Montag, 30. Oktober 2006
Ein Plan ist leider oft nur ein schlechter Plan
Die Städteplaner hatten Anfang der 70er große Pläne. Sie schufen ganze Städte auf einen Schlag. Aus der Retorte. Lebensraum für tausende Familien vom Zeichenbrett. Sozialer Wohnungsbau. So entstand auch der Kölner Stadtteil Köln-Chorweiler. An alles haben die Idealisten und Visionäre damals gedacht. Es gibt ein City-Center zum Einkaufen. Ein Schwimmbad. Es gibt eine Polizeidienststelle. Kindergärten. Spielplätze. Schulen. U-Bahn. Busbahnhof. Ein Ärztehochhaus. Alles, was ein Ballungsraum braucht, wurde auf einen Schlag gebaut. Ein Plan der 70er.
Ein Scheißplan, wie sich einige Zeit später herausstellte. Denn es war ein Plan, der das Wesentlichste nicht berücksichtigt: den Menschen. Denn Chorweiler ist schnell ein sozialer Brennpunkt geworden. Eine Stadt mit einem Ausländeranteil weit über 50%. Mit vielen Menschen am Existenzminimum. Mit vielen Arbeitslosen. Mit viel Kriminalität. Mit viel Aggressivität und Gewalt. Mit vielen Selbstmorden. Woher ich das weiß? Ich bin da zur Schule gegangen. In die Heinrich-Böll-Gesamtschule Köln-Chorweiler.
Deshalb hab ich ein sehr genaues Bild von assozial, wenn andere glauben, über dasselbe zu sprechen. Ein sehr detalliertes. Denn ich war da. 8 Jahre lang. In einer Stadt ohne Seele, ohne Herz. Die einem nie das Gefühl von zuhause vermittelt. Das wohl größte Asylantenheim Deutschlands. Zum Glück habe ich ca. 20 Kilometer davon entfernt gewohnt. Aber ich habe nichts vergessen. Die Bilder sind alle noch da, als ob es gestern war. Dabei habe ich im Juni 1985 das letze Mal den Boden von Chorweiler betreten. Denn wer diesen Ort einmal verlassen hat, der kommt nie wieder.
Schon damals war ich sehr verwundert über die Pläne, die einem schon auf den ersten Blick vor Augen führten, dass sie nie aufgehen würden. Ob einer der Planer oder Architekten von Chorweiler je selbst dort gewohnt hat? Wohl kaum. Das ist auch das Elend mit der Werbung. Es fehlt die Nähe zu den Dingen und Zielgruppen. Die man sieht und spürt. Zuviel Distanz. Nur mit spitzen Fingern berührt. Ich merke, dass da jemand etwas nicht selbst anfassen, begreifen oder respektieren will. Das geht so weit, dass die Zielgruppe regelrecht verarscht wird.
Ich sag ja nicht im übertragenen Sinne, dass jeder in Chorweiler wohnen muss, um zu kapieren, was da los ist, aber man sollte die Menschen nicht veräppeln. Respekt ist das Wichtigste. Distanz verhindert diesen. Wer Distanz bewahren will, sollte zumindest den Respekt um so mehr auftrecht erhalten.
Sonst haben die Pläne der Werbung die selbe verheerende Wirkung wie die der Städteplaner in der 70ern. Denkt an die Menschen. Die Arbeitsplätze. Den Nutzen. Die Lebensqualität. Niemand möchte in einem schlechten Plan aufwachen.
Deshalb amüsiert mich die Unterschichten-Diskussion sehr. Nicht hinsehen, bedeutet nicht, dass es nicht trotzdem da ist. Nicht wahr haben wollen, bedeutet nicht, dass es nicht längst irgendwo traurige Realität ist. Das ist ja wie in der französischen Revolution, als das hungernde Volk um Brot bettelte und Marie Antionette sich die Bemerkung nicht verkneifen konnte, zu äußern: Wenn die kein Brot haben, warum essen sie denn keinen Kuchen?
