem was es ist.
Wir "anderen" denken weiter... mehr, besser, größer, schneller,... denken... denken... denken...
Wir können nicht anders... es ist okay, ist Ja, so schwer es ist.
Bis der eine Tag kommt, an dem wir uns umschauen müssen und unser LEBEN suchen.
rajas