Freitag, 16. März 2007
Die Schnecken-Beobachtung
Sollten Sie mal die Zeit finden. Zudem noch am richtigen Ort. An einem Ort, an dem eine Schnecke sich auf eine Reise begeben hat. Dann legen Sie sich ins Gras und beobachten aufmerksam die Schnecke. Dabei müssen Sie sich nicht beeilen. Sie haben Zeit, denn die Schnecke dürfte es nicht fertig bringen, Sie zu überlisten. Schalten Sie das Handy aus. Und machen Sie es sich bequem im Gras. Jeden Meter, den die Schnecke geschafft hat auf ihrer großen Reise, kriechen Sie dann hinterher. Beobachten Sie die Schnecke genau. Dabei wird Ihnen nicht entgehen, wie mühsam der Weg ist. Das Haus zudem geschultert. Trotzdem kommt die Schnecke offensichtlich an. Evolutionsgeschichtlich kann man es kaum glauben, dass Schnecken überleben konnten. Aber sie haben. Weil sie, wie wir Menschen, unappetitlich sind. Und ebenso wie wir Menschen eine Schleimspur hinter sich herziehen. Die Schnecke ist der geborene Bausparertyp. Kaum ist sie da, zahlt die Schnecke keinen Euro Miete, sondern bezieht sofort ihr Eigenheim. Ziemlich spießig. Dann streckt die Schnecke, bevor sie eine Schritt wagt, ihrer Fühler in alle Richtungen aus. Die Schnecke ist so vorsichtig wie wir Menschen. Die Schnecke ist die artenreichste Tierart. Dem steht der Mensch sicher nicht weit hinterher, aber kommen wir auf 43.000? Na, egal. Aber ich finde, man kann von der Schnecke etwas lernen. Es geht auch ruhiger. Der Beweis, dass es mit aller Gemütlichkeit auch geht. Und wie. Die Schecke verbreitet sich dabei wie die Karnickel bzw. wie wir. Vom Sex der Schnecke können wir uns ohnehin eine Scheibe abschneiden. Die lässt sich Zeit und Zeit und Zeit...
Ich glaube in meinem nächsten Leben wäre ich gerne eine Weinbergschnecke im Bordeaux.
Freitag, 9. März 2007
Weil wir alle mehr wollen und eigentlich auch verdient haben
Wer kennt das nicht, das Gefühl, dass man selbst bei weitem noch nicht da ist, wo man eigentlich hingehört. Eigentlich ist es eine Krankheit, nie anzukommen, nie zufrieden sein zu können. Immer mehr zu wollen und auch glauben, verdient zu haben. Das Rad dreht sich somit immer schneller und wird dabei immer größer. Das Rad, an dem wir drehen und vor allem das Rad, das an uns dreht. Die Enttäuschung ist unvermeidlich. Vor allem wird sie zu einem Wegbegleiter. Wen man auch fragt, wer antwortet schon: "Ich bekomme echt zu viel und weiß gar nicht womit ich das alles verdient habe?" Die Grenzen der Gier sind noch oben endlos offen. Wenn es einem gelingen würde, diese negativen Begleiterscheinungen zu eliminieren und den Blick auf das Erreichte frei zu bekommen. Und somit das negative durch ein positives Gefühl zu ersetzen. Das wäre ein riesen Schritt. Denn der Gier würde der Sinn folgen. Somit würden wir uns nicht mehr fragen: "Wie viel mehr?", sondern: "Was habe ich davon?" Und für ein bisschen weniger hätten wir viel mehr. Viel mehr vom Leben. Viel mehr von dem, was uns wirklich wichtig ist. Aber das bleibt sicher vorerst mal nur ein Traum. Ist aber ein schöner.
Montag, 5. März 2007
Fremd
Alles, was uns fremd ist, dem begegnen wir mit Distanz. Das liegt in der Natur der Sache. Das war mal gedacht zum Schutz. Was wir nicht kennen, ist nicht Bestandteil unseres Daseins. Somit könnte es dasselbe gefährden. Schon sehr früh wird man an alles mögliche herangeführt, damit diese Dinge uns bekannt sind. Und nicht fremd. Somit scheint "bekannt" für unsere positive Wahrnehmung eine zentrale Rolle zu spielen. Wenn nicht sogar die zentrale Rolle.
Das Fremde hat sich verselbstständigt. Weil wir alle Gefahrenherde der natürlichen Art weitesgehend im Griff haben. Ausgerottet sozusagen. Aber der Instinkt schlummert immer noch in uns. Somit wittern wir in allem Fremden weit aus größere Gefahren, als es eigentlich zu erwarten wäre. Wir projezieren unsere natürliche Schutzhaltung auf alles mögliche. Somit gehen sogar häufig Gefahren von Dingen aus, dass man nur darüber den Kopf schütteln kann.
Diese Entwicklung kann man sich sogar zu eigen machen. Für sich nutzen. Man muss nur die Angst vor dem Fremden schüren. Damit muss natürlich ein Zweck für einen selbst verbunden sein. Aber Angst zu schüren muss man wollen. Ich will das nicht. Ganz im Gegenteil. Ich will möglichst viel Fremdes zu Bekanntem machen. Das ist so eine Art innerer Auftrag. Denn ich versuche in allem umzusetzen, was ich mache. Denn die Energie, die man aufwendet für eine unbegründete Angst vor etwas Fremden, was alles andere als gefährlich ist, kann man für viel schönere und sinnvollere Dinge einsetzen.
Hinter das Fremde schauen, nicht um es sich zum Freund zu machen, sondern um dieses Gefühl der Befürchtung dem Fremden gegenüber erst gar nicht aufkommen zu lassen. Denn in einigem Fremden stecken wirklich Gefahren. Aber nicht, weil es jemand sagt, sondern weil ich es entdeckt habe.
Donnerstag, 1. März 2007
The Good One
Es geht um die Guten und die Anderen. Es ist kein Bestandteil der natürlichen Selektion, dass es die Guten schaffen. Ein Ziel oder eine Position erreichen. Ganz im Gegenzteil. Wer weit kommen will oder sollte, dem stehen ungeahnte Hindernisse entgegen. Im Lauf der Jahre sind mir sehr viele tolle Menschen begegnet. Und einige davon begleiten mich. Aber ich kann nicht sagen, dass es die Guten meistens bis nach ganz vorne geschafft haben. Die Guten sind alle die, denen es um das bessere Ergebnis vor allem geht. Die Menschen sehen und mit einbeziehen. Die Rücksicht nehmen, aber klar in der Sache bleiben. Die sich selbst nicht bevorteilen wollen. Sondern – wenn überhaupt – am Erreichten teilhaben wollen. Die einfach höflich sind, zuvorkommend, auch mal nachsichtig. Die mit nichts drohen, was sie ohnehin nicht bereit wären, einzusetzen. Die Bitte sagen können und Entschuldigung.
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