Ich wünsche allen Schichten eine schöne Woche.
Geschrieben von Christof Hintze
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Dienstag, 24. Oktober 2006
An der falschen Stelle suchen
Die Gesellschaft sucht auf dem Weg zu bahnbrechenden Lösungen immer an der falschen Stelle. Die Erwartung ist immer an die falschen Personen, Institutionen und Unternehmen gerichtet. Denn so gut wie fast alle weltbewegenden Entwicklungen entsprangen immer Köpfen, von denen man nichts erwartet hätte. Trotzdem beauftragen und wählen wir immer die, die es nachweislich noch nie konnten.
MP3 hat wer erfunden: Sony? Philips? Das Betriebssystem, das über 90% des Weltmarkts abdeckt, hat wer erfunden: IBM? Nixdorf? Der Flachbildschirm ging von Loewe oder Nordmende aus? Welcher Pharmakonzern hat das Penizilin entdeckt?
Wer was Neues will, wer was Besseres will, wer Veränderung will, der muss aufhören, das von denen zu erwarten, die es noch nie geschafft haben.
Erfahrung – was ist das wert? Erfahrung ist rückwärtsorientiertes Denken. Welchen Erfahrungsschatz hatten die Macher von Google, die von e-bay, die von Nordpol+, die von YouTube? Wie konnte ein Unternehmen wie Sony die Entwicklung von Flachbildschirmen, Computern, Handys und Digi-Cams verschlafen? Warum sind die bahnbrechenden Entwicklungsschritte in der digitalen Fotografie nicht von Minolta, Nikon, Hasselblad und Leica ausgegangen? Wie kann ein Fernsehhersteller wie Nokia das Non Plus Ultra im Handy-Markt werden? Wer war 1990 Motorola? Jamba?
Es gibt ein Verfallsdatum für Innovationskraft. Es gibt immer die Initiatoren, die dann aufsteigen, bewahren wollen, sich abgrenzen, bewahren müssen, die Entwicklung verpassen und untergehen. Es gibt Geschäftsführer internationalen Werbeagenturen, die nicht wissen, was ein Blog ist. Oder ein Forum. Es gibt Pressesprecherinnen von großen Automobilkonzernen, denen ergeht es ähnlich.
Das Ausruhen auf den Lorbeeren der Vergangenheit ist der Beginn des Alterungsprozesses. Die freien Radikalen, die das Altern der Zellen zu verantworten haben, heißen in Unternehmen: Arroganz, Überheblichkeit, Besserwisserei, Bewahren und Erfolg von gestern.
Nichts ist langweiliger als der Erfolg von gestern oder der mögliche Erfolg von morgen. Alles was zählt, ist der Erfolg von heute. Und wer in die beiden Gesichter der YouTube-Macher gesehen hat, der sieht, wovon ich spreche. Es suchen alle an der falschen Stelle und wundern sich, dass nichts voran geht.
Ein Fehler im System. Ein dicker Hund.
MP3 hat wer erfunden: Sony? Philips? Das Betriebssystem, das über 90% des Weltmarkts abdeckt, hat wer erfunden: IBM? Nixdorf? Der Flachbildschirm ging von Loewe oder Nordmende aus? Welcher Pharmakonzern hat das Penizilin entdeckt?
Wer was Neues will, wer was Besseres will, wer Veränderung will, der muss aufhören, das von denen zu erwarten, die es noch nie geschafft haben.
Erfahrung – was ist das wert? Erfahrung ist rückwärtsorientiertes Denken. Welchen Erfahrungsschatz hatten die Macher von Google, die von e-bay, die von Nordpol+, die von YouTube? Wie konnte ein Unternehmen wie Sony die Entwicklung von Flachbildschirmen, Computern, Handys und Digi-Cams verschlafen? Warum sind die bahnbrechenden Entwicklungsschritte in der digitalen Fotografie nicht von Minolta, Nikon, Hasselblad und Leica ausgegangen? Wie kann ein Fernsehhersteller wie Nokia das Non Plus Ultra im Handy-Markt werden? Wer war 1990 Motorola? Jamba?
