Freitag, 11. April 2008
Resozialisierungsprogramm für Top-Manager
„Höchste Zeit“ denken jetzt sich viele. Ich auch. Man kann es kaum noch mit ansehen, wie sehr Top-Manager von der Spur abkommen. Eine Entwicklung, die bedrohlich erscheint, denn immerhin liegt unsere Wirtschaft in deren Händen. Also müssen wir uns auch kümmern.
Der klassische Top-Manager kann so gut wie alles, aber nichts mehr selbst. Wie auch. Es wird ihm fast alles abgenommen und den Rest delegiert er weiter. Bei einer Fehlfunktion des Druckers ist er hilflos und bestellt einen neuen, anstatt einfach Papier nachzulegen.
Müsste er eine Firmenreise selbst buchen, würde er seinen Schreibtisch bis auf weiteres nicht mehr verlassen. Seine sozialen Kontakte verkümmern, denn er sieht so gut wie nie seine Familie. Echte Freunde kennt er nicht. Somit stumpft der Top-Manager zusehend ab. Der Tribut an die geforderte Flexibilität macht Meinungen und Entscheidungen unmöglich.
Seine Beziehung zu den Unternehmen, in denen er verweilt, kann man nur als oberflächlich bezeichnen. Er hat schon Mühe, sich den Firmennamen zu merken, in der er gerade zur Untätigkeit verdonnert wurde.
Längst hat ihn das System zu einem Business-Söldner verkommen lassen. Beziehungen und Gefühle sind da nicht angebracht. Heute hier, morgen dort. Die Verhaltensauffälligkeiten des Top-Managers werden immer merkwürdiger. Der Drang, Grenzen zu überschreiten, die man besser nicht überschritten hätte, wird immer größer.
Viele seiner Verhaltensweisen muss man als asozial beschreiben, denn die Auswirkungen seiner Untätigkeit und seiner Einstellung zu den Dingen läßt keinen anderen Schluss zu. Aber auch hier ist der Top-Manager nicht der Täter, sondern das Opfer. Er ist das, wozu die Gesellschaft ihn gemacht hat. Er kann nicht anders, denn er weiß es nicht besser.
Somit wird es Zeit im großen Stil die Top-Manager wieder einzufangen und zu resozialisieren. So, dass sie ein funktionierender Teil unserer Gesellschaft sind. Sie müssen wissen und lernen, welche Auswirkungen ihr Verhalten hat. Und man muss ihnen Schritt für Schritt das Gehen in einer Gesellschaft wieder beibringen.
Denn der Top-Manager entfernt sich sukzessive von seiner eigenen Gesellschaft. Das fügt ihm und der Gesellschaft nur Schaden zu. Zudem wird das kriminelle Potential immer größer, je größer die Distanz zu der Gesellschaft wird, in der er agiert.
Deshalb fordere ich ein umfangreiches Resozialisierungsprogramm für Top-Manager - ganz im Ernst - denn die Lage ist schon schwer genug. Der Manager muss ein sinnvolles akzeptiertes Mitglied unserer Gesellschaft werden. Das bringt schon seine Position mit sich. Die Verbindung zu dem, was wirklich wichtig ist, muss wieder hergestellt werden.
Sonst erleben wir weiterhin in nicht absehbarem Ausmaß unser wirtschaftlich blaues Wunder. Aber wie gesagt, sie sind nicht Täter sondern Opfer falscher Ziele. Somit bringt uns die Schuldfrage nicht weiter sondern nur die Auflösung des Problems. Ein Herz für Manager? Oder doch eher: Der Manager ist auch nur ein Mensch. Du bist Manager. Gib einem Manager deine Hand. Mensch Manager...
Seminare:
1. Daddy Cool: Ich bin dein Vater - Top-Manager erklären ihren Kindern, wer sie sind.
2. Der Chef mein Freund: Manager lernen die Namen ihrer Mitarbeiter auswenig.
3. Das schaffe ich schon selbst: Manager machen selbst Kaffee und buchen eine Reise.
4. Hallo ich bins: Manager rufen alte Freunde an und treffen sich mit denen.
5. Darf ich mal?: Manager gehen in die Produktion und packen mit an oder gehen in den Vertrieb und fahren mal mit.
6. BDE-Spiel: Manager lernen Bitte, Danke und Entschuldigung zu sagen.
7. Nein-Danke-Seminar: Manager haben genug und lernen auch mal "Nein, Danke" zu sagen
8. Wer, wie was?: Manager müssen selbst ihren Mitarbeitern erklären, was sie eigentlich den lieben langen Tag lang machen.
9. Oben ohne: Manger müssen ohne Krawatte ein Meeting besuchen.
10. Überraschung: Manger kommen mal früher nach Hause.
11. SWDDUMWDS: Sag was du denkst und mach was du sagst Seminar.
Das müsste erst mal reichen.
Ach einen habe ich noch:
12. Kannst du haben: Gib deine Stadionkarte, wenn du die eh nicht benutzt, doch einem Mitarbeiter weiter.