So ca. 1980 trat ein anderes Transportmittel für Coolness, Freiheit und Unabhängigkeit in mein Leben: Das Skateboard. Es gab wenige, und die waren auch noch teuer. Die ersten spektakulären Bilder aus den USA erreichten uns. In denen My Generation in Swimmingpools umher kurvte. Coole Klamotten – und einfach alles an dieser Welle war so, dass ich sie mit absurfen musste. Es ging einfach nicht anders.
Der Besitzerstolz sollte mal wieder die Oberhand gewinnen. Und so musste ein Dog Town her. Mit Tracker X Track und Powel Bones Rädern. SKF Kugellagern. Ein Taperkick hinten unters Bord. Helm und Knieschoner waren verpönt. Und gab es in den Anfangsstunden der Skateboardwelle auch noch nicht.
Dazu trug man ebenso coole Turnschuhe. Nicht adidas oder Puma, sondern Ponys mussten es sein. Es gab in Köln den ersten Skateboard-Laden. Auf der Ehrenstraße. Der hieß Blue Diamant. Es war unsere Pilgerstätte. Da lagen sie im Fenster, jede Tag die coolen Dessins. T-Shirts für unglaubliche 59 Mark. Alles, was wir uns wünschten, lag in diesem einen Laden. Und wir hatten keine Kohle.
Aber wenn wir welche hatten, dann trugen wir sie dort hin. Für ein colles Frisbee (Wham-0), ein Shirt. Alles, was uns ein Stück von diesem Lebensgefühl vermittelte, war uns recht. Aufkleber standen brutal hoch im Kurs. Und ich hatte ein Dog Town. Und wir fuhren jeden Tag auf der Domplatte Skateboard. Jeden verdammten Tag. Und wir bauten Rampen. Und die Polizei riss sie wieder ab. Und wir bauten wieder Rampen. Und die Polizei ... Wir waren wir selbst. Wir waren anders. Und wir waren total cool.
Mengen von Japanern, die den Dom besuchten, machten Massen von Fotos von uns. Wenn wir unsere Kunststücke vorführten. Für einen kleinen Moment waren wir so etwas wie berühmt, begehrt und im Mittelpunkt des Interesses. War ein gutes Gefühl. Aber auch diese Welle war irgendwann abgesurft und lief aus. Und am Ende stand eine neue Welle: das Surfbrett. Windsurfen war das Gebot der neuen Zeit.
Hinweis: Das Board ist ohne Taperkick.