Es gibt ein Verfallsdatum für Innovationskraft. Es gibt immer die Initiatoren, die dann aufsteigen, bewahren wollen, sich abgrenzen, bewahren müssen, die Entwicklung verpassen und untergehen. Es gibt Geschäftsführer internationalen Werbeagenturen, die nicht wissen, was ein Blog ist. Oder ein Forum. Es gibt Pressesprecherinnen von großen Automobilkonzernen, denen ergeht es ähnlich.
Das Ausruhen auf den Lorbeeren der Vergangenheit ist der Beginn des Alterungsprozesses. Die freien Radikalen, die das Altern der Zellen zu verantworten haben, heißen in Unternehmen: Arroganz, Überheblichkeit, Besserwisserei, Bewahren und Erfolg von gestern.
Nichts ist langweiliger als der Erfolg von gestern oder der mögliche Erfolg von morgen. Alles was zählt, ist der Erfolg von heute. Und wer in die beiden Gesichter der YouTube-Macher gesehen hat, der sieht, wovon ich spreche. Es suchen alle an der falschen Stelle und wundern sich, dass nichts voran geht.
Ein Fehler im System. Ein dicker Hund.
Geschrieben von Christof Hintze
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Mittwoch, 11. Oktober 2006
Ich bin gesund, ich habe zum Glück kein Payback
Es ist schon erstaunlich, wie sehr alle um meine Gesundheit bemüht sind. Ganz rührend finde ich seit einiger Zeit die BP/Aral Tankstellen. Offensichtlich kümmern die sich besonders um eine ganz neue Krankheit. Das ist doch mal ein Engagement am Kunden. Daran könnten sich andere mal ein Beispiel nehmen. Tengelmann könnte sich um Durchfall-Krankheiten kümmern. Aldi um Kreislauferkrankungen. Coop um Grippe und so weiter. Und wie das geht, können sich alle bei BP/Aral abschauen. Die gehen mal wieder mit gutem Beispiel voran. Und die vergessen das nie. Egal, wann ich komme. Egal, an welcher Tankstelle hier zu Lande, immer kommt dieser besorgniserregende Blick und die vorbeugende Frage: Haben Sie Payback?
Und ich kann immer beruhigend antworten: Nein, ich habe keine Symptome von Payback. Keine Spur. Sogar mein Hausarzt hat mir das bestätigt. Und auch mein Urin und mein Stuhlgang, meine Blutprobe und alle meine Werte zeigen, ein Glück, deutlich: Kein Payback.
Aber ehrlich, wenn diese freundliche Tankstellenkette mich nicht auf diese Krankheit hingewiesen hätte, wer weiß, wie es mir heute gehen würde. Vorbildlich. Und manchmal kommt dann einer, der bitter eingestehen muss: ja, ich habe Payback. Dann gibt er eine Art Krankenhauskarte rüber und bekommt sein Benzin. Ich kann nur hoffen, dass es nicht zu spät ist. Denn Payback soll ziemlich hässlich sein, wenn das mal ausbricht.
Und ich kann immer beruhigend antworten: Nein, ich habe keine Symptome von Payback. Keine Spur. Sogar mein Hausarzt hat mir das bestätigt. Und auch mein Urin und mein Stuhlgang, meine Blutprobe und alle meine Werte zeigen, ein Glück, deutlich: Kein Payback.
Aber ehrlich, wenn diese freundliche Tankstellenkette mich nicht auf diese Krankheit hingewiesen hätte, wer weiß, wie es mir heute gehen würde. Vorbildlich. Und manchmal kommt dann einer, der bitter eingestehen muss: ja, ich habe Payback. Dann gibt er eine Art Krankenhauskarte rüber und bekommt sein Benzin. Ich kann nur hoffen, dass es nicht zu spät ist. Denn Payback soll ziemlich hässlich sein, wenn das mal ausbricht.
