Mittwoch, 23. April 2008
Das große Misstrauen
Mein eigentlicher und größter Kampf ist der gegen das Misstrauen. Das Misstrauen gegenüber Ideen, die nicht greifbar sind. Das Misstrauen gegenüber subjektiver Wahrnehmung, gegenüber weichen Faktoren, gegenüber dem Preis-/Leistungsverhältnis.
Die Menschen haben sich Misstrauen gegenüber jedem und allem angewöhnt. Eine ziemlich blöde Angewohnheit. Denn egal, was man sagt oder zeigt, sie gehen immer davon aus, dass die Idee nicht funktionieren könnte und auch deshalb natürlich viel zu teuer ist.
Wer mit einer solchen Einstellung an die Sache von Kreativen geht, darf sich nicht wundern, dass dabei nichts raus kommt. Hat zwar auch wenig gekostet, aber auch geringe Kosten bei völliger Wirkungslosigkeit sind viel zu viel. Somit steigt das Misstrauen weiter.
Manchmal komme ich mir vor wie ein Kommunikations-Drogendealer und meine Kunden wollen ständig das Dope runterhandeln, weil sie einfach behaupten, es sei eh gestreckt und da wäre nur Mist drin.
Das ist traurig und demütigend zugleich. Eine Weile dachte ich, es läge eventuell an meiner Person. Bei nichten, dem war nicht so. Denjenigen, denen ich meine Ideen anvertraut habe, haben diese noch schlechter an den Mann gebracht. Das Misstrauen war dort offensichtlich noch größer als bei mir.
Dann ging mir ein Licht auf. Alle, mich eingenommen, verhalten sich mittlerweile so. Wir sind zunehmend misstrauischer geworden. Das ist eine kollektive Entwicklung, die nicht ganz boden- und grundlos ist. Man wird wirklich das Gefühl nicht los, von allen Seite beschissen zu werden. Deshalb!
Somit begann ich vor ca. einem Jahr nicht an den Ideen zu arbeiten, an den Kosten, am Timing, an der Präsentation, sondern am fehlenden Vertrauen. Ich nahm mir das Misstrauen vor. Von allen Seiten bekam man es mit mir zu tun. Nichts, was mit Vertrauen zu tun hat, nahm ich mehr als selbstverständlich hin. Mein Feldzug gegen das Misstrauen. Mein Kreuzzug gegen das Misstrauen.
Meine Waffe war die Kommunikation und die Offenheit. Noch nie war ich so nah am Kunden, an den Jobs, an den Lieferanten, an allem. Ich war immer und überall dabei, wenn es ging. Alle Absprachen liefen über mich. Jede Mail war an mich direkt oder „cc“. Somit war ich im gesamten kreativen Prozess allgegenwärtig.
Der Aufwand ist immens, aber es lohnt sich. Langsam zwar, aber man spürt schon die Veränderung. Das Verhältnis zum Misstrauen verändert sich, weil die Qualität der Kommunikation sich zunehmend verbessert hat. Leider bleibt somit weniger Zeit für andere Dinge. Aber man muss eben Prioritäten setzen. Die Qualität meiner Freiheit wird maßgeblich davon beeinflusst, wie sehr ich anderen vertraue und die Anderen mir. Das wurde mir immer klarer.
Somit ist das Misstrauen zu verdrängen durch Präsenz, Kommunikation und Offenheit ein und bis auf weiteres mein Weg. Ach ja, noch was. Wer Misstrauen offen bekämpft, spürt schnell wie groß die Sehnsucht nach Vertrauen ist. Ein gutes und schönes Gefühl.
Geschrieben von Christof Hintze
in Balance Marketing
um
07:40
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