Abwärts - Aufwärts
Ist jemandem mal aufgefallen, das Rutschen auf Kinderspielplätzen und auch an anderen Orten grundsätzlich bergab gehen. Im übertragenen Sinn. Gibt es eigentlich endlich mal eine repräsentative Erhebung über die Auswirkung auf die Entwicklung von Kindern. Wenn die selbst immer nur bergab rutschen. Kanzlerkandidaten wollen nur fotografiert werden, wenn sie eine Treppe hinauf steigen. Nie die Treppe hinunter. Denn das bedeutet: bergab. Und könnte sich im Unterbewusstsein der Wähler negativ auswirken. Sie wollen suggerieren, mit mir geht es nur bergauf.
Hinkel und der Dutsche, haben es im großen Diktator eindrucksvoll vorgemacht, wie wichtig es für die Psyche ist, über dem anderen zu stehen. Und wir lassen unsere Zukunft in Form von Kindern ständig bergab gleiten. Kein Wunder also. Nach dem Krieg gab es so gut wie keine Rutschen. Ein Garant, oder sogar der für den Aufstieg? In allen auftstrebenden Ländern kann man signifikant feststellen, dass die Rutschendichte wesentlich geringer ist. Als hierzulande. Dafür die Wippe verbreiteter. Aber vor allem der Kletterbaum. Es fällt auf, dass die Kinder aller Wachstumsländer in den Bäumen hängen, baumeln und klettern.
Das sollte uns zu denken geben. Wie soll man aufsteigen, wenn man ständig runter rutscht? Hat sich das schon mal einer ernsthaft gefragt. Oder nur gedacht: na, dann rutsch mir doch den Buckel runter?
Geschrieben von Christof Hintze
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um
07:00
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Montag, 9. Oktober 2006
Jetzt schlägt es 13
Die irrationale Furcht vor der Zahl 13 wird Triskaidekaphobie genannt. Bei Flugzeugsitzen wird des öfteren die 13. Reihe in der Nummerierung ausgelassen. Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer, und die wilde 13. Hotelzimmer mit der Nummer 13 kann man lange suchen. Gruppe 13 im Periodensystem der Elemente wird als Gruppe der Erdmetalle oder auch Borgruppe bezeichnet. Das 13. Stockwerk fehlt oft in Hochhäusern. Ballack spielt mit der 13. Klinsmann hat das auch getan. Die Zahl 13 gilt auch als Verschwörungs-Zahl auf dem 1-Dollar-Schein. Die Zahl 13 kommt auf dem Dollar-Schein 11 mal vor, versteckt in Bildern und Texten. 13 ist die Ordnungszahl von Aluminium. "13" lautet der Titel des Buches der Fantasyautoren Wolfgang & Heike Hohlbein. Im Formel-1-Motorsport wird auf die Startnummer 13 verzichtet. Im Krankenhaus liegt niemand auf Zimmer 13. Am Freitag, den 13., soll alles in die Hose gehen. Der 13. Krieger. 13 Stühle. 13 ist in vielen Kulturen die Unglückszahl. 13 ist die sechste Primzahl. Die 13 Alten Orte sind eine geographisch-historische Größe in der Schweiz. Die zweite Wilson-Primzahl. Eine zentrierte Quadratzahl. Die kleinste Mirpzahl. Ebenso ist die 13 der fünfte Exponent einer Mersenne-Primzahl. Als mögliche Herkunft gilt der Verrat des Judas Ischariot, da er der 13. Anwesende beim letzten Abendmahl war und der Tod Christi auf einen Freitag fiel (Karfreitag). „Der 13te“ ist auch ein Synonym für den Teufel